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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Köln-Minden-Thüringer Verbindungsbahn - Kolomeaer Lokalbahnen
tion zu Köln (rechtsrhein.) unterstellt, deren Bezirk
seit 1. April 1890 auch die Linien im Ruhrkohlen-
gebiet der ehemaligen Bergisch - Märkischen Eisen-
bahn (s. d.) zugeteilt sind.
Köln - Minden - Thüringer Verbindungs-
bahn, Bezeichnung für die 1846 einer Privat-
gesellschaft mit dem Sitze in Paderborn genehmigte
Bahn von Haueda über Warburg und Paderborn
nach Lippstadt. Da die Gesellschaft in finanzielle
Schwierigkeiten geriet, kaufte der preuß. Staat das
Unternehmen an (Gesetz vom 7. Dez. 1849) und
führte die Bahn bis Hamm für eigene Rechnung
(1850-53) weiter.
Kolo (serb., "Rad"), Nationaltanz der Serben,
wird entweder von einer ganzen Gesellschaft, unter
Leitung eines Koloführers, getanzt, wobei die Teil-
nehmer in einen Kreis treten und sich gegenseitig
am Gürtel anfassen, oder von einer einzelnen Person
oder einem Paar. Die Musikbegleitung wird durch
Gusle (s. d.), Dudelsack oder Gesang (Kololieder)
gegeben.
Kolo. 1) Kreis im nördl. Teil des russ.-poln.
Gouvernements Kalisch, von der Warta durchfloffen,
hat 1290,2 yiliu, 95123 E., Weizenbau und meist
Mühlen mit 600000 Rubel Fabrikation. - 2) Kreis-
stadt im Kreis K., an der Warta, hat (1890) 7694 E.,
Post, Telegraph, 1 kath. Kirche, 1 evang. Bethaus,
2 Synagogen; 3 Porzellanfabriken (111000 Rubel
Produktion), Band-, Cichorienfabriken, Mühlen.
Kolobeng, Ort der Betfchuanen (s. d.).
Koloboma (grch.), eine angeborene Spalt-
bildung am Auge, die das obere Lid, die Regenbogen-
haut oder die Äderhaut betreffen kann. Im ersten
Falle durchsetzt der Spalt das obere Lid vom freien
Lidrande an vertikal nach oben, im zweiten die
ganze Breite der Regenbogenhaut in der Richtung
nach unten oder unten innen, fodah die Pupille die
Form einer Birne zeigt; im dritten Falle erstreckt
sich ein streifenförmiger Defekt der Aderhaut im
untern Teil des vertikalen Meridians von vorn
nach hinten. Der angeborene Lidfpalt ist meistens
durch eine Operation zu befeitigen; das K. der Re-
genbogenhaut und Aderhaut ist einer Therapie nicht
zugänglich, die damit behafteten Augen haben in
der Regel eine herabgefetzte Sehschärfe.
Kölokol (russ., d. i. Glocke), Titel einer von Alex.
Herzen (s. d.) herausgegebenen russ. Zeitung.
Kolokolnik (russ.), der Glockenturm in Ruß-
land, meist neben der Kirche erbaut.
Kolokolo (^6Ü8 colocolo KmM), eine Katzenart
von Guayana mit 58 cm Körper- und 28 cm Schwanz-
lange, mit weißem Kopf, Schultern, Seiten und un-
tern Teilen, Rücken hellgrau mit fchwarzen, gelb-
gefäumten Längsstrichen, Schwanz schwarzgeringelt
und mit schwarzer Spitze.
Kolokotrönis, Theodoros, Kriegsheld und
Parteiführer im griech. Befreiungskampfe, bekannt
als der "Alte von Morea", wurde 15. April 1770
auf dem Berge Rhamovüni in Messenien geboren
und durchzog in feiner Jugend den Peloponnes
als Vandenführer. Als er von den Türken ver-
folgt 1806 nach Zante flüchten mußte, trat er auf
den Ionischen Inseln in Kriegsdienste und ward
später Major eines dort errichteten griech. Regi-
ments. Seit April 1821 galt K. neben Petro Bei als
einer der Hauptanführer der Griechen. Die National-
versammlung zu Astros ernannte ihn 1823 zum
obersten Befehlshaber des Peloponnes, und bald
daraus ward er Vicepräsident des Vollziehungs-
rats. Nachdem er schon auf jener Versammlung in
Opposition gegen die Regierung getreten war, kam
es bald nachher zu offener Widersetzlichkeit. Er
unterlag jedoch mit seiner Partei und ward vier
Monate als Gefangener in einem Kloster der Insel
Hydra gehalten, bis der Senat sich im Frühjahr
1825 genötigt sah, ihn an die Spitze der Pelopon-
nesier gegen Ibrahim Pafcha zu stellen, über den er
aber keine wesentlichen Vorteile erlangte. Nach Er-
mordung des Präsidenten Kapodistrias (9. Okt.
1831), dessen treuer Anhänger K. war, wurde er
zum Mitglied der provisorischen Regierungskommis-
sion erwählt und bekämpfte fpäter dieSiebener-Kom-
mifsion. Nicht minder feindfelig zeigte er sich der
Regentschaft des Königs Otto; er wurde angeklagt,
Verschwörungsversuche angezettelt Zu haben, ver-
haftet und 7. Juni 1834 nebst feinem Schwager
Plaputas Koliopulos vom Gerichtshofe zu Nauplia
wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Diese
Strafe verwandelte jedoch der König in 20jährige
Festungshaft und erließ sie ihm bei feinem Re-
gierungsantritt (1. Juni 1835) sogar ganz. K. starb
26. Febr. 1843 in Athen. Seine Denkwürdigkeiten
erschienen nach seinem Tode u. d. T.: "^77)5^
5^ß"^cov vh? öxx-l^x^ Pv)H51770-1836" (Athen
1846; neue Ausg. in der "Bibliothek der Heftca",
2 Bde., ebd. 1889). - Vgl. (Edmonds), 6. tbe
Xisplit and td6 >varii0r. ^.u ÄiitodioFrapk^
(Lond. 1892).
Kolöman, Heiliger, s. Colomannus.
Kolöman(ungar.Kälmän), König vonNngarn
(1095-1114), einer der hervorragendsten Regenten
aus dem Herrscherhause Arpads, bestieg den Thron
nach dem Tode seines Oheims Ladislaus des Hei-
ligen. Er bändigte die aufständischen Kroaten (1097),
unterwarf (1102-1105) die dalmatinischen See-
städte und ließ sich (1102) zum König von Kroatien
und Dalmatien krönen. Gegen Galizien focht K. un-
glücklich, im Innern hatte er in der zweiten Hälfte
seiner Regierung wiederholte Aufstandsverfuche
seines Bruders Almos zu unterdrücken. Er befleckte
seine sonst ruhmvolle Regierung durch den Akt der
Tyrannei, daß er Almos und dessen Sohn Beia
(fpäter König Beia II.) blenden ließ. Sonst leitete
er die innern Angelegenheiten mit Kraft und Um-
sicht; er bereiste das Land, hielt persönlich Gericht
und schuf eine Reihe von Gefetzen.
Kolombmlack, zu kleinen viereckigen Stücken
geformter Florentiner- oder Karminlack.
Kolombo, Hauptstadt Ceylons, f. Colombo.
Kolomea. 1) Bezirkshauptmannschaft in Ga-
lizien, hat 1176,44 ^km und (1890) 131073 (65532
männl., 65541 weibl.) meist ruthen. E., 75 Ge-
meinden mit 166 Ortfchaften und 67 Gutsgebieten
und umfaßt die Gerichtsbezirke Gwojdziec, K. und
Peczenizyn. - 2) K., poln. Xotoiuxja., Stadt und
Sitz der Vezirkshauptmannfchaft, eines Kreis- und
eines Bezirksgerichts (538,68 Hkm, 71145 meist
ruthen. E.), am Pruth und an der Linie Lem-
berg - Czernowitz der Osterr. Staatsbahnen und der
Nebenlinie K.-Sloboda-Kopalnia (26 kiu), hat
(1890) 30235 E., darunter etwa 10000 Polen und
Ruthenen, in Garnison je 1 Bataillon des 24. In-
fanterieregiments "Freiherr von Reinländer" und
des 95. Infanterieregiments "Ritter von Roda-
kowski", ein Staats-Obergymnasium, eine Landes-
fachfchule für Thonindustrie und eine Ackerbaufchule.
Kolomeaer Lokalbahnen, s. Österreichisch-
Ungarische Eisenbahnen.
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