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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kelchblattkreis - Kelle

der größeren Menge des Weins für die Laien. Im allgemeinen hielt man sich hier an die got. Form. Zum K. gehört noch die Patene (patena), eine flache Schale, auf der die Hostie dargeboten wird, und die zugleich auf dem K. zur Bedeckung und Schutz des konsekrierten Weins dient.

Kelchblattkreis, s. Blüte (Bd. 3, S. 161 b).

Kelchkapitäl, im roman. Baustil ein Kapitäl, dessen Kern wie beim korinthischen eine korbähnliche Form hat, wobei aber die Blätter wie beim Blütenkelch enger anliegen.

Kelchkriege, soviel wie Hussitenkriege, s. Hussiten.

Kelchseite, s. Evangelienseite.

Kelchspelzen, soviel wie Deckspelzen (s. Glumae).

Kelchstreit, Streit über den Gebrauch oder die Entziehung des Kelchs beim Heiligen Abendmahl, der zuerst zwischen der griech. und röm. Kirche, danach zwischen Protestanten und Katholiken geführt wurde. (S. auch Hussiten.)

Keléh, levant. Getreidemaß, s. Kilé.

Kelĕos (lat. Celeus), nach attischer Sage der König von Eleusis, in dessen Haus Demeter, als sie Persephone suchte, einkehrte und dessen jüngsten Sohn Demophon sie pflegte. K. wird auch Vater des Triptolemos (s. d.) genannt.

Kelĕti, Gust. Friedr., ungar. Maler und Kunstschriftsteller, geb. 1834 zu Preßburg, widmete sich anfangs jurist. Studien zu Wien und Pest, schlug aber später die künstlerische Laufbahn ein und besuchte die Akademie in München. Als Landschaftsmaler gehört er der romantischen Richtung an. K.s bedeutendere Schöpfungen sind im Nationalmuseum zu Budapest und in Privatbesitz. Die Resultate einer im Auftrag der ungar. Regierung 1868–69 unternommenen Studienreise legte er in einem größern ungar. Werke «Über die künstlerischen und kunstgewerblichen Lehranstalten des Auslandes» nieder. 1871 wurde unter seiner Leitung die königlich ungar. Landeszeichenschule und Zeichenlehrerbildungsanstalt, 1880 die königlich ungar. Kunstgewerbeschule errichtet, deren Direktor K. ist.

Kelĕti, Karl, ungar. Statistiker, geb. 18. Juli 1833 zu Preßburg, studierte in Ofen, machte die ungar. Revolution als Honvéd mit und widmete sich dann dem landwirtschaftlichen Fache. Von 1865 bis 1866 redigierte er die Wochenschrift «Heti lap», wurde 1868 Mitglied der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, nachdem er schon 1867 als Sektionsrat in den Staatsdienst getreten war. Hier organisierte er das Statistische Landesbureau, an dessen Spitze er seit 1872 stand. Außerdem war K. Docent an der Universität Budapest. Er starb 30. Mai 1892. Seine bedeutendsten Schriften (zumeist in ungar. Sprache) sind: «Grundsteuer und Kataster» (Pest 1868), «Unser Vaterland und sein Volk» (ebd. 1871), «Landeskunde von Ungarn» (auch deutsch und französisch, Budapest 1873), «Handbuch der praktischen Statistik» (ebd. 1875), «Önologie». Tl. 1: Statistik des ungar. Weinbaues (ebd. 1876), «Statistik von Ungarn» (ebd. 1876), «Rapport sur l'état de l'agriculture en Hongrie» (ebd. 1878), «Ungarns Nationalitäten auf Grund der Volkszählung des J. 1880» (ebd. 1882), «Ungarn im Weltverkehr. Zur Statistik der Hypothekarschulden in Ungarn» (ebd. 1885), «Die Ernährungsstatistik der Bevölkerung Ungarns» (ebd. 1887).

Kelheim. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, 645,93 qkm, hat (1890) 33649 (16152 männl., 17497 weibl.) E., 73 Gemeinden mit 268 Ortschaften, darunter 3 Städte. – 2) Bezirksstadt im Bezirksamt K., an der Mündung der Altmühl und des Ludwigs-Donau-Mainkanals (s. d.) in die Donau und an der Nebenlinie Postsaal-K. (4,6 km) der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Regensburg), Rentamtes, zweier Forstämter und einer Kanalexpedition, liegt auf einer Insel, hat (1890) 3390 E., darunter 104 Evangelische; Postexpedition, Telegraph, Brücken über die Donau (Maximiliansbrücke, 1863 erbaut) und Altmühl (Luitpoldsbrücke, 1886 erbaut), gotische kath. Pfarrkirche, 1463 aus Kelheimer Marmor erbaut, 1877–85 restauriert, 2 kath. Kapellen, eine evang. Kirche (1885), ehemaliges Franziskanerkloster mit Kirche, 1506 erbaut, seit 1802 verlassen, jetzt im Privatbesitz, eine Waldbauschule, ein Johannesspital, eine Mariensäule (1700), Standbilder der Könige Ludwig Ⅰ. und Maximilian Ⅱ., 1863 von der Bürgerschaft errichtet, ferner eine Lateinschule, Sparkasse sowie Kalkwerke, eine Sulfit-Celluloseabrik, Hopfenbau und Handel mit Holz, Getreide, Marmor- und Sandsteinen (Kelheimer Platten). Vor der Stadt das ehemalige Schloß der Wittelsbacher, daneben der Rest eines 1809 abgetragenen Römerturms.

Westlich von K., auf dem Michaelisberge, erhebt sich der gewaltige Bau der Befreiungshalle, eine Rotunde von 55 m Durchmesser in antikisierenden Formen mit Kuppelkrönung (66 m) nach Gärtners und Klenzes Entwürfen, von König Ludwig Ⅰ. 1842 (19. Okt. Grundsteinlegung) begonnen und 18. Okt. 1863 eingeweiht. Der Bau ist dem Andenken an die deutschen Befreiungskriege gewidmet. Ein 7,7 m hoher dreistufiger Unterbau trägt den 58 m hohen Rundbau; eine Treppe von 84 Stufen führt in zwei Absätzen hinauf. An der Außenseite auf mächtigen Strebepfeilern 18 german. Jungfrauen mit Schilden, welche die Namen deutscher Provinzen enthalten; vor denselben unten 18 Kandelaber (6,5 m hoch). In der innern Halle 34 Siegesgöttinnen aus carrarischem Marmor von Schwanthaler; dazwischen 17 vergoldete Bronzeschilde aus franz. Kanonenmetall mit den Namen der 1813–15 gewonnenen Schlachten; über den Arkadenbogen Namen von 16 deutschen Heerführern und 18 eroberten Festungen; darunter eine Säulengalerie von 72 Granitsäulen (6,6 m) mit Sockeln und Kapitälen aus weißem Marmor. Die Kuppel (21 m hoch, 32 m weit) hat eine 6 m weite Lichtöffnung mit doppelter Glasdecke. Wendeltreppen führen zur innern und äußern Galerie. – Vgl. Stoll, Geschichte der Stadt K. (Landsh. 1865); ders., Die Befreiungshalle (6. Aufl., Regensb. 1884); Pohlig, K. nebst der Befreiungshalle (Regensb. 1893).

Kelkit-tschai, Fluß, s. Jeschil-Irmak.

Kelle, ein tiefer, bis halbkugeliger Löffel mit langem Stiel, der als Küchengerät gebraucht wird (Schöpfkelle, Suppenkelle); auch das ähnlich geformte löffelähnliche Gefäß, das beim Gießen von Metall benutzt wird (Gießkelle, s. Gießpfanne). Der Maurer hat zwei verschiedene Werkzeuge, die den Namen K. führen. Das eine, die gewöhnliche K., ein dreieckiges Blech mit gekrümmtem eisernen Stiel, der in einem hölzernen Handgriff endigt, dient zum Auftragen des Mörtels und zum Putzen; das andere, die Fugkelle, dient zum Ausfugen (s. d.).

Kelle, Johann, Germanist, geb. 15. März 1829 zu Regensburg, studierte in München und wurde 1857 ord. Professor der deutschen Sprache und Litteratur an der Universität Prag. K. gab Otfrieds

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