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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kieselskelett - Kiew

amerika. Andere Vorkommnisse knüpfen sich an die heißen Quellen von Sta. Fiora in Toscana, von Mont-Dore-les-Bains und St. Nectaire in der Auvergne, auf den Azoren, in Kamtschatka und andern vulkanischen Gegenden. Überall ist der Gehalt des Wassers an kohlensaurem Natron das Auflösungsmittel der aus benachbarten Gesteinen ausgelaugten Kieselsäure, die sich beim Erkalten, namentlich aber beim Verdunsten des Wassers, niederschlägt.

Kieselskelett, das nach Verbrennung gewisser Pflanzenteile, z. B. der Epidermis bei den Equisetaceen, zurückbleibende Skelett von Kieselsäure, welches die Umrisse der Epidermiszellen und der Spaltöffnungen noch ziemlich genau erkennen läßt. Auch die meisten Strahlinge (s. d.) haben ein K.

Kieseltuff, s. Kieselsinter.

Kieselwismuterz, Eulytin, Wismutblende, ein sehr seltenes, der tetraedrisch-hemiëdrischen Abteilung des regulären Systems angehöriges Mineral, das sehr kleine bräunliche und gelbliche diamantglänzende Krystalle bildet und chemisch das neutrale Wismutsilikat, Bi<sub>4</sub>Si<sub>3</sub>O<sub>12</sub>, darstellt. Die Härte ist 4,5 bis 5; vor dem Lötrohr schmilzt es unter Aufwallen leicht zu einer braunen Perle. Es fand sich bis jetzt nur bei Schneeberg und Johanngeorgenstadt im Erzgebirge.

Kieselzinkerz, Mineral, s. Galmei.

Kieserīt, ein technisch wichtiges, unter den Abraumsalzen der Salzlager von Staßfurt und Leopoldshall, auch bei Kalusz in Galizien und zu Hallstadt in Österreich schichtweise sich findendes Mineral, aus 29 Proz. Magnesia, 58 Schwefelsäure und 13 Wasser bestehend (MgSO<sub>4</sub> + H<sub>2</sub>O), ist eine weißliche und schimmernde, sehr feinkörnige bis dichte, aus monoklinen Kryställchen zusammengesetzte Masse, die sich fast nicht in kaltem Wasser, sondern erst bei längerm Kochen löst. Der K. zieht sehr begierig Wasser an, wird trübe und geht endlich in Bittersalz über. Man verwendet ihn zur Darstellung von Bittersalz, schwefelsaurem Kalium, Glaubersalz, Alaun, Magnesiaweiß und Cement.

Kiesewetter, Rafael Georg, Musikschriftsteller, geb. 29. Aug. 1773 zu Holleschau in Mähren, kam 1801 zu dem k. k. Hofkriegsrate nach Wien, wo er, 1807 zum Hofrat befördert, die Stelle als Referent bis 1845 bekleidete. Er starb 1. Jan. 1850 in Baden bei Wien. K.s wichtigste Werke sind: "Die Verdienste der Niederländer um die Tonkunst" (Amsterd. 1828), eine Arbeit, die der Forschung und Auffassung der Musik des 15. und 16. Jahrh. eine ganz neue Grundlage zuwies, und "Schicksale und Beschaffenheit des weltlichen Gesangs vom frühen Mittelalter bis zur Erfindung des dramat. Stils und den Anfängen der Oper" (Lpz. 1841). Außerdem sind eine Reihe bemerkenswerter Arbeiten in der Leipziger "Allgemeinen Musikalischen Zeitung" (1826-45) und in andern Zeitschriften zerstreut. Ferner sind zu nennen: "Geschichte der europ.-abendländ. Musik" (Lpz. 1834; 2. Aufl. 1846), "Über die Musik der neuern Griechen" (ebd. 1838), "Die Musik der Araber" (ebd. 1842), "Guido von Arezzo" (ebd. 1840). Seine wertvolle Partiturensammlung alter Musikwerke, von welcher er selbst einen Katalog (2 Bde., Wien 1847) herausgab, fiel der k. k. Hofbibliothek zu Wien anheim.

Kiesfilter, ein Filter, der namentlich bei der Wasserversorgung (s. d.), Zuckerfabrikation (s. Kiesfiltration) und Fischzucht (s. d., Bd. 6, S. 843 b) angewendet wird.

Kiesfiltration, in der Zuckerfabrikation die Filtration von Zuckersäften über groben Sand oder Kies. Die K. wird seit 1879 angewendet. Es ist eine rein mechan. Klärung der Säfte. Die Filtration über Knochenkohle (s. d.) kann dadurch nicht ersetzt werden.

Kießling, Paul, Maler, geb. 8. Jan. 1836 zu Breslau, war seit 1852 Schüler der Dresdener Akademie und speciell Schnorrs von Carolsfeld. Nach dreijährigem Stipendienaufenthalt in Italien besuchte er Antwerpen und Paris, welche Städte nicht ohne Einfluß auf seine Kunst blieben. 1870 siedelte er von Berlin nach Dresden über, wo er Ehrenmitglied der Akademie wurde und den Professortitel erhielt. Von seinen Werken sind Die drei Schwestern (1880; Galerie zu Dresden), Mignon (ebd.), Schwebende Madonna, einige Bildnisse des Königs von Sachsen und zwei Fresken in der Albrechtsburg zu Meißen mit Darstellungen aus dem Leben Böttgers hervorzuheben.

Kiesteīn (Kistein), Gravidin, feines farbloses Wölkchen, das im Harn infolge der beginnenden Zersetzung entsteht und oft auf der Oberfläche ein zartes durchsichtiges Häutchen bildet, früher irrtümlich als Zeichen der Schwangerschaft angesehen.

Kietz, Gustav, Bildhauer, geb. 26. März 1826 zu Leipzig, erhielt seine erste Ausbildung an der Akademie in Dresden, trat aber nach einigen Jahren in das Atelier Rietschels, dessen bedeutendster Schüler er neben Donndorf wurde. K. half dem Meister bei der Ausführung seiner großen plastischen Werke, so an der Quadriga des Schlosses in Braunschweig, den Bildhauerarbeiten des neuen Dresdener Museums, der Schiller-Goethe-Gruppe in Weimar. Später machte sich K. selbständig und schuf nun eine Anzahl monumentaler Arbeiten. So entstanden das Denkmal des Nationalökonomen Friedr. List für Reutlingen (1863), und nach Rietschels Tode die Arbeiten für sein begonnenes Luther-Denkmal in Worms, welches K. mit Donndorf beendigte; von K. sind die Gestalten Philipp von Hessen, Melanchthon, Augsburg und die Hälfte der Reliefs. Sodann schuf er das Bronzestandbild Uhlands in Tübingen (1873), das Denkmal für Gustav Nieritz in Dresden, für Franz Schubert in Stuttgart sowie mehrere Figuren für das Dresdener Hoftheater und die Porträtbüsten Bismarcks, Ludwig Richters, Richard Wagners u. a. K. lebt als Professor in Dresden.

Kiew (spr. kījeff). 1) Militärbezirk, umfaßt die Gouvernements K., Kursk, Volhynien, Podolien, Poltawa, Tschernigow, Charkow und den Kreis Chotin des Gouvernements Bessarabien und hat 372106 qkm mit 17758663 E., d. i. 47,7 auf 1 qkm. - 2) Generalgouvernement im südwestl. Teil des Europäischen Rußlands, umfaßt die Gouvernements K., Volhynien und Podolien und hat 165372,9 qkm mit 7864227 E., d. i. 47,6 auf 1 qkm. Generalgouverneur: General Graf Ignatjew. - 3) Gouvernement, zu den sogenannten kleinruss. Gouvernements gehörig, grenzt im N. an das Gouvernement Minsk, im O. an Tschernigow und Poltawa, im S. an Cherson, im SW. und W. an Podolien und Volhynien und hat 50999,5 qkm mit 3110319 E., d. i. 61 auf 1 qkm. Der Norden ist als Fortsetzung der Minsker Sümpfe eine morastige und waldige Niederung, der Westen (bis hierher reichen noch Ausläufer der Karpaten) und Osten hügelig, die Mitte und der Kreis Uman eine erhöhte und ebene Steppe. Der Boden ist

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