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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Koblenzer Geschirr - Koch (Christian Friedr.)
tung, eines Betricbsamtes (252,36 ^m Bahnlinien)
der königl. Eisenbahndirektion Köln (linksrheinisch),
einer Neichsbankstelle und Handelskammer sowie des
Generalkommandos des 8. Armeekorps, der Kom-
mandos der 30. Infanterie- und 8. Feldartillerie-
brigade, eines Traindcpots, Artilleriedepots, Pro-
viantamtes und einer Fortifikation.
AnUntcrrichtsanstalten hat K. ein königl.
pädagogisches Seminar, ein königlich kath. Gymna-
sium, 1580 gegründet (Direktor Dr. Weidgen, 28 Leh-
rer, 15 Klassen mit 452 Schülern, 3 Vorklasscn mit
70 Schülern), städtisches simultanes Realgymnasium
(Direktor Dr. Most, 18 Lehrer, 11 Klassen, 328
Schüler) und eine höhere Mädchenschule mit Leh-
rerinnenscminar. Unter den Fabriken sind zu
nennen die sür Schaumwein (Deinhard & Co., 1794
gegründet), sür Cigarren, Maschinen, Klaviere,
lackierte Blechwaren und Seife. K. ist Sitz der 4. Sek-
tion der Rheinisch-Westfälischen Hütten- und Walz-
werks-, 5. der Lederindustrie-, 7. der Rheinisch-
Westfälischen Baugewerks- und 20. der Fuhrwerks-
Berufsgenossenschaft. Der Handel mit Mosel- und
Rheinweinen ist noch ziemlich blühend, doch ist K.
in seiner sonstigen merkantilen und industriellen
Entwicklung hinter seinen Nachbarstädten zurück-
geblieben. Von der begonnenen Entfestigung wird
ein kräftiger Aufschwung erwartet. Etwa 5 km
oberhalb K. die Burg Stolzenfels (s. d.).
K. wurde nach 1815 zu einer starken Festung aus-
gebaut, jedoch durch Kabinettsorder vom 19. März
1890 des Festungscharakters wieder entkleidet. Die
krenelierten Mauern mit den kleinen Werken am
Rhein und an der Mosel sind niedergelegt und teil-
weise durch hübsche Anlagen ersetzt, die Wälle an
der Landseite mit den drei befestigten Thoren sollen
eingeebnet werden. Von den Festungswerken blei-
ben erhalten: die Werke auf der Karthause, der
größte Teil der Werke auf dem linken Moselufer, Feste
Franz (Petersberg) und auf der rechten Nheinseite
Ehrenbreitstcin mit dem Fort Rheineck und die Werke
des Astersteins.
Geschichte. Daß an der Stelle von K. eine röm.
Stadt gestanden, ist nicht wahrscheinlich. C's scheint
ursprünglich nur eine Post- und Zollstation der röm.
Straße (kä conssnentsg) gewesen zu sein, die erst
später als Castrum befestigt wurde. Letzteres wurde
in der spätern Kaiserzeit ein wichtiger Waffenplatz.
1864 fand man unterhalb der alten Moselbrücke
zahlreiche Neste einer röm. Pfahlbrücke. Die im
frühern Mittelalter unbedeutende Stadt wurde 1018
von Kaiser Heinrich II. dem Erzstift Trier geschenkt.
Mächtigen Auffchwung nahm K. seit der Entstehung
des Rheinischen Städtebundcs (1264), geriet aber
infolge des Dreißigjährigen Krieges wieder sehr in
Verfall. K. wurde 1688 von den Franzosen unter
Marschall Boufflers bombardiert und fast ganz zer-
stört, doch konnten sie die Stadt nicht einnehmen.
Die Kurfürsten von Trier verlegten 1786 ihre Resi-
denz hierher, und während der Französischen Revo-
lution wurde K. der Mittelpunkt der Emigration; die
Stadt wurde aber schon 1794 von den Franzosen
besetzt und 1798 zur Hauptstadt des Depart. Rhein-
Mosel gemacht. 1815 kam sie an Preußen und wurde
1822HauptstadtderRheinprovinzunddesReg.-Vez.
K. - Vgl. Wegeler, K. in seiner Mundart und seinen
hervorragenden Persönlichkeiten (Koblenz 1876);
Vaumgartcn, K. und seine Umgebung (4. Aufl., ebd.
1888) sWegcler, Beiträge zur Geschichte der Stadt K.
(edd. 1881; 2. Aufl. 1882); Vaumgarten, K. nebst
Ausflügen (ebd. 1884); Becker, Das königl. Schloß
zu K. Ein Beitrag zur Geschichte des letzten Kur-
fürsten von Trier und der Stadt K. (ebd. 1886).
Koblenzer Geschirr, s. Steinzeug.
Kobolde, im deutschen Volksglauben eine
Gattung der Elben oder Elfen (s. d.). Der Name
kommt eigentlich nur den Herd- und Hausgeistern
zu, wird aber auch zuweilen auf die Berggeister aus-
gedehnt. Immer aber wird ihnen die Bedeutung
des Neckischen und Polternden beigelegt. Die K.
werden zwerghaft und gewöhnlich häßlich gedacht;
rot ist vom Feuer des Herdes ihre Lieblingsfarbe.
Der Name selbst ist echt german. Ursprungs und
bedeutet "der des Koben (d. h. des Gemachs, welches
Wort noch ^auch in der mitteldeutschen Form Kofen^
in der Bedeutung Stall ^besonders für Schweines
erhalten ist) Waltende"; es ist gleichbedeutend mit
dem angclsächs. cotFdäag (Hausgötter).
Koboldmaki (^ai-swä Lpectruin <3eoF>., s. Tafel:
Halbaffen II, Fig. 4), Gefpensttier oder Ge-
spenstaffe, ein wegen seiner abenteuerlichen Ge-
stalt und seines seltsamen Benehmens bemerkens-
werter kleiner Halbaffe, der die Sunda-Inseln und
Philippinen bewohnt und den man zum Repräsen-
tanten einer besondern Familie erhoben hat. Das
nur 14 cm lange Tierchen mit den langen Hinter-
beinen und Schwanz erinnert an die Springmäuse,
deren Bcwegungsart es auch teilt; die polsterartig
verbreiterten Zehenenden gemahnen an den Laub-
frosch; am auffallendsten aber sind die ungeheuren,
in der Mitte fast zusammenstoßenden Augen, die
den Raum für die Nase und das Maul auf ein
Minimum beschränken. Das Tier lebt paarweise
in hohlen Bäumen und ähnlichen Verstecken und
ernährt sich von Kerbtieren. Es ist harmlos und
leicht zu zähmen, wobei es den Pfleger durch seine
Zutraulichkeit und sonderbaren Bewegungen ergötzt.
Kobrin. 1) Kreis im südl. Teil des Gouverne-
ments Grodno, im System des Dnjepr-Bug-Kanals,
meist sumpfig, hat 5279,7 cikm, 154120 E. (90Proz.
Weißrussen, 9 Proz. Israeliten). - 2) Kreisstadt
im Kreis K., am Muchawez itnd der Kobrinka sowie
an der Linie (Brest-)Shabinka-Luninez-Homel-
Brjansk, bat (1892) 9980 E., in Garnison das
2. Train-Cadre-Bataillon, 13 israel. Vetschulen;
Handel mit Getreide, Spiritus, Bauholz. Bei K.
siegte 27. Juli 1812 der russ. General Tschaplin.
Kobfa, bei den Kleinrussen ein altertümliches
Musikinstrument mit Saiten, einer Laute oder Leier
ähnlich; Kobsar, der Spieler eines solchen.
Koburg, s. Coburg.
Koburger, Antoni, s. Koberger. ftock.
Xobus silipsipi^nuins t)^7b?/, s. Wasser-
Kobylin, Stadt im Kreis Krotoschin des preuß.
Reg.-Vez. Posen, an einem Zufluß der Orla, an
der Nebenlinie Lissa-Ostrowo der Preuß. Staats-
bahnen,.hat (1890) 2223 E., darunter 735 Evan-
gelische und 238 Israeliten, Post, Telegraph, 2 kath.,
eine evang. Kirche und eine Synagoge.
Koccinelle, Marienkäfer, f. Coccinelle.
Koccionelle (^occioueiia), s. Cochenille.
/loo/z, hinter naturhistor. Namen Bezeichnung
für Wilh. Daniel Ios. Koch (s. d.), oder Karl Koch
(s. d.), oder Karl Ludwig Koch, geb. 1778, gest.
1857 in Nürnberg; er schrieb: "Die Pflanzenläuse
Aphidcn" (9Hefte,Nürnb.1854-57), "Die Myria-
poden" (2 Bde., Halle 1863) u. s. w.
Koch, Christian Friedr., Jurist, geb. 9. Febr.
1798 zu Mohrin bei Königsberg i. N., trat erst in
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.