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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kunstverlag - Kuntze
von Kunstwerken. Die Mitglieder erhalten für einen
bestimmten Jahresbeitrag eine Aktie, welche als Los
bei der alljährlichen Verlosung der Kunstwerke gilt,
die aus der Summe der Beiträge angeschafft werden;
die Nieten werden durch ein sog. Vereinsblatt, ge-
wöhnlich ein Kupferstich, gedeckt. Der erste Kunst-
verein war der 1823 durch die Maler Dom. Quaglio,
Stieler, Peter Heß u. a. in München gegründete.
Bald folgten diesem Verein die K. in Berlin (1825,
"Verein der Kunstfreunde im preuß. Staat"), Dres-
den, Leipzig, Vreslau, Halberstadt, Düsseldorf (1829,
"Verein für die Rheinlande und Westfalen"), Frank-
furt a. M., Köln, Prag, Wien, Königsberg; ferner
der "Norddeutsche Kunstverein", "Rheinische Kunst-
verein", "Westfälische Kunstverein". Gegenwärtig
zählen Deutschland, Osterreich und die Schweiz fast
100 K. Auch in England, Belgien, Schweden und
Norwegen und in Nordamerika zeigt sich das Kunst-
vereinswesen sehr thätig und ausgebreitet.
Kunstverlag, s. Kunsthandel.
Kunstwaben, f. Biene (Bd. 2, S. 986 a).
Kunstwaffer, eine Art Grubenwässer (s. d.).
Kunftwein, weinartiges Getränk, das aus
Wasser, Spiritus, Zucker, Glycerin, Weinsäure und
Weinstein gemischt, dem Weine ähnlich gefärbt und
durch Zusatz von Riechstoffen (Mhylestern mehrerer
fetter säuren) aromatisiert wird. K. dürfen nur
unter ausdrücklicher Bezeichnung als folche oder
als Faconweine (s. d.) in den Handel gebracht
werden.'Insofern die Schaumweine ebenfalls durch
Zufätze (Zucker, Cognac, Liqueure) künstlich herge-
stellt werden, werden auch sie im Gegensatz zu na-
türlich vergorenem Wein (Naturwein) als K. be-
zeichnet. Über die Besteuerung des K. s. Weinsteuer.
Kunftwolle, Lumpenwolle, Shoddy, Er-
satzstoff für Naturwolle, der durch das Zerfasern
wollener Lumpen (am besten gestrickter und ge-
wirkter Waren und anderer loser Stoffe aus lang-
haariger Wolle) sowie von Garnabfällen aus Spin-
nereien und Webereien oder auch von Tuchlumpen
gewonnen wird (im letztern Falle M un g o genannt).
T)ie K. wird, meist mit natürlicher Wolle gemischt,
als Einschlag zu wohlfeilen Tuchen von feinem An-
sehen, aber geringer Haltbarkeit verarbeitet.
Kün-Szent-Märton (fpr. kühn ßent mähr-),
Stadt mit geordnetem Magistrat im ungar. Komitat
Iazygien-Grohkumanien-Szolnot, links an der Kö-
rös, an der Linie Szolnok-K.-Szentes der Ungar.
Staatsbahnen, hat (1890) 12 554 meist kath. magyar.
E., darunter 948 Evangelifche und 260 Israeliten,
Post, Telegraph; Ackerbau und Viehzucht.
Kün-Szent-Miklos (fpr. kühn ßent micklohsch),
Groh-Gememde im ungar. Komitat Pest-Pilis-Sölt-
Kleinkumanien, an der Linie Budapest - Maria-
Theresiopel-Semlin der Ungar. Staatsbahnen (Sta-
tion K.-Taß), hat (1890) 8293 ungar. evang. E.,
darunter 2960 Katholiken und 300 Israeliten, Post,
Telegraph, ein reform. Gymnasium und Ackerbau.
Kunterstveg, s. Eisack.
Kunth, Karl Sigism., Botaniker, geb. 18. Juni
1788 zu Leipzig, wurde 1806 Registratur-Assistent
bei der Seehaudlung in Berlin. Hier fand er an
A. von Humboldt einen Gönner, der ihm die Mittel
gab, die naturwissenschaftlichen Vorlesungen der
Berliner Universität zu besuchen. Sein erstes Werk
war die "^lora L6ro1in6ii8i8" (Berl. 1813; 2. Aufl.,
2 Bde., 1838). Nach Willdenows Tode übernahm
er die Bearbeitung der von A. von Humboldt und
Bonpland gesammelten Herbarien, begab sich des-
Artilel, die man unter K vcrnl
halb 1813 zu Humboldt nach Paris und lebte
daselbst bis 1819. Diesen Aufenthalt benutzte er
zur Herausgabe von mehrern sehr umfangreichen
Werken von Bonpland und Humboldt, die zu
den bedeutendsten der systematischen Botanik ge-
hören, darunter die "^ova. Genera, et 8p6ci63
Mntarumn (7 Bde., Par. 1815-25), die Mono-
graphien über die Mimosen (ebd. 1819) und über
die Gräser des tropischen Amerika (2 Bde., ebd.
1829 - 33). 1819 kehrte er nach Berlin zurück,
wurde Professor der Botanik und Vicedirektor des
Botanischen Gartens und 1829 in die Akademie
der Wissenschaften aufgenommen. Er starb 22. März
1850 zu Berlin. Viele Jahre hindurch beschäftigte
ihn die Bearbeitung des wichtigen botan. Wertes
ttRuumeratio piautarum omniuni kueu8HU6 coZui-
tarum" (Bd. 1-5, Stuttg. 1833-50), das jedoch
nur monokotyle Pflanzen enthält. Von seinen
übrigen Arbeiten find noch zu erwähnen: "Hand-
buch der Botanik" (Berl. 1831), "Lehrbuch der Bo-
tanik" (Bd. 1, ebd. 1847).
Kuntschut, s. 868n,mum.
Kuntz, Karl, Maler, geb. 28. Juli 1770 zu
Mannheim, erhielt seinen Unterricht in der Malerei
und Architektur an der Akademie durch Rönger und
Quaglio und machte seit 1790 in der Schweiz und
Oberitalien Studien nach der Natur. 1793 nach
Mannheim zurückgekehrt, wurde er 1805 bad. Hof-
maler und 1829 Galeriedirektor zu Karlsruhe, wo
er 8. Sept. 1830 starb. Seinen Ruf als Künstler
begründete K. durch zwei in Aquatinta ausgeführte
Kopien nach A. van de Velde und nach P. Potter.
Unter feinen Bildern find die Landfchaft im Cha-
rakter des Neckarthals bei Heidelberg, das Tiorstück
mit Landschaft bei Baden-Baden und der in Gouache
ausgeführte Viehmarkt (fämtlich in der Galerie zu
Karlsruhe), Die Viehweide (1824; in der National-
galerie zu Berlin), Der von einem Stier angegriffene
Hirt, Gebirgslandschaft und Landlcute an einem
See (Neue Pinakothek zu München) zu nennen. In
der Gouachemanier und als Radierer bekundete sich
K. ebenfalls als Meister.
Rudolf K., Sohn des vorigen, geb. 10. Sept.
1798 zu Mannheim, erhielt seinen künstlerischen
Unterricht durch seinen Vater, wurde 1830 bad.
Hofmaler und starb 8. Mai 1848 zu Karlsruhe. Er
malte Landfchaften und Tiere, befonders Pferde,
und war auch Kupferstecher und Lithograph. Seine
vorzüglichsten Leistungen sind die Abbildungen der
württemb. Gestütspferde (Stuttg. 1823-26), die
Abbildungen sämtlicher Pferderassen (4 Hefte,
Karlsr. 1827-32); ferner die Gemälde: Pferde-
rennen bei Iffezheim, Jagdschloß Stutensee mit
Pferdestaffage und Pferde an der Tränke (fämtlich
in der Galerie zu Karlsruhe).
Ludwig K., Karl K.' jüngerer Sohn, geb.
22. Juli 1810 zu Karlsruhe, bildete sich unter sei-
nem Vater, sodann unter Fries in Karlsruhe, seit
1835 zu München. Er hat sich als tüchtiger Land-
schaftsmaler und Lithograph befonders durch feine
Tierstudien (24 Blätter, Karlsr. 1832) und die von
ihm auf Stein gezeichneten ital.Skizzenfeines Lehrers
Fries (ebd. 1834) bekundet.
Kuntze, Johs. Emil, Jurist, geb. 25. Nov. 1824
zu Grimma, studierte in Leipzig, habilitierte sich
dafelbst 1851, wurde 1856 außerord. und 1869 ord.
Professor. Er starb 11. Febr. 1894 in Leipzig.
Seine Vorlesungen erstreckten sich über röm. Recht,
früher auch über Handels- und Wechfelrecht. Er
ißt, sind unter C aufzusuchen.