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Körnerdüngung – Kornwage
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Körner (Karl Theodor)'
Fr. Frenzel, Theodor K. (Lpz. 1891); Bischoff, Theodor K.s «Zriny» nebst einer allgemeinen Übersicht über K. als Dramatiker (ebd. 1891);
Peschel, Körner-Bibliographie (ebd. 1891).
Körnerdüngung oder Samendüngung, ein Verfahren, die Körner durch
Kandieren (s. d.) derart mit Pflanzennährstoffen zu versehen, daß der junge sich entwickelnde Keim sogleich Nahrung
findet und sich rasch entwickeln kann. Von Schwindlern sind oft derartige Samendüngungsmittel empfohlen worden, um dadurch die weit
kostspieligere, gleichmäßige Düngung der gesamten Ackerkrume zu ersetzen. Dies kann die K. nie leisten, da bei weiterer Entwicklung der
Pflanze, die allein Bodennährstoffe aufnehmenden Wurzelspitzen sich von der Stelle, an welcher sich das Samenkorn befindet, mehr oder
weniger rasch entfernen und deshalb überall im Boden Nährstoffe vorfinden müssen.
Körnerfresser (Granivorae), in der ältern Systematik eine Unterabteilung der
Kegelschnäbler, zu der die Meisen, Lerchen, Ammern und Finken gerechnet wurden.
Körnerfrüchte, soviel wie Getreide (s. d.).
Kornétt (von dem span. corneta, Reiterfahne, Standarte,
daraus frz. cornette) hieß in früherer Zeit der jüngste Offizier einer Eskadron, der die Standarte
derselben trug. Der Name, dem Fähnrich der Infanterie entsprechend, blieb, als die Standarte nicht mehr von einem Offizier geführt wurde,
ist aber jetzt meist abgeschafft. (S. auch Kornette.)
Kornétt (ital. cornetto; frz.
cornet), eine Orgelstimme, die ursprünglich den in früherer Zeit allbeliebten
Zinken (s. d.) als Blasinstrument nachahmen sollte.
Cornet à pistons heißt in den neuen Orchestern eine Art kleinmensurierter Trompete mit zwei (selten
drei) Ventilen, welcher man besonders bei Messingchören hochliegende Melodien zu übertragen pflegt.
Kornette (frz.), im 16. und 17.Jahrh. eine Reitercompagnie, weil jede Compagnie eine Standarte führte, analog
dem Fähnlein (s. d.) des Fußvolks. Cornette blanche war bei den franz. Armeen
die Standarte der Leibcompagnie vom Regiment des Colonel-général de la cavalerie; sie war weiß mit
goldenen Linien. Danach wurde auch diese Compagnie benannt. (S. auch Kornett.)
Korneuburg. 1) Bezirkshauptmannschaft in Niederösterreich, hat
887,28 qkm und (1890) 85660 (43934 männl., 41726 weibl.) deutsche E., 86 Gemeinden und 123 Ortschaften
und umfaßt die Gerichtsbezirke K., Stockerau und Wolkersdorf. –
2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft, sowie einer Finanzbezirksdirektion, eines Kreisgerichts
und Bezirksgerichts (241,70 qkm, 41239 deutsche E.), nordwestlich von Wien, an der Donau, mit
Klosterneuburg durch eine fliegende Brücke verbunden, und an der Linie Wien-Tetschen der Österr. Nordwestbahn, Dampferstation, hat
(1890) 7271 E., in Garnison 3 Bataillone des Eisenbahn- und Telegraphenregiments, Post, Telegraph, got. Pfarrkirche (1212),
Zwangsarbeitsanstalt; Kotzenfabrik, Watte- und Kartonnagenfabrikation, Schiffswerft der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft und war als
Stapelplatz für den Salz- und Getreidehandel von alters her bedeutend. – K., im 12. Jahrh. als ein viel besuchter ↔ Markt,
wurde 1298 von Albrecht I. zur Stadt erhoben und im Anfang des 15. Jahrh, mit Mauern umgeben, 1450 zur Festung eingerichtet.
Kornfliege (Chlorops taeniopus
Mg.), eine 3–4 mm lange, gelbe, schwarzgezeichnete Halmfliege, deren Larven im Halme der
Getreidearten, besonders des Weizens, zwischen der Ähre und dem obersten Knotenmund leben, die sog. Gicht oder das Podagra des
Weizens erzeugend. Die befallenen Ähren setzen nur wenige und dürftige Körner an und bleiben meist in den Scheiden stecken. Als
Gegenmittel wird zeitige Aussaat auf sehr sorgfältig bestellten Feldern empfohlen.
Kornrade, Pflanzenart, s. Agrostemma.
Kornthal, Brüdergemeine im Oberamt Leonberg des württemb. Neckarkreises, an der Linie Stuttgart-Calw der
Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 1300 E., ein Knabeninstitut (Latein- und Realschule), zwei Töchterinstitute (höhere Mädchen- mit
Frauenarbeitsschule), zwei Rettungshäuser für verwahrloste Kinder, eine Gemeindeschule und ein Kinderpflege- und Witwenhaus. – Vgl.
Kapff, Die württemb. Brüdergemeinen K. und Wilhelmsdorf (Kornthal 1839).
Körnung, in der Jägersprache soviel wie Ankörnen (s. d.).
Kornwage oder Getreidewage. Für die Preisabschätzung des Getreides
ist es von großer Wichtigkeit, dessen Volumengewicht zu kennen, nach welchem die Qualität angenähert zu beurteilen ist. Die Bestimmung
desselben ist daher auch von Bedeutung geblieben, nachdem viele Länder an Stelle des Raummaßes das Volumengewicht als Norm des
Getreidepreises und Getreidehandels angenommen haben; bei Lieferungsverträgen wird daher ein gewisses Durchschnittsgewicht der
Raumeinheit vereinbart. An den preuß. Börsen gilt nur solches Getreide als lieferungsfähig, das ein Minimalgewicht besitzt: für Weizen von
75, für Roggen 72, Hafer 45 kg pro 1 hl. Payen fand, daß bei vermehrter Feuchtigkeit das Getreide dem Raume nach in weit größerm
Verhältnis zunimmt als dem Gewicht nach, daß mithin der Preisunterschied zwischen einer feuchten und einer trocknen Frucht, wenn nach
dem Gewicht verkauft wird, viel geringer sein darf als bei dem Verkauf nach dem Maß. Durch das Gewicht des Getreides ist dessen
Nahrungswert annäherungsweise bestimmbar. Herabgedrückt wird das Volumengewicht durch einen hohen Wassergehalt, durch Kleinheit
der Körner und flache längliche Gestalt derselben, erhöht wird es durch Trockenheit, Großkörnigkeit, durch rundliche Form und hornige
Beschaffenheit der Körner. Da man es durch gewisse Kunstgriffe in seiner Gewalt hat, den Inhalt eines kleinen Probemaßes (z. B. eines
Liters) schwerer oder leichter darzustellen, je nachdem man das Getreide aus größerer oder geringe-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 640.
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