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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kompression; Kompressionsfeuerzeug; Kompressionsmaschine

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Kompression - Kompressionsmaschine

barkeit der Körper. (S. Ausdehnung.) Die K. durch mechan. Kräfte ist für tropfbare Flüssigkeiten lange bezweifelt worden, und man läßt letztere behufs Ableitung der hydrostatischen Grundgesetze noch immer als unzusammendrückbar (inkompressibel) gelten, obwohl ihre K. durch eigentümliche Zusammendrückungsapparate (Piëzometer oder Sympiëzometer) messend nachgewiesen worden ist (z. B. von Canton 1761, Perkins 1820, Örsted 1822). Durch den Druck der Atmosphäre wird bei 0° C. das Quecksilber um 3 Milliontel, das Wasser um 50 und der Alkohol um 82 Milliontel des ursprünglichen Volumens verkleinert. Die K. der festen Körper ist um so größer, je größer ihre Porosität (s. Poren) ist. Am größten ist die K. bei den Gasen und folgt dem Boyleschen Gesetz (s. d.).

Kompression (lat.). Zusammendrückung, s. Verdichtung; in der Medizin die Anwendung eines anhaltenden Druckes auf kranke Körperteile, z. B. auf blutende Gefäße behufs der Blutstillung, auf krankhafte Ausschwitzungen zur Beförderung der Aufsaugung u. dgl. Man bedient sich zur K. teils der Finger, teils eigener Instrumente (s. Kompressorien) oder Verbände (s. Kompressivverbände).

Kompressionsfeuerzeug, s. Feuerzeug.

Kompressionsmaschine, auch Kompressionspumpe oder Kompressor genannt, Apparat, dessen durch motorische Kraft bewegte Kolben die Zusammendrückung (Kompression) größerer Luftmassen bewirken. Da bei kräftiger Kompression eine bedeutende Erwärmung der Luft eintritt, so muß für eine fortwährende Abkühlung des Pumpencylinders durch kaltes Wasser gesorgt werden. Man benutzt die K. zur Luftversorgung bei unterirdischen oder unterseeischen Arbeiten, sowie bei Arbeiten in einer von unatembaren Gasen erfüllten Atmosphäre. In neuerer Zeit wird die gepreßte Luft zur Beförderung von Briefen und kleinen Paketen in eisernen Röhren (s. Rohrpost), sowie zum Transport und zum Mischen von Flüssigkeiten verwendet. Die vorzüglichste Anwendung findet jedoch die komprimierte Luft zum Betrieb von Arbeitsmaschinen, bei denen die Benutzung des Dampfes als bewegende Kraft unthunlich ist, so namentlich zum Betrieb der bei Tunnelbauten benutzten Gesteinsbohrmaschinen. Von besonderer Bedeutung sind die K. für die modernen Druckluftanlagen (s. d.) geworden.

Eine Luftkompressionspumpe, wie sie bei den Bohrarbeiten am Mont-Cenis-Tunnel zur Anwendung gelangte, ist in nachstehender Fig. 1 im Durchschnitt gezeichnet. Die Pumpe besteht aus einer kastenförmigen Sohlplatte, auf welcher die beiden Cylinder (Plungerrohre) b b und die Geradführung für den Kolben (Doppelplunger) a festgeschraubt sind; ferner aus dem Doppelplunger a, der mit jedem Ende in einem der Plungerrohre arbeitet, zwei an diesem in der Mitte angreifenden Pleuelstangen, welche die Bewegung von einem mittels Wasserkraft getriebenen Zahnrad auf den Plunger übertragen, und den beiden auf die Plungerrohre aufgeschraubten Ventilkasten d d, an deren Deckel ein angeschraubter Konus c das Saugrohr bildet. Am äußern Umfang des Saugrohrs liegt ein straff aufgezogener Gummiring, welcher als Saugventil dient. Eine zwischengeschraubte, schmiedeeiserne Scheibe bildet mit einem flachen Gummiring das Druckventil, für welches ein gußeiserner, durchbrochener Ring als Auffänger dient. Da die Kompression der Luft mit dieser Maschine bis auf fünf Atmosphären Überdruck getrieben wird, muß eine Abkühlung durch kaltes Wasser erfolgen, welches die Räume b b füllt und konstant zu- und abfließt. Dieses Wasser tritt durch die Ventilkasten ein, sammelt sich in den konischen Böden an und wird gleichzeitig mit der Luft angesaugt. Die abgesperrte Wassermenge macht die hin und her gehende Bewegung des Kolbens a durch Steigen und Fallen mit. Die beschriebene Maschine ist ein sog. nasser Kompressor, mit welchem Namen man diejenigen K. bezeichnet, bei welchen die komprimierte Luft direkt mit dem Kühlwasser in Berührung kommt; im Gegensatz hierzu werden diejenigen Apparate, bei denen nur die Wände des Kompressionsraums gekühlt werden, trockne Kompressoren genannt.

Unter den in den letzten Jahren in Gebrauch gekommenen Compoundkompressoren oder Verbundkompressoren versteht man solche K., bei denen die Kompression der Luft vom atmosphärischen Druck bis zum Enddruck in zwei Cylindern nacheinander in der Weise geschieht, daß in dem ersten (Niederdruckkompressor) die Luft vom atmosphärischen Druck bis zu einem mittlern Druck komprimiert und dann in einem Behälter gesammelt wird, von dem aus sie nach dem zweiten, dem Hochdruckkompressor übertritt, in dem die Kompression bis zum Enddruck stattfindet. Derartige Kompressoren wurden für die neue Pariser Druckluftanlage (s. Druckluftanlage) ausgeführt. Die umstehenden Fig. 2 u. 3 geben Längs- und Querschnitt eines dieser (von Professor Riedler entworfenen) Niederdruckkompressoren mit gesteuerten Ventilen. Die Antriebs-Dampfmaschinen sind stehend, und die Kolbenstange der Dampfmaschine, durch den obern Cylinderdeckel hindurchgeführt, ist mit der des Kompressors direkt gekuppelt. Die Achse des Kompressorcylinders ist also ebenfalls vertikal. Aus Fig. 2 ist erkennbar, daß die Ventilkasten oberhalb und unterhalb des Cylinders angeordnet sind und die Luftein- und -Auslaßorgane direkt auf den Cylinderdeckeln Platz gefunden haben. Fig. 3 giebt den Querschnitt durch den Ventilkasten. Es sind jederseits für das Ansaugen zwei Ventile a, für den Austritt zwei Gummiklappen b angeordnet; das Öffnen und Schließen der Ventile und Klappen geschieht zwangläufig von der Dampfmaschine aus mittels der aus dem Ventilkasten nach außen führenden Wellen c und d. Die Kompression erfolgt im gezeichneten Niederdruckkompressor von atmosphärischer Spannung bis gegen 2 Atmosphären Überdruck, in dem dazugehörigen Hochdruckkompressor von 2 Atmosphären bis zum Enddruck von 6 Atmosphären Überdruck.

^[Abb.: Fig. 1]

^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]