Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

385

Kjöprili (Geschlecht) – Klafsky

Kjöprĭli (Köprili, Kuperli, Kiuperli), Name eines ursprünglich albanes. Geschlechts, das der Türkei in einer Zeit tiefsten Niedergangs mehrere ausgezeichnete Staatsmänner gegeben hat.

Mehemed K., der wahrscheinlich als für den Janitscharendienst ausgehobener Christenknabe in die Küche des Serails gekommen war, wurde Statthalter in Damaskus und 1656, schon mehr als siebzigjährig, Großwesir. Als solcher stellte er mit furchtbarer Strenge im Innern Ruhe und Ordnung her, führte in Person Heer und Flotte gegen Venedig, eroberte Tenedos und Lemnos, zog nach Siebenbürgen und dämpfte den Aufruhr in Asien und Ägypten. Er stellte die Kriegszucht unter den Janitscharen wieder her, deckte die Grenzen des Reichs durch neue Bollwerke, die Dardanellen durch die neuen Schlösser und füllte den Reichsschatz. Er starb 31. Okt. 1661 zu Adrianopel.

Achmed K., Sohn des vorigen, geb. 1626, der Nachfolger des Vaters als Großwesir, war wissenschaftlich gebildet, mild und gerecht, staatsklug und siegreich in den ungar., kretischen und poln. Kriegen durch die Eroberung von Neuhäusel, Kreta und Kaminiec, verlor aber später die Schlacht bei St. Gotthard gegen Montecuccoli 22. Juli 1664 und die bei Chotin 11. Nov. 1673 gegen Johann III. Sobieski. Er starb 30. Okt. 1676 auf der Reise ins Lager bei Adrianopel.

Mustapha K., Bruder des vorigen, wurde 1689 von Suleiman III. zum Großwesir ernannt. Gebildet, streng in Sitten und Grundsätzen und staatsklug, stellte er die im Reich erschütterte Ordnung wieder her. In den Kriegen Suleimans gegen Österreich war er einer der glücklichsten Feldherren. Er fiel in der Schlacht bei Slankamen 10. Aug. 1691.

Kjustendil, bulgar. Stadt, s. Köstendil.

Kjutahija, s. Kutahia.

K. K., auch k. k., in Österreich gebräuchliche Abkürzung für kaiserlich königlich; k. und k., kaiserlich und königlich (ungar.).

Kl., s. Klotzsch.

Klabautermann (von klabastern, d. h. Poltern, schlagen, unaufhörlich klopfen), bei den norddeutschen und niederländ. Matrosen ein kleiner Schiffskobold, der Matrosenkleidung trägt und einen hölzernen Hammer führt, mit dem er überall wie der Kalfater herumklopft. Er wäscht das Schiff und thut auch sonstige Dienstleistung, verläßt aber das Schiff, wenn diesem der Untergang bevorsteht, oder wenn man ihm Röckchen und Schuhe hinstellt, oder wenn unter der Mannschaft ein Verbrecher ist.

Kladde (niederdeutsch, d. h. eigentlich Schmutz), der erste flüchtige Entwurf einer Schrift; im kaufmännischen Sinne das Buch für die erste Niederschrift der laufenden Geschäftsvorfälle.

Kladderadatsch, wöchentlich einmal in Berlin erscheinendes, illustriertes polit.-satir. Witzblatt von liberaler Richtung. Verleger: Rudolf Hofmann, in Firma A. Hofmann+Co. in Berlin; Redacteur: Johannes Trojan; Zeichner: G. Brandt, Ludwig Stutz und Jüttner. Der K. wurde in dem Revolutionsjahre 1848 von David Kalisch im Verein mit dem Buchhändler Albert Hofmann gegründet und erhielt sich auch in den folgenden Reaktionsjahren trotz seiner Freisinnigkeit. Er fand Verbreitung über alle Erdteile und schuf eine Anzahl bekannter stehender Figuren, wie Müller und Schultze, Karlchen Mießnick, Zwickauer u. a. Nach Kalisch redigierten Ernst Dohm und Rudolf Löwenstein das ↔ Blatt. Als Zeichner war namentlich Wilh. Scholz lange thätig. Der Name des Blattes ist hergenommen von dem Ausruf K., der in Norddeutschland bei einem mit krachendem, klirrendem Zerbrechen verbundenen Fall gebräuchlich ist.

Kladno. 1) Bezirkshauptmannschaft in Böhmen, hat 286 qkm, (1890) 59444 E. in 42 Gemeinden und 58 Ortschaften und zerfällt in die Gerichtsbezirke K. und Unhoscht. –

2) Bergstadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (46,65 qkm, 33632 czech. E.), in 329 m Höhe, an den Linien Prag-Komotau und K.-Kralup (28 km) der Buschtiehrader Eisenbahn, hat (1890) 17215 E., Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung, eine Marienstatue auf dem Ringplatze, ein älteres, dem Benediktinerstift zu St. Margaret gehöriges Schloß samt Herrschaft (1167 ha) und eine Handwerkerschule. Das Eisenwerk der Prager Eisenindustriegesellschaft gehört zu den größten in Österreich und besteht aus einem Stahlwerke, einer Röstofenanlage mit 42 Erzröst- und 10 Kalkbrennöfen, 2 Hochöfen u.s.w., beschäftigte (1893) 2500 Arbeiter und erzeugte 75000 t Roheisen, 65000 Thomas- und Martinstahl-Ingots, 55000 t fertige Walzware und 5400 t Gußwaren. Die Poldihütte, ein großes Tiegelgußstahlwerk, erzeugt mit 600 Arbeitern jährlich etwa 5000 t Tiegelgußstahlblöcke. Die Kohlengruben der Prager Eisenindustriegesellschaft mit 4 Förderschächten und 1 Wetterschacht förderten (1893) mit 2650 Arbeitern 676500 t Steinkohle. Die Österreichisch-Ungarische Staatseisenbahngesellschaft hat im Kladnoer Reviere 6 Kohlenschächte in Betrieb und förderte (1892) mit 3000 Arbeitern 750000 t Steinkohlen.

Kladrub, Dorf im Gerichtsbezirk Přelauč der österr. Bezirkshauptmannschaft Pardubitz in Böhmen, zur Gemeinde Selmitz gehörig, an der Linie Pardubitz-Kolin der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 424 czech. E., Post, Telegraph und ist bekannt durch das von Kaiser Maximilian II. angelegte, von Kaiser Josef II. neu organisierte Hofgestüt.

Kladsko, czech. Name von Glatz (s. d.).

Klaffmuscheln (Mya), ein aus zehn lebenden Arten bestehendes Muschelgeschlecht, dessen Schalen am Vorder- und Hinterende etwas auseinander stehen. Die K. graben sich fußtief im Sand ein und bewohnen besonders die sandigen Strandregionen der Meere in den gemäßigten und nördl. Zonen; sie dienen teils zum Essen, teils zum Köder beim Kabeljaufang.

Klaffschnabel (Anastomus), eine aus 2 Arten bestehende Gattung der Störche (s. d.), welche Afrika und Vorderindien bis Ceylon bewohnt. Der Ober- und Unterschnabel schließen vorn und hinten aufeinander, klaffen aber in den mittlern zwei Dritteln auseinander, sodaß hier eine lange, schlitzförmige freie Lücke bleibt. Die bekannte afrik. Art (Anastomus lamelligerus Temm.) wird 86 cm lang, klaftert über 90 cm, ist von schwarzer, ins Grünliche und Rötliche schimmernder Farbe und hat ein eigenartiges, zu hornigen, schmalen Plättchen umgebildetes Gefieder an Hals, Bauch und Schenkeln.

Klafsky, Katharina, Bühnensängerin, geb. 19. Sept. 1855 in St. Johann (Ungarn), Schülerin der Marchesi in Wien, gab seit 1875 in Salzburg kleine Rollen, verheiratete sich 1876 in Leipzig, wurde 1876 Mitglied der dortigen Bühne, dann der Wagner-Truppe Angelo Neumanns und 1885 des Hamburger Stadttheaters. Ihre erste Ehe wurde

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 386.