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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kolléktor; Kollenchȳm; Koller; Köller; Kollergang

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Kollektor - Kollergang

Aktiengesellschaft gilt der Grundsatz, daß, wenn nichts anderes bestimmt ist, die Zeichnung der sämtlichen Mitglieder des Vorstandes erforderlich ist (Art. 229 des Handelsgesetzbuches). Das Gleiche gilt für die mehrern Geschäftsführer einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (§. 35 des Gesetzes vom 20. April 1892). Ebenso bei der eingetragenen Genossenschaft mit der weitern Beschränkung, daß auch das Statut nicht anordnen kann, daß weniger als zwei Mitglieder des Vorstandes zeichnen (§. 25 des Gesetzes vom 1. Mai 1889). Sind mehrere Liquidatoren einer liquidierenden Handelsgesellschaft bestellt, so können sie die zur Liquidation gehörenden Handlungen mit rechtlicher Wirkung nur in Gemeinschaft vornehmen, sofern nicht ausdrücklich bestimmt ist, daß sie einzeln handeln können (Art. 136 des Handelsgesetzbuches). Von der Kollektivvertretung, die sich Dritten gegenüber bethätigt, unterscheidet sich die Kollektivgeschäftsführung im Verhältnis der Gesellschafter zueinander. Wenn die Geschäftsführung mehrern Gesellschaftern mit der ausdrücklichen Beschränkung übertragen ist, daß einer nicht ohne den andern handeln könne, so darf keiner allein Geschäfte vornehmen, außer wenn Gefahr im Verzuge ist (Art. 100 für die offene, 158 für die Kommanditgesellschaft).

Kolléktor (lat., «Sammler»), das Steuerorgan der Dynamomaschinen, das bei ältern Maschinen als Kommutator (s. Stromwender) ausgeführt wurde. Bei letztern war die Zahl der Spulen oder Schleifen gleich der der Pole. Pacinotti gab seiner Maschine ein Vielfaches der Polzahl als Spulenzahl und erzielte dadurch eine größere Stromstärke und ein viel gleichförmigeres Fließen des Stroms, weil die Fluktuationen der Einzelströme der Schleifen, die im K. zu einem Gesamt- oder Summenstrom gesammelt werden, wie die Förderströme einer Reihe von Kurbelpumpen mit gegeneinander versetzten Antriebkurbeln sich gegenseitig ausgleichen.

Nachstehende Skizze zeigt die Steuerung für sechs Schleifen bei zwei Polen (S und N). Dreht man das Schleifensystem in der Richtung des großen Pfeiles, so entstehen durch die Induktion der Pole in den einzelnen Spulen Ströme, die in den Spulen s₁, s₂ und s₃ im obern Halbkreis rechtsläufig, in den untern s₄, s₅ und s₆ links läufig sind und durch den K. zu einem einzigen durch die Feder f₂ austretenden und durch die Feder f₁ wieder zurücktretenden Strom vereinigt werden. In Wirklichkeit sind die Schleifen nicht beiderseits je an die Kollektorstäbe, die die durch Isoliersubstanz voneinander getrennten Kammern des Stromhahnes bilden, angeschlossen; die Schleifenenden werden vielmehr direkt verbunden und durch einen besondern Draht je mit dem betreffenden Kollektorstab, wie dies in der Skizze für die beiden Schleifen s₄ und s₅ durchgeführt ist. – K. heißt auch ein Sammelkanal der Kanalisation (s. d., S. 84 b).

^[Abb.]

Kollenchȳm (grch.), ein Gewebe, dessen Zellen meist langgestreckt sind und an beiden Enden spitz zulaufen und bei denen die Längswände vorzugsweise in den Ecken, nicht aber in der Mitte Verdickungen zeigen. Das K. bildet einen Bestandteil des mechan. Gewebes und dient dazu, den noch jungen und stark in die Länge wachsenden Pflanzenteilen die nötige Biegungsfestigkeit zu verleihen, es findet sich deshalb hauptsächlich in der Rinde und zwar gewöhnlich direkt unter der Epidermis entweder in Form von Strängen oder von Ringen. Sind die Stengel kantig, so liegt das K. in den nach außen vorspringenden Leisten.

Koller (vom frz. collier), eigentlich soviel wie Halskragen, dann ein Kleidungsstück, das außer dem Hals auch den Oberleib bedeckte und im 16. und 17. Jahrh. vorzugsweise aus Leder gearbeitet war (s. Tafel: Kostüme Ⅳ, Fig. 1); jetzt der Waffenrock der Kürassiere aus weißem Kersey.

Koller oder Dummkoller, eine chronische unheilbare Krankheit des Gehirns beim Pferde, in der Regel veranlaßt durch Wasseransammlung in den Gehirnkammern. Bei dem K. ist das Bewußtsein, die Empfindlichkeit und die Willensthätigkeit bedeutend herabgesetzt, namentlich nach einer gewissen Anstrengung oder bei hoher Außentemperatur. Die Tiere lassen sich auf die Krone treten, in die Ohren greifen und reagieren nur mangelhaft auf Zuruf, Peitschenhiebe und Zügelhilfe. Nicht zu verwechseln ist der Dummkoller mit der akuten Gehirnentzündung, mit den Erscheinungen beim Zahnwechsel, mit periodischen Geschlechtserregungen (Samen- und Mutterkoller oder erethischer K.) oder mit Taubheit und Blindheit. K. ist ein Gewährsmangel (s. d. und Gewährsfristen).

Köller, George von, Parlamentarier, geb. 17. Febr. 1823 zu Jasenitz bei Stettin, studierte in Heidelberg und Berlin die Rechte und übernahm 1848 interimistisch, 1850 definitiv das Landratsamt des Kreises Cammin, gab es aber 1868 wieder auf, um sich ganz der Bewirtschaftung seines Ritterguts Kantreck bei Gollnow zu widmen. Seit 1866 ist er Vertreter von Greifenberg-Cammin im preuß. Abgeordnetenhause. Er schloß sich hier der konservativen Partei an und bekleidet, stets wieder gewählt, seit 1879 die Würde des Präsidenten. 1884 wurde K. in den preuß. Staatsrat berufen, 1886 zum Wirkl. Geheimrat ernannt. Seit 1875 ist er auch Vorsitzender des Pommerschen Provinziallandtags.

Kollergang, eine schon den Römern bekannt Maschine zum Zerkleinern von Ölsamen, Kakaobohnen, Cichorien, Steinen, Kohlen u. s. w., deren wirksame Teile zwei mühlsteinförmige Walzen sind, die, während sie um eine senkrechte Achse kreisen, auf einer sie stützenden und das Mahlgut tragenden horizontalen Grundplatte (Mahlplatte, Bodenstein) rollen (s. umstehende Figur). Die Walzen, Läufer oder Kollersteine sind meist cylindrisch, selten kegelförmig gestaltet und wie die ebene oder kegelförmig gestaltete Mahlplatte aus Stein (Sandstein, Granit) oder aus Metall (Hartguß, Bronze) gefertigt. Mit cylindrischen Läufern ausgerüstete K. wirken zerdrückend und gleichzeitig zerreibend auf das Mahlgut ein und sind daher auch zur Herstellung von feinstem

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