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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Kotte; Kotten; Kottmar; Kotto; Kottos; Kotvogel; Kotwanze; Kotýle; Kotyledōnen; Kotzebue

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Kotte – Kotzebue (August von)

gen nach einem Ziel, einem ehernen Becken oder einer Schale, so zu schleudern, daß nichts vergossen wurde. Die Stärke des hervorgerufenen Schalles wurde auch vielfach als Liebesorakel benutzt.

Kotte, s. Kate.

Kotten, sibir. Volk, s. Jenisseier.

Kottmar, Berg bei Eibau (s. d.) in Sachsen.

Kotto, Negerstamm, s. Koto.

Kottos, einer der Hekatoncheiren (s. d.).

Kotvogel, soviel wie Wiedehopf.

Kotwanze (Reduvius personatus L., s. Tafel: Insekten Ⅳ, Fig. 1), eine bis 18 mm lange, braunschwarze Wanze, die samt ihrer borstigen, mit Staub und Schmutz bedeckten Larve in staubigen Winkeln der Häuser vorkommt und sich von Bettwanzen, Spinnen und Fliegen nährt.

Kotýle (grch.), weites, einhenkliges Schöpf- und Trinkgefäß der alten Griechen; auch ein Hohlmaß, 1/192 des Medimnus = 0,274 l.

Kotyledōnen, Samenlappen, Samenblätter, auch Keimblätter, die zuerst am Keimling auftretenden Blattorgane, die in ihrer Form gegenüber den später sich entwickelnden Laubblättern gewisse Verschiedenheiten Zeigen. Die K. sind schon im Samen fast vollständig ausgebildet, sie umschließen die sog. Plumula d. h. die Stammspitze des Embryo, aus der sich nach der Keimung die Stengelorgane mit den Laubblättern entwickeln. Bei vielen Pflanzen, z. B. bei den Leguminosen, bilden die K. die Reservestoffbehälter des Samens: sie sind massig entwickelt und ihre Zellen sind reichlich mit Stärke u. dgl. angefüllt. Bei andern Samen bleiben sie verhältnismäßig klein, es sind dann die Reservestoffe in dem sog. Eiweiß oder Sameneiweiß, einem parenchymatischen Gewebe, das die Hauptmasse des Samens bildet, enthalten; so ist es z. B. bei den Gramineen, Palmen, Polygonaceen, Chenopodiaceen u. a. Die Anzahl der K. und ihr Verhalten bei der Keimung ist eins der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden großen Gruppen der Angiospermen, den Dikotyledonen und Monokotyledonen. Bei den erstern sind in der Regel zwei einander gegenüber stehende K. vorhanden, bei den letztern findet sich nur ein Kotyledon, welcher meist scheidenförmig die Spitze des Keimlings umgiebt. (Vgl. die Artikel Monokotyledonen und Dikotyledonen.) Bei den Gymnospermen sind häufig mehrere in einem Quirl stehende K. vorhanden, in vielen Fällen aber auch nur zwei, seltener einer. Die wesentliche Verschiedenheit der Gymnospermen und der Angiospermen beruht nicht auf der Anzahl der K., sondern in dem Bau der Geschlechtsorgane. (S. Gymnospermen.) Früher stellte man die Gymnospermen den Monokotyledonen und Dikotyledonen als Polykotyledonen gegenüber, und die Kryptogamen bezeichnete man als Akotyledonen, d. h. als Pflanzen, welche überhaupt keine K. besitzen. Das letztere ist nach den jetzigen Anschauungen nicht gerechtfertigt, denn auch bei den Gefäßkryptogamen bezeichnet man jetzt die zuerst auftretenden Blattorgane am Embryo als K.; so besitzen die meisten Farnkräuter einen Kotyledon, die Equiseten zwei K. Diese ersten Blattorgane an den sporenbildenden Generationen der Gefäßkryptogamen sind in der That Gebilde, die als den K. der Phanerogamen homolog betrachtet werden müssen.

In der Entwicklungsgeschichte der Säugetiere werden K. auch diejenigen fleischigen Auswüchse genannt, welche bei den Tieren mit gespaltenen Klauen auf der Innenseite der befruchteten Gebärmutter entstehen und in welche die Gefäßbündel auf der Außenseite des Chorions der Frucht hineinwurzeln.

Kotzebue (spr. -buh), Alexander von, Schlachtenmaler, Sohn des folgenden, geb. 28. Mai 1815 zu Königsberg, ward im Kadettenkorps Zu Petersburg erzogen, verließ jedoch 1838 die militär. Laufbahn und trat in die Akademie der Künste in Petersburg ein, wo er bis 1844 blieb und Akademiker und Professor wurde. Sein Gemälde: Die Schlacht bei Narwa, erregte so großes Aufsehen, daß der Kaiser ihn beauftragte, die hervorragendsten Kämpfe Peters d. Gr. gegen Karl ⅩⅡ. zu malen. Bevor er aber zur Ausführung schritt, begab er sich 1846 nach Paris zu Horace Vernet, bis ihn die Februarrevolution 1848 bewog, Paris zu verlassen. Er bereiste darauf Belgien, Holland, Italien und Deutschland, bis er sich 1860 in München niederließ, wo er seine für das Winterpalais zu Petersburg bestimmten Schlachtengemälde auszuführen begann, worunter Die Schlacht bei Pultawa hervorzuheben ist. Hierauf erhielt K. den Auftrag, die Schlachten des Siebenjährigen Krieges zu malen, soweit sich die Russen dabei ausgezeichnet haben; sodann folgten die Kartons: die Feldzüge Suworows in Italien und in der Schweiz, die Feldzüge der Russen unter Buxhoevden und Barclay de Tolly in Finland 1808 und 1809, und die Schlachten der Russen unter Kutusow und Barclay de Tolly gegen Napoleon von 1812 und 1813. Alle diese Gemälde füllen einen großen Teil der kaiserl. Gemächer im Winterpalais zu Petersburg. Andern Aufträgen konnte der Künstler nur selten, wie in dem Bilde Die Gründung von Petersburg (Maximilianeum in München), genügen. Der Künstler starb, seit mehrern Jahren geistig umnachtet, 24. Febr. 1889 in München.

Kotzebue (spr.-buh), August von, Lustspieldichter, geb. 3. Mai 1761 zu Weimar, bezog schon 1777 die Universität Jena und 1778 die zu Duisburg, um die Rechte zu studieren, beschäftigte sich aber mehr mit dramat. Arbeiten und errichtete in Duisburg ein Liebhabertheater. Nach Vollendung seiner jurist. Studien in Jena ließ er sich 1780 als Advokat in Weimar nieder. Doch schon 1781 ging er auf Veranlassung des Grafen Görtz nach Petersburg und wurde Sekretär bei dem Generalgouverneur, 1783 Assessor des Oberappellationstribunals in Reval und 1785, nachdem er sich mit der Tochter des Generallieutenants von Essen vermählt hatte, Präsident des Gouvernementsmagistrats der Provinz Esthland und zugleich geadelt. Nach dem Tode seiner Gattin reiste er nach Paris, nahm dann seine Entlassung aus dem russ. Staatsdienste und lebte seit 1795 auf seinem Landsitz Friedenthal bei Reval. In dieser Zeit schrieb er «Die jüngsten Kinder meiner Laune» (5 Bde., Lpz. 1793‒97) und mehr als 20 Schauspiele. 1798 folgte er an Alxingers Stelle dem Rufe als Hoftheaterdichter nach Wien, nahm aber infolge mehrfacher Unannehmlichkeiten nach zwei Jahren mit einer Pension von 1000 Fl. seine Entlassung und wollte nach Rußland zurückkehren, wo seine Söhne im Kadettenhause zu Petersburg erzogen wurden. Allein an der russ. Grenze wurde er als verdächtiger polit. Schriftsteller im April 1800 verhaftet und nach Sibirien gebracht. Ein günstiger Zufall rettete ihn. Ein junger Russe, Krasnopolski, hatte K.s kleines Drama «Der alte Leibkutscher Peters d. Gr.», eine indirekte Lobrede auf

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