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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kurmandschi - Kuro-Siwo
156l, worauf es ein Erbherzogtum unter poln. Ober-
lehnshoheit wurde. Der erste Herzog von K. wurde
Gotthardt Kettlcr (s. d.), der letzte Meister des
Deutschen Ordens. Er sorgte für die Befestigung
und Durchführung des cvang. Glaubens, und als
er 1587 starb, folgten ihm seine beiden Söhne Fried-
rich und Wilhelm in gemeinsamer Negierung. Sie
lagen in beständigem Streit mit den Ständen, an
deren Spitze die beiden Brüder Nolde standen. Diese
wurden ermordet, und da man Wilhelm allgemein
für den Urheber dieser That hielt, wurde er 1616
entsetzt und geächtet. Friedrich starb 1642 ohne
Nachkommen; ihm folgte Wilhelms Sohn Jakob.
Er suchte in dem Schwedisch-Polnischen Kriege (1655
-60)einevermittelndeStellungeinzunehmen,wurde
aber 1658 von den Schweden gefangen genommen
und erst 1660 im Frieden von Oliva wieder befreit.
Ergründete eine Flotte und legte Kolonien in Guinea
und Tabago an, doch gerieten diefc Unternehmungen
unter seinem Sohn und Nachfolger Friedrich Kasi-
mir (1682-98) in Verfall. Als diefer starb, folgte
ihm fein sechsjähriger Sohn Friedrich Wilhelm (1698
-1711) unter der Vormundschaft seines Oheims
Ferdinand, der nach des jungen Herzogs Tode, der
1710 mit der fpätern Kaiserin Anna Iwanowna
vermählt worden war, den Thron von K. bestieg.
Als mit ihm 1737 der Name Kettler erlosch, ge-
langte mit Hilfe der Kaiserin Anna Graf Biron
(s. d.) zur Würde eines Herzogs von K. Hierdurch
kam K. ganz unter ruff. Einfluß, der auch vor-
herrschend blieb, als Biron 1740 nach Sibirien ver-
bannt wurde und ein Interregnum eintrat. Erst
1758 setzte August III. von Polen es durch, daß die
Stände seinen Sohn Karl zum Herzog wählten.
Katharina II. liest ihn Jan. 1763 vertreiben und
Biron wieder einsetzen. Dieser verzichtete 1769- zu
Gunsten seines Sohnes Peter, und Peter trat 1795
sein Herzogtum gegen cm Jahrgehalt an Rußland
ab. - Vgl. Ziegenhorn, Staatsrccht der Herzogtümer
K. und Scmgallen(Königsb. 1772); Cruse, K. unter
den Herzögen (2 Bde., Niga 1833-37); Schwartz,
K. im 13. Jahrh, bis zum Regierungsantritt Bischof
Emunds von Werd (Lpz. 1875); Statistifches Jahr-
buch für K. (Mitau 1881-85); Ernst und Aug.
Seraphim, Aus K.s herzoglicher Zeit (ebd. 1892);
dicf., Aus der kurländ. Vergangenheit (Stuttg. 1893).
(S. auch Esthland, Livland und Ostseeprovinzen.)
Kurmandschi, s. Iranische Sprachen.
Kurmantel, Schmuck der Kurfürsten bei fest-
lichen Anlässen, der Kaiserkrönung u. s. w.; in der
Heraldik Zierde der Wappen der Kurfürstentümer.
Kurmark, ehemals derHauptteil der MarkBran-
denburg, deren zweite kleinere Hälfte die Neumark
war. Sie umfaßte dieAltmark (Hauptstadt Sten-
dal), die Vormark oder Prignitz (Perleberg),
die Mittelmark (Brandenburg), die Ukermark
(Prenzlau) und die Herrschaften Veeskow und Stor-
kow oder den Veeskowcr und Storkower Kreis, und
enthielt 20500h1(m. Der Name K. entstand infolge
der Übertragung der Kurwürde auf Brandenburg
(1356). Nach dem Tilsiter Frieden wurde die Alt-
mark mit dem neuerrichteten Königreich Westfalen,
dafür aber das rechts der Elbe gelegene Herzogtum
Magdeburg mit der Mark verbunden. Die Altmark
fiel 1813 an Preußen zurück; bei Errichtung der
Ncgierungsbczirke wurde die Altmark dem Neg.-
Vez. Magdeburg, die Prignitz, die Ukermark und
der größere Teil der Mittelmark dem Neg.-Vez.
Potsdam, die übrige Mittelmark und der Kreis
Artikel, dic man unter K verm
Veeskow-Storkow dem Neg.-Vez. Frankfurt zu-
geteilt. Seit 1836 gehört der Kreis Vecskow-Stor-
kow zum Reg.-Vez. Potsdam.
Kürnberger, Fcrd., deutfch - österr. Novellist
und Kritiker, geb. 3. Juli 1821 zu Wien, studierte
daselbst Philosophie, ward Journalist und Publi-
zist, lebte nach 1848 längere Zeit in Deutschland,
seit 1867 in Wien, seit 1877 in Graz und starb
14. Okt. 1879 in München. Er veröffentlichte das
Drama "Catilina" (Hamb. 1855), das vortreffliche
amerik. Kulturbild "Der Amerika-Müde" (Frankf.
1856), ein drastisches Seitenstück zu Dickens' "Mar-
tin Chuzzlewit", seine vorzüglichste Leistung, "Aus-
gewählte Novellen" (Prag 1857), "Das Goldmär-
chen" (Wien 1857), "Novellen" (3 Bde., Münch.
1861-62), "Novellen" (1878), eine Sammlung von
Essays: "Siegelringe" (Hamb. 1874), den Noman
"DerHaustyrann" (Wien 1876), "Litterar. Herzens-
sachen" (1877).
Kurnik, Stadt im Kreis Schrimm des preuß.
Reg.-Vez. Posen, am Kurniker See, hat (1890)
2470 E., darunter 244 Evangelische und 245 Israe-
liten, Post, Telegraph; zwei Molkereien, ein Nitter-
gut und Schloß des Grafen Zamoyski rnit der be-
rühmten Vidliowka kornic^ (40000 Bände, 200
Inkunabeln, 1000 Handschriften, meist zur poln.
Geschichte und Litteratur früherer Jahrhunderte),
die zwischen 1820 und 1830 vom Grafen Titus
Dzialyüski, Großvater des jetzigen Besitzers, ge-
gründet ist und Übersetzungen klassischer Autoren,
Neudrucke poln. Werke und mathem. Werke in poln.
Sprache herausgiebt.
Kuron, Geldgröße in Vritisch-Ostindien, s. Crore.
Kuropatkin,AlexejNikolajewitsch,russ. General,
geb. 29. März 1848, trat 1864 in das 1. turkestan.
Linienbataillon ein, zeichnete sich in denFeldzügen des
Generals Kaufmann in Turkestan aus und besuchte
1872-74 die Nikolai-Gcneralstabs-Akademie. Im
letztern Jahre wurde K. nach Algier kommandiert,
wo er an verschiedenen Expeditionen der Franzosen
teilnahm; 1875 war er als diplomat. Agent in
Kaschgar tbätig; 1876 kämpfte er in Turkestan, Ko-
kan und Samarkand. Hier lernte ihn Skobelew
kennen, welcher ihn sich zum Generalstabschef der
16. Infanteriedivision erbat. Als solcher machte er
den Nussisch-Türkischen Krieg 1877/78 mit, wurde
nach Beendigung desselben Chefder asiat. Sektiondes
Hauptstabes und war 1879-83 Commandeur der
turkestan. Schützenbrigade. In dem Feldzuge Skobe-
lews gegen die Teke-Turkmenen 1880/81 zeichnete
sich K.'durch die musterhafte Leitung eines 1000 km
langen Marfches von Taschkend nach Geok-Tepe
und durch den Sturm dieser Teke-Befestigung aus.
1890 wurde er zum Generallieutenant befördert
und zum Oberbefehlshaber des transkafpischcn Ge-
bietes in Nussisch-Centralasien ernannt. K. schrieb:
"Kaschgar. Hiftor.-geogr. Skizze des Landes" (russisch,
Petersb. 1879), "Lowtscha, Plewnaund Schcinowo"
(russisch, ebd. 1881; deutsch von Krahmer u. d. T.
"KritischeNückblickeaufdenNussisch-TürkischenKrieg
1877-78", 3 Bde., Verl. 1885-90), "Die Thätig-
keit der Abteilungen des Generals Skobelew im
Nussisch-Türkischen Kriege 1877 - 78" (russisch,
3 Bde., Petersb. 1884).
Kurorte, klimatische, s. Klimatische Kurorte.
Kuro-Siwo, richtiger Kuro-Shio (d.i. blaues
Salz, so genannt wegen der dunkelblauen Farbe
seines Wassers), Meeresströmung an der asiat. Ost-
küste, zweigt im O. von der Insel Formosa von der
ißt, sind unter C aufzusuchen.