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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kolbe (Adolf Wilh. Herm.) - Kolbenwasserkäfer

Haar wurde nach allen Seiten gleichmäßig herabgekämmt, in der Mitte der Stirn gerade abgeschnitten und diese Linie etwa bis zur Mitte des Ohres weiter geführt. Ebenso trug man zwar einen Vollbart, schnitt ihn aber direkt unter dem Kinn in gerader Linie ab, sodaß der Kopf nicht mehr lang, sondern rund wie eine Knolle am Ende einer Keule erschien. Mit K. ward sowohl der Kopf an und für sich als das Haar allein, dann besonders der glatt geschorene Kopf und später sogar die Perücke bezeichnet.

Kolbe, Adolf Wilh. Herm., Chemiker, geb. 27. Sept. 1818 zu Elliehausen bei Göttingen, studierte Chemie in Göttingen unter Wöhler, wurde 1842 Assistent bei Bunsen in Marburg und 1845 Assistent Lyon Playfairs am Laboratorium des Museum of economic Geology in London. 1847 übernahm er in Braunschweig die Redaktion von Liebigs und Wöhlers «Handwörterbuch der Chemie», wurde 1851 ord. Professor der Chemie in Marburg, 1865 in Leipzig, wo er 25. Nov. 1884 starb. Seine Experimentaluntersuchungen waren zumeist auf die Ausbildung der Theorie von der Konstitution der organischen Verbindungen gerichtet, an deren Entwicklung er einen hervorragenden Anteil genommen hat. Er war bis zu seinem Tode überzeugter Anhänger der ältern, von ihm neu belebten Radikaltheorie, obgleich er selbst wohl das meiste dazu gethan hat, die zusammengesetzten Radikale in immer kleinere aufzulösen. Den letzten konsequenten Schritt des Zurückgehens bis auf die Elementaratome hat er nicht mitgemacht, sondern, wie vordem der Typentheorie, so später der Strukturchemie Opposition gemacht. Von seinen Entdeckungen sind einige auch von praktischer Bedeutung geworden, so die 1861 mit R. Schmitt beobachtete Umwandlung der Carbolsäure in Korallin, die Auffindung einer Methode, Salicylsäure in großen Mengen künstlich darzustellen (1873), und seine Entdeckung der antiseptischen Eigenschaften der Salicylsäure, wodurch diese ein wertvolles Arzneimittel geworden ist. Unter K.s Werken sind hervorzuheben: «Ausführliches Lehrbuch der organischen Chemie» (3 Bde., Braunschw. 1854‒78), dessen zweite Auflage (ebd. 1880‒84) von E. von Meyer herausgegeben wurde; «Kurzes Lehrbuch der Chemie» (Tl. 1: Anorganische Chemie, ebd. 1877; 2. Aufl. 1884; Tl. 2: Organische Chemie, ebd. 1883). In den Schriften «Das chem. Laboratorium der Universität Marburg» (ebd. 1865) und «Das chem. Laboratorium der Universität Leipzig» (ebd. 1872) sind gemeinschaftliche Arbeiten K.s und seiner Schüler zusammengestellt. 1869 übernahm K. die Redaktion des «Journals für praktische Chemie».

Kolben, eine im Mittelalter gebräuchliche Schlagwaffe (Streitkolben) von keulenartiger Beschaffenheit, aus Stiel und kugelartigem Knopf bestehend. Ferner der untere Teil des Schaftes der Handfeuerwaffen und Jagdgewehre (Gewehrkolben); der K. der Infanteriegewehre wird, ohne dazu bestimmt zu sein, im Handgemenge häufig als Schlagwaffe angewendet. – In der Jägersprache die noch weichen, knorpeligen Stangen und Enden am Geweih und Gehörn. – Über K. in der Botanik s. Blütenstand nebst Tafel: Blütenstand, Fig. 9. – In der Chemie ist K. ein kugeliges Glasgefäß mit nach dem Ende zu sich erweiterndem Hals, das bei der Destillation als Vorlage verwendet wird.

Kolben, im Maschinenbau diejenigen Organe, die sich in einem Cylinder, an dessen Wandungen sie sich dicht anschließen, hin und her bewegen und den Zweck haben, von Flüssigkeiten oder Gasen Kräfte aufzunehmen oder auf sie Kräfte zu übertragen. Im ersten Fall läßt man die Flüssigkeiten oder Gase unter Druck hinter den K. treten, wodurch dieser (hier Treibkolben genannt) im Cylinder fortgeschoben wird und Arbeit verrichtet, welche durch die Kolbenstange weiter übertragen wird. Im zweiten Fall wird der K. durch außen an der Kolbenstange angreifende Kräfte bewegt und damit die im Cylinder befindliche Flüssigkeit oder Luft in Bewegung versetzt. Der erste Fall tritt vielfach bei Motoren, der letzte bei Pumpen und Gebläsen ein. Der Konstruktion nach unterscheidet man die Scheibenkolben, welche aus einer dünnen (hohlen oder massiven) Scheibe bestehen, und die hauptsächlich bei Pumpen angewendeten Plunger- oder Taucherkolben, hohle oder massive Cylinder, welche länger als der Hub der Pumpe sind; die letztern K. können als K. und Kolbenstange zugleich darstellend angesehen werden. Damit der K. möglichst vollkommen arbeitet, muß er sich so dicht, als dies ohne zu große Erhöhung der Reibungswiderstände geschehen kann, an die Cylinderwandung anschließen; er wird zu diesem Zweck gegen die letztere abgedichtet. (S. Dichtung.) Die Materialien zur Herstellung eines festen Abschlusses werden in Nuten am Umfang der K. eingebracht, oder auch, bei Plungerkolben, in Nuten in der Cylinderwand (Bramahkolben). Besondere Anwendung finden die K. für Kolbensteuerung (s. d.) und beim Indikator (s. d.).

Kolbenbärlapp, s. Lycopodium.

Kolbenblütler, s. Spadicifloren.

Kolbenente, s. Enten (Bd. 6, S. 167 b).

Kolbengebläse, soviel wie Cylindergebläse, s. Gebläse (Bd. 7, S. 622 b).

Kolbenhals, der obere dünne Teil des Gewehrkolbens.

Kolbenhirsch, ein Hirsch, der noch die Kolben (s. d.) trägt.

Kolbenhirse, s. Setaria.

Kolbenkappe, die aus Eisen oder Hartgummi hergestellte, am untern Teile des Gewehrkolbens zu dessen Schutz angebrachte Platte.

Kolbenpistole, s. Pistole.

Kolbenpumpe, s. Pumpen.

Kolbenstange, s. Kolben (im Maschinenbau). K. heißt auch ein mit eingelassenen Feilen versehener Holzcylinder, der an einem starken Draht befestigt ist und zum Einreißen schwacher Längsrisse in Schrotläufen dient.

Kolbensteuerung oder Kolbenschiebersteuerung, eine Steuerung für Dampfmaschinen oder Wassersäulenmaschinen, bei der die Verteilung des Dampfes oder Druckwassers durch Kolbenschieber bewirkt wird, derart, daß die Kanten des Kolbenschiebers die in dem Hohlcylinder, in dem er sich bewegt, angebrachten Kanäle für die Dampf- oder Druckwasserverteilung entsprechend öffnet und schließt. Auch versteht man unter K. bei Dampfmaschinen und Dampfhämmern diejenige Einrichtung, wonach der im Dampfcylinder sich bewegende Arbeitskolben durch Überdecken und Freilassen der in der Cylinderwand befindlichen Dampfein- und -Austrittsöffnungen selbst die Dampfverteilung bewirkt, sodaß jeder Steuerungsmechanismus wegfällt.

Kolbenstoß, s. Bajonettfechten.

Kolbenverschluß, s. Geschütz (Bd. 7, S. 913 a, nebst Fig. 14) und Handfeuerwaffen (Bd. 8, S. 763 b).

Kolbenwasserkäfer, s. Hydrophiliden und Palpicornier.

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]