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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl I. (König von Württemberg) - Karlmann
Die Verfolgung des Staatsrechtlehrers I. I. Moser
und des Dichters Schubart zeugt von seinem despo-
tischen Wesen. Die Landstände suchten nach dem
Kriege bei Kaiser und Reich Schutz und Hilfe und
wandten sich insbesondere an die prot. Mächte; aber
erst 1770 gelang es der Vermittelung des Berliner
Hofes, den sog. Erbvergleich zwischen dem Herzog
und den Ständen durchzusetzen; den Landständen
wurde ihr Steuerbewilligungsrecht bestätigt. Gün-
stig wirkte auf den Herzog in spätern Jahren seine
zweite Gemahlin, Franziska von Hoheuheim (s. d.),
ein, die er nach dem Tode seiner ersten Gemahlin,
Friederike, der Tochter der Markgräfin Wilhelmine
von Bayreuth, heiratete. Die Erbauung der Lust-
schlösser Solitüde und Hohenheim, die Verschönerung
von Ludwigsburg und Stuttgart und andere Vau-
unternehmungen gaben dem Kunsttalent Gelegen-
heit, sich zu bethätigen. Bekannt sind seine Pädagog.
Neigungen und seine berühmteste Stiftung, die
Karlsfchule (s. d.). Die letzten Jahre seines Lebens
brachte K. E. auf dem Lustschlosse Hohenheim zu,
wo er 24. Okt. 1793 starb. Ihm folgten in der Re-
gierung seine Brüder Ludwig Eugen (gest. 1795)
und Friedrich Eugen (gest. 1797). - Vgl. Vely,
Herzog K. E. von Württemberg und Franziska von
Hohenheim (3. Aufl., Stuttg. 1877).
Karl I., Friedrich Alexander, König von Wür t-
temberg, geb. 6. März 1823 zu Stuttgart, einziger
Sohn König Wilhelms I. aus dessen dritter Ehe
mit Pauline, Tochter des Herzogs Ludwig von
Württemberg, erhielt seine Erziehuug unter Leitung
des Generals Hardegg, besuchte später einige Zeit
die Universitäten zu Tübingen und Berlin und wid-
mete sich dann zu Ludwigsburg dem Militärwesen.
Am 13. Juli 1840 vermählte er sich mit der Groß-
fürstin Olga (geb. 11. Sept. 1822, gest. 30. Ott.
1892), der Tochter des Kaisers Nikolaus I. von Nuß-
land. Nach dem Ableben seines Vaters bestieg K.
25. Juni 1864 den Thron. In den deutschen Ver-
hältnissen hielt er zur Politik der Mittelstaaten und
erklärte sich 1860 gegen Preußen; seitdem aber
näherte er sich Preußen immer mehr und bewährte
namentlich 1870 im Kriege gegen Frankreich und
bei der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs
seine Bundestreue. Er starb nach langer, schwerer
Krankheit 6. Okt. 1891 in Stuttgart. Da seine Ehe
tinderlos war, folgte ihm sein Neffe als Wilhelm 11.
(s. d.) auf dem Thron. K.s Namen führt jetzt das
5. württemb. Grenadierregiment Nr. 123. - Vgl.
Württemberg und sein König 1864-89 (^tnttg.
1889); Hochstetter, König K. von Württemberg.
Seine Lebensgeschichte und Negierung (ebd. 1891).
Karldor, Goldmünze, s. Karlsdor.
Karl - Friedrich - Verdienstorden, Mili -
tarisch er, von Großherzog Karl Friedrich von
Baden 4. April 1807 für milit'är. Verdienst gestiftet,
wird in Grohlreuze, Commandeure 1. und 2. Klasse
und Ritter eingeteilt. Das Ordenszeichen besteht in
einem weiß emaillierten, achtspitzigcn Kreuz, auf
dessen rundem, rot emailliertem Mittelschild inner-
balb eines grünen Nandes mit der Inschrift: "Für
Badens Ehre" der Namenszug des Stifters 0. 1''.
angebracht ist. Das Kreuz ist von einem Lorbeer-
Kranze umgeben, von einer Krone überhöht und wird
an einem weiß eingefaßten roten Bande mit einem
gelben Mittelstreifen getragen. (S. Tafel: Die
wichtigsten Orden II, Fig. 2.)
Karli, in den Stein gehauener altind. (buddhi-
stischer) Tempel- und Klosterbau, liegt auf dem Wege
von Bombay nach Puna 18° 45^ nördl. Br. und
73° 31/ östl. L. von Greenwich. An einer Felsen-
wand, die sich fast senkrecht bis zu 260 in über den
Boden erhebt, sind dem Buddhismus gewidmete,
schon seit undenllichen Zeiten sich selbst überlassene
Höhlentempel eingehauen. Sie bestehen in einer
geräumigen und etwa 42 Fuß hohen Haupthalle,
neben welcher sich eine Anzahl kleinerer Höhlen be-
findet, die augenscheinlich für Wohnungen von
Eremiten oder Mönchen bestimmt waren. Der
Grottentempel von K. gehört zu den ältesten und
künstlerisch bedeutsamsten Steinbauten Indiens. (S.
Tafel: Indische Kunst II, Fig. 1-4.)
Karlm, s. Karolin.
Karlisten werden in Spanien die Anhänger des
Thronprätendenten Don Carlos (s. d.) genannt,
früher auch in Frankreich die Anhänger Karls X.
(s. d.) oder der ältern bourbonischen Dynastie.
Karl-Johannsvärn, s. Horten.
Karl-öudwigbahn, Galizische, normal-
spurige im Königreich Galizien belegene ehemalige
Privatbahn, welche 1. Jan. 1892 in den Besitz des
! österr. Staates übergegangen ist. Von der Bahn
l (848 km) entfallen 352,5 kni auf die westl. Linien
(Krakau-Lembcrg u. s. w.), 241,4 km auf die östl.
Linien (Lemberg-Podwoloczyska-Neichsgrenze und
Krasne-Vrody-Neichsgrenze) und 254,i km auf Lo-
kalbahnen (Dembica-Nozwadöw, Saböw-Nadbrzezie
und Iaroslau-Sokal). Die Bahn wurde einer Ge-
sellfchaft unterm 3. März 1857 genehmigt und ihr
gleichzeitig die Staatsbahnlinie Krakau-Dembica
nebst Zweigbahnen käuflich überlassen. Außer klei-
nern von der Gesellschaft erbauten Strecken wurde
die Hauptlinie Przemysl-Lemberg 4. Nov. 1861 er-
öffnet. Von den später genehmigten Strecken wur-
den Lemberg-Zloczöw und Krasne-Brody 12. Juli
1809, Zloczöw-Tarnopol 22. Dez. 1870 und 1. Aug.
1871, Tarnopol-Podwoloczyska-Russ. Grenze 4. Okt.
1871 dem Verkehr übergeben. Die Einnahmen
betrugen (1891) aus dem Personen- und Gepäck-
verkehr 5191183, aus dem Güterverkehr 15 371870,
aus sonstigen Quellen 125578, die Gesamtausgabe
13398357M. Von den 1522334 beftrdertenPer-
sonen wurden 114553848 Personenkilometer zurück-
gelegt, von den 1600652 t Gütern 425677149
Tonnenkilometer; außerdem wurden 6448 t Gepäck
und 143264 t frachtfreies Dienstgut befördert. An
Betriebsmitteln waren 173 Lokomotiven, 345 Per-
sonen-, 3574 Güter-, 19 Postwagen vorhanden.
Karlmann, Name mehrerer Karolinger.
1) K., der älteste Sohn Karl Martells, teilte das
Neich (als Hausmeier) mit seinem Bruder Pippin
und warf mit diesem die Ausstände seines vom Erbe
ausgeschlossenen Stiefbruders Grifo, der Aqni-
tanicr, Alamcmnen, Bayern und Sachsen nieder.
Zugleich ordneten K. und Pippin mit Hilfe des
Vonifatius die frank. Kirche. Einen neuen Aus-
stand der Alamannen strafte K. durch das Blutbad
von Cannstatt 746. Im I. 747 entsagte er mit
seinem Sohne Drogo der Herrschast, indem er seinen
Anteil Pippin übergab, Mönch wurde, das Kloster
auf dem Berge Eoracte bei Nom gründete und sich
750 nach Monte-Casino zurückzog. 754 kam K. als
Unterhändler des Langobardenkönigs Aistuls in
das Frankenreich zurück, wurde aber von Pippin
zu Vienne in ein Kloster eingeschlossen, wo er
17. Aug. desselben Jahres starb.
2) K., zweiter Sohn des Königs Pippin und der
Vertrada, teilte bei des Vaters'Tode, Sept. 768,
Artikel, die inan unter K vermisst, sind unter E aufzusuchen.