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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Keilschwanzadler – Keim

liches) Stück ist in der bisher noch unenträtselten Sprache des Landes Mitanni verfaßt. Über die noch wenig erforschte kappadokische K. vgl. Delitzsch in den «Abhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften», 1893.

Die Entzifferung der altpers. Keilinschriften wurde von G. Fr. Grotefend 1802 begonnen und durch Lassen, Burnouf, H. Rawlinson, Benfey, Oppert und Spiegel fortgesetzt. Die susische Sprache entdeckte Oppert, die sumero-akkadische Rawlinson. Das Babylonisch-Assyrische wurde von Hincks, Rawlinson und Oppert entziffert. Um die Inschriften in Strichformen haben sich besonders Oppert und Amiaud Verdienste erworben.

Vgl. über die Entzifferungsgeschichte: Oppert, Expédition scientifique en Mésopotamie, Bd. 2 (Par. 1859); Schrader, Die assyr.-babylon. Keilinschriften (Lpz. 1872); Spiegel, Die altpers. Keilinschriften (2. Aufl., ebd. 1881); über die Entwicklung der verschiedenen Schriftarten aus den ältesten Formen: Amiaud und Méchineau, Tableau comparé des écritures babyloniennes et assyriennes (Par. 1887). Das vollständigste Verzeichnis von Keilschriftzeichen ist mitgeteilt von Straßmaier, Alphabetisches Verzeichnis der assyr. und akkadischen Wörter (Lpz. 1882–86, in Bd. 4 der «Assyriologischen Bibliothek»).

Keilschwanzadler (Aquila audax Latham), ein austral. Adler (s. d.) von 1 m Länge und 2,03 Klafterung, von brauner Färbung, welcher durch Rauben der Lämmer sehr schädlich wird. In den Tiergärten nicht selten, Preis etwa 100 M.

Keilschwänze, s. Keilschwanzsittiche.

Keilschwanzfasan (Lophotetrax s. Pucrasia), eine Gattung der Fasanen (s. d.), welche in drei Arten den Himalaja vom Hindukusch bis zum nordwestl. China bewohnt. Charakteristisch sind der breite, kurze, keilförmige Schwanz und der aus schmalen Federn bestehende Schopf des ganz befiederten Kopfes. Die schönen Vögel gelangen nur selten nach Europa, und das Paar wird mit 500 M. und höher bezahlt.

Keilschwanzkakadu, s. Nymphenkakadu.

Keilschwanzlori, s. Pinselzüngler.

Keilschwanzmöve (Larus roseus s. Rhodostethia Macgill), Rosenmöve, eine 37 cm lange, 50 cm klafternde Art von Möven (s. d.) mit keilförmigem Schwanz, oben perlgrau, unten weiß, rosenrot überhaucht, um den Hals mit einem schmalen, schwarzen Band. Die K. bewohnt das nördl. Amerika.

Keilschwanzsittiche, Keilschwänze (Conuridae), die artenreichste Familie der Papageien, ausgezeichnet durch einen langen, stufigen Schwanz. Ihr Wohngebiet erstreckt sich durch fast ganz Amerika, von Carolina im Norden bis Patagonien im Süden. Im Tierhandel und in den zoolog. Gärten findet man stets eine große Anzahl der 95 Arten, welche nach der Form des Schnabels und Schwanzes in 7 Gattungen getrennt werden. Ihre Lebensweise ist sehr gleichartig; sie bewohnen Wälder und Steppen, Ebenen und hohe Gebirge; sie fliegen und klettern leicht und gewandt, sind dagegen auf dem Boden meist sehr ungeschickt. Als Stubenvögel sind sie wegen ihrer kreischenden Stimme wenig beliebt, dagegen als Ziervögel auf Bügeln oder in Volièren wegen ihres lebhaften Wesens, ihrer prächtigen Färbung und ihres meist niedrigen Preises sehr empfehlenswert. Als Nahrung nehmen sie in der Freiheit Sämereien, Beeren und Früchte; in der Gefangenschaft giebt man den größern Arten Mais, Hafer, Zirbelnüsse, den kleinern Hirse und Canariensamen u. s. w. Zum Nisten benutzen die K. Baum- oder Felsenhöhlen. Nur der Mönchsittich baut aus Reisern freistehende Nester und pflanzt sich auch in der Gefangenschaft nicht unschwer fort.

Die erste Gattung umfaßt die Araras (s. d., Sittace). Die bekanntesten derselben sind der Ararauna (Sittace caerulea Gm.), oberseits blau, unterseits goldgelb, der Grünflügelara (Sittace chlorophera Gray), dunkelrot mit grünen Flügeln, und der Arakanga (Sittace coccinea Pucheran), hellrot mit gelben Flügeldecken. Der Preis für das Stück der Genannten schwankt um 85 M. Die zweite Gattung der eigentlichen K. (Conurus) enthält die meisten kleinen Sittiche, die in großen Mengen für 8–50 M. das Paar auf den Markt gelangen, z. B. der Felsensittich (Conurus patagonus Veill.), der in den steilen Felswänden Patagoniens nistet, oberseits olivengrün, unterseits gelb, der hyacinthrot, grün und gelb gefärbte Jendajasittich (Conurus pyrocephalus Hahn) aus Südbrasilien, der Karolinensittich (s. d.), der grüne Nandeysittich (Conurus melanocephalus Veill.) mit schwarzem Gesicht, der grüne, unterseits orangegelbe Kaktussittich (Conurus cactorum Wied) und der Goldstirnsittich (Conurus aurens Gm.), grün mit goldgelber Stirnbinde. Von der dritten Gattung, den Rotschwanzsittichen (Pyrrhura), ist nur der Weißohrsittich (Pyrrhura leucotis Lcht.) häufiger im Handel, wogegen der Vertreter der vierten Gattung, der Langschnabelsittich (Henicognathus leptorhynchus King) aus Chile, ein seltener Gast in Europa ist, ebenso wie die Mitglieder der fünften Gattung, die Schmalschnabelsittiche (Brotogerys), die ausschließlich die Tropen Südamerikas bewohnen. Von der sechsten Gattung, den Dickschnabelsittichen (s. d., Bolborhynchus), kommt der bereits oben genannte Mönchssittich (Bolborhynchus monachus Bodd.) regelmäßig auf den Markt und wird mit 8–12 M. das Paar bezahlt, wogegen der zierliche Katharinasittich viel seltener ist und mit etwa 20 M. das Paar bezahlt wird. Die letzte Gattung wird gebildet durch die Sperlingspapageien (Psittacula), welche das nördl. Südamerika und Mexiko bewohnen und von denen der häufig mit den Inséparables verwechselte Sperlingspapagei (Psittacula passerina L.) fast regelmäßig in europ. Tiergärten angetroffen wird.

Keilsicherung, s. Keil.

Keilstücke, Hinterladungsgeschütze der ältesten Zeit, bei denen eine das Rohr hinten verschließende Ladebüchse mittels eines Keils festgestellt wurde.

Keilverschluß, Keilzüge, s. Geschütz (Bd. 7, S. 913 a und b).

Keim, die scheinbar regungslose, aber lebensfähige Grundlage, aus der sich jedes organische Geschöpf unter den dazu erforderlichen Bedingungen entwickelt. Besonders aber spricht man von K. der Pflanzen und versteht darunter teils die Knospen (Augen) am Wurzelstocke ausdauernder Pflanzen, in den Zwiebeln und Knollen, teils und vorzugsweise den Keimling (Embryo, s. d., Bd. 6, S. 73 b) in den Samen der Blütenpflanzen (Phanerogamen), d. h. die unentwickelte, aber entwicklungsfähige Anlage zu einer neuen Pflanze im Samen, welche in feuchter Erde zu einem neuen Individuum heranwächst. Auch aus den Knospen kann man bei man bei man-^[folgende Seite]

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