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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Knie - Kniegelenk
Aphrodite (s. d.) von Praxiteles. In der Nähe der >
Stadt wurde 394 v. Chr. die spartan. Flotte von
der persischen unter Konon geschlagen. - über
die Ruinen von K. vgl. C. T. Newton, Histor^
ok äi8C0V6ri68 kt lla1icai-U3.88U8, <Üuiäu8 lcnä
Vi'Hncliiäas (Lond. 1862-63); ders., 1rg>v6i8 anä
äi8C0V6ri68 in tds I^ovaut (2 Bde., ebd. 1865).
Knie oder Kniegelenk ((^snu), in der Anatomie
dasjenige Gelenk, welches durch einen ziemlich kom-
plizierten Mechanismus den Unterschenkel mit dem
Oberschenkel verbindet. Die eigentlichen Gelenkteile
werden durch die beiden Knorren des Oberschenkel-
knochens und des Schienbeins gebildet. Das mit
Knorpel überzogene obere Ende des Schienbeins
stellt eine fast horizontale Fläche dar, welche durch
eine von vorn nach hinten laufende seichte Leiste in
zwei Hälften geteilt ist; auf diefer Fläche ruht mit
zwei nahezu halbkreisförmigen, durch eine Furche
getrennten, ebenfalls überknorpelten Flächen der
Oberschenkel. Der Raum zwischen den Gelenkenden
beider Knochen ist von hinten her ausgefüllt mit
zwei sichelförmigen, vorn zugeschärften, hinten hohen
Knorpelscheiben (cki-tiiHFin63 86iniwn3.i'68), welche
hier denselben Dienst leisten wie ein Strohkranz,
den man auf den Kopf legt, um eine darauf zu
tragende Last fester zu stellen. Der Oberschenkel ist
durch Vänderstreifen, welche bei jeder Stellung des K.
gefpannt sind, an das Schienbein befestigt und das
ganze Gelenk von einer festen fibröfen Gelenkkapsel
umgeben. (S.Tafel:DieVänderdes Menschen,
Fig. 2 u. 3.) Hinten ist das Ende des Oberschenkel-
knochens sowie der Kopf des Schienbeins zur Bil-
dung der Kniekehle (lo88a zwMwa) ausgeschnit-
ten. Vorn liegt die scheibenförmige, oben abgerun-
dete, an den Rändern zugefchärfte Kniescheibe
(Mteiia) mit einer Längsleiste in der Rinne zwischen
den beiden seitlichen Kniegelenkflächen des Ober-
schenkels. An das obere Ende der Kniescheibe setzen
sich die großen Schenkelmuskeln an, und sie selbst
ist durch ein festes Band an das Schienbein be-
festigt; unter dem Bande liegt ein großer Schleim-
beutel; das Wadenbein, welches an der Außenfeite
des Schienbeins liegt, trägt im wesentlichen nichts
zur Bildung des Kniegelenks bei. In der Kniekehle
liegen unter einem starken Fettpolster wichtige Blut-
gefäße und Nerven. Bei gestreckter Stellung des
Beins verbindet das Kniegelenk den Ober- und
Unterschenkel zu einer festen Stütze, in gebogener
Lage dagegen gestattet es eine freiere Beweglichkeit,
insbesondere die Drehung des Unterschenkels um
seine Längsachse.
Verrenkungen des Kniegelenks unterscheiden sich
in der Hauptsache nicht von denen anderer Gelenke,
wegen der Zerreißung wichtiger Bänder erlangt
aber das K. selten seine völlige Gebrauchsfähigkeit
wieder. Auch die Kniefcheibe kann aus ihrer natür-
lichen Lage gebracht werden, jedoch, bei guter Be-
handlung, ohne bleibenden Nachteil. Bruch oder
Abreihung der Kniescheibe können ebenfalls voll-
ständig geheilt werden. Die verunstaltenden Winkel-
stellungen des K. nach außen oder innen (361111
valZimi, X-Veine, Säbelbeine) sind entweder Reste
von Verletzungen des Kniegelenks oder entstehen (bei
manchen Handwerkern, wie bei Bäckern ^Väckerbein),
Kellnern u. a.) durch Gewohnheit; häufig sind sie auch
ein Folgezustand der Englischen Krankheit (s. d.). Ent-
zündungen des K. innerhalb der Gelenkkapsel sind
gewöhnlich sehr langwierig und gefährlich. Die
fungöse oder tuberkulöse Entzündung des Knie-
gelenks führt den Namen Knieschwamm (lunFii3
ssenu); sie führt nicht selten, in den Anfangsstadien
vernachlässigt, durch langwierige Eiterungen, hek-
tisches Fieber und Entartung lebenswichtiger inne-
rer Organe zum Tode. (S. Gliedschwamm.) Unter
Umständen können sich Wucherungen der Gelenk-
knorpel abschnüren oder Niederschläge in der Gelenk-
flüssigkeit bilden, und diese bis linsengroßen und
größern Körper keilen sich dann leicht während des
Gehens, unter großen Schmerzen, zwischen die Ge-
lenkflächen ein. (S. Gelenkmäuse.) Häufig, aber ge-
fahrlos ist die Wassersucht des Schleimbeutels am
Kniescheibenbande (Hygrom der Kniescheibe, 1^-
Froma pi'a6pat6i1ai'6, engl. tiouLeiuÄiäsknse), welche
sich zumal bei Personen, die viel knien, bei Scheuer-
frauen, Pflasterern u. s. w. entwickelt und nur durch
völlige Ruhe des Gelenks, Druckverbände oder In-
cision und Spaltung der verdickten Balgwandungen
zu befeitigen ist.
Kniebeugung, in der kath. Kirche vor den durch
die priesterliche Konsekration in Christi Leib und
Blut verwandelten Abendmahlselementen, beider
Messe im Augenblick der Konsekration und Eleva-
tion, bei der Fronleichnamsprozession und beim Vor-
beitragen des Sakraments auf der Straße statt-
findende Ceremonie. Sie wird in kath. Ländern
auch von dem zu kirchlichen Feierlichkeiten komman-
dierten Militär gefordert. Über die Kniebeugungs-
order Ludwigs I. von Bayern, die diefer auf Ver-
anlassung des Ministers Abel 1838 erlieh und wo-
nach auch die prot. Soldaten zur K. genötigt werden
follten, entstand der mehrjährige, auch litterarisch
(namentlich von Döllinger, Harleß, Thiersch uud
dem Grafen von Giech) lebhaft geführte Kniebeu-
gungs streit, der endlich 12. Dez. 1845 mit dem
Nachlaß jener Forderung endigte.
Kniebis, Stock des nördl. Schwarzwaldes, über
den sich die Grenze zwischen Württemberg und
Baden hinzieht. Sein höchster Punkt ist der Roß-
buhl (965 ni); die Hochebene ist kahl und öde, mit
Sümpfen bedeckt oder mit Heidekraut bewachfen;
auf der Höhe felbst liegt das Dorf K. (166 E.),
das als Luftkurort aufgesucht wird. Am K. ent-
springen, sämtlich nach W. abstießend, die Berg-
wässer Murg, Acher und Rench, die direkt in den
Rhein, und die Wolfach, die in die KinM mündet.
Die Straße über den K. verbindet das bad. Oppenau
mit dem württemb. Freudenstadt. Zu den Knie-
bisbädern gehören im Nenchthal Freiersbach,
Griesbach und Petersthal, ferner Antogast und
Rippoldsau (s. die Einzelartikel). Sämtliche Quellen
sind vorherrschend kohlensäurehaltige Eisensäuer-
linge. Lage und Beschaffenheit machen die K. von
alters her zu einem Vollwerk gegen feindliche In-
vasionen. Aus den Zeiten des Dreißigjährigen
Krieges und der franz. Kriege des 18. Jahrh, stam-
men die Schlangenfchanze, nördlich und südlich von
derselben die Alexander- und die Schwabenschanze.
Letztere wurde 1796 von den Franzosen unter
Moreau erstürmt.
Kniefell, ein weißes Leder, welches in der preuß.
Armee, mit Ausnahme der großherzoglich Hess. Regi-
menter, von den Tambours auf dem linken Ober-
schenkel getragen wird, um die Tuchbekleiduna
gegen das Scheuern durch die Trommel zu schützen.
Kniegalgen, s. Galgen.
Kniegeburt, s. Geburt (Bd. 7, S. 629 a).
Kniegeige, s. Gambe.
Kniegelenk, s. Knie.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.