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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl August (Großh. von S.-W.-E.) - Karl Alexander (Großh. von S.-W.-E.)
Fürsten geführte rumän. Armee einen hervorragen-
den Anteil. Er eilte der bedrängten russ. Armee vor
Plevna zu .Hilfe und erhielt 4. Sept. 1877 den Ober-
befehl über die dort versammelten ruff.-rumän.
Streitkräfte, mit denen er 10. Dez. die Festung
bezwang und Osman Pascha gefangen nabm. '^chon
zu Beginn des Krieges hatte K. 22. Mai 187? die
Unabhängigkeit Rumäniens proklamiert, die durch
den Berliner Kongreß bestätigt wurde, und 26. März
1881 wurde das Fürstentum zum Königreich erhoben.
(S. Rumänien.) Am 22. Mai 1891 feierte K. sein
Wjähriges Regierungsjubiläum. Seiner 15. Nov.
l869 mit der Prinzessin Elisabeth (s. d.) von Wied
geschlossenen Ehe entsproß nur eine Tochter Marie
(geb. 1870, gest. 1874). Thronsolger ist sein Neffe,
Prinz Ferdinand (s. d.) von Rumänien. K.s Verdienst
ist es, das bis dahin von Parteien zerrissene Rumä-
nien durch eine seste Regierung zur Unabhängigkeit
und zu der angesehenen polit. Stellung, die es jetzt
einnimmt, erhoben zu haben. - Vgl. Aus dem Leben
König K.s von Rumänien, Bd. 1'(Stuttg. 1891).
Karl August, Großherzog von <^ achsen - Wei-
mar-Eisenach (1758-1828), geb. 3. Sept. 1757
als Sohn des Herzogs Konstantin. Da dieser schon
1758 starb, so führte die Mutter Amalia die Ober-
vormundschaft und Landesverwaltung. Für K. A.
sowie für ihren nachgeborcnen Sohn Friedrich Fer-
dinand Konstantin wählte sie die trefflichsten Er-
zieher. Beider Gouverneur war, auf Friedrichs
d. Gr. Empfehlung, der nachmalige preuß. Staats-
minister Graf von Görtz, Lehrer der Prinzen war
seit 1772 Wieland. 1775 übernahm K. A. felbst
die Negierung, vermählte sich mit Luise von Hessen-
Darmstadt und berief Goethe an seinen Hof, den
er 1774 auf der Durchreise in Frankfurt a. M. kennen
gelernt hatte und mit dem ihn das unbedingteste
Vertrauen und eine ungetrübte Freundschaft mehr
als 50 Jahre verband. Weimar wurde unter und
durch K. A. der Mittelpunkt der deutschen Litteratur;
neben Goethe wirkten hierWieland, Herderund später
auch Schiller. Denselben sichern und freien Blick
bewährte K. A. auch auf polit. Gebiet; er war einer
der ersten Dentschcn, der die Notwendigkeit der He-
gemonie Preußens in Deutschland erkannte; er
nahm lebhaftesten Anteil an der Begründung des
Deutschen Fürstenbundes 1785, mit dem ausge-
sprochenen Wunsch, durch diesen Bund den natio-
nalen Zusammenhang neu zu beleben. Im preusi.
Dienst machte er die Feldzüge von 1792 und 1793
mit; im Kriege von 180"; befehligte er als General-
lieutenant ein besonderes Korps. Um fein Land zu
retten, schloß er sich dem Rheinbunde an. Nach der
Schlacht von Leipzig ging er zu den Verbündeten
über und führte als rusf. General ein aus Eaebsen,
Hessen und Russen zusammengesetztes Korps nach
Belgien. Auf dem Wiener Kongreß wurde ihm eine
Gebietserweiterung zu teil; er nahm nunmehr den
Titel Großherzog an. Nach dem Frieden verwendete
er die erhaltenen Entschädigungsgelder, ungefähr
800 000Thlr., dazu, seinem Lande wieder aufzuhel-
fen, desfen Rechtspflege er gründlich verbesserte. Er
war der erste deutsche Fürst, der 5. Mai 1810 die
versprochene landständische Verfassung in seinem
Lande einführte, und er blieb diesen seinen liberalen
Anschauungen treu ungeachtet der Verleumdungen,
die in Metternichs Kreise gegen ihn laut wurden; !
auch hielt er die volle Preßfreiheit aufrecht, bis die ^
Wartburgsfeier und die radikalen Blätter ihn zu!
einigen Bosckränkungen zwangen. Er starb plötzlich !
BrocklMis' Koilurrsaliuns Litton, it. 'Ausl. X.
an einem Schlagflusse auf der Rückreise von Berlin
nach Weimar 14. Juni 1828 in Graditz bei TolMi/.
Alle Zweige der Verwaltung wurden während seiner
Regierung neu geordnet und viele Mißbräuche ab-
geschafft. Ein Kenner und Freund von Kunst und
Wissenschaft, machte K. A. seine Residenz zu einem
deutschen Athen und war ein eifriger Beschützer der
Universität zu Jena. Der Park zu Weimar, das
Residenzschloß, der Botanische Garten zu Velvedere,
die neuerbaute Bürgerschule verdanken ihm ihre
Entstehung. Ihm folgte sein Sohn Karl Friedrich
(s. d.). - Vgl. Wcgele, K. A. (Lpz. 1850); Droy'
sen, K. A. und die deutsche Politik (Jena 1857);
Ranke, Die deutscheu Mächte und der Fürstenbund
(2 Bde., Lpz. 1871-72); Briefwechsel des Groß-
Herzogs K. A. mit Goethe (hg. von Scholl, 2. Ausg.,
Wien 1873); Veaulieu-Marconnay, Anna Amalia,
K. A. u. s. w. (Weim. 1874); Briefe des Herzogs K.
A. an Knebel und Herder (hg. von Düntzer, Lpz.
1883); Düntzer, Goethe und K. A. (Lpz. 1888).
Karl Friedrich, Großherzog von Sachsen-
Weimar - E i s e n a ch (1828-53), geb. 2. Febr. 1783
zu Weimar als der ältere Sohn des Großherzogs
Karl August, genoß eine sorgfältige Erziehung,
vermählte sich 1804 mit Maria Paulowna (geb.
16. Febr. 1786), der Tochter Kaiser Pauls von
Ruhland, und folgte 14. Juni 1828 seinem Vater
in der Regierung. Er beschränkte sosort die Aus-
gaben sür den Vofhalt und traf zweckmäßige Ein-
richtungen für die Bewirtschaftung der Waldungen,
sorgte sür die Vervollständigung der Gesetzgebung,
besonders auch für Kirche und Unterrichtswesen,
Landbau, Handel und Gewerbe und nahm lebhaften
Anteil an dem Zustandekommen des Zollvereins.
Der Bewegung des I. 1848 wußte er durch Ein-
leitung umfassender Veränderungen in der Staats-
verwaltung und Berufung des liberalen Staatsrats
von Wydenbrugk in das Ministerium entgegenzu-
treten. Er starb 8. Juli 1853. Seine durch Wohl-
thun und hilfreiche Thätigkeit ausgezeichnete Ge-
mahlin Maria Paulowna folgte ihm 23. Juni 1859
in den Tod. Aus ihrer Ehe entsprossen drei Kinder:
der Nachsolger Großherzog Karl Alexander (s. d.),
Prinzessin Marie (geb. 1808, vermählt seit 26. Mai
1827 mit dem Prinzen Karl von Preußen, gest.
18. Jan. 1877) und Prinzessin Augusta (s. d.), die
Gemahlin Kaiser Wilhelms I.
Karl Alexander, Großherzog von Sachsen-
W e i m a r - Elsena ch (seit 1853), geb. 24. Juni 1818
zu Weimar, der einzige Sohn des Großherzogs Karl
Friedrich und der Großfürstin Maria Paulowna,
wurde von dem Legationsrat F. Soret (gest. 1865)
aus Genf erzogen, widmete sich, nachdem er 1834
und 1835 Italien bereist hatte, 1835-37 den Stu-
dien auf den Hochschulen von Jena und Leipzig und
besuchte dann Osterreich, Schottland, England und
Holland. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in
Breslau, woselbst er in einen: Kürassierregiment
Dienst that, begab er sich 1841 uach Petersburg an
den ihm nahe verwandten rnss. Hof, wohin er auch
später öfters zurückkehrte. Am 8. Okt. 1812 ver-
mählte er sieb mit der Prinzessin Sophie Luise (geb.
8. April 1824), der Tochter König Wilhelms Il/der
Niederlande. Nach dem Tode seines Vaters, 8. Juli
1853, regierte er als echt konstitutioneller Fürst und
verfolgte eine auf Einführung neuer zeitgemäßer
Reformen gerichtete Politik im Innern sowie eine
streng nationale Haltung nach außen. Die Achtung
und Liebe, die er sich erworben, traten namentlich
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