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Korallenrollschlange – Koran
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Korallenriffe'
Grund der Untersuchungen durch die Challenger- und Gazelle-Expeditionen an Stelle der Darwinschen Senkungstheorie weit
ungezwungenere Entstehungserklärungen aufgestellt, von denen die freieste die von Professor Rein aufgestellte These ist: «K.
können sich überall da bilden, wo die Grundbedingungen für die Ansiedelung der sie erzeugenden Polypen in Bezug auf
Temperatur, Klarheit des Wassers und Nahrungszufuhr durch Wellenschlag sowie eine feste Unterlage gegeben sind, mag nun
diese Unterlage eine untergetauchte Küste oder eine submarine Bodenerhebung, mag letztere vulkanischen, organischen oder
andern Kräften zugeschrieben sein.» Doch wird dadurch keineswegs die neuerdings durch Bohrungen mehrfach nachgewiesene
bedeutende Dicke der Korallenbauten erklärt, übrigens bestehen diese nicht allein aus dem unmittelbar mit dem Körper der
Korallen emporwachsenden Kalkgerüsten, sondern in fast gleicher Menge auch aus verkittetem
Korallensand, d. h. aus den durch die Wellen abgerissenen und zerstückelten Ästen der
Korallenstöcke und aus den gleichfalls meist zerriebenen Hartgebilden anderer in reicher Anzahl an den K. lebenden Tiere, wie
der Mollusken, Echinodermen u. s. w. Der Korallensand füllt alle Lücken zwischen den Korallenstöcken aus und häuft sich oft
auch in mächtigen Bänken auf der Oberfläche der Riffe an.
Man unterscheidet:
-
1) Saum-, Küsten-,
Fransen- oder Strandriffe unmittelbar an den Küsten,
dann
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2) Barriere-, Damm- oder
Wallriffe (Kanalriffe), welche die Küsten in größerm
Abstand parallel umgürten, doch so, daß noch ein mehr oder weniger breites Fahrwasser (Tiefwasserrinne) zwischen Festland
und Riff bleibt; endlich
-
3) Koralleninseln, Atolle (s. d.)
oder Lagunenriffe und
-
4) Korallenbänke.
Auffallend arm an K. ist der Atlantische Ocean (nur die Bermudasinseln); häufiger sind sie im Indischen Ocean (Lakkadiven,
Malediven, Tschagosarchipel); ihre größte Verbreitung aber haben sie im Großen Ocean. Die K. des Roten Meers, der Küste von
Florida und Ceylon sind Beispiele der Saumriffe; das großartigste Wallriff ist das große Barrièreriff (Great Barrière-Reefs) längs
der Nordostseite Australiens an der Küste von Queensland, von Kap Sandy in 24° 40’ südl. Br. bis an die Südküste von
Neuguinea sich erstreckend, in gerader Linie 1725 km. Von der Küste Australiens trennt es ein 25–160 km breiter Kanal, der den
nach der Torresstraße segelnden Schiffen eine sichere, gefahrlose Fahrt bietet. Querschnitte zerteilen das Riff, so daß sehr
gefährliche Durchfahrten entstehen; die hauptsächlichste derselben, durch einen Leuchtturm bezeichnet, ist das in 11° 35’ südl.
Br. gelegene sog. Raines Inlet. Die meisten hohen Inseln der Südsee sind mit Wallriffen umgeben. Unter den
Korallenbänken sind die ausgedehntesten im Indischen Ocean, wie die Saya de Malha-
oder Panzerbank im NO. von Madagaskar, unter 60° 20’ bis 62° 10’ östl. L. von Greenwich und 8° 18’ bis 11° 30’ südl. Br., dann
weiter südlich die ungefähr 400 km lange Nazarethbank, deren Südende durch die Eilandsgruppe von A Corda dos Garajos von
13° 30’ bis 16° 47’ südl. Br. und von 60° 20’ bis 60° 50’ östl. L. von Greenwich bezeichnet wird. – Vgl. Semper, Die Palau-Inseln
(Lpz. 1873); Darwin, The structure and distribution of coral-reefs (deutsch von Carus,
2. Aufl., Stuttg. 1876); Dana, Corals and coral-islands (2. Aufl., Lond. 1879); Semper, Die
natürlichen ↔ Existenzbedingungen der Tiere (2 Tle., Lpz. 1880); Rein, Die Bermudasinseln und ihre K.
(Berl. 1881); Guppy, Salomon-Islands (Lond. 1887); Langenbeck, Die Theorien über die
Entstehung der Koralleninseln (Lpz. 1890).
Korallenschlange, Prunkotter
(Elaps corallinus Wied, s. Tafel: Giftschlangen, Fig. 6),
eine der schönsten südamerik. Schlangen; sie ist lebhaft korallenrot gefärbt, eine Anzahl schwarzer, weißlich eingefaßter
Querringe unterbricht die Grundfarbe. Die K. wird gegen 70 cm lang und soll, obwohl anatomisch zu den Giftschlangen gehörig,
nicht gefährlich sein, da sie schon wegen des engen Maules schwer zu beißen vermag.
Korallin oder Päonin, wahrscheinlich rosolsaures Rosanilin, ein
Farbstoff, der zur Herstellung von roten Lackfarben dient.
Korân oder Alkoran (arab., «Verkündigung»), das
in arab. Sprache geschriebene Religionsbuch der Mohammedaner, in welchem die Reden zusammengefaßt sind, die
Mohammed in verschiedenen Perioden seines Lebens als göttliche Offenbarung verkündigte. Diese Verkündigungen wurden
nach dem Tode des Propheten auf Anregung des Omar vom ersten Chalifen Abu Bekr unter Mitwirkung des Zejd ibn Thâbit, der
dem Propheten als Schreiber gedient hatte, aus zerstreuten, geschriebenen und im Gedächtnis bewahrten Bruchstücken
gesammelt. Da aber der Text dieser Sammlung in den entfernten Provinzen des Islam mit abweichenden Lesarten überliefert
wurde, entschloß sich der dritte Chalif Othman zu einer einheitlichen, allgemein gültigen Redaktion des K., nach deren Feststellung
er alle vorhandenen Exemplare der ersten Redaktion beseitigen lieh. Der K. gilt als die oberste Quelle aller mohammed. Religion
und Gesetzübung. Nicht wenige Ideen des K. sind unverkennbar aus der jüd. und christl. Tradition entlehnt. (Vgl. A. Geiger, Was
hat Mohammed aus dem Judentum aufgenommen?, Bonn 1833, und Gerock, Versuch einer Darstellung der Christologie des K.,
Hamb. 1839.) Im K. folgen die Verkündigungen Mohammeds nicht in chronol. Ordnung. Die einzelnen Kapitel folgen aufeinander
nach dem ganz äußerlichen Moment des Umfanges, sodaß die längern Kapitel vorangehen und denselben immer kürzere folgen.
Dem Ganzen ist als Einleitung die Fâtiha (s. d.) vorangesetzt. Die Betrachtung des Inhalts und der Sprache
läßt aber deutlich die mekkanischen von den
medinensischen Teilen und auch innerhalb der erstern zwei Perioden unterscheiden,
welche dem von äußern Momenten bestimmten Entwicklungsgange der Lehre des Mohammed entsprechen. Die
Mohammedaner teilen den K. in verschiedener Weise ein; die gangbarste ist die Einteilung in 114 Kapitel (Suren). Von den vielen
Ausgaben des K. ist die beste die von Flügel (Lpz. 1834 u. ö., zuletzt 1870 aufgelegt). Unter den Übersetzungen sind zu
erwähnen die den arab. Text begleitende und mit einem Kommentar und Refutationen erweiterte lateinische von Maracci
(Padua 1698), die englischen von Sale (Lond. 1734 u. ö.), J. M. Rodwell (ebd. 1861; 2. Ausg. 1876) und E. H. Palmer
(2 Bde., Oxf.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 627.
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