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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kunstschreinerei - Kunstvereine
war die Atzung (s. Atzen). Zuweilen waren die
dnrch diese hergestellten Ornamente vergoldet, ins-
besondere bei den Prachtrüstungen, die aber noch
von der edlern Dekorationsweise der Tauschierung
(s. d.) Gebrauch machten.
Eine andere Technik, die ebenfalls das 16. Jahrh,
zu ornamentalen Zwecken und insbesondere bei
Waffen in Anwendung brachte, war die des Schnei-
dens der soliden Eisenmasse (s. Eisenschnitt) oder
der Neliefbehandlung von außen her mit scharfen,
schneidenden Instrumenten. Sie hielt sich bis ins
18. Jahrh., wo sie von der diamantierten und po-
lierten Stahlarbeit, die nun bei Degen, Schnallen,
Schmuckgegenständen in Anwendung kam, außer
Mode gesetzt wurde.
Mit dem Ende des 18. Jahrh, hatte alle feinere
Kunst arbeit in Eisen in Europa aufgehört. Dem
Guß allein, der zunächst die große Arbeit von Gittern
und Thoren übernommen hatte, blieb die ganze
Kunst überlassen. Obwohl man ihn (zuerst in der
glM. Stolbergschen Fabrik zu Ilsenburg) zu er-
staunlicher Leistungsfähigkeit, selbst in Bezug auf
die Feinheit, gebracht hat, ist sein Verdienst doch ein
vorwiegend technisches. Dies hat denn auch in
neuester Zeit einen Rückschlag zu Gunsten künstleri-
scher Handarbeit hervorgerufen, indem wieder kunst-
volle geschmiedete Arbeiten in Eisen, wie durch-
brochene Thore, Thüren und Thürbeschläge, Schlös-
ser, Lüster und Leuchter u. s. w. gefertigt werden.
Die Werkstätten von Kühnscherf in Dresden, Puls,
Marcus in Berlin, Milde in Wien, Kölbl in Mün-
chen, Armbruster in Frankfurt a. M. u. a. stehen in
ihren Leistungen den besten Kunstschlossern des
16. Jahrh, gleich. Die Thore am Schloß zu Berlin
und jene an der deutschen Ausstellung zu Chicago
(1893; von Armbruster) sind hierfür Veweife.-Vgl.
Hefner-Alteneck, Eifenwerke (2 Bde., Frankf. 1861
-87); Scholz, Hundert Motive für K. (Berl. 1884);
Ehemann, K. des 16. bis 18. Jahrh. (ebd. 1884);
Walther, Kunstschlosserei des 16. bis 18. Jahrh.
(Stuttg. 1884-85); Meyer, Handbuch der Schmiedc-
kunst (Lpz. 1888); Vrechenmacher, Moderne K.
(Berl. 1890-91); F. Brand, Entwürfe für moderne
Kunstschlosser- und Kunstschmiedearbeiten (1. Serie,
15 Tafeln, ebd. 1892); Kick, Musterbuch für
Schlosser (1. Serie, Stuttg. 1890-92).
Kunftschreinerei, s. Möbelfabrikation.
Kunstschulen, s. Kunstakademie und Kunst-
gewerbeschulm; ferner die verschiedenen Kunstfach-
schulen sowie auch Konservatorium.
Kunftfchwarm, in der Bienenzucht soviel wie
Ableger (s. d.).
Kunstsilber, Bezeichnung für silberähnliche Le-
gierungen, befonders für Neusilber.
Kunststein, s. Steinmasse. - K. ist auch soviel
wie Konsole (s. d.).
Kunftstickereifachfchulen, Anstalten, die dem
erwachsenen weiblichen Geschlecht eine rationelle
Ausbildung in der Weih- und Buntstickerci ge-
währen. In Preußen besteht außer einer Abtei-
lung an der Kunsthandarbeitsschule des Lette-Ver-
eins zu Berlin noch eine besondere mit der königl.
Zeichenakademie zu Hanau (s. Goldschmiedschulen)
verbundene Fachschule für Kunststickerei, welche bei
jährlich 50 M. Schulgeld (Nichtdeutsche 200 M.) in
zweijährigem Unterrichtsgang etwa 60 Schülerinnen
durch 2 Lehrerinnen in Freihand- und Musterzeich-
nen, Projektions- und Schattenlehre, Perspektive,
Körperzeichnen, Malen, Anatomie und Stillehre,
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
sowie in den verschiedenen Methoden der Stickerei
unterrichtet. Sachsen besitzt zwei vom Staate be-
aufsichtigte Privatinstitute für Kunststickerei, die
Fachschule des Frauenerwerbvereins zu Dresden
(seit 1877) und eine Abteilung an der Höhern Fach-
und weiblichen Gewerbeschule sowie Handardeits-
lehrerinnenseminar zu Leipzig (seit 1875) in einjäh-
rigem Lehrgang. Besondere Sorgfalt hat man in
Ost erreich diesem Unterricht zugewendet; die Fach-
schule für Kunststickerei zu Wien, gegründet 1874,
unterrichtet in dreijährigem Lehrgang mit 7 Lehre-
rinnen und 2 Lehrern jährlich etwa 70-80 Schü-
lerinnen, davon etwa 10 Absolventen in Freihand-
zeichnen wöchentlich 6 Stunden, übertragen der
Muster auf Stoffe, Führung der Arbeitsbücher,
Schriftzeichnen,kunsttheoretischen Fächern je iStunde
und Sticken 26 Stunden. Die Arbeiten sind mit
Ausnahme der Mustertücher Eigentum der Schule.
Die Schule verleiht Staatsstipendien vvn ^ ^wa
100 Fl.; 42 ehemalige Schülerinnen wirken als Lehr-
kräfte an öffentlichen Schulen. Die Kunststickerei-
schule zu Laibach ist gegründet 1891 und unter-
richtet in dreijährigem Lehrgang durch 7 Lehrkräfte,
darunter 3 weibliche. Die mit der k. k. Staats^
werbefchule verbundene Fachschule für Kunst sticken'"
zu Trieft unterrichtet in zwei- oder dreijährigen!
Lehrgang durch 4 Lehrerinnen. Aufnahm cbediw
gung: Volksschulbildung sowie einige Fertigkeit im
Sticken und Zeichnen.
Kunststraße, jede Straße, welche nach technischen
Grundsätzen planmäßig angelegt ist (f. Straßen-
bau).
Kunsttischlerei, diejenige Tischlerei, die sich mil
der Herstellung besonders feiner, künstlerisch aus-
gestatteter Tischlerarbeiten, besonders Möbel befaßt
(f. Möbelfabrikation).
Kunsttischlerfchulen, Schulen zur Ausbildung
in der Kunst- und feinern Möbeltischlerei. Der Unter-
richt ist meist mehrjährig und zerfällt in einen theo-
retischen und in einen praktischen Teil; ersterer be-
steht zumeist in Freihand- und Fachzeichnen sowie
Materialienkunde, letzterer in praktischen Arbeiten
der Tischlerei, Holzdreherei und Holzschnitzerei. Die
K. sind vielfach von Privaten oder Korporationen
oder auch aus Gemeindemitteln gegrünt worden.
Die meisten solcher Schulen, nämlich 26, besitzt
Osterreich; Preußen hat ein vom Staate unter-
stütztes Privatinstitut zu Flensdurg. (S. Holz-
indnstrieschnlen.)
Kunsttriebe, diejenigen Naturtriebe der Tiere,
deren äußere Erzeugnisse in einem auffallenden Grade
zweckmäßig und kunstreich erscheinen. Sie sind eine
Steigerung des Instinkts, d. h. des angeborenen
Triebes, das vorzunehmen, was zur eigenen Er-
haltung und zur Erhaltung der Nachkommenschaft
nötig ist. Während die allgemeine Gleichmäßigkeit,
womit das junge Tier in der Regel, aber doch nicht
immer (junge Vögel bauen z. B. schlechter als ältere),
gleich vom Anfang an seine Arbeit ebenso gut her-
stellt, als es die alten Tiere später können, für die
Vererbung des Triebes spricht, zeigt doch anderer-
seits die genauere Beobachtung, daß die Tiere den
allgemeinen Plan stark zu modisizieren und den aus-
erlegten äußern Bedingungen entsprechend anzu-
passen vermögen, was auf Überlegung schließen
läßt. - Vgl. Reimarus, Allgemeine Betrachtungen
über die Triebe der Tiere (2 Bde., Hamb. 1798).^
Kunstvereiue, Vereinigungen von Kunstfreun-
den zum Zwecke der Ausstellung und des Verkaufs