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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Karolingischer Sagenkreis; Karolinische Bücher; Karolinische Bulle; Károly; Károlyi; Károlyváros; Karosse; Karōtis; Karotte; Karpaten

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Karolingischer Sagenkreis - Karpaten

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Karŏlinger'

deutsche Linie. Diese zerfiel bei Ludwig des Deutschen Tode 876 in drei Zweige. Da aber Karlmann 880 und Ludwig III. (der Jüngere) 882 ohne Erben starben, so vereinigte der dritte Bruder, Karl der Dicke, die ganze Hausmacht, gewann auch Frankreich, Italien und die Kaiserkrone dazu, verlor dann aber all seine Lande noch vor seinem Tode 888. Jetzt gewann Arnulf, ein außerehelicher Sohn Karlmanns, die deutsche und die Kaiserkrone und übermachte sie 899 seinem Sohne Ludwig dem Kinde, mit dem die deutschen K. 911 erloschen. - In Frankreich (s. d., Bd. 7, S. 82b) hielten sich die K. in beständigen Kämpfen mit ihren Vasallen noch bis 987 auf dem Throne. Zwar suchte Herzog Karl von Niederlothringen, der Oheim des letzten Königs, Ludwigs V., sein Erbfolgerecht mit den Waffen geltend zumachen, allein er wurde von Hugo Capet überwunden und starb als letzter der K. 994 im Gefängnis. - Vgl. Warnkönig und Gérard, Historie des Carolingiens (2 Bde., Brüss. 1864); E. Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen Reichs (3 Bde., 2. Aufl., Lpz. 1887-88): Lot, Les derniers Carolingiens (Par. 1891).

Karolingischer Sagenkreis, s. Karlssage.

Karolinische Bücher, s. Carolini libri.

Karolinische Bulle, die von Kaiser Karl IV. zu Prag 13. Okt. 1359 erlassene Bulle, die den Geistlichen und ihren Gütern den kaiserl. Schutz gegenüber den weltlichen Behörden sicherte.

Károly (Nagy-Károly), Stadt mit geordnetem Magistrat und Hauptort des Stuhlbezirks K. (35 119 E.) und des ungar. Komitats Szatmár, an den Linien Debreczin-Kiralyháza und K.-Zilah (92 km) der Ungar. Staatsbahnen, Sitz der Komitatsbehörden und eines Bezirksgerichts, hat (1890) 13 475 meist kath. magyar. E., darunter 3113 Griechisch-Katholische, 3216 Evangelische und 2073 Israeliten, mehrere Kirchen, ein schönes Komitatshaus, Stammschloß der gräfl. Familie Károlyi (s. d.), Piaristen- und Nonnenkloster, Obergymnasium; Dampfsägewerk, Ziegeleien, Tabak-, Mais- und Weinbau, Baumwoll- und Leinenweberei, Wochen- und Jahrmärkte, namentlich für Getreide und Vieh. Der Ort wurde 7. Mai 1887 durch eine Feuersbrunst verheert.

Károlyi von Nagy-Károly, Grafen, ungar. Adelsfamilie, deren Stammsitz Nagy-Károly im Komitat Szatmár ist. Sie stammt nachweisbar von dem im 13. Jahrh, bekannten Geschlechte Kaplyon ab, das seine Genealogie bis in die Zeit Arpads zurückzuführen vermag. Das ungar. Baronat erlangte Michael K. 1609, den ungar. Grafenstand dessen Enkel Alexander K. 1712, der in den Rakoczyschen Freiheitskämpfen Kuruczengeneral, später Oberbefehlshaber war und 1741 zum Feldmarschall ernannt wurde. Sein Sohn Franz (1705-58) war einer der hervorragendsten Führer im ungar. Aufstand von 1741-1745 und stand im Siebenjährigen Kriege als General an der Spitze des Armeedistrikts jenseits der Theiß; auch dessen Sohn, Graf Anton (1732-91), kämpfte als General im Siebenjährigen Kriege und wurde als Feldzeugmeister Ritter des Goldenen Vließes. Graf Alois K., geb. 8. Aug. 1825, Ritter des Goldenen Vließes, k. k. Kämmerer und Geh. Rat, ward 1860 Gesandter in Berlin, nahm 1866 teil an den Friedensverhandlungen in Nikolsburg, ward 1871 Botschafter in Berlin, war zweiter österr. Bevollmächtigter auf dem Berliner Kongreß und wurde 1878 Botschafter in London. 1888 trat er in den Ruhestand und starb 20. Dez. 1889. Nutznießer des ersten Fideikommisses ist jetzt Graf Ladislaus K. (geb. 20. Juni 1859), während seines Vaters Halbbruder, Graf Alexander K. (geb. 10. Nov. 1831), Wirkl. Geheimrat, als Senior der Familie zu gelten hat.

Károlyváros (spr. -wahrosch), ungar. Name von Karlstadt (s. d.) in Kroatien.

Karosse (frz.), Staats-, Prachtwagen.

Karōtis (grch.), Name der beiden großen Kopf- oder Halsschlagadern, die, aus der Aorta entspringend, das Blut nach dem Kopfe hinleiten. (S. Hals und Tafel: Die Blutgefäße des Menschen, Fig. II, 9; Bd. 3, S. 168.)

Karotte (frz.), Gemüsepflanze, s. Mohrrübe. - K. nennt man auch Tabak in Stangen, die gewöhnlich die Gestalt zweier mit den Grundflächen zusammengesetzter abgestutzter Kegel haben und etwa 30-50 cm lang sind. Sie werden aus getrockneten, sortierten und ausgerippten Tabakblättern, die die erforderliche Beize erhalten haben und zuvor in sog. Puppen verwandelt worden sind, mittels eines besondern Werkzeugs, dem Karottenzug, angefertigt und mit Bindfaden fest und dicht umwickelt (siselliert), um sie in dieser Form bequemer auf der Rapiermühle rapieren oder zerreiben zu können. Die Darstellung der K. ist nur eine Vorbereitung zur Fabrikation des rapierten Schnupftabaks und bezweckt, durch festes Zusammenpressen die präparierten Blätter vor dem Luftzutritt zu bewahren, um sie so jahrelang lagern lassen zu können. Die Bezeichnung K. ist in Laienkreisen auf jeden rapierten Schnupftabak übergegangen.

Karpaten (die Montes Sarmatici der Alten), das Gebirge, das, Ungarn und Siebenbürgen im N., O. und S. in einem mächtigen Halbkreise umwallend und teilweise erfüllend, den östl. Flügel des Gebirgsbogens von Centraleuropa bildet. Die K. sind in geolog. Beziehung die Fortsetzung des Gebirgssystems der Alpen; von dem deutschen Mittelgebirge, zunächst dem schlesischen und mährischen, trennt sie die Einsenkung der March und der Beczwa, von den Alpen und vom Balkan das Thal und die Niederungen der mittlern und der untern Donau; nur an wenigen Stellen, bei Preßburg, Waitzen und Orsova, treten sie mit ihren Zweigen den Ausläufern beider Systeme gegenüber. Tiefebenen umgeben sie auf allen Seiten. Politisch gehört das Gebirge fast gänzlich der Österreichisch-Ungarischen Monarchie an. Es bildet die Grenze zwischen Ungarn und Siebenbürgen einerseits, Mähren, Schlesien, Galizien, Bukowina, Rumänien andererseits und die Hauptwasserscheide zwischen Donau und Oder, Weichsel und Dnjestr. Seine Ausdehnung von NW. gegen SO. beträgt 1632 km, sein Areal 188 000 oder mit den Hochebenen von Galizien und der Bukowina 247 800 qkm, die von ihm umschlossene Tiefebene etwa 104 600 qkm. Es zerfällt in folgende Hauptteile: die Westlichen K. oder die Beskiden im weitern Sinne, die Centralkarpaten oder das karpatisch-ungar. Hochland im NW., das Siebenbürgische Hochland im SO. und das Karpatische Waldgebirge, welches beide verbindet. Die Centralkarpaten und die siebenbürgischen K. oder Transsylvanischen Alpen sind die höchsten, von ziemlich gleichen: Umfang, massen- und gruppenartig, das Waldgebirge ist weit niedriger und kettenartig. (S. Karte: Ungarn und Galizien beim Artikel Ungarn.)

1) Die Westkarpaten oder Beskiden im weitern Sinne fallen nach W. und N. gegen die March und

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 185.

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