Korēa, von den Eingeborenen bis ins 14. Jahrh. Korje oder Kokorje, von den Japanern Korai, von den Chinesen im N. Kaoli,
jetzt Tschjo-sjen, Tschau-sian (chin. Tschao-sjen, «Morgenfrische», japan. Tscho-sen) genannt, Halbinsel und Königreich in Ostasien, trennt das Gelbe Meer im W.
vom Japanischen Meer im O. und bedeckt 218243, nach Strelbitskij 223523 qkm. Im N. bilden die Flüsse Jalu-kiang und Tjumen die Grenze gegen China. (S. Karte:
Östliches China mit Korea, beim Artikel China.)
Oberflächengestaltung. Das Land ist gebirgig oder doch hügelig. Etwas weniger uneben als die übrigen Landesteile ist der Nai-po
(«Binnenhafen») um die Hauptstadt Söul, der von künstlichen Wasserläufen durchschnitten und sehr fruchtbar ist. Die Wasserscheide des Jalu-kiang und des Tjumen
bildet das sich vom Schanjan-Alin oder «langen weißen Gebirge» in der Nähe des Paik-tu-san (Weiß-Köpfe-Gebirges) abzweigende Sjo-paik-san oder «kleine weiße
Gebirge», welches sich am Tschang-paik-san mit der vom Norden kommenden Küstenkette vereinigt. Diese setzt sich mit dem Paik-un-san («Weiß-Wolken-Berg») nach SW.
und dann von der Broughton-Bai nach W. fort, nach O. steil abfallend, nach W. viele Zweigketten entsendend. Zu den höchsten Bergen gehören der Tschien-long
(1280 m) im N. und der Mont-Auckland (2000 m) auf der Insel Quelpart (s. d.). Unter den zahllosen Inseln, die das Festland namentlich im S. und
W. umgeben, sind zu nennen: Ke-tschjei (Kü-tsi) unter 35° nördl. Br., 128°2' östl. L. von Greenwich; Kang-hwa an der Mündung des Han-kang; Tschin-to 34½° nördl.
Br., 126°10' östl. L. von Greenwich; die Nan-hou-Inseln mit Port Hamilton (s. d.); Kjo-tong westlich von Kang-hwa
und Nam-hai, zur Provinz Kjeng-sjang gehörig. An der Ostküste ist die breite Broughton-Bai, an welcher Wön-san (s. d.) liegt, bemerkenswert.
Weiter nördlich liegen in der Reihenfolge von S. nach N. die Vorgebirge Petit-Thouars, Bruat und Kosakow, im S. und nördlich vom Kap Klonar die Unkofsky-Bai. Den
tiefsten Einschnitt bildet die Korea-Bai im N. der Westküste und an der schmalsten Stelle des Landes, in deren Süden die
Provinz Hoang-hai weit in das Meer vorspringt. An dieser Küste erreicht die Flut eine bedeutende Höhe, während sie an der Ostküste gering ist.
Größere Flüsse sind neben dem am Sjo-paik-san entspringenden Jalu-kiang und seinen Nebenflüssen und dem Tjumen der schiffbare
Ta-ong-kang in der Provinz Pjeng-an; der Han-kang entspringt am O-tad-san in der Provinz Kang-wen, nimmt einige Meilen östlich von Söul von rechts den im N.
entspringenden Sjo-jan-kang und unweit der Mündung den nicht unbedeutenden Rim-tschin auf und mündet mit einem westl. Arme im N., mit einem südlichen im S. der
durch letztere vom Festlande getrennten Insel Kang-hwa ins Meer. Der Fluß ist bis unweit Söul schiffbar (s. Söul und
Chemulpo); der Nak-tong-kang (Lo-tung-kiang) entspringt nördlich vom 37.° nördl. Br. am Südabhange des Tai-paik-san in der Provinz Kjeng-sjang,
die er von N. nach S. durchfließt, und mündet westlich von Fusan in das Japanische Meer. Er ist auf etwa 230 km schiffbar. An der Mündung liegt der (südl.) Hafen
Ma-san-po. Die Ostküste hat nur unbedeutende Küstenflüsse aufzuweisen. ↔
Das Klima wird an der Küste im Süden und Osten durch das Meer beeinflußt, an der Ostküste namentlich wohl durch eine
Abzweigung der warmen Kuro-schiwo-Strömung. Das Jahresmittel für Chemulpo ist 9,4° und die Wärmeschwankungen bewegten sich 1884
zwischen 31,7° im August und –16,2° im Januar, für Wön-san entsprechend
10,5°, 31,7° im Juli und –10° im Januar, für Fusan 11,8°,
31,2° im August und –6,2° im Dezember. Der Han-kang friert bis oberhalb Ma-pu; der Ta-tong-kang, der
Julu-kiang und der Tjumen sind über vier Monate mit Eis bedeckt. Im Norden ist der Schneefall bedeutend, während es in der Mitte gelegentlich noch verhältnismäßig
warm ist. Sehr hinderlich ist der Sommerregen. Geklagt wird über das Trinkwasser. Eine der schlimmsten Plagen sind die Blattern.
Bodenerzeugnisse. Das Land ist nicht arm an Erzen, wenn auch sein Goldreichtum überschätzt sein mag. Goldwäschereien von
größerm Alter befinden sich im Lande zerstreut; namentlich aber ist der Eisenreichtum bemerkenswert. Die Ausbeute an Kupfer machte bislang die Einfuhr desselben
nicht überflüssig. Von Waldbäumen tritt höchstens die Kiefer hervor; sonst helfen noch Tannen, Lärchen, Birken und unter 900 m Ahorn, Eichen, Pappeln, Linden,
Hainbuchen und Eschen die Hochwälder bilden. Bis zu 35°40' findet sich Bambus. Gebaut werden Reis, verschiedene Hirsearten, Gerste, Weizen, Buchweizen, Mais,
Bohnen, Spanischer Pfeffer und im Norden Kartoffeln. Von Früchten sind Wassermelonen, Kaki, Pomeranzen, Gurken, Apfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Erdbeeren,
Maulbeeren, Weintrauben, Himbeeren und Pfirsichen sowie Tarai zu erwähnen; doch fehlt dem Kernobst und den Beeren wegen der vielen und starken Sommerregen der
Wohlgeschmack der bei uns gezeitigten Früchte der Art. Der Tabak ist im 16. Jahrh. aus Japan, die Baumwolle der Überlieferung nach vor über 500 Jahren aus China
eingeführt. Bis auf die neueste Zeit war der Anbau der Kartoffel aus unbekannten Gründen verboten und wurde von Christen insgeheim zum Nutzen der Missionare
betrieben. Zu den Nutzhölzern gehört vor allem der Papiermaulbeerbaum; das koreische Papier ist auch in China berühmt, und eine der bemerkenswertesten Stätten
seiner Erzeugung ist unweit An-bjön im SO. von Wön-san unter der Aufsicht von Buddhamönchen. Die Farbstoffe sind dieselben wie in China.
Die Tierwelt ist mannigfaltig und der Chinas und Japans ähnlich. Sehr reich ist die Meeresfauna an den Küsten.
Bevölkerung und Kulturzustand. Die Bewohner K.s (s.Tafel:
Asiatische Völkertypen, Fig. 24, Bd. 1, S. 984) gehören der hochasiat. Rasse an. Es ließe sich eher von
einer Verwandtschaft mit den Japanern als mit den Chinesen reden, doch sind sie größer und kräftiger als jene. Eine gewisse Energie und Intelligenz zeichnet sie
aus, wohl eine Folge der Mischung mehrerer Stämme, aus welchen sie hervorgegangen sind. Von solchen Stämmen werden namentlich die aus der Geschichte Hochasiens
bekannten Sien-pi und die im Süden der Halbinsel wohnenden Han erwähnt. Die Angaben über die Einwohnerzahl sind sehr schwankend. Neben ältern Schätzungen auf 16
Mill. wurden 1890: 6½ oder 7½ Mill. E. angenommen; 1893 wurden 11615 Ausländer gezählt, darunter 9204 Chinesen, 2205 Japaner, der Rest Europäer in den
Vertragshäfen. Bis in die neueste Zeit zerfiel die Bevölkerung in die be-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 630.
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