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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl XIII. (König v. Schweden u. N.) - Karl XIV. Johann (König v. Schweden u. N.)
kaufte sich den Frieden durch die Abtretung Asows.
Seiueu Agenten gelang es, die Pforte gegen K.
einzunehmen, und letztere erteilte dem Seraskier
von Vendcr den Auftrag, den König zur Abreise
zu nötigen. K. beschloß mit etwa 300 Mann, aus
denen sein Gefolge bestand, der Macht der Pforte
zu trotzen und verteidigte sich, als er von den Türken
angegriffen wurde, gegen ein ganzes Heer, wurde
aber endlich 12. Febr. 1713 gefangen genommen.
Die Türken führten ihn von Bender erst nach Timur-
tasj und dann nach Demotika bei Adrianopel. Hier
brachte er zwei Monate im Bett zu, indem er sich
krank stellte. Endlich überzeugte er sich, daß er von
der Pforte keine Hilfe zu hoffen habe, und da in den
jchwed. Reichsständen, die Ende 1713 zusammenge-
treten waren, Mißvergnügen über die Abwesenheit
des Königs laut wurde, so beschloß er endlich, die
Türkei zu verlassen. Er sandte eine Abschiedsgesandt-
fchaft nach Konstantinopel, reiste verkleidet, nur von
zwei Offizieren begleitet, ab und kam nach einem
16tägigen Nitt 22. Nov. 1714 vor ^tralsund an.
Kurze Zeit darauf wurde diefe Stadt durch eine
vereinigte Armee von Dänen, Sachsen, Preußen
und Nüssen belagert und mußte 23. Dez. 1715 über-
geben werden. Schon vorher hatte sich K. nach Lund
in schonen begeben und Maßregeln getroffen, die
Küsten zu sichern. Dann griff er Norwegen an und
belagerte Frederikshald, wo ihn 11. Dez. 1718 im
Laufgraben eine Falkonettkugel an den Kopf traf
und sofort tötete. Nach neuern Forfchungen ist die
früher allgemein verbreitete Ansicht, daß die tötende
Kugel von schwed. Seite gekommen sei, irrtümlich.
Mit K.s Tode trat Schweden aus der Reihe der Groß-
mächte. Ihm folgte in der Regierung feine mit dem
Erbprinzen von Hessen, Friedrich, vermählte Schwe-
ster Ulrike Eleonore. 1808 wurde K.s Kolossalstatue
lvon Molin) in Stockholm enthüllt. K.Z Briefe gab
Earlson heraus (Stockh. 1803).
Festigkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeitsliebe
waren Hauptzüge in K.s Charakter; dabei aber
war er auch von unbeugsamem Starrsinn. Als
Feldherr war er von hervorragender Bedeutung,
doch fehlten ihm die Eigenfchaften des Staats-
manns. Seine Lebensweife war sehr einfach. Er
vermied alle Zerstreuungen; der Wein war von
seiner Tafel verbannt und grobes Brot zuweilen
seine einzige Speise. Seine Kleidung bestand aus
einem einfachen blauen Rock, und gleich feineu Sol-
daten fchlief er im Lager, in feinen Mantel gehüllt,
auf der Erde.
Litteratur. K.s Geschichte schrieb sein Kaplan
Norberg; Adlerfeld gab militär. Denkwürdigkeiten
über ihn heraus; interessant, aber weniger zuver-
lässig ist Voltaires Uiswii-s äs (^ärleg XII.
Vgl. ferner Lundblad, XonunF (^aiig XII. digtoi'i^
(2'Bde., Stockh. 1825-29; deutsch, 2 Bde., Hamb.
1835-40); Oskar II., K. XII. als König, Krieger
und Mensch (deutsch, 2. Aufl., Berl. 1875); von Sa-
rauw, Die Feldzüge K.s XII. (Lpz. 1881); Earlson,
Geschichte Schwedens, Bd. 4-0 (Gotha 1865-87).
Karl XIII., König von Schweden und Nor-
wegen (1809-18), geb'. 7. Okt. 1748 als der zweite
^ohn des Königs Adolf Friedrich und der Schwester
Friedrichs d. Gr., Luise Ulrike, führte als Prinz den
Titel Herzog von Södermanland. In dem Kriege
mit Rußland 1788 - 90 schlug er sich zu wieder-
holtemnalen tapfer mit der Flotte der Russen.
Nach Ver Ermordung seines Bruders Gustav III.
(1792) trat er an dle Spitze der Regentschaft für
Llrtitc'l, dü' Ulan unter K verm
feinen Neffen, den jungen Gustav IV. Adolf, überließ
aber bald die Führung der Geschäfte seinem Günst-
ling Reuterholm, bis er 1796 die Regierung dem
mündig gewordenen Gustav übergab. Insolge der
Revolution von 1309 wurde er zum Reichsverweser
berufen und 6. Juni 1809 als König an die Spitze
des Staates gestellt. Er erkaufte sich den Frieden
mit Rußland zu Frederikshamu (17. Sept. 1809),
mit Dänemark zu Iönköping (10. Dez. 1809) und
mit Napoleon zu Paris (6. Jan. 1810) durch die
Abtretung Finlands an Rußland und den Beitritt
zum Kontinentalsystem. Da seine Kinder aus der
Ehe mit Charlotte von Oldenburg früh gestorben
waren, hatte er den Prinzen Karl August von
Holstein - Sonderburg - Augustenburg (s. Augusten-
burger Linie) zum Nachfoilger erwählt, nach dessen
Tode aber den von den Ständen im Aug. 1810 ge-
wählten franz. Marschall Bernadotte adoptiert, der
nach seiner Ankunft in Schweden sofort der eigent-
liche Regent des Reichs wurde. K. starb 5. Febr.
1818. Ihm folgte Bernadotte als Karl XIV. Jo-
hann (s. d.).
Karl XIV. Johann, König von Schweden
und Norwegen (1818-44), Adoptivsohn und Nach-
folger Karls XIII. (s. d.), hieß eigentlich Johann
Baptist Julius Bernadotte und war als der
Sohn eines Rechtsgelehrtcn 26. Jan. 1763 zu Pau
(Depart. Basses-Pyrenees) in Frankreich geboren.
Er trat 1780 als Freiwilliger in die franz. Armee
und war beim Ausbruch der Revolution Feldwebel
(36i'F6Hiit-iunM'). 1792 wurde er Lieutenant, 1794
Brigadechcf, und nachdem er bei Fleurus (26. Juli
1793) eine Division befehligt hatte, bald darauf
Divisionsgeneral. Unter Iourdan begründete er
1796 in den Kämpfen am Rhein, an der Lahn und
am Main feinen Ruf als Feldherr. Dann wirkte er
1797 unter Bonaparte in Italien. Nach dem Frie-
den von Campo-Formio wurde er franz. Gesandter
in Wien. Als er daselbst auf dem Gefandtschafts-
hotel die dreifarbige Fahue aufpflanzen ließ, ent-
stand ein Volkstumult (13. April 1798), infolge-
dessen er nach Paris zurückkehrte. Bald darauf
vermählte er sich mit Eugenie Vernardine Desiree
(s. Desidcria), Tochter des Kaufmanns Clary in Mar-
seille, deren Schwester mit Joseph Bonaparte ver-
heiratet war. 1799 kommandierte Bernadotte an-
fangs die sog. Observationsarmee am Rhein. So-
dann erhielt er das Kriegsministcrium, wurde aber
schon nach drei Monaten durch das Direktorium
wieder von diesem Amte entsernt. Nach dem
18. Vrumaire (9. Nov. 1799) berief ihn Napoleon in
den Staatsrat und übertrug ihm 1800 das Kom-
mando über die Nestarmee, in welcher Stellung er
einen neuen Aufruhr in der Vend^e durch humane
Maßregeln schon im Entstehen unterdrückte. Im Juni
1801 übernahm Bernadotte das Oberkommando in
Hannover und erhielt bei der Errichtung des franz.
Kaisertums den Marschallsstab. Im österr. Kriege
von 1805 trug er bei Ülm und Austerlitz zur Ent-
scheidung wesentlich bei. Am 5. Juni 1806 er-
nannte ihn Napoleon zum Fürsten von Ponte-
Corvo. Im preuß. Kriege von 1806 befehligte er
das 1. Armeekorps und nötigte nach der Schlacht
bei Jena Blücher bei Lübeck (7. Nov.) zur Kapitu-
lation. Nach rühmlicher Teilnahme am russ.-preuß.
Kriege von 1807 erhielt er das Oberkommando über
die franz. Truppen in Norddeutfchland und Däne-
mark. In dem neuen österr. Kriege von 1809 nahm
er an der Schlacht bei Wagram teil; kurz daraus
ißt, siud unter C aufzusuchen.