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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kristianstad - Kritik
zunge des tief einschneidenden Kristiansandfjord. K.
ist Sitz eines Bischofs, eines Stiftsamtmanns, eines
Stiftsobergerichts und eines deutschen Konsuls, hat
(1891) 12 541 E., eine neue got. Domkirche (1880)
und einen vorzüglichen Hafen, der bei Stürmen
häufig als Nothafen aufgesucht wird, Gelehrtenschule
und eine Abteilung der Norwegischen Bank. Die
Handelsflotte zählt (Ende 1891) 125 Schiffe mit
48813 t; Hauptgegenstand der Ausfuhr ist Holz,
dann Hummer, Lachs und andere Fische, Häute,
Kupfer und Eisen. Regelmäßige Dampferverbin-
dung besteht mit Bergen, Stavanger, Kristiania,
Kopenhagen, Hüll, Leith und Hamburg. - K. wurde
1641 von Christian IV. ganz regelmäßig angelegt.
Eine Feuersbrunst zerstörte 8. und 9. Juli 1892
fast die Hälfte des bestgebauten Stadtteils. Die
umliegenden Höhen bieten schöne Aussichten. Die
Festungswerke sind jetzt bedeutungslos.
Kriftianftad, Hauptstadt des schwed. Läns K. in
Schonen, liegt an einer Erweiterung des Flusses
Helge-a, 22 km von der Ostsee entfernt, in niedriger,
sumpfiger Gegend, ist wichtiger Eisenbahnknoten-
punkt, regelmäßig gebaut, Sitz des Landeshaupt-
manns und des Hofgerichts für Schonen und Vle-
kinge, hat (1892) 9686 E., eine schöne Kirche (1617),
eine höhere Schule, ein Arsenal; Fabrikation von
Wollzeugen, Leder, Handschuhen und Tabak. Der
Handel ist bedeutend, besonders mit Getreide und
Branntwein. Der Hafen von K. liegt bei dem Flecken
Ähus an der Mündung der Helge-ä, die jetzt bis
zur Stadt schiffbar gemacht und kanalisiert worden
ist. - K. wurde 1614 von Christian IV. von Däne-
mark angelegt und stark befestigt, kam 1658 durch
den Frieden von Roestilde und 1678 durch Wieder-
eroberung an Schweden. Seit 1847 sind die Fe-
stungswerke geschleift.
Kriftianftad s-Län, Bezirk im südl. Schweden,
umfaßt den nordöstl. Teil der Provinz Schonen,
hat 6493 hkm, darunter 228 cckm Gewässer und
(1892) 219011 E., d. i. 34 aus 1 ykna; 32 Proz.
sind Ackerland, 9 Proz. Wiesen und 29 Proz. Wälder.
Hauptnahrungszweig ist Ackerbau mit Branntwein-
brennerei, die durch den reichlichen Vorrat von
Kartoffeln gefördert wird. Die Branntweinpro-
duktion beträgt ein Drittel der des gesamten Reichs.
Die südl. Staatsbahn (69 km) und mehrere Privat-
bahnen durchkreuzen das Län mit einer Gesamt-
länge von 374km. Städte sind Kristianstad, Engel-
holm und Cimbrishamn.
Kristianfund, Stadt im norweg. Amte Roms-
dal, Hauptort der Landschaft Nordmöre, auf vier
kleinen Inseln: Kirkelandet, Inlandet, Nordlandet
und Ekorpen, gelegen, ist im raschen Aufblühen be-
griffen und hat (1891) 10130 E. Hauptgegenstand
der Ausfuhr bilden Fische und Fischprodukte, deren
Gesamtwert jährlich etwa 10^ Mill. Kronen be-
trägt. Die Klippsische gehen meist nach Spanien.
Zahlreiche Dampfer dienen dem Lokalverkehr. K.
ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.
Kristinehamn, Stadt im schwed. Län Werm-
land, am Nordostende des Wenersees und an den
Linien Laxä-Norwegische Grenze und K.-Persberg
(59 km), hat (1892) 5966 E., Maschinenbau, Tabak-
und Zündhölzchensabrikation. Die Messe, die be-
sonders für den Handel mit den Erzeugnissen der
nahen Bergwerksdistrikte wichtig war, hat jetzt an
Bedeutung verloren. Die Stadt ist nach der Königin
Christine benannt ("Hafen Christines"). ^Brad.
Kristyor, Goldbergwerk in Siebenbürgen, s. !
Artikel, die man unter K verm
Kriterium (grch.), Entscheidungsmittel; beiden
griech. Philosophen dasjenige Princip, wonach in
der Erkenntnis Wahres und Falsches, Realität und
Erscheinung unterschieden werden.
Krith, die Einheit des Volumengewichts der
Gase, entspricht dem Gewicht von 11 Wasserstoff
von 0° d und 760 mm Druck.
Kriti, neugriech. Name der Insel Kreta (s. d.).
Kritias, der geistig bedeutendste, aber auch rück-
sichtsloseste und gewaltthätigste unter den sog.
Dreißig Tyrannen (s. Tyrannis) in Athen, stammte
aus einer angesehenen Adelsfamilie, mit der auch
Plato verwandt war. K. studierte bei den Sophisten,
besonders bei Gorgias und Protagoras, hatte auch
mit Sokrates nähern Umgang. 415 wurde er in
den Hermokopidenprozeß (s. d.) verwickelt und eine
Zeit lang in Haft gehalten, dann trat er bei der
Verfassungsänderung von 411 v. Chr., damals als
Freund des Alcibiades, hervor. Fünf Jahre später
lebte er als Flüchtling in Thessalien; 404 erschien
er aber bereits wieder in Athen als Mitglied der
von den Spartanern durch Lysander eingesetzten
oligarchischen Regierung der "Dreißig". K. wußte
sich in dieser Stellung bald den meisten Einfluß zu
verschaffen. Er beseitigte den Führer der Gemäßigten
Theramenes durch ein erzwungenes Todesurteil und
riß fortan seine Genossen zu vielen willkürlichen
und grausamen Maßregeln fort. Im Kampfe gegen
die unter Thrasybulus' Führung Zurückkehrenden
demokratischen Verbannten fand K. Anfang des I.
403 v. Chr. feinen Tod. Wie als polit. Schriftsteller,
Philofoph und Redner, fo zeichnete sich K. auch als
Dichter in der elegischen Poesie aus. Plato hat
ihn als eine Person seiner Dialoge "1?im9.6ii8"
und "Xi-itiHZ" verwendet.
Kriticismus, s. Kritik.
Kritik (grch.), zunächst die Beurteilung und Prü-
fung eines Gegenstandes; dann die Fähigkeit oder
Kunst der Beurteilung und endlich die wissenschaft-
liche Darstellung der aus der Natur eines Gegen-
standes hervorgehenden Regeln, nach denen seine
Wahrheit beurteilt werden kann. - In der Philo-
sophie wird das Wort häufig gebraucht, seit Kant
seine drei großen K. schrieb. Er unterscheidet drei
Stufen des natürlichen Fortschritts philos. Erkennt-
nis: Dogmatismus, Skepticismus und Kriticis-
mus. Der dogmatische Philosoph geht unmittelbar
auf die Erkenntnis der Gegenstände aus, in dem
guten Vertrauen, daß unsere Erkenntniskräfte zu
einer folchen zulangen werden. Das Mißlingen
dieses Bestrebens, sofern es sich nicht auf Erfah-
rungserkenntnis beschränken, sondern zu einer Er-
kenntnis der Dinge an sich vordringen will, führt
zum Skepticismus, der auf eine solche Erkenntnis
grundsätzlich Verzicht thut und damit zwar die
Schwierigkeitsich aus dem Wege schafft, aber das
Problem des Verhältnisses unserer Erkenntnis zu
ihrem Gegenstande nicht löst, daher auch den immer
erneuerten Versuchen zu dogmatisieren nicht wirk-
sam begegnen kann. So ergiebt sich als wahre
Aufgabe die der "K. der Vernunft" (d. h. des Er-
kenntnisvermögens), welche die Grenzen unsers
Erkenntnisvermögens endgültig feststellen will.
Diese Aufgabe löst Kant (s. d.) in grundlegender
Weise für die theoretische Philosophie in seiner "K.
der reinen Vernunft", für die praktische in der "K.
der praktischen Vernunft", für die Ästhetik in der "K.
der Urteilskraft". - Vgl. Riehl, Der philos. Kriti-
cismus (2 Bde., Lpz. 1876-87).
ißt, sind unter C aufzusuchen.