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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kodros - Koeverden
drei großen Quellbächen, die dem Hauptkamm des
Kaukasus entspringen, stießt westlich, zuletzt südwest-
lich , und mündet nach 181 km in drei Armen ins
Schwarze Meer.
Kodros (lat. Codrus), sagenhafter, angeblich
letzter König von Athen, Sohn des aus Pylos einge-
wanderten Melanthus, rettete nach der Überlieferung
(der üblichen, aber unsichern Chronologie nach um
1068) durch freiwillige Aufopferung sein Vaterland.
Als nämlich die Dorer vom Peloponnes her zur
Eroberung von Attika ausgezogen waren und das
delphische Orakel ihnen erklärt hatte, daß sie siegen
würden, wenn sie den König von Athen nicht töteten,
verkleidete sich K. als Bauer, erschlug einen der
Feinde und wurde darauf von diesen getötet. Als
die Dorer K. zu spät erkannten, Zogen sie ab.
Kodscha-Balkan, s. Balkan.
Kodschent, unrichtig für Chodschent (s. d.).
Kodschi, auch Koji, eine in China und Japan
beiBereitungdesReisweins (SakchundAlkohols
benutzte, stärkeumbildende Substanz. Gedämpfte
Reiskörner werden mit dem Mycel und den Frucht-
trägern eines Schimmelpilzes, ^.Lpei-Filius 01^23.6,
überzogen; es entwickelt sich dann auf dem Reis ein
weißes, sammetartiges, angenehm riechendes My-
cel. Diese Masse, K. oder Tanekodschi genannt,
welche ein nichtorganisiertes, Stärkemehl invertie-
rendes Ferment enthält, wird mit gedämpftem Reis
vermaischt; in der breiartigen Masse wird unter dem
Einflüsse des K. allmählich eine Umwandlung der
Reisstärke in Zucker bewirkt, nach einigen Tagen
klärt sich die Flüssigkeit und gleichzeitig tritt unter
dem Einflüsse eines dem ^8p6i-Fi1w8 or^as beige-
mischten, noch nicht näher charakterisierten tzefepilzes
eine Alkoholaärung ein, durch welche Flüssigkeiten
mit einem sehr hohen Alkoholgehalt erzeugt werden
können. Der auf diese Weise erzeugte Reiswein
ist eine klare, gelbe, angenehm riechende Flüssigkeit
mit einem Gehalte von 13 bis 15 Proz. Alkohol.
Man kann mit dem K. gegorene Getränke mit einem
Alkoholgehalt bis zu 18 Proz. herstellen. - In
Amerika ist neuerdings die Anwendung der K. für
Brennereizwecke in einer Brennerei zu Peoria tech-
nisch durchgeführt.
Koiifficiönt (neulat.), in der Mathematik der ge-
gebene und zugleich konstante Faktor einer unbekann-
ten oder veränderlichen Größe. So sind a, d, c die
K. von x, ^, 2 in der Gleichung ax -s- d^ -l- c^ -^ 0;
ferner 4, n. -i- d, 1 die K. von x^, x^, x^ in der Glei-
chung 4x2 _j_ (5 ^_ h) Z.3 _^ X^ --- 0.
Koeit, arab. Stadt, s. El-Hasa.
Koekkoek (spr. kukuk), Holland. Malerfamilie,
deren Stammvater der Marinemaler Joh. Her-
mann K., geb. 27. Aug. 1778, gest. 12. Jan. 1851,
war. Er hinterlieh vier Söhne, von denen der
älteste, Barend Cornelis K., geb. 11. Okt. 1803
zu Middelburg, sich der Landschaftsmalerei widmete;
die großen Holland. Meister dienten ihm während
seines dreijährigen Aufenthalts in Amsterdam als
Muster. Seinen Unterricht genoß er besonders durch
Schelfhout und van Os. Seit 1841 lebte er in Cleve,
wo er eine Zeichenschule errichtete und 5. April 1862
starb. Was seine Werke besonders auszeichnet, ist
die große Treue in der Wiedergabe der Natur, ver-
eint mit einer seinen Poesie der Auffassung. Die
Nationalgalerie zu Berlin besitzt von ihm eine
Sommerlandschaft und eine Winterlandschaft (1843);
das Museum in Leipzig eine Frühlingslandschast
und eine Winterlandschaft (1852). Auch im Aquarell
und in der Lithographie leistete er Treffliches. Von
ihm erschienen 1841 in Amsterdam "Erinnerungen
und Mitteilungen eines Landschaftsmalers".
Koömtion (lat. cosiutio), Zufammenkauf, ins-
besondere der Scheinkauf bei der Eheschließung im
alten Rom (s. OoEintio in manum).
Koercibel (neulat.), diejenige Eigenschaft der
Gase, vermöge der sie sich, bei genügender Erkaltung
und hinreichendem Druck, zu einer tropfbaren Flüssig-
keit verdichten (kondensieren) lassen. Noch 1877 teilte
man die Gase in koercible und in permanente,
welch letztere unter allen Umständen ihre Gasform
behalten. Zu den erstern zählte man Cyan, schweflige
Säure, Chlor, Ammoniak, Salzsäure, Kohlensäure,
salpetrige Säure und Stickstoffoxydul, zu den letztern:
Stickoxyd, Kohlenoxyd, Sauerstoff, Stickstoff und
Wasserstoff. Allein seit es L. Cailletet (Paris) und
R. Pictet (Genf) durch ihre epochemachenden Ver-
suche gelungen ist (1877-78), alle noch für perma-
nent gehaltenen Gase mittels starker Abkühlung
und hohen Druckes zu verflüssigen, gredt es nur noch
koercible Gase. Dagegen gab es eine Zeit (vor 1823),
wo alle Gase für permanent galten. Man unter-
schied damals die Dämpfe von den Gafen, indem
man nur jene für kondensierbar hielt, die letztern
nicht. Als später (1823) Davy und Faraday, und
nach diesen auch andere (Thilovier und Natterer,
"Verflüssigung der Kohlensäure und des Stickstoff-
oxyduls", 1844), die oben als koercibel angeführ-
ten Gase verflüssigten, entstand der Unterschied
zwischen den koercibeln und permanenten Gasen,
der seit Erkenntnis der Bedeutung der "Kritischen
Temperatur" (s. d.), seit 1877 wieder aufgehört
hat. Neuere Versuche über die Verflüssigung der
Gase rühren namentlich von von Wroblewski her
(1884-87). Derselbe bestimmte Druck und Tem-
peratur bei der Verflüssigung, erzielte durch siedende
verflüssigte Gase (Sauerstoff, Stickstoff, Kohlenoxyd)
Kältegrade bis - 200" ()., bestimmte auch das spe-
cifische Gewicht des flüssigen Sauerstoffs (0,399)
u. s. w. Bleckerode (1885) ermittelte die Brechungs-
exponenten der verflüssigten Gase (1,2-1,4). über
die Kondensierung der ehemaligen permanenten
Gase vgl. Pictet, Nömoirk 8ur la. liquekHction cls
1'0X^6Q6 (Genf 1878) und Cailletet in den "Schrif-
ten" der Pariser Akademie (1877-78).
Koercitivkraft, s. Magnetismus.
Koesfeld (spr. kohs-). 1) Kreis im preuß. Reg.-
Vez. Münster, hat 753,3? ^ui, (1890) 44468 (22328
männl., 22140 weibl.) E., 4 Städte und 24 Land-
gemeinden.- 2) K. oder Coesfeld, Kreisstadtim
Kreis K., an der Berkel, der Linie Oberhausen-
Rheine-Quakenbrück der Preuß. Staatsbahnen und
an der Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn,
Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts
(Landgericht Münster), hat (1890) 5614 E., darunter
264 Evangelische und 97 Israeliten, Postamt erster
Klasse, Telegraph, ein königlich kath. Gymnasium, ein
Armen- und Waisenhaus, Schlachthaus; Leder-
fabriken, Druckerei und Färberei, vier mechan. Webe-
reien, Dampfmahl- und -Sägemühle, Dampfbren-
nerei und -Brauerei und Kupferwalzwerk.
Koeverden oder Coevorden (spr. kü-, d. h.
Kuhsurt), Stadt in der niederländ. Provinz Drenthe,
unweit der preuß. Grenze, an der Kleinen Vecht, hat
3282 E., Landbau und Torfgewinnung. K. wurde
1592 von Moritz von Oranien eingenommen. Im
Juli 1672 eroberte Bernhard von Galen, der Bischof
von Münster, die Stadt, verlor sie aber im Dezember.
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