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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kopp (Joseph Eutych) - Koeppen (Karl Friedr. Albert)
1857; 2. Aufl. 1863). Mit Liebig gab er 1847-56
und mit Will 1857-62 den "Jahresbericht über die
Fortschritte der Chemie" heraus; die gemeinsam mit
Liebig, Wöhler u. a. herausgegebenen "Annalen der
Chemie" redigierte er 1851-7).
Kopp, Joseph Eutych, schwciz. Geschichtsforscher,
geb. 25. April 1793 zu Bcromünster (Kanton Luzern),
studierte seit 1812 zu Freiburg i. Br. Philologie,
' wurde 1816 Lehrer in Hoswyl, 1817 in Zurzach und
1819 Professor des Griechischen am Lyceum in
Luzern, 1828 Mitglied des Großen Rates und
1831 des Verfassungsrates. Durch die Reaktion
von 1841 kam er wieder in die Regierung und
wurde Präsident des schweiz. Erziehungsrates. Er
starb 25. Okt. 1866 in Luzern. K. ist der eigent-
liche Begründer der wissenschaftlichen Erforschung
der schweiz. Geschichte, der durch genaues Studium
der Urkunden das Trügerische der bisherigen Über-
lieferungen, besonders über Tell, Gehler, die Vögte
und den Rütlibund, erwies und die Gründung
zahlreicher histor. Vereine in der Schweiz bewirkte.
Bahnbrechend wirkte zunächst seine Sammlung
"Urkunden zur Geschichte der eidgenössischen Bünde"
<Luz. 1835; Bd. 2, Wien 1851); sein Hauptwerk
"Geschichte der eidgenössischen Bünde", auch u. d. T.
"Geschichte von der Wiederherstellung und dem
Verfalle des Heiligen Römischen Reichs" (fortgefetzt
von Busson, Lütolf und Rohrer, 5 Bde., Lpz. 1845
-49; Luz. 1854-56; Verl. 1858-71; Baf. 1882),
zeigt alle Vorzüge und Fehler einer nur aus den
Urkunden geschöpften Darstellung. Ferner gab K.
eine "Amtliche Sammlung der ältern eidgenössischen
Abschiede" (Luz. 1839) sowie die Zeitschrift "Ge-
schichtsblätter aus der Schweiz" (2 Bde., ebd. 1854
-56) heraus und veröffentlichte auch 4 Bündchen
"Dramatische Gedichte" (Luz. 1855 - 66). - Vgl.
Lütolf, Joseph Eutych K. (Luz. 1868).
Koppa, altgriech. Schriftzeichen ?, woraus die
Römer ihr y machten. Das K. diente als Ziffer
für die Zahl 90.
Kopparbergs Län, f. Dalekarlien.
Koppel, in der Orgel ein Mechanismus, der die
verschiedenen Manuale (s. d.) so miteinander ver-
bindet, daß deren Pfeifenregister vereint miteinan-
der erklingen. - K. heißt auch eine Mehrheit von
Pferden, die durch Koppeln (f.d.) miteinander ver-
bunden sind. über K. (Schlag) in der Landwirt-
schaft s. Koppelwirtschaft.
Koppelkurs, im Seewefen die Berechnung des
gegißten Bestecks (s. d.); es werden hierbei die einzel-
nen, während eines Etmals (s. d.) gesteuerten Kurse
unter Anrechnung der auf jedem durchlaufenen
Distanz zusammengerechnet ("gekoppelt"). Bei jedem
Kurs, der außerhalb der Hauptrichtungen N., S.,
O., W. liegt, wird stets Länge und Breite verändert.
Diese Änderung ist abhängig vom Kurswinkel (dem
Winkel mit der Nordrichtung) und der gelaufenen
Distanz, wie das Kursdreieck zeigt:
Längenunterschicd
3?U
KurZwinkel^
Ist also z. V. der Kurs WSW., so beträgt der
Kurswinkel 10 Strich oder 112° 30'. Für die ver-
schiedenen Kurse sind die Seiten des Kursdreiecks
tabellarisch berechnet in den sog. "Koppeltaseln".
Artikel, die man unter K ver
Veim Koppeln werden nun die Breiten- und Län-
genunterschiede der Einzelkurse algebraisch addiert
und daraus ein Generalkurs und Generaldistanz
für das Etmal berechnet, woraus ohne weiteres das
gegißte Besteck sich ergiebt. Der K. dient nur als
Notbehelf bei unklarem Wetter, wenn Gestirnbeob-
achtungen nicht gemacht werden können. - Vgl.
Leitfaden für den Unterricht in der Navigation
(3 Tle., Verl. 1893).
Koppeln, das Zusammenbinden zweier Pferde
auf dem Weidegange oder die durch Halfter, Schlepp-
seil und Trensen bewirkte Verbindung von drei oder
vier, von einem Reiter geführten Pferden.
Koppeltrift, s. Trift.
Koppelweiden, s. Weide.
Koppelwirtschaft, auch Dreeschwirtschaft,
Feld gras wirtschaft, Weidewechselwirt-
schaft, ein landwirtschaftliches Betriebssystem
(s. d.), das den mehrere Jahre hindurch mit Getreide
bestellten Boden wieder eine geraume Zeit (3-
12 Jahre lang) ruhen läßt, indem man ihn mit
Futterpflanzen besät und zur Viehweide (Dreesch)
benutzt. Die K. macht die Viehzucht zur Hauptauf-
gabe und bezieht von ihr den größten Teil des Er-
trags. Sie ist nach der reinen Weidewirtschaft das
einfachste, meist extensive Feldsystem, wirft aber, da
sie weite Flächen erfordert, nur eine verhältnismäßig
geringe Bodenrente ab. Die K. eignet sich daher nur
für dünnbevölkerte Landstriche und verschwindet all-
mählich bei zunehmender Bevölkerung, indem sie
in den Fruchtwechsel übergeht. Die reine K., bei
der jeder Schlag (Koppel) von einem mit Gebüsch
(Knick) bepflanzten Erdwall umgeben ist, stammt
aus Schleswig-Holstein, von wo sie sich zunächst
nach Mecklenburg, mit der Abänderung, daß we-
niger Schläge zur Weide, dagegen mehr zur Körner-
produktion benutzt wurden, und weiter über ver-
fchiedene Teile Deutfchlands verbreitete, so in
Oldenburg, im nordwestl. Westfalen, in Nassau,
der Eifcl und dem Hundsrück, im Schwarzwald und
dem südl. Baden, in der Schweiz, in Tirol, ^teier-
mark, Kärnten und im erzgebirgischen Sachsen. Im
Übergange zur Körnerwirtschaft befindet sie sich im
südl. Württemberg, zur Wechsclwirtschaft in der
Mark Brandenburg und in den Odergegenden von
Frankfurt bis Stettin. England und Frankreich
treiben ebenfalls noch teilweise K. In Südeuropa
tritt an Stelle der K. die auf dem gleichen Princip
fußende Egartenwirtschaft (s. d.). - Vgl. die unter
Betriebssystem angegebene Litteratur.
Koppen, auch Koken, Auffetzen, Krippen-
setzen genannt, eine Untugend der Pferde, die im
willkürlichen Hinabschlucken von Luft besteht und
leicht von andern Pferden nachgeahmt wird. Beim
K. drücken die Pferde ihre Zähne an irgend einen
festen Gegenstand (Krippe, Deichfel; daher Krip-
penfetzer, Auffetzkopper) oder sie koppen frei
(Luft-oder Windfchnapper). Das K. hat den
Nachteil, daß die Tiere ihr Futter verschleudern und
außerdem an Aufblähung erkranken können. Das
beste Mittel, sie dieser Untugend zu entwöhnen, be-
steht in der Anlegung eines Koppriemens, eines
schmalen Lederbandes, das in der Kehlkopfgegend
eng um den Hals gelegt wird. Das K. ist ein erheb-
licher Mangel; in einzelnen Staaten wird aber nur
das Luftschnappen zu den Gewährsmängeln (s. d.
und Gewährsfristen) gerechnet.
Koeppen, Karl Friedr. Albert, Jurist, geb.
17. Dez. 1821 zu Goldberg in Mecklenburg-Schwe-
mißt, sind unter C aufzusuchen.