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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kornweibel - Korone
rer Höhe, sturzweise oder allmählich in das Maß-
gefäß ichüttet, so bleibt die Bestimmung des rela-
tiven Gewichts auf diesem Wege innerhalb gewisser
Grenzen immer etwas Ungenaues. Man hat daher
besondere Wagen konstruiert, durch deren Anwen-
dung der erwähnte übelstand vermieden wird. Be-
sonders praktisch ist eine in neuester Zeit von
Schoppcr in Leipzig gebaute K. Dieselbe entspricht
den Vorschriften der kaiserl. Deutschen Normal-
aichungskommission: die betreffende Vorrichtung
sichert für das Einfallen der Getreideprobe die Fall-
höhe und bewirkt die Abgrenzung des zu wägenden
Getreidevolumens mittels eines dünnen Schiebers.
In Hamburg und andern deutschen Plätzen war bis
auf die neueste Zeit die alte Holländische Probe
üblich, welche angab, wie viele alte niederländ.
Troypfund ein alter Amsterdamer Zak (Sack) Ge-
treide wog; Weizen von 130 Pfd. war demnach ein
solcher, von welchem dieser Zak 130 Troypfund
wog, u. s. w. Diese Holländische Probe gilt wegen
der Kleinheit der bei ihrer Durchführung angewen-
deten Meßgefäße als unzuverlässig.
Kornweibel l^ikmära or^a6 ^.), Reiskorn-
wurm, auch Glander wie der nahe verwandte Korn-
wurm (s. d.) genannt, von schwarzer Farbe mit vier
rötlichen Fleckchen, je eins auf jeder Schulter und ein
zweites hinter der Mitte jeder Flügeldecke. Der K.
ist aus dem Orient oder Nordafrika eingeschleppt und
gleicht äußerlich und in seiner Lebensweise dem Korn-
wurm sehr.
Kornweihe (Oircus c^aneiiä ^., s. Tafel: Fal-
ken, Fig. 3), ein 46 cm langer Raubvogel aus der
Gattung der Weihen (s. d.). Das alte Männchen
ist oben hellaschgrau, im Genick bräunlich mit weißen
Streifen, unten weih, das alte Weibchen oben bräun-
lich, unten rostgelb mit braunen Schaftstreifen. Die
K. bewohnt Europa und Mittelasien und ist diesseit
der Alpen ein Wandervogel. Obwohl die K. auch
Mäuse srißt, ist sie im ganzen doch als ein schäd-
licher Vogel anzusehen, da sie auch Rebhühner und
junge Hasen fängt.
Kornwucher, das Aufkaufen und Aufspeichern
des Getreides zu dem Zwecke, bei bereits vorhan-
dener Knappheit dieses notwendigen Nahrungs-
mittels den Preis desselben noch weiter künstlich zu
steigern. Solange die Verkehrsmittel ungenügend
und die Zufuhr von Getreide durch Binnenzölle
und andere Hindernisse erschwert war, konnte auf
solche Art der Egoismus einzelner Spekulanten
örtliche Teurungen und Notstände in verwerflicher
Weife verfchärfen. Bei der heutigen großartigen
Entwicklung des Weltverkehrs in Getreide kann in
der Kulturwelt von K. nicht mehr die Rede fein, und
die früher für nötig gehaltenen gesetzlichen Schutz-
maßregeln dagegen sind hinfällig geworden. (S.
Getreidehandel.)
Kornwurm, die volkstümliche Bezeichnung für
zwei ganz verschiedene, dem Getreide auf den Korn-
böden sehr schädliche Insektenlarven, welche als
schwarzer und weißer K. unterschieden werden. Der
schwarze oder braune
K. ist die Larve eines Rüs-
selkäfers, des schwarzen
Kornkä'fers,Getreide-
rüßlers, Kornreuters,
Glanders (8itop1ii1u8 ^Oui-culio^ ^ranai-inZ Fc/t/i.
oder Oalaiiäi-a. ^ranki-ig. (Aom'v., s. vorstehende
Figur), eines Käfers von kaum 4 mm Länge, rot-
braun bis fchwarz, mit Hellern Fühlern und Beinen;
die Fühler sind gebrochen, der Rüssel ist lang, an sei-
nem Grunde unter den Augen liegt eine rundliche
Fühlergrube. Das Weibchen legt die Eier einzeln
an die Getreidekörner, welche es vorher anbohrt und
in welche sich die auskriechende Larve (Kornwurm)
einfrißt; sie verpuppt sich in dem bis auf die äußere
Hülle ausgefressenen Korne und liefert nach 5-
6 Wochen den Käfer. Als Gegenmittel gilt häufiges
Unistechen des Korns; auch Besprengen mit scharfer
Seifensiederlauge und darauf folgendes Abfegen
der Räumlichkeit vertilgt den K. Als zuverlässige
Mittel zeigen sich aber nur ein vollständiges Räu-
men der Böden und Vestreichen der Wände und
Fußböden mit frischgelöschtem Kalk, um die in den
Ritzen überwinternden Käferchen zu töten, oder eine
Behandlung der ergriffenen Vorräte mit Schwefel-
kohlenstoffen, deren Dünsten die Larven erliegen.
Eine große Anzahl der Käfer läßt sich vertilgen
durch Umgeben der Getreidehaufen mit Schaffellen,
Teppichstücken u. s. w., unter welchen sich die Käfer
in kalten Nächten sammeln und dann vernichtet
werden können. Eine andere Art derselben Käfer-
gattung ist der Kornweibel (s. d.). Der weiße
K. ist die Raupe der Korn- oder Getreidemotte
(linsa ßrau6liH ^.), welche 6,5 mm lang ist. Der
Kopf des Schmetterlings ist gelblich, die Vorder-
flügel sind grau, braun und schwärzlich marmoriert
und hinten ausgerichtet, die Hinterflügel bräunlich.
Das Weibchen legt seine Eier an die Getreidekörner,
die ausgekrochene Raupe spinnt mehrere Getreide-
körner zusammen, frißt sie aus und überwintert auf
dem Gebälk der Kornböden in einem Gespinst aus
abgenagten Holzspänchen, verpuppt sich im März
oder April und fliegt dann nach vier Wochen aus.
Dieser K. wird am besten durch Vackofenwärme ge-
tötet. Neuerdings zeigt sich auch in Süddeutschland
die in Frankreich heimische französische Ge-
treidemotte (linsa cki-salklla. ()?wie7-), deren
Raupe jedoch die Körner nicht zusammenspinnt. -
Vgl. E. L. Taschenberg, Praktische Insektenkunde
(Brem. 1879-80).
Kornzange, s. Pincette.
Kornzölle, s. Getreidezölle.
KoroböwskijeBjelopafchzy (russ), soviel wie
Bjelopaschzy (s. d.). Md. 3, S. 161 d).
Korolle (lat. eoroiia), Blumenkrone, s. Blüte
Koromandel, engl. (Üoromanäsi-^oHZt; ind.
Tschora- oder Tschola-Mandalam (d. i. Land
der Tschola, s. Karnatak), der östl. Küftenstrich der
Vorderindischen Halbinsel zwischen Kap Kalimari
fengl. OaiimEi-L-i'oiiit) und der Mündung des
Kistna, der aber auch auf die nordöstl. Fortsetzung
ausgedehnt wird.
Koromandelholz, Calamanderholz, das
Holz von V108P7I-08 kirLuta I>. (Ceylon), das von
Drechslern und Kunsttischlern noch vereinzelt ver-
arbeitet wird.
Korone, altgriech. Stadt in Messenien, 363
v. Chr., bei der Wiederherstellung Messeniens durch
Epaminondas, auf den Ruinen des alten Apeia an
der Ostküste der Halbinsel Messenien gegründet. In
den Stürmen des Mittelalters verlegten die Koro-
nier ihren Sitz 5 Stunden weiter südlich auf ein
Vorgebirge am Eingang des Messenischen Golfs,
wo im Altertum die Stadt Asine gelegen hatte.
Dieses neue Koroni oder Koron wurde eine starke
Festung, welche die Schicksale des nahen Methone
(Modon) teilte. Heute ist die Festung verfallen; die
Stadt hat (1889) 2267, als Gemeinde 7321 E.,
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