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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kastri - Kat
binden, Abdrehen, Abquetschen oder Ausreißen
des Samenstranges, diejenige der weiblichen Tiere
dnrch Entfernung der Eierstöcke vermittelst des Flan-
tenschnittes oder nach der Charlierschen Methode
von der Scheide aus. - Vgl. Ableitner, Die Ver-
schneidung der Haustiere (Brem. 1879); Günther,
Das Kapaunen der Kähne (Berl. 1890); Hering, Ope-
rationslehre für Tierärzte (5. Aufl., Stuttg. 1891);
L. Hoffmann, Die K. der Haustiere (Lpz. 1892).
Eine kastrierte Schrift nennt man eine solche,
in welcher gewisse Stellen, die ursprünglich darin
stehen sollten, weggelassen sind. Es geschah dies
früher besonders mit röm. und gricch. Schriftstel-
lern, um das Anstößige zu entfernen; man bezeich-
nete diese Verstümmelung gleich auf dem Titel durch
Hmzufügung des Wortes cH3tiMw5.
Kastri (ncugrch.), Burg, häusiger Ortsname in
Griechenland, z. V. auf der Stelle des alten Delphi
(s. d.) und des alten Hermione (s. d.).
Kastriöta, Georg, s. Skandcrbcg.
Kastro (Kastron, d. h. Festung), moderner
Name für die Hauptplätze mehrerer gricch. Inseln:
an der Westküste von Lemnos das alte Myrina, an
der Ostküste von Lesbos das alte Mytilene (s. d.),
auf Antiparos (s. d.), auf Chios (s. d.), auf Melos
(s. d.), auf Tenos (s. d.) u. s. w.
Kaftrop^ Flecken im Landkreis Dortmund des
preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Linie Herne-
Dortmund der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Dortmund), hat (1890)
4988 E., darunter 1430 Evangelische; Post zweiter
Klasse mit Zweigstelle, Telegraph, je 2 Kirchen
und Krankenhäuser: Sprengstofffabrik (Dahmemt),
Dampfmahlmühlen, Sägewerk, Ziegeleien und in
der Nähe die Steinkohlenzechen Erin, Viktor und
Graf Schwerin.
Kaftro-Plaka oder Plaka, s. Melos.
Kaftvogt, s. Kastenvogt.
Kasualien, s. (^uaii^ und Kasualrcoen.
Kasualität (neulat.), Zufälligkeit.
Kasualreden, diejenigen geistlichen Reden, zu
denen besondere Fälle (ca8U3, Kasualien) Ver-
anlassung geben, wie Taufen, Trauungen, Begräb-
nisse, Eröffnung von Land- und Reichstag u. s. w.
Kasuar ((^uarii^), Vogelgattung aus der
Familie der Straußenvögel, welche mit hohen, zum
Laufen geschickten Beinen versehen sind, aber der
Schwungfedern entbehren und deshalb nicht fliegen
tonnen. Die K. unterscheiden sich vom Strauße und
den verwandten Gattungen durch eine knöcherne,
unbesiederte Austreibung, welche, einem Helme ver-
gleichbar, den Schädel deckt, und durch den mit zwei
Fleischlappen verfehenen Vorderhals. Man kennt
neun Arten, welche alle die Wälder der austro-
malaiischen Inselregion bewohnen. Die K. leben
monogamisch und legen 5-6 hellgrüngrauc dunkel
gekörnte Eier. Am längsten bekannt ist der indi-
sche K., Helmkasuar (0H8UÄriii8 g^eatiiZ Iv.,
s. Tafel: Strauhvögelll, Fig. 3), welcher in den
Wäldern der Insel Ceram'einheimisch ist. Er wird
gegen 2 in hoch und hat ein schwarzes Gefieder, das
aus unzerteilten, steifen, den Roßhaaren ähnlichen
Federbärten besteht. Kopf und Oberhals sind nackt,
auf der Hinterseite lebhaft blau und vorn, beson-
ders nach unten, rot. Er nährt sich von saftigen
Früchten, weichen Pflanzcnteilen und Würmern und
gewöhnt sich in der Gefangenschaft leicht an Brot
und Mais, hält sich aber in den Tiergärten nie so
gut wie Strauß, Nandu und Emu, verlangt auch
mehr Wärme als diese. Junge K. kosten etwa 500 M.,
erwachsene 700 M. Hinsichtlich der Schnelligkeit
gleicht er dem Strauße, obschon seine Flügelstummel
nur fünf fafernlose, dicke Kiele tragen. Durch Aus-
schlagen mit den Füßen verteidigt er sich sehr nach-
drücklich. Auf den ind. Inseln hält man jung ein-
gefangene K., die ganz zahm werden.
Kasuistik, derjenige Teil der katholischen
Moraltheologie, der sich mit den Grundsätzen
beschäftigt, nach denen schwere Gewisfensfälle (lat.
(H8U8 c0N8ci6QtiN6), besonders wo eine sog. Kol-
lision der Pflichten eintritt, entschieden werden
sollen; Kasuist, ein Moralist, der solche Gewissens-
zweifel zu lösen sucht. Zum größten Teil betreffen
.diefe "Gewissensfälle)) Fragen, die nicht sowohl aus
dem Leben gegriffen, als vielmehr ausgeklügelt sind
und durch ihre Lösung den Scharfsinn des Auslegers
beweisen sollen. Die'christl. Moral des Mittelatters
beschäftigte sich häufig mit solchen Streitfragen.
Die bekannteste kasuistische Schrift des Mittelalters
ist die "8unima" des Naymundus de Pennaforti.
Berühmt wurden später unter den Jesuiten die
Kasuisten Escobar y Mendoza, Sanchez, Busem-
baum u. a. durch ihren Scharfsinn im Erfinden
folcher Fälle und durch die Zweideutigkeit, Seltsam-
keit, sogar Unsittlichkeit ihrer Ratschläge. Die von
den Jesuiten mit größter Spitzfindigkeit ausgebil-
dete kasuistische Kunst bestand darin, das einfache sitt-
liche Urteil durch Erfindung aller möglichen Situa-
tionen zu verwirren. Da nun in solchen Fällen der
einzelne Gläubige die Entfcheidung nicht auf seine
eigene Verantwortung hin wagen sollte, sah er sich
an seinen Beichtvater gewiesen, daher die K. vorzugs-
weise ein Mittel des Klerus zur Herrschaft über die
Gewissen wurde. Dieneuerekath. Moraltheologie hat
in einigen ihrer Vertreter die jesuitische K. gemäßigt,
doch ist dieselbe mit dem ganzen Standpunkt der
kath. Moral, insbesondere ihrem Gewichtlegen auf
den kirchlichen Gehorsam als oberste Christenpflicht
und ihrer Abschätzung des Sittlichen nach den äußern
Leistungen, viel zu eng verknüpft, als daß die K.
nicht noch immer mit Vorliebe gepflegt werden follte.
Für die prot. Moral hat die K. alle Bedeutung ver-
loren. - (Vgl. Döllinger und Neusch, Geschichte der
Moralstreitigkeiten in der röm.-kath. Kirche seit dem
16. Jahrh., Nördl. 1889.)-In der Rcchtswissen-
schaft ist K. die Rechtssindung, welche darauf aus-
geht, den einzelnen Fall in seiner Besonderheit zu
entscheiden; Kasuistiker sind jurist. Schriftsteller,
welche bei ihren jurist. Erörterungen in das Detail
von zum Teil durch sie erfundenen Fällen hinab-
steigen. Den Gegensatz bildet die dogmatische Me-
thode, welche darauf ausgeht, überall fefte Regeln
zu finden und dieselben systematisch zu gliedern.
Kasus, s. Casus.
Käswasfer, soviel wie Molken (s. d.).
Kaswin, Kazwin, Stadt in der pers. Provinz
Irak-Adschmi, von Gärten und Weinbergen um-
geben, hat 40000 E., große Bazare, Gerbereien und
Brokat-, Sammet- und Baumwollwebereien, Fabri-
kation von Eisenwaren, Kamel- und Viehzucht. Die
Bedeutung von K. beruht auf der Lage am Kreu-
zungspunkt der Straßen Teheran- (Fahrstraße,
142 kni) Rescht-K.-Hamadan und Täbris-Teheran.
Namentlich seit Eröffnung der transkaukas. Bahn
ist der Handel nach Rescht wichtig. Rosinen werden
in Menge nach Rußland ausgeführt.
Kat (Kath, Khät) nennen die Araber eine aus
den Blättern der (^tdn. (^6la8tru3) eäu1i8 F^sk.,
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.