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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kurs (im Seewesen) - Kursat
Liquidations-oder Kompensationskurs
durch besondere, zu diesem Zweck errichtete Liqui-
dationsbureaus. (S. Liquidationskassen.)
In London, Paris und Wien werden sür die per
0Ä833. gchandelten Papiere zwei K. notiert, und
zwar derjenige des Angebots und derjenige dcr
Nachfrage, oder, technisch gesprochen, dcrBries-
und der Geldkurs. Im Wiener Kurszettel lauten
die entsprechenden Bezeichnungen hierfür Ware und
Geld, im Pariser ?. (I'apiLi'), 1^. (I.6ttr68) oder
0. (Oikei't) und ^.. (^i'F6nt) oder D. (Dkinanäe), im
Londoner L. (Lilis) oder?. (?ai>6i') und ^1. (N0N67),
im Neuyorkcr Liä und ^3^'ä. Daneben findet sich
zumeist noch eine Rubrik für die K., zu denen Ge-
schäfte abgeschlossen worden sind. Da in Paris und
London für die bei weitem größte Anzahl der Effek-
ten eine zweimalige Liquidation im Monate, näm-
lich por ineäio und per ultimo, stattfindet, so spricht
man dort auch von Mediokursen.
Die Notierung selbst geschieht entweder in Pro-
zenten des Nennwertes der Effekten, sodaß z. V.
500 M. preuß. 3prozentige Konsols zum K. von
86, d. h. 86 Proz., einen "effektiven" Wert (Kurs-
wert) von - 430 M. haben, oder per
100
Stück des Effekts; letzteres gewöhnlich bei Los-
papieren, in Wien auch bei sämtlichen Aktien. Auch
Frankfurt a. M. hat für österr.-ungar. Eisenbahn-
und Bankaktien Stücknotierung. Die auf fremde
Währung lautenden Papiere werden vorher zu be-
stimmten Sätzen, den sog. Umrechnungskursen,
die gewöhnlich am Kopf des Kurszettels angegeben
sind, in Berlin z. B. 100 österr. Fl. ^ 170 M.,
100 Frs. -- 80 M., 100 Rubel - 320 M. u. s. w.,
in die Landeswährung umgerechnet.
An den deutschen Börsen verstehen sich die K.
aller Effekten exklusive Zinsen; daher finden sich in
den Kurszetteln Rubriken für die Zinsfüße und die
Zinstermine. Wird der laufende Coupon (s. d.)
dem Käufer mit überliefert, so hat er die Zinsen
vom Beginn des Zinstermins bis zum Kauftage
dem Verkäufer zu vergüten; andernfalls darf er die
Zinsen vom Kauftage bis zum nächsten Zinstermin
abziehen. Auch bei Dividendenpapieren wird ein
durch Vörsenusance festgesetzter Zins vom Beginn
des Geschäftsjahres ab bis zum Kauftage vergütet.
(S. Dividende.) Am Tage der Abtrennung (Deta-
chierung) des Dividendenscheins fällt daher der K.
um so viel, als die geschätzte oder wirkliche Divi-
dende den festen Börsenzins übersteigt, oder er steigt
um so viel Prozente, als die Dividende hinter dem
Zinsfuß zurückbleibt. Bei manchen Aktien ist nach
Bö'rsenusance auch nach dem Beginn des neuen Ge-
schäftsjahrs der vorjährige Dividendenschein noch
eine Zeit lang mitzuliefern, was natürlich auf den
K. des betreffenden Papiers von Einfluß ist und
hinter dem K. durch die Bemerkung "i. v." oder
"wol." (inklusive Dividendenschein) ausgedrückt
wird. Der Zusatz "6. v." oder "ox" bedeutet um-
qekehrt, daß der Dividendenschein abgetrennt ist.
In Paris, London und Neuyork sind fast bei
allen Effekten die aufgelaufenen Zinsen im K. mit
eingeschlossen, kommen also bei der Berechnung
nicht in Betracht. Die in den Kurszetteln ebenfalls
vorhandene Angabe der zuletzt verteilten Dividende
soll einen Anhaltspunkt für die Wertbeurteilung
des in Frage kommenden Papiers bieten.
Von großer Wichtigkeit für den auswärtigen
Handel sind die Wechselkurse, weil die auf aus-
Artikel, die man unter K verm
ländische Währung lautenden Wechsel (Devisen) im
internationalen Verkehr ein Hauptzahlungsmittel
bilden. Ihr hoher oder niederer ^tano ist daher
ein besonders guter Ausdruck für die gegenseitigen
Handelsverhältnisse und Zahlungsverbindlichkelten
der Völker. Die Bewegung der Wechselkurse findet
ihre Grenze nach oben und unten in dem sog. Metall-
punkt oder Goldpunkt (s. d.). Unter Umständen
kommen in den Wechselkursen auch die Währungs-
differenzen (das Goldagio) zum Ausdruck, sodah
z. B. der K. von Berlin auf Petersburg mit dem
Rubclkurs steigt und fällt. Die Wechselkurse ver-
stehen sich für eine gewisse Sicht, die im Kurszettel
in einer besondern Rubrik angegeben ist. Außerdem
wird der Diskontsatz notiert, zu welchem die Regu-
lierung des K. erfolgt, wenn der Wechsel eine andere
Sicht als der K. hat. Der K. selbst bedeutet in der
Regel diejenige veränderliche Summe in der Landes-
währung, welche man für eine feste ausländische
Wechselsumme (z. B. 100 Fl. oder 100 M.) bezahlt
oder erhält (feste Valuta im Ausla^de^ N^r an
wenigen Plätzen, z. V. in London und Neuyork,
giebt es auch K., welche umgekehrt die veränderliche
Wechselsumme angeben, die man für eine bestimmte
feste Summe inländischen Geldes (z. B. 1 .^ oder
1 S) eintauscht (feste Valuta im Inlande). Umbaus
einem K. der kurzen Sicht einen K. der langen Sicht
zu machen, wird der Diskont im ersten Falle sub-
trahiert, im zweiten aber addiert. (^. auch Devisen-
geschäft und Kurzsichtiges Papier.)
Über die Notierung von Gold und Silber s. diese
Artikel, über die K. von Münzsorten s. Gcld-
wechselgeschäft.
Litteratur: G. I. Göschen, Theorie der aus-
wärtigen Wechselkurse von F. Stöpel (Franks, a. M.
1875); M. Schraut, Die Lehre von den auswärtigen
Wechselkursen (Lpz. 1881); Salings Börsenpapiere,
1. (allgemeiner) Tl.: Die Börse und die Börsenge-
schäfte, hg. von R. Siegfried (6. Aufl., Verl. 1892).
Kurs, im Seewesen die Bezeichnung für die
Wegrichtung des Schlffs über den Ocean; er wird
durch, die Windrose des Kompasses angegeben,
und zwar durch diejenige Windrichtung, nach wel-
cher sich das Schiff hinbewegt. Man unterscheidet
dabei Folgendes: den wahren oderrechNveisen-
den K., der den astron. Himmelsrichtungen ent-
spricht und also als Nordkurs nach dem Erdnord-
pol führt; den mißweisenden oder magneti-
schen K., der abhängig ist von der Größe der magne-
tischen Deklination und z. B. in Hamburg eine um
13° nach W. vom wahren K. abweichende Richtung
anzeigt, und dessen Nordkurs nach dem magnetischen
Nordpol, und zwar den Isogonen folgend, führt;
endlich den gesteuerten oder Schiffskurs, des-
sen Richtung beeinflußt wird durch die Deviation
(s. d.) des Kompasses infolge der Eisenmassen des
Schiffskörpers. Die Seekarten ergeben den K.
rechtweisend, ebenso wird zur Berechnung des Be-
stecks (s. d.) sowie des Koppelkurses (s. d.) die Um-
rechnung des Schiffskurfes in "wahren" nötig, wes-
halb also jederzeit die Mißweisung und Deviation
bekannt sein oder durch Beobachtungen (Azimute
und Amplituden) bestimmt werden muß. Wenn ein
Schiff immer denselben K. verfolgen würde, so be-
schriebe es auf der Erdoberfläche eine spiralförmig
in unendlich vielen Windungen einem der Pole sich
nähernde Kurve, die Loxodrome (s. d.); auf den
Seekarten stellt sie sich als gerade Linie dar.
Kurfat, s. Korsett.
ißt, sind unter C aufzusuchen.