Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

724
Kreuzkraut - Kreuznach
als Lager ausgebildeten Kopf, in dem sich der in der
gegabelten Pleuelstange konisch eingesetzte Zapfen
dreht. Die Gleitbacken sind meist in Gußeisen ans-
gesuhrt und oft auf den eigentlichen Gleitflächen mit
Weihmetall gefüttert. Vei dem in umstehenden Fig. 1
u. 2 gezeichneten K. (Fig. 1 ist ein Schnitt nach v^v
in Fig. 2 und Fig. 2 ein Schnitt nach x^ in Fig. 1)
trägt das Kolbenstangenende a. die Traverse d, die
beiderseits mit Zapfen c versehen ist; an diesen sitzen
die Gleitstücke ä, die oben und unten in entsprechen-
den Nuten der Führungsgleise (Geradführung) 6
gleiten. Bei vertikalen Valanciermaschinen besteht
oer K. aus einem an der Kolbenstange befestigten
Querstück, Traverse, das an den Enden mit
Zapfen versehen ist, die den Anschlnß der hier zur
Geradführung nötigen Gestänge ermöglichen. Kreuz-
töpfe mit Traverse und an den Enden derselben an-
gebrachten Gleitstücken auf Führungsleisten des
Dampfmaschinenrahmens finden sich auch vielfach
ausgeführt bei horizontalen Walzenzugs- und Ge-
bläsemaschinen. - In der menschlichen Anatomie
nennt man ein solches Individuum einen K., dessen
beide (fontale) Stirnbeinhälften abnormer Weise
nicht miteinander verwachsen sind, sodaß die Naht
zwischen diesen eine nach unten gerichtete Verlänge-
rung der Pfeilnaht (s. Schädel) und mit der Kronen-
naht ein Kreuz bildet. Es ist dies eine Hemmungs-
dlldung aus dem Säuglingsalter.
Kreuzkraut, s. Zenecio.
Kreuzkröte, s. Kröten. "inde (s. d.).
Kreuzlahme der Pferde, foviel wie Harn-
Kreuzleinen, s. Zügel.
Kreuzlingen. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Thur-
gau, hat 107,7 ykiu und (1888) 15492 E., darunter
3860 Katholiken, in 12 Gemeinden. - 2) Hauptort
des Bezirks K., auf dem linken Ufer des Bodensces,
an der Linie Nomanshorn-Konstanz der Schweizer
Nordostbahn, schließt sich wie eine Vorstadt an Kon-
stanz an und hat (1888) 3519 E., darunter 1459
Katholiken; Post, Telegraph, eine stattliche Kirche
mit einer Leidensgeschichte in Holz geschnitzt (über
1000 Figuren) aus dem 18. Jahrh., eine 1848
aufgehobene Augustinerabtei, in deren 1666 er-
richteten Gebäuden gegenwärtig das thurgauische
Lehrerseminar, eine Musterschule und eine land-
wirtschaftliche Anstalt untergebracht sind, und eine
Privatirrenanstalt.
Kreuzlipatz, wenig begangener Paß der Glarner
Alpen, führt von Amsteg im schweiz. Kanton Uri
nach dem Val Tavetsch des Graubündener Ober-
landes. Der Pfad zweigt bei Hinterbristen vom
Maderanerthal ab und steigt durch das steinige
Etzthal über Trümmerhalden und Schneefelder znr
Paßhöhe (2350 m) zwischen den Ausläufern der
Erispalt (s. d.) und des Oberalpstocks, senkt sich ins
öde Val Strim hinab und mündet bei Sedrun.
Kreuzmandeln, s. Ernte (Bd. 6, S. 307 a).
Kreuzmariage, s. Manage.
Kreuzmast, s. Mast.
Kreuzmeißel, s. Meißel.
Kreuznach. 1) Kreis im preuß. Neg.-Vcz. Ko-
blenz, hat 557,27 ykiu, (l 890) 71916 (34 711 männl.,
37205 wcibl.) E., 4 Städte und 78 Landgemeinden.
- 2) Kreisstadt im Kreis K., an der Nahe, in 104 m
Höhe, an der Linie Saarbrücken-Bingerbrück der
Preuh. Etaatsbahnen, Sitz des Landratsamtcs,
eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz), Haupt-
steueramtes und einer Neichsbanknebenstelle, besteht
aus Altstadt rechts und Neustadt links der Nahe,
Artilcl, die man unter K vcrm
die hier eine Insel (Badewörth) bildet, sowie dem
südlich der erstern liegenden neuen Badestadtteile
und hat (1890) 18143 (8393 männl., 9750 weibl.j
E., darunter 6949 Katholiken und 611 Israelitcn,
Postamt erster Klasse mit
( ^>^^^ ^) Zweigstelle, Telegraph, mehrere
Brücken über die Nahe, eine
evang. Pauluskirche auf der
Insel, 1777 erbaut an Stelle
einer 1689 von den Franzosen
zerstörten Kirche, von der nur
noch die Trümmer des got.
Chors (1330) übrig sind, und
1857-63 zu einer engl. Kircke
ausgebaut, evang. Wilhelmskirche, kath.Wolfgangs-
tirche, ein königl. Gymnasium, 1819 eröffnet, Real-
schule und höhere Mädchenschulen. Die Industrie
erstreckt sich auf Fabrikation von Tabak, Chemi-
kalien, Leder, Kammwaren und Schaumwein' serner
bestehen eine Glashütte, bedeutende Gerbereien,
etwa 80 Weinhandlungen sowie Handel mit Leder,
Obst und Spirituosen. Von den zahlreichen Sol-
quellen, 1478 entdeckt, wird die an der südl. Spitze
der Insel entspringende Elisabethquelle (12,5° 6'.)
mit Wandelbahn, welche neben Kochsalz Vrom-
magnesium enthält, vorzugsweise zum Trinken,
die Nahequelle, die Oranienquelle (12° (^.) und die
übrigen zum Baden benutzt. Die Bäder nebst
den zugehörigen Zeilanstalten sind auf und in der
Nähe der Vadeinsel vereinigt, wo sich neben zahl-
reichen Gast- und Vadehäusern auch das Kurhaus
(1840) nebst dem Badehaus (1872) und dem Inhala-
torium (Doppelgradierhaus mit Zwischengang) be-
findet. Berühmt und nicht erreicht ist die Kreuznacher
Mutterlauge (s.d.), die beim Salzsieden gewonnen und
wegen ihres Gehaltes an Chlorcalcium, Chlorlithion
und Vromverbindungen als Zusatz zu den Bädern
benutzt wird. Neben den Solbädern dienen zu Kur-
zwecken Inhalationen im Inhalatorium und dem
Soldunstkabinett, Sitzbäder, Dampf- und elektrische
Bäder, Injektionen, Vrom-Iodseife und Molken.
Es besteht eine Kinderheilanstalt Victoriastift.
1893 wurden versandt: 4852 Flaschen Elisabeth-
quelle, 31811 Mutterlauge und 23597 kF Mutter-
laugensalz; die Zahl der Kurgäste betrug 6058.
Auf dem linken Naheufer erhebt sich der Schloßberg
oder Kauzenberg (150 m) mit den Trümmern eines
1689 von den Franzosen zerstörten Sponheimschen
Schlosses, jetzt mit Parkanlagen und Weinbergen
(Kauzenberger) bedeckt. In der Nähe von K. die
Ruine eines röm. Castrums, die sog. Heidenmauer,
wo Grabstätten, Mosaikarbciten und Münzen ge-
funden werden. 1 km südlich von K. in dem engen,
von 400 m hohen Porphyrfelsen eingeschlossenem
Salinenthal die großherzoglich Hess. Salinen Karls-
halle und Theodorshalle, 1729 und 1743 an-
gelegt, mit Gradier- und Logierhäusern, Kurgarten
und Kurhaus, weiter südlich das Bad Münster am
Stein (s. d.).
Der Ort kommt schon 819 als karoling. Pfalz
vor. Heinrich IV. schenkte die Domäne 1065 dem Bis-
tum Speyer, welches den im Anfang des 13. Jahrh,
als Stadt bezeichneten Ort 1241 an den Grafen Hein-
rich von Sayn verkaufte. Durch dessen Tochter kam
K. an die Grafen von Sponheim, wurde Haupt-
stadt der vordern Grafschaft Sponheim und fiel
später an Kurpfalz. - Vgl. Etabel, Das Solbad
K. für Arzte dargestellt (4. Aufl., Kreuznach 1887);
Heusner,überdie Einwirkung derKreuznacherVäder
ißt, sind unter C aufzusuchen.