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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Konstantinorden

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Konstantinorden

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Konstantinopel'

bestimmte Straßen gewidmet; beständiger Markt findet vor den Moscheen statt und hier herrscht noch ein echt orient. Leben und Treiben. Im Großhandel spielen Griechen, Armenier und span. Juden eine wichtigere Rolle als die Türken. K. ist infolge seiner Lage am Kreuzungspunkt der Wege von Rußland nach dem Mittelmeer und der Karawanenstraße von Vorderasien nach Osteuropa von jeher ein Welthandelsplatz gewesen. Doch scheint es, falls nicht die kleinasiat. Bahn neues Leben bringt, an Bedeutung zu verlieren, seitdem Syrien, Arabien, Südpersien direkte Schiffverbindung nach Südeuropa erhalten und seitdem Rußland sich in Centralasien festgesetzt hat. Auch seine Rolle als Stapelplatz der Balkanhalbinsel ist durch die Konkurrenz von Saloniki, Dedeaghatsch und Burgas gefährdet. Wichtige Einfuhrwaren sind: Getreide und Mehl (vor allem aus Südrußland), ind. Reis, Zucker (1891/92: 22,47 Mill. kg, darunter 18 Mill. im Werte von 6,5 Mill. M. aus Österreich-Ungarn), Kaffee auch aus Brasilien, Petroleum, ferner Baumwollgarne und Zeuge fast nur aus England, Strumpf-Wirkwaren, Wollstoffe, Jute, Seide, Shawls, Kleider und Fes zumeist aus Österreich; ferner Eisen, Zinn, Werkzeuge, Küchengeräte, Glas (aus Belgien und Böhmen), Thonwaren, Papier zu Cigaretten aus Frankreich und Österreich, Holz und Steinkohlen. Zur Ausfuhr kommen Teppiche, etwa 160000 Stück jährlich, aus Kleinasien, Persien, Turkestan, Mohair (Angora), namentlich nach England, Lammfelle und vor allem Schafwolle. Rosenöl, Stickereien und Filigranarbeiten sind meist einheimischen Ursprungs.

Dem Verkehr in der Stadt dienen außer Wagen und Reitpferden vier Pferdebahnlinien, zwei in Stambul in den neuen Straßenzügen und zwei in Galata-Pera. Eine unterirdische zweigleisige Drahtseilbahn (700 m) führt von der Neuen Brücke unter dem Galataturm hindurch nach dem Derwischkloster Tekke in Pera hinauf. Viel benutzt sind Lokaldampfer (drei Gesellschaften), Dampffähren und die zahlreichen Ruderboote (Kaiks) zum Verkehr im Hafen und nach den entferntern Stadtteilen im Bosporus, nach Kadiköi und den Prinzeninseln. Auch die Eisenbahnlinie K.-Adrianopel (318,3 km), deren Hauptbahnhof bei der neuen Brücke liegt, dient dem Lokalverkehr nach den Stationen Kumkapu, Jenikapu und Psamatia bis Jedikule am Marmarameer. Im ganzen verkehrten (1892) 15273 Schiffe mit 8,4 Mill. t im Hafen von K., gegen 17850 mit 9,8 Mill. t im J. 1891; der Rückgang erklärt sich aus dem Verbot der Ausfuhr russ. Getreides. Von den 4318 Seglern mit 674409 t waren 2867 türk., 1234 griech. Nationalität; unter den 5142 Dampfern mit 5,9 Mill. t trugen 3502 brit., 639 griech., 130 ital. und 125 deutsche Flagge. Dazu kommen 1601 Schiffe der regelmäßig verkehrenden Dampfschiffahrtsgesellschaften (wie Messageries maritimes, Compagnie Russe de navigation à vapeur, Florio Rubattino, Compagnie Mahsoussé und der Österr.-Ungar. Lloyd) sowie 2882 türk. Segler und 1330 Dampfer für den Küsten- und Lokalverkehr. Von Skutari (Haidar Pascha) geht die Linie nach Angora aus. – Neuerdings tritt der Plan, beide Ufer durch feste Überbrückung des Bosporus zu verbinden, wieder hervor.

Geschichte. Das alte Byzanz (s. d.), dessen Landmauer vom jetzigen Bahnhof bis zur heutigen Moschee Nuri Osmanieh hinauf und von da ostwärts zur Propontis hinablief, wurde durch Konstantin ↔ d. Gr. um mehr als das Siebenfache erweitert. Die Landmauer, zu welcher er 326 den Grund legte, zog sich von dem Quartier des Harmatios in der Gegend des Mehlthors am Goldenen Horn bis zum Marmarameere (Quartier Psamatia) hin. Von dieser Mauer ist nichts mehr erhalten. Das Landgebiet außerhalb, Exokionion oder Chora genannt, wurde den sieben Tausendschaften der got. Gardetruppen angewiesen und erhielt die Zahlennamen der Heeresabteilungen: die siebente (to hebdomon) lag außerhalb der Stadt, am Marmarameer, in der Gegend des heutigen Makriköi. Die von den Türken Tekfur Serail (Kaiserpalast) genannte Ruine war eine Dependenz des heute bis auf die massiven Unterbauten verschwundenen Kaiserpalastes der Blachernen, unterhalb desselben lag der Campus. Die innere Stadt wurde nach dem Vorbilde Roms in 12 Regionen eingeteilt, die 14. lag außerhalb der Mauern und führte den schon im 2. Jahrh. n. Chr. auftauchenden Namen Blachernai (grubenreiches, sumpfiges Terrain): die 13. Region lag an der Stätte des heutigen Galata. Die Konstantinische Mauer stürzte bei einem Erdbeben 412 ein. Da die Hunnen K. bedrohten, schützte Theodosius II. das Exokionion und das Gotenquartier durch eine neue Mauer (413). Als auch diese durch Erdbeben zerstört wurde, errichtete der Präfekt Kyros Konstantin 447 die noch jetzt bestehende, aber vielfach ganz verfallene Theodosianische Doppelmauer. Sie war 6670 m lang, hatte 94 Türme an der innern, 80 an der äußern Linie, 7 bürgerliche und 7 Militärthore, welche letztern heute vermauert sind. Eine große Bresche befindet sich da, wo der heute fast ganz ausgetrocknete Lycosbach in die Stadt eintritt. An dieser Stelle befanden sich Vorrichtungen zur Wasserverteilung und Pumpwerke zur Füllung des Grabens an der Mauer. An andern Punkten sind in neuerer Zeit, namentlich am Hafen, breite Mauerlücken geöffnet worden. Merkwürdig unter den Thoren sind das Top-Kapussi, einst das Thor des heil. Romanus, bei dem Kaiser Konstantin XI. Dragatses, der letzte byzant. Kaiser, kämpfend fiel, und die versteckte Kerkoporta am sog. Hebdomonpalast, durch welche die Janitscharen 29. Mai 1453 zuerst eindrangen. (S. Osmanisches Reich.)

Vgl. von Hammer, K. und der Bosporus (2 Bde., Pest 1822); Théophile Gautier, Constantinople (Par. 1853; neue Aufl. 1877); de Amicis, Constantinopoli (Mail. 1881; deutsch von Agnes Burchard, Rost. 1882; 2. Aufl. 1884); Stambul und das moderne Türkentum, von einem Osmanen (Lpz. 1877; neue Folge 1878); von Criegern, Kreuzzug nach Stambul (Dresd. 1879); Tchihatchef, Le Bosphore et Constantinople (Par. 1864); Pulgher, Les anciennes églises byzantines de Constantinople (Wien 1878–80); Mordtmann, Führer durch K. (Konstant. 1881); Leonhardi, K. und Umgebung (Zür. 1885); de Blowitz, Une course à Constantinople (Par. 1884); Dorn, Seehäfen des Weltverkehrs, Bd. 1 (Wien 1891); Meyer, Türkei und Griechenland, Bd. 1 (4. Aufl., Lpz. 1892).

Konstantinorden, Konstantinischer Georgsorden für Militärverdienst, parmesan, und sicil. Orden, angeblich 313 vom Kaiser Konstantin, geschichtlich verbürgt 1190 vom Kaiser Isaak Angelus Komnenus gestiftet und durch dessen letzten Abkömmling, den Fürsten Andreas Angelikus Flavius von Macedonien, als derselbe seines Thrones beraubt 1699 nach Parma kam, mit

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 589.

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