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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kristianiafjord - Kristiansand
Statue Christians IV. (von Iacobsen) auf dem
Hauptmarkt (Stortorvet). Von den 14 Kirchen sind
die Gamle Akers-Kirke als älteste (schon vor 1150
erwähnt), die got. Dreifaltigkeitskirche (1853-58),
die kath. St. Olafskirche, dieFrelsers-(Erlöser-)Kirche
(1697 geweiht, 1850 restauriert) und die Johannis-
kirche, ein 1878 vollendeter Backsteinbau, zu nennen.
Nnter den weltlichen Bauten zeichnen sich aus: das
1825-48 erbaute hochgelegene königl. Schloß, reich
an Erzeugnissen norweg. Kunst und von einem
schönen Park umgeben, das Storthings-Bygning,
das Gebäude des Reichstags am Eidsvoldsplatz,
1866 vollendet, die Universität, ferner das Neichs-
hospital, die Freimaurerloge, die Börse, die 1883
restaurierte Bischofsresidenz, das Rathaus und das
neue Theater am Studentenhain.
K. ist Sitz der obersten Staatsbehörden, des Höch-
sten Gerichts und eines Bischofs. An der Spitze
der Verwaltung steht der Magistrat (ein Bürger-
meister und zwei Ratsmänner). Die Stadt bildet
ein eigenes Amt, dessen Gerichtswesen von einem
Iustitiarius und 11 Assessoren verwaltet ist; für die
äußere Ordnung sorgt eine Polizei von 280 Be-
amten. Zwei 1860 und 1876 angelegte Wasser-
werke, die jährlich 6-7 Mill. odm Wasser liefern
und deren Röhrenlänge 134,3 km umfaßt, liefern
gutes Trinkwasser. Diejährlichen Ausgaben betra-
gen insgesamt etwa 5 Mill. Kronen.
Vildungswesen. Die 1813 eröffnete Universi-
tät, ein stattlicher Bau, hat fünf Fakultäten (die philo-
sophische ist in zwei geteilt), besitzt eine Bibliothek von
250 000 Bänden und 1500 Handschriften, eine Stern-
warte, ein Meteorolog. Institut, Physik. Kabinett,
Laboratorium, Zoologisches Museum, Votanischen
Garten, ein Ethnographisches Museum und eine be-
deutende Sammlung nordischer Altertümer. Die
Vorlesungen sind unentgeltlich. Die Zahl der Pro-
fessoren beträgt (1891) 53, die der Studierenden1458.
Andere höhere Bildungsanstalten sind: die Kriegs-
schule, die militär. Hochschule, ein Gymnasium, 7 La-
tein- und Realschulen, das Handelsgymnasium, eine
technische und eine Zeichenschule. Wichtig ist das
Kunstmuseum, ein neuer Bau in ital. Renaissancestil
mit 300 Gemälden skandinavischer, und von Aus-
ländern besonders Holland. Künstler, Skulpturen,
Stichen und Handzeichnungen. Auch das Kunst-
industriemuseum enthält wertvolle Sammlungen.
Die vom Kanzleirat Deichmann der Stadt 1780 ge-
schenkte Bibliothek zählt etwa 50000 Bände. Es
bestehen 3 Theater und 43 Zeitungen, wovon 5 täg-
liche. Die wichtigsten sind: "Morgenbladet", "Aften-
posten", "Dagbladet" (s. d.) und "Verdens Gang".
Handel, Industrie und Verkehrswesen.
Handel und Seefahrt sind sehr bedeutend; die Hälfte
der Gesamteinfuhr Norwegens und ein Viertel der
Ausfuhr einheimischer Erzeugnisse geht über K.
Die Einfuhr betrug (1892) 107825700, die Ausfuhr
31449000 Kronen; Hauptgegenstände der Einfuhr
sind Fleisch, Vieh und Fette, Roggen aus Ruß-
land, Finland und Deutschland, Kaffee, Zucker,
Tabaksblätter, Mehl, Sirup, Südfrüchte, wollene
Gewebe, Baumwolle aus England, Garne aller
Art, Felle, auch bearbeitete, aus Amerika, Marga-
rine, Talg und Seife, Papier und Dachpappe,
Steinkohlen aus England, Salpeter, Soda, Eisen
und Stahl aus Schweden und England, Maschinen
aus letzterm und aus Deutschland. Ausgeführt
werden vor allem: Bau- und Nutzholz, zumerst nach
England,HolzstoffundCellulofefowie Zündhölzchen,
Papier, ferner Hafer, Häute und Felle, Tierknochen
und Knochenmehl, Thran und Eis (meistens nach
England), Heringe nach Schweden und Dänemark,
Anchovis und Hummern. Zur Unterstützung des
Handels besteht eine Börse; wichtige Bankinstitute
sind: Norske Kreditbank, königl. Bank und Kredit-
kasse, Norges Bank, Th. Joh. Hestye & Sön u. a.
An industriellen Anlagen giebt es 194 mit 9337 Ar-
beitern, darunter 16 mechan. Werkstätten, 8 Tabak-,
7 Mineralwasserfabriken, 7 Ziegeleien, 9 Brenne-
reien, 7 große Tifchlereien und Schiffbau; ferner
Spinnereien und in der Umgebung bedeutende Säge-
werke. Eisenbahnen führen über Eidsvold (68 km)
nach der alten Hauptstadt Trondhjem (562 km),
nach Drammen (53 km) und andern Städten an
dem westl. Nfer des Fjords bis Skien und, über
Kongsvinger und Frederikshald (94 km), nach
Schweden. Die Handelsflotte besteht (Ende 1891)
aus 104 Dampfern von zusammen 37341 t und
297 Seglern von 936829 t. 189.1 kamen aus dem
Auslande 2300 Schiffe. Viel stärker ist der Küsten-
verkehr. Wenn der geräumige und sichere Hafen
von K. zugefroren war, legten die Schiffe bei Dröbak
(s. d.) an; neuerdings wird er aber durch Eisbrecher
offen gehalten. Regelmäßiger Dampferverkehr be-
steht mit London, Newcastle, Middlesborough,
Grangemouth, Hamburg, Bremen, Antwerpen,
Rotterdam, Amsterdam, Havre und Bordeaux, auch
legen schwed. und dän. Gesellschaften regelmäßig in
K. an. Alle wichtigern Staaten sind durch General-
konsuln vertreten. Für den Verkehr im Innern ist
neben Pferdebahn die elektrifche Bahn vom Ost-
bahnhof nach Majorstuen und nach Skarpsno wich-
tig (eröffnet März 1894).
Die Umgegend der Stadt ist sehr anziehend.
Die schönste Promenade befindet sich auf der im
Westen liegenden Halbinsel Bygdö mit der königl.
Villa Oskarshal; 8 km nordwestlich von der Stadt
liegen Frognersäteren (429 m) und Holmenkollen,
die entzückende Aussichten darbieten.
Kristianiafjord, der größte, 97,5 Km lange
Fjord des südl. Norwegen, erstreckt sich von 'den
Hval-Inseln nordwärts bis nach Kristiania und hat
mehrere Verzweigungen, darunter der 30 km lange
Drammensfjord.
Kristiansamt im südl. Norwegen, grenzt im
N. an Romsdal und Sonore Trondhjem, im O. an
Hedemarken, südlich an Akershus und Buskerud,
westlich an Nordre Vergenhus, hat 25368 hkm und
(1891) 108579 E., d. i. 4 auf 1 ykm. Mehr als
72 Proz. liegt wenigstens 650 m ü. d. M. und nur
2^/2 Proz. weniger als 160 m hoch. In K. liegen
die höchsten Gipfel der norweg. Fjelde. (S. Umes-
fjeld.) Der Hauptfluß ist der Lägen. Hauptgewerbe
ist die Landwirtschaft, einträglicher ist Viehzucht
(namentlich Pferde). Die Wälder, wenn auch stark
gelichtet, gewähren noch reiche Ausbeute. Mjösen
und die vielen Gebirgswässer liefern Fifche in Fülle.
Die Großgewerbe sind sehr spärlich vertreten. Die
Länge der Wege beträgt 1690 Km und die der Eisen-
bahnen nur 2 km. Das Amt zerfällt in die fünf
Vogteien: Söndre und Nordre Gudbranosdalen,
Toten, Hadeland og Land und Valders. Es hat nur
zwei kleine Städte, Lillehammer (1861 E.), Sitz
des Amtmanns, und Gjövik (1391 E.).
Kristianfand, Hafenstadt und Hauptort des
Stifts K. im südl. Norwegen, liegt in Lister und
Mandats Amt am Skager-Rak und am Ausfluß des
Torrisdalselv (Otteraa) auf einer sandigen Land-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.