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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kreiselpumpe – Kreislauf des Blutes

sind, behalten also die Stellung der Ebenen der Kreisbahnen oder die Richtung der Drehachse bei (s. Trägheitsmoment). Ein Körper, der um eine Symmetrieachse rotiert, leistet sogar einen eigentümlichen Widerstand gegen Abänderung der Richtung der Drehachse. Die Scheibe A (Fig. 2) rotiere in dem Uhrzeigersinn a b c d und liege mit ihrer spitzen Achse m n auf dem Ständer s. Denkt man sich die Scheibe plötzlich, etwa durch die Schwere, aus der Stellung A in die Stelllung B gebracht, so bleiben die ungeänderten Geschwindigkeitsrichtungen bei a und c in der Ebene der Scheibe, bilden aber bei b und d, und in geringerm Maße auch an den andern Punkten, einen Winkel mit derselben. Zerlegt man die Geschwindigkeiten bei b und d parallel und senkrecht zur Ebene der Scheibe, so ergiebt sich ein Kräftepaar, das die Achse der Scheibe von oben gesehen im Uhrzeigersinn dreht. Durch letztere Drehung entsteht aber in ganz analoger Weise ein neues Kräftepaar, welches das Achsenende m hebt bez. dessen Fallen hindert. Bei genügend rascher Rotation eines schweren Kreisels reicht eine unmerkliche Senkung (von A nach B) aus, um die Achse in Umlauf zu setzen und das der Schwere eben das Gleichgewicht haltende Kräftepaar zu erzeugen. Je rascher die Rotation, desto langsamer ist der Umlauf der Achse. – Vgl. Heinen, Über einige Rotationsapparate (Braunschw. 1857); Jansen, Die K. (Berl. 1891).

Kreiselpumpe, s. Pumpe.

Kreiselrad, s. Turbinen.

Kreiselschnecken (Trochidae), eine Familie der Schildkiemer (s. d.) mit spiraligen, kreiselförmigen Schalen, die innen schön perlmutterig glänzen, außen meist bunt gefärbt sind; die Mündung ist ganzrandig, ohne Ausschnitt, der Deckel ist spiralig und die Mündung vollständig verschließend, entweder dick, kalkig mit wenig, oder dünn und hornig mit vielen Spiraltouren. Der Fuß der K. erscheint verbreitert und ist, wie bei den Seeohren, mit bunten Fransen und Anhängen besetzt. K. giebt es in allen Meeren, in den tropischen sind sie zahlreicher, größer und bunter; manche von ihnen werden gegessen.

Kreisen, in der Jägersprache, s. Einkreisen.

Kreisevolvénte, die Kurve, die von irgend einem Punkte einer auf einem Kreise rollenden Geraden beschrieben wird, also auch der Ort des Punktes auf der Tangente, für den die Tangentenlänge gleich dem von einem bestimmten Punkte aus gemessenen Kreisbogen ist. Daher wird sie auch erzeugt, wenn man einen um einen Kreis geschlungenen Faden von demselben in gespannten Zustande ablöst. (S. Tafel: Kurven Ⅱ, Fig. 11.) Die Evolute (s. d.) der K. ist der Kreis. Nach der K. sind die Zahnflanken gewisser Zahnräder (s. d.) gekrümmt.

Kreisfleckige Kahlheit, s. Haare (Bd. 8, S. 607 b).

Kreisflieger, s. Tauben.

Kreisgericht, in Österreich Bezeichnung der Kollegialgerichtshöfe erster Instanz, die in den Hauptstädten der Kronländer Landesgerichte genannt werden. Neben 15 Landesgerichten bestehen 51 K. mit gleicher sachlicher Zuständigkeit. Vor der Organisation von 1879 führten auch in Preußen und andern deutschen Staaten die Kollegialgerichte erster Instanz die Bezeichnung K.

Kreishauptmannnschaft, im Königreich Sachsen die Verwaltungsmittelbehörde, welche zwischen Ministerium, der Amtshauptmannschaft und den Städten steht, in welchen die revidierte Städteordnung gilt. Sie entspricht also etwa der preuß. Regierung (Gesetz vom 21. April 1873). Es sind 4 K. eingerichtet, in Dresden, Leipzig, Bautzen und Zwickau. An ihrer Spitze steht ein Kreishauptmann, dem eine Anzahl von Regierungs- und Oberregierungsräten beigegeben sind.

Kreiskiemer (Cyclobranchia), diejenigen Vorderkiemer, deren Kiemen sich an beiden Körperseiten in einer zwischen Fuß und überragendem Mantelrand verlaufenden Furche befinden. Ihre Schale ist nicht gewunden. Äußere Begattungswerkzeuge sind nicht vorhanden. Hierher gehören die Napfschnecken (s. d.) und die Käferschnecken (s. d.).

Kreislauf des Blutes (Circulatio sanguinis), die von William Harvey (s. d.) 1619 entdeckte ununterbrochene Bewegung des Blutes durch den Körper, welche insofern als ein Kreislauf bezeichnet werden kann, als das Blut aus dem Herzen nach allen Teilen des Körpers hinfließt und von diesen wieder nach jenem zurückkehrt. (S. Herz.) Aus der linken Herzkammer strömt das Blut zunächst in die große Schlagader (arteria aorta), und zwar in den Teil derselben, welcher der aufsteigende (aorta ascendens) genannt wird, ungefähr 28 mm im Durchmesser hat und unmittelbar am Herzen einige Zweige zur Ernährung der Herzsubstanz selbst abgiebt. Nicht weit über ihrem Austritt aus dem Herzen bildet die Aorta (s. d.) einen nach links gekrümmten Bogen (arcus aortae), dessen Konvexität nach oben gekehrt ist und rechts die «ungenannte» Arterie (arteria anonyma, besser a. brachio-cephalica), die sich sehr bald wieder in die rechte Kopfschlagader (carotis dextra) und die rechte Schlüsselbeinader (arteria subclavia dextra) spaltet, sowie weiter links die linke Kopfschlagader (carotis communis sinistra) und die linke Schlüsselbeinader (arteria subclavia sinistra) abgiebt. Nachdem so die Aorta das Blut, welches für den Kopf und die obern Extremitäten bestimmt ist, abgegeben hat, geht sie in ihren absteigenden Teil (aorta descendens) über, welcher längs der Wirbelsäule mit verhältnismäßig kürzerm und sich nach Abgabe vieler Arterienäste immer mehr verengendem Durchmesser erst als Brustaorta (aorta thoracica) und dann unterhalb des Zwerchfells als Bauchaorta (aorta abdominalis) bis in das Becken hinabsteigt, wo er sich endlich in zwei Hauptäste, die beiden gemeinschaftlichen Hüftarterien (arteriae iliacae communes), spaltet, welche das Blut zu den untern Extremitäten führen. Die Arterien (s. d.) teilen sich nach und nach in immer kleinere Zweige, bis sie, alle unter der Haut liegenden Teile des Körpers durchdringend, in die Haargefäße (s. d.) übergehen, in denen die eigentliche Ernährung des Körpers, die Verwandlung eines durch die Haargefäßwände hindurchgeschwitzten Teils des Blutes in die Masse des Organs, welches er berührt, stattfindet.

Aus den Haargefäßen geht das Blut wieder in die durch Zusammentreten mehrerer Zweige immer umfangreicher werdenden Venen (s. d.) über, deren Hauptstämme meist an der Seite der Arterien verlaufen, und sammelt sich zuletzt fast vollständig in der obern und der untern Hohlader (vena cava superior et inferior), von denen die obere aus dem Kopfe, die untere aus dem Körper kommt, welche beide nebst den Herzvenen (venae cardiacae) in die rechte Vorkammer des Herzens einmünden. (S. Tafel: Die Blutgefäße des Menschen, Fig. 2, und Tafel: Das Herz des Menschen, Fig. 2.) Das

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