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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Klima
steht man unter K. den durchschnittlichen Zustand
der Atmosphäre an irgend einem Punkt der Erdober-
fläche unter dem Einfluß des Zusammenwirkens
aller Meteorolog. Erscheinungen, und insofern ist
K. wohl zu unterscheiden von Witterung, dem
klimatischen Einzelzustand eines bestimmten Zeit-
punktes oder eng begrenzten Zeitraums, sodah man
K. auch als die mittlere oder durchschnittliche Ge-
samtheit aller Witterungen eines kleinern oder
größern Zeitraums definieren könnte. Kann man
also recht wohl von der Witterung eines Monats,
ja selbst eines Tages oder einer bestimmten Stunde
sprechen, so ist das K. eines Monats, einer Jahres-
zeit oder eines Jahres für eine Ortlichkeit der Durch-
schnittszustand , wie er sich nur aus vielen Einzel-
beobachtungen ermitteln läßt, die über lange Zeiten
hin gleichmäßig angestellt sind.
Die Grundurfache aller klimatischen Gegensätze
auf der Erde ist die verschiedene Größe des Einfalls-
winkels der erwärmenden Sonnenstrahlen, und da
dieser Winkel von der Stellung der Erdkugel zur
Sonne abhängt, spricht man von einem mathema-
tischen oder solaren K., sobald eben nur von den
ungestört gedachten Wirkungen der Sonnenstrahlung
auf die Erde die Rede ist. Hätte also die Erde keine
Atmosphäre, und fehlte der Gegensatz von Wasser und
Land, von hoch und nieder, so käme für die Erwär-
mung neben der Entfernung von der Sonne nurin Be-
tracht die Dauer der Sonnenstrahlung und die Größe
des Einfallswinkels. Stünde die Erdachse auf der
Ebene der Erdbahn senkrecht, so fehlte der Unterschied
der Jahreszeiten, Tag und Nacht wären überall und
stets gleich lang, die Erwärmungsintensität nähme
vom Äquator zum Pol regelmäßig ab im Verhält-
nis des Cosinus der geogr. Breite. Die Schiefe der
Ekliptik bewirkt nun aber den Unterschied der Jah-
reszeiten, die verschiedene Tages- oder Bestrahlungs-
dauer innerhalb der Jahreszeiten sowie den Um-
stand, daß innerhalb der Zone zwischen den Wende-
kreifen jeder Ort zweimal jährlich zur Mittagszeit
von senkrechten Sonnenstrahlen getroffen wird,
während in der Kalotte jenfeit der Polarkreise der
Wechsel von Tag und Nacht innerhalb 24 Stunden
sich nicht mehr gleichmäßig vollzieht und Perioden
langdauernder Bestrahlung und langdauernder
Nacht miteinander abwechseln. Hiernach unter-
scheidet man beiderseits vom Äquator bis zu den
Wendekreisen eine heiße Zone (40 Proz. der Erd-
oberfläche), ferner zwei kalte Zonen, nämlich die
Polartalotten (zusammen 8 Proz. der Erdoberfläche),
und dazwischen eine nördliche und eine südliche ge-
mäßigte Zone (je 26 Proz. der Erdoberfläche),
die zwar niemals senkrechte Sonnenstrahlen er-
halten, aber innerhalb 24 Stunden auch nie der
Bestrahlung entbehren. Da in den gemäßigten
Zonen die Wärmeabnahme gegen die Pole zu be-
sonders in pflanzengeogr. Hinsicht sehr fühlbare
Gegenfätze hervorruft, trennt man sie noch in eine
subtropische, eigentlich gemäßigte und sub-
arktifche Unterabteilung. In Wirklichkeit kommt
nun aber das polare K. durchaus nicht rein zur
Geltung. Denn in der Atmosphäre entstehen durch
die verschiedenen Erwärmungsgrade Ausgleichsströ-
mungen (Winde). So ist fast in den meisten Ge-
genden der Erde das thatsächlich vorhandene, das
physische oder tellurische K., vom solaren in
weitgehender Weise verschieden, und da die einschnei-
dendsten Gegensätze durch die wechselnde Wasser-
und Landbedeckung hervorgerufen werden, fo unter-
scheidet man zweckmäßig als Haupttypen des physi-
schen K. das Kontinental- oder Landklima
ls. Kontinentalklima), das oceanische oder See-
klima (s. d.), und als Übergangsstufe von einem
zum andern das Küsten- oder Übergangs-
klima (f. Küstenklima). Die ebenfalls wichtige
Form des Höhen- oder Gebirgsklimas (s. d.)
ist in der Hauptsache dadurch bedingt, daß die über
einem hochgelegenen Orte liegende Luftfchicht wegen
ihrer geringern Mächtigkeit und ihrer verhältnis-
mäßig geringen Dichte von der einstrahlenden Son-
nenwärme einen nur kleinen Bruchteil abforbiert,
fodaß die direkte Strahlungswärme außerordentlich
kräftig zur Geltung kommt. Höhenstationen zeichnen
sich also auch im Winter, solange die Sonne am
Himmel steht, durch hohe Strahlungswärme aus,
ein Umstand, der trotz der kalten strahlungslosen
Zeit in Verbindung mit der Trockenheit, Reinheit,
Nebel- und besonders Staubfreiheit der Luft neuer-
dings als Heilfaktor wichtige Anwendung gefunden
hat. Da im Winter bei hohen: Barometerstand die
fchwere kalte Luft in die Tiefe sinkt und durch ihre
niedere Temperatur gern zur Nebelbildung neigt,
während die dünnern höhern Luftschichten bei ge-
ringem Wasserdampfgehalt den wärmenden Sonnen-
strahlen kein Hindernis in den Weg legen, stellt
sich in der Höhe sehr leicht die Temperaturum-
kehr ein, d. h. die Luftwärme nimmt im Winter
häufig von unten nach oben nicht ab, sondern zu.
Neben der Erwärmung und der Niederfchlags-
menge sind herrschende Windrichtungen für die
Eigenart des K. vieler Gegenden bestimmend. So
ist die Passatregion notwendigerweife niederfchlags-
arm, in ihr liegen die größten Wüsten oder doch
Steppengebiete; die nur vom Sommerpassat be-
strichene subtropische Zone hat Sommerdürre und
Winterregen, auch die Monsungebiete zeichnen sich
durch strenge jahreszeitliche Wechsel der Nieder-
schläge aus. In höhern Breiten, wo westl. Winde
vorherrschen und von Westen und Südwesten kom-
mende lauwarme Meeresströmungen erzeugen, sind
die Westseiten der Kontinente durch gemäßigte
Sommer, milde Winter und ansehnlichen Nieder-
schlagsreichtum ausgezeichnet, während unter glei-
chen Breiten die Ostseiten der Erdteile scharfes Kon-
tinentalklima haben. So wirken also die allerver-
schiedensten Ursachen zusammen, die Klimate der
einzelnen Länderräume überaus mannigfaltig zu ge-
stalten und Supan hat mit feinen 34 Klimapro-
vinzen nicht zu viele unterschieden, da sie alle
grundsätzliche Verschiedenheiten aufweifen. Dabei
ist natürlich auf lokale Abweichungen, wie sie gar
häufig an nächst benachbarten Orten auftreten, noch
keine Rücksicht genommen; denn zur Ausgestaltung
lokal beschränkter Klimatypen wirken örtliche Ver-
hältnisse , die sich rasch von einem Punkt zum an-
dern ändern, ganz außerordentlich mit, so z. B.
Höhenlage, Exposition gegen die einzelnen Him-
melsrichtungen, Gefalle des Bodens oder benach-
barter Gehänge, vorherrschende Winde thalauf-
oder abwärts, Himmelsrichtung derfelben u. s. w.
Man vergleiche z. B. das Rheinthal von Mainz
bis Bonn und den Westerwald oder die Eifel, Alpen-
gehänge, oberitalien. Seen und Po-Ebene u. s. w.
Um nun die Klimatypen in ihrer Vielgestaltig-
keit übersichtlich vergleichbar zu machen, charakteri-
siert man sie durch mittlere Iahlenwerte ihrer
Wärme-, Luftdrucks-, Wind-, Niederschlagsverhält-
nisse u. s. w., die durch regelmäßige Beobachtungen
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.