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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kohlenoxydhämoglobin; Kohlenoxysulfid; Kohlenpapier; Kohlensäcke; Kohlensäure

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Kohlenoxydhämoglobin - Kohlensäure

Hinsichtlich der Behandlung gilt als erster Grundsatz, daß der Vergiftete sofort aus der gefährlichen Atmosphäre zu entfernen und in einen andern gut gelüfteten Raum oder in die freie Luft zu transportieren ist; man leite dann alsbald die künstliche Atmung durch methodische Kompression des Brustkastens (s. Scheintod), Anwendung des galvanischen Stroms auf die Atmungsmuskeln u. dgl. ein und reize die peripheren Nerven durch Bespritzen mit kaltem Wasser, durch Hautreize, durch Nieß- oder Hustenreizmittel u. a. m. Die Belebungsversuche müssen oft stundenlang fortgesetzt werden. In verzweifelten Fällen ist die Transfusion (s. d.) geboten. Ein gutes Reagens, um Kohlenoxydgas in der Luft, z. B. eines Zimmers nachzuweisen, ist Chlorpalladium; halbfeuchte Streifen von Leinwand oder Baumwollzeug mit einer konzentrierten, möglichst säurefreien Chlorpalladiumlösung getränkt, färben sich in Berührung mit diesen Gasen braun. - Vgl. Friedberg, Die Vergiftung durch Kohlendunst (Berl. 1866); Hofmann, Über Kohlenoxydvergiftung (Wien 1879); Maschka, Über Vergiftung mit Kohlenoxydgas (Prag 1880).

Kohlenoxydhämoglobin, Kohlenoxydkalium, Kohlenoxydnickel, s. Kohlenoxyd.

Kohlenoxysulfid, eine gasförmige Verbindung von der Zusammensetzung COS, die in der Mitte zwischen Kohlensäure, CO2, und Schwefelkohlenstoff, CS2, steht. Es bildet sich beim Erwärmen von Rhodankalium mit Schwefelsäure, indem sich die dabei in Freiheit gesetzte Rhodanwasserstoffsäure (s. d.) nach folgender Gleichung unter Wasseraufnahme in Ammoniak und K. zersetzt:

CN.SH + H2O = COS + NH3.

Das Gas löst sich in Wasser, besitzt einen schwachen, eigentümlichen Geruch, entzündet sich leicht und wird in Berührung mit Alkalien in Kaliumcarbonat und Kaliumsulfid zersetzt. Einige natürliche Schwefelquellen, z. B. die von Parad in Ungarn, enthalten K.

Kohlenpapier, ein kohlehaltiges Filtrierpapier zum Entfärben von Flüssigkeiten.

Kohlensäcke, gewisse sehr sternarme Gegenden in den hellsten Teilen der Milchstraße, die durch die Kontrastwirkung den Eindruck tiefer Schwärze machen, besonders einen Fleck in der südl. Polarregion, in unmittelbarer Nähe des Südlichen Kreuzes (s. Astrallicht). Dieser Raum von etwa 8° Länge und 5° Breite enthält nur einen Stern 6. bis 7. Größe, der dem bloßen Auge allenfalls sichtbar ist, aber auch nur wenige teleskopische Sterne.

Kohlensäure kommt in freiem Zustande nur als Anhydrid, Kohlendioxyd, CO2, in der Atmosphäre vor. - Schwankt auch der Gehalt der Atmosphäre nur wenig um 0,5 g im Kubikmeter oder etwa 1/10 000 ihres Volums, so ist doch diese Menge bei der Größe der Atmosphäre fast unermeßlich groß zu nennen; und wird auch durch den Assimilationsprozeß der Pflanzen eine große Menge der K. beständig verbraucht, so gleicht sich der Gehalt doch immer wieder aus, da durch jeden Verbrennungs- oder Verwesungsprozeß, durch jeden Atemzug von Menschen und Tieren neue K. der Luft zugeführt wird. Aus Vulkanen und Erdspalten, aus Quellen, in Deutschland besonders in der Rheingegend (Burgbrohl, Hönningen, Ober-Mendig u. a.), strömen erhebliche Mengen von K. aus. In anorganischen Verbindungen macht sie einen großen Teil der starren Erdkruste aus, so in den Kalksteinen und Dolomiten. Ferner enthalten alle natürlichen Wasser K., und der Kohlensäuregehalt des Meers ist eine Hauptursache für den verhältnismäßig konstanten Gehalt der Atmosphäre an diesem Gas. Man gewinnt sie in reiner Form aus Kohlensäurequellen oder durch Zersetzen von kohlensauren Salzen, z. B. Marmor oder Magnesit mit Salzsäure oder Schwefelsäure, gemischt mit andern Gasen beim Verbrennen von Holzkohle, Koks oder beim Kalkbrennen, indem man die Ofengase an der Gicht ableitet. Ferner entsteht sie bei der Gärung von Most, Bierwürzen und Branntweinmaischen. Die K. bildet ein farbloses, säuerlich schmeckendes und riechendes Gas, das sich bei 0° unter einem Druck von 36 Atmosphären zu einer farblosen Flüssigkeit verdichten läßt. Läßt man flüssige K. aus dem Behälter, in dem sie verdichtet ist, frei ausströmen, so gerät sie ins Sieden und verbraucht dabei so viel Wärme, daß der nicht verdunstende Teil zu einer festen, weißen, schneeigen Masse erstarrt. Eine Mischung von fester K. und Äther erniedrigt durch lebhafte Verdunstung ihre Temperatur auf -100°C. Die gasförmige K. ist in Wasser verhältnismäßig leicht löslich, die Lösung reagiert auf Pflanzenfarben wie eine Säure, aber beim Verdunsten der K. verschwindet die saure Reaktion. Die Löslichkeit in Wasser ist proportional dem dabei angewendeten Druck. Flüssigkeiten, die unter höherm Druck mit K. gesättigt sind, lassen den Überschuß des Gases beim Aufheben des Druckes unter Aufbrausen entweichen (Sodawasser, Schaumweine). In der Technik macht man mehrfach Gebrauch von der K., so bei der Anfertigung der künstlichen Mineralwässer und des doppeltkohlensauren Natrons, wobei man chemisch reiner K. bedarf; bei der Darstellung der Schaumweine, wobei die K. durch Gärung im Wein in dem Versandgefäß erzeugt wird; in der Zuckerfabrikation, der Ammoniaksodafabrikation, wobei die aus Kalköfen abgesogene K. verwandt wird; flüssige K. wird dazu benutzt, geschmolzenen Gußstahl unter starkem Druck in geschlossene Formen zu pressen; sie findet auch bei den Bierdruckapparaten (s. d.), bei der Fabrikation künstlicher Mineralwässer, zu Kaltluftmaschinen und als Feuerlöschmittel Verwendung. Für diese Zwecke gelangt sie in eisernen, auf einen Druck von 250 Atmosphären geprüften Cylindern zu 2, 4 und 8 kg Inhalt (1 kg = 60 l gasförmiger Säure) in den Handel. Das Kilogramm flüssige Säure kostet etwa 4 M.

Die K. ist nicht atembar. In mit K. gefüllten Räumen, Brunnenschächten, Abtrittsgruben, Gärkellern kann aus diesem Grunde Erstickung und plötzlicher Tod eintreten. Sie unterhält die Verbrennung nicht, Kerzen erlöschen darin. Vor dem Befahren von Räumen, in denen sich K. angesammelt haben kann, sollte daher zur Sicherstellung stets zunächst eine brennende Kerze in dieselben versenkt werden, deren ruhiges, leuchtendes Brennen Gefahrlosigkeit bedeutet. In von vielen Menschen gleichzeitig besuchten Räumen, Schulzimmern, Theatern, Versammlungslokalen, Wirtshäusern, ist der Gehalt der K. ein Maß für den Grad der Verdorbenheit der Luft; durch geeignete Ventilation ist dafür zu sorgen, daß die Menge der in 1 cbm Luft enthaltenen K. niemals über 2 g steige. Über die von Kerzen- und Gasflammen produzierten Mengen von K. s. Beleuchtung.

Die K. ist eine zweibasische Säure, die als Hydrat, CO(OH)2, im freien Zustande nicht bekannt ist, weil sie beim Ausscheiden aus ihren Salzen sofort

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]