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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kis-Szeben; Kiste; Kisteïn; Kisten; Kistenbau; Kistna

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Kis-Szeben - Kistna

tion mit Telegraphenbetrieb, Fernsprecheinrichtung, drei kath., eine evang. und engl. Kirche, Realschule, drei vortrefflich eingerichtete Badeanstalten, ein königl. Salinenbad (seit 1876 samt dem Wasserversand für K. und dem 8 km entfernten Bocklet an den Hofrat Streit in Würzburg verpachtet), ein Badehaus am königl. Kurhaus, ein Aktien-Badehaus, 1869 aus rotem Sandstein erbaut, neues Kasino mit Lesesaal, Kurhaus, Konversationssaal, 1838 erbaut, 1875 renoviert, einen prächtigen Pavillon aus Gußeisen, 1842 durch König Ludwig Ⅰ. mit einem Kostenaufwand von 500000 Fl. über der Rakoczy- und Pandurquelle errichtet, der zugleich als Trinkhalle dient, eine neue Wandelbahn, ferner Marmorstandbilder der Könige Ludwig Ⅰ. (1891) von Knoll-München und Maximilian Ⅱ. und fünf Mineralquellen, die zum Teil schon im 16. Jahrh. benutzt wurden. – Das Wasser des Rakoczy (9° R.), entdeckt 1737 , ist vollkommen durchsichtig bläulich, etwas bitter im Geschmack, perlt stark und steigt mit großem Geräusch empor; es ist schwach eisenhaltig, aber sehr kohlensäurereich. Der Pandur (8,07° R.), früher Badebrunnen genannt, die älteste Trinkquelle, entspringt gleichfalls mit Geräusch, hat viel Ähnlichkeit mit dem Rakoczy, aber mehr freie Kohlensäure und weniger feste Bestandteile. Der Maxbrunnen (8,75° R.), bis 1815 Kurbrunnen genannt, ist krystallhell, stark perlend, von prickelndem, säuerlich-salzigem, erfrischendem Geschmack, mit viel freier Kohlensäure. Der 2130 m von K. entfernte Solesprudel (2 Proz. Salzgehalt, 18° C.) entspringt aus 100 m tiefem Schacht mit brausendem Aufschäumen, steigt und fällt abwechselnd bis 3 m; die Quelle liefert in der Minute 500 l Wasser von sehr salzigem, schwach eisenartigem, säuerlichem Geschmack. Aus dem Schachte steigen in der Minute 2‒6000 l Kohlensäure auf. Der Schönbornsprudel bei dem Dorfe Hausen, 3650 m entfernt, mit 650 m tiefem Bohrloch, ist in seiner Zusammensetzung dem vorigen gleich, liefert in der Minute 5‒6000 l Wasser und 4‒6000 l Kohlensäure. Die beiden ersten Quellen gehören zu den eisenhaltigen Kochsalzquellen, die dritte zu den kochsalzhaltigen Säuerlingen, die beiden letzten zu den Solequellen. Außer seinen Kochsalzquellen besitzt K. auch ein Bitterwasser, welches dem Friedrichshaller nahe steht. Zum Trinken werden alle Quellen benutzt, am meisten der Rakoczy, zum Baden die Solequellen, selten noch Pandur. Außerdem sind noch Vorrichtungen zu Bädern in kohlensaurem Gas, in salzsaurem Dampf, in der Mutterlauge des Solesprudels und in einem kohlen- und salzsäurehaltigen Schlamm; ferner bestehen Einrichtungen für Soleinhalation, eine Molkenkur-, Kaltwasser-, pneumatische und elektrische Anstalt mit den übrigen Badeeinrichtungen verbunden. Die beiden Salinen oberhalb der Stadt werden nur noch zur Gewinnung von Mutterlauge betrieben. Die Wirkung der Mineralquellen äußert sich durch Einfluß auf die Thätigkeit der Schleimhäute, der Därme, Anregung des Appetits und Beschleunigung des Blutlaufs, also durch Beförderung des Stoffwechsels. Der Gebrauch der Kissinger Wässer ist bei fieberhaften Krankheiten, Tuberkulose und Krebs zu widerraten. Als Kurort ist K. erst seit Anfang des 19. Jahrh. in Aufnahme gekommen und wird in neuester Zeit sehr besucht (1893: 15200 Kurgäste, darunter viele Engländer und Russen); jährlich werden etwa 75000 Bäder verabreicht. Häufiger Gast ist Fürst Bismarck. Die Versendung des Rakoczy beträgt jährlich 5‒600000 Flaschen. 8 km entfernt von K. liegt das Bad Bocklet (s. d.).

Im Kriege von 1866 griff 10. Juli die Division Goeben die Stellung der Bayern unter Prinz Karl bei K. an. Die Brigade Wrangel überschritt die Saale bei Lindesmühle, und es kam zu einem erbitterten Kampfe um den Besitz von K., das schließlich von den Preußen erstürmt wurde. Alle Versuche der Bayern, in der Höhe des Dorfes Winkels sich zu behaupten, scheiterten. Die Bayern zogen auf Nüdlingen ab. Gegen Abend wurden jedoch die bayr. Truppen verstärkt, drangen in den Wald des Sinnberges ein und überraschten die preuß. Vortruppen; indessen sammelten sich die Preußen sehr bald und warfen die Bayern an allen Punkten zurück, sodaß der Tag von K. mit einem vollständigen Siege endete. (Vgl. Kunz, Feldzug der Mainarmee 1866, Berl. 1890.)

Am 13. Juli 1874 war K. der Schauplatz eines von dem fanatisierten kath. Böttchergesellen Kullmann gegen den Fürsten Bismarck verübten Attentats; zur Erinnerung daran wurde 29. April 1877 das Bismarck-Denkmal (eine 3,5 m hohe Bronzestatue auf 4,8 m hohem Sandsteinsockel) in den Anlagen der königl. Salinenbadeanstalt enthüllt.

Vgl. Diruf, Bad K., eine kurze Übersicht seiner Heilmittel und ihrer Anwendung (2. Aufl., Kiss. 1873); Herm. Welsch, The springs and baths of K. (2. Aufl., ebd. 1880); Sotier, Bad K. (2. Aufl., Lpz. 1883); Dietz, Die Kurmittel K.s bei den Erkrankungen der Atmungsorgane und des Halses (2. Aufl., Kiss. 1884); Kaden, Bad K. (2. Aufl., ebd. 1892); von Balling, Die Heilquellen und Bäder zu K. (9. Aufl., ebd. 1886); von Ising, Die Heilmittel des Kurortes K. (4. Aufl., ebd. 1889); Werner, Bad K. und seine Umgebung (4. Aufl., ebd. 1891); Diruf, K. und seine Heilquellen (6. Aufl., Würzb. 1892); Heinr. Welsch, Anwendung und Wirkung der Heilquellen und Kurmittel von Bad K. (3. Aufl., Kiss. 1893).

^[Abb. Wappen von Kissingen]

Kis-Szeben (spr. kisch ße-), ungar. Name von Zeben (s. d.).

Kiste, Maß- (namentlich Zahlmaß-) und Gewichtsbezeichnung für verschiedene Waren, z. B. bei Mineralwasser = 100 Flaschen; bei franz. Rotwein = 48 Flaschen, in Marseille = 25 Flaschen; bei Genever in Holland = 15, in Antwerpen = 12 Flaschen; bei Weißblech in England = 100, 200 und 225 Tafeln (je nach der Sorte); bei Fensterglas = 120 Tafeln (20 Bund zu 6 Tafeln), in England = 100 engl. Quadratfuß; bei Opium = 1½ Kuffen = 70‒75 kg; bei Thee in England = 38 kg.

Kisteïn, s. Kiesteïn.

Kisten, Völkerschaft, s. Tschetschenzen.

Kistenbau, eine für Flußufer angewendete Befestigungsart, die darin besteht, daß Pfähle (Kistenpfähle) reihenweise längs des Ufers eingerammt und zwischen denselben Buschholz befestigt wird.

Kistna oder Krischna, Fluß in Vorderindien, entspringt von den östl. Abhängen der Westlichen Ghat, ungefähr 64 km von der Westküste, und durchströmt in östl. Richtung die Halbinsel. Nach dem Durchbruch der Ostghat verbreitert er sich bedeutend und bildet in 161 km Entfernung von der Küste ein Delta (den Distrikt K. der Präsidentschaft Madras,

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]