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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kolloquĭum; Kolloty̆pie; Kolludieren; Kollusion; Kollyridianerinnen; Kolmar; Kolmården; Kolmation; Köln

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Kolloquium – Köln

Prioritätsurteil, im gemeinen deutschen Konkursprozeß die Entscheidung, durch welche festgestellt wurde, in welcher Reihenfolge die einzelnen Gläubiger zu befriedigen seien. Die Deutsche wie die Österr. Konkursordnung kennt das K. nicht mehr. (S. auch Priorität und Prüfungsverfahren.)

Kolloquĭum, s. Colloquium.

Kolloty̆pie (grch.), soviel wie Lichtdruck (s. d.).

Kolludieren (lat.), im geheimen Einverständnis miteinander handeln; davon das Substantiv Kollusion (s. d.).

Kollusion (lat.), ein unerlaubtes geheimes Einverständnis mehrerer zum Nachteil eines Dritten oder des Staates. Dahin gehört z. B. das in §. 356 des Reichsstrafgesetzbuches mit Zuchthaus bedrohte Einverständnis zwischen dem Anwalt der einen Partei und dem Gegner, um letzterm auf Unkosten des Machtgebers einen unrechten Vorteil zuzuwenden. Insbesondere bezeichnet man im Strafverfahren mit K. die Verständigung eines Beschuldigten mit Mitschuldigen oder Zeugen zu dem Zweck, die Entdeckung der Wahrheit zu vereiteln oder zu erschweren. Nach §. 112 der Deutschen und 8‒175, Nr. 3 der Österr. Strafprozeßordnung bildet der Verdacht der K. einen Grund zur Verhaftung des Beschuldigten. Nach §. 190 der Österr. Strafprozeßordnung soll die bloße Kollusionshaft in der Regel nicht über 2, in Ausnahmefällen mit Bewilligung des Gerichtshofs zweiter Instanz höchstens 3 Monate dauern (s. Untersuchungshaft).

Im Privatrecht kann der Dritte, welcher zum Nachteil des Geschäftsherrn mit dessen Vertreter (Prokurist, Bevollmächtigten, geschäftsführendem Gesellschafter, Vormund) kolludiert hat, sich auf die ihm günstige Abrede, welche er mit dem Vertreter getroffen hat, nicht berufen; z. B. wenn er, wissend, daß dem Vertreter untersagt war, sich zu vergleichen, mit ihm einen Vergleich schloß, überdies haftet der kolludierende Dritte dem Geschäftsherrn auf Schadenersatz.

Kollyridianerinnen, s. Maria (Mutter Jesu).

Kolmar in Posen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Bromberg, hat 1094,47 qkm, (1890) 60057 (29137 männl., 30920 weibl.) E., 6 Städte, 92 Landgemeinden und 41 Gutsbezirke. – 2) K., früher Chodschesen (Chodziesen), Kreisstadt im Kreis K., an der Nebenlinie Posen-Schneidemühl der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Schneidemühl), hat (1890) 3257 E., darunter 1108 Katholiken und 528 Israeliten, Post zweiter Klasse, Telegraph, evang. und kath. Kirche, Synagoge, Rektorats- und höhere Mädchenschule, Johanniterkrankenhaus, Kranken- und Armenhaus, Diakonissenstation, Schlachthaus; Steingutfabrik, Dampfschneidemühlen und in der Nähe eisen- und schwefelhaltige Quellen. – 3) K. im Elsaß, s. Colmar.

Kolmården (spr. -mohr-, d. i. Kohlenwald), gebirgige und waldreiche Gegend in den schwed. Provinzen Östergötland und Södermanland, die südwestlich von Nyköping aus der Ostsee emporsteigt, 161 m erreicht und nach S. zum Bråviken (s. d.) steil abfällt. Der Berggrund liefert einen berühmten, grünstreifigen Kalkstein (Kolmårdsmarmor).

Kolmation (frz. colmatage, vom ital. colmata, Anhäufung), eine Aufhöhung des Bodens durch in fließendes Wasser verteilter Erde, wird vielfältig in Nordwestdeutschland bei der Anlage von Rieselwiesen angewandt. Ein auf benachbartem erhöhtem Terrain befindlicher Bach wird zum Abhang geleitet und in das schnell abwärts fließende Wasser wird Erde geworfen, die bei Verlangsamung des Wasserlaufs im Thale sich absetzt. Dieser Absatz wird durch Leitung des Wasserlaufs mittels Faschinen derart geregelt, daß er den Absichten des Wiesenbauers gemäß eine sanft geneigte Fläche bildet, die nun die Anlage von Rieselwiesen sehr erleichtert. (S. Bewässerung.)

Köln oder Cöln. 1) Regierungsbezirk der preuß. Rheinprovinz, wird bewässert von den Flüssen Rhein, Sieg, Agger und Erft, ist rechts des Rheins gebirgig (Siebengebirge und Ausläufer des Sauerlandes) und waldreich, links des Rheins eben und fruchtbar und hat Bergbau auf Braunkohlen, Eisen, Kupfer, Blei und Zinkblende. Der Regierungsbezirk hat 3977,05 qkm, (1890) 827074 (411396 männl., 415678 weibl.) E., darunter 10046 Militärpersonen; 15 Städte mit 375,47 qkm und 425628 (209757 männl., 215871 weibl.) E., 281 Landgemeinden mit 3601,58 qkm und 401446 (201639 männl., 199807 weibl.) E. Dem Religionsbekenntnis nach waren 130345 Evangelische, 682823 Katholiken, 867 andere Christen, 777 Dissidenten, 12043 Israeliten und 219 andern Bekenntnisses. Der Regierungsbezirk zerfällt in 12 Kreise:

Kreise qkm Wohnstätten Einwohner E. auf 1 qkm Evangelische Katholiken Israeliten

Wipperfürth 311,57 4474 27971 90 2525 25443 -

Waldbröl 300,08 4700 24046 80 15347 8524 60

Gummersbach 325,41 6431 36377 112 30911 4630 54

Siegkreis 765,74 17983 91850 120 10602 80490 697

Mülheim a. Rh. 388,42 11126 84297 217 10414 73483 270

Köln Stadtkr. 111,06 20879 281681 2536 44065 230153 6859

Köln Landkr. 342,05 9919 66210 194 3736 61972 485

Bergheim 363,47 8494 42706 117 477 41658 564

Euskirchen 366,53 7896 42166 115 564 40800 793

Rheinbach 397,12 6573 32157 81 257 31246 653

Bonn Stadtkr. 15,94 3603 39805 2497 8230 30687 793

Bonn Landkr. 289,66 9845 57808 200 3217 53737 815

Der Regierungsbezirk zerfällt in die 5 Reichstagswahlkreise: Stadtkreis K. (Abgeordneter Greiß), Landkreis K. (Pingen), Köln-Bergheim (Rudolphi), Bonn (Spahn), Siegkreis-Waldbröl (Lingens), Mülheim a. Rh. (de Witt, sämtlich dem Centrum angehörig). – 2) Landkreis, ohne die Stadt K., im Reg.-Bez. K., hat 342,05 qkm und (1890) 66210 (33689 männl., 32521 weibl.) E., 1 Stadt und 26 Landgemeinden. – 3) K. am Rhein (Colonia Agrippina, frz. Cologne), Hauptstadt des Reg.-Bez. K. und Stadtkreis, Festung ersten Ranges und einer der bedeutendsten Handelsplätze des Deutschen Reichs, ehemals Freie Reichs- und Hansestadt, liegt 50° 56′ nördl. Br. und 6° 57′ östl. L. von Greenwich, größtenteils am linken Ufer des Rheins. Der mittlere Luftdruck beträgt etwa 757 mm, die mittlere Jahrestemperatur (1890) 9,2° C. (+30,6° Maximum, -12,3° Minimum), die Niederschlagsmenge 689 mm. (Hierzu ein Stadtplan mit Verzeichnis der Straßen und öffentlichen Gebäude und eine Textkarte: Köln [Stadtkreis], S. 497.)

Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1817: 49145, 1871: 129233, 1880: 144772, 1890: 281681 (139181 männl., 142500 weibl.) E.

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