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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kyburg - Kyffhäusergebirge
soll, galten die Korybanten, Kureten und idäischen
Daktylen, als ihr Liebling der schöne Jüngling Attis
(s. d.); anch die Kabiren stehen in Beziehung zu
ihrem Kult. Durch Vermittelung der griech. Kolo-
nien in Kleinasien kam der Kultus der K. auch srüb
nach Griechenland, wo sie mit der ursprünglich
kretischen Zeusmutter Rhea (s. d.) identifiziert und
gewöhnlich "die große Mutter der Götter", nach
ihr geheiligten Orten, namentlich Bergen, aber
auch Agdistis, Dindymene, oder die Idäische
Mutter genannt
wurde. In Athen
batte sie am Markte
einen Tempel, Me-
troon (Mutterhaus)
genannt, mit einer
von Phidias oder
Agorakritos gearbei-
teten Kultstatue. In
Theben hatte der
Dichter Pindar ihr
einen Tempel errich-
tet. Nach Rom wurde
im zweiten Punischen Kriege (204 v. Chr.) in Ge-
mäßheit eines Ausspruchs derSibyllinischen Bücher
das alteKultussymbol der Göttin, ein dunkelfarbiger
Stein (wahrscheinlich ein Meteorstein), aus ihrem
Tempel in Pessinus durch eine besondere Gesandt-
schaft feierlich eingeholt. Seitdem wurde der Kultus
der Göttin unter dem Namen der großen Mutter,
Nater NHFna, yon Staats wegen unter Leitung des
Priesterkollegiums (der äecsniviri 3^1-13 taciunäis),
das den aus dem Auslande aufgenommenen Götter-
diensten vorstand, zuerst nur von einem Priester und
einer Priesterin phryg. Abkunft, später von mehrern
Priestern, den sog. Gallen (6aIIi, angeblich nach
einem Flüßchen Gallus bei Pessinus in Phrygien),
ausgeübt. Auch ward zunächst in Anknüpfung an
die Ankunft der Göttin ihr zu Ehren ein Fest, dieMe -
galesien, gefeiert. Doch war den Römern selbst
die Teilnahme an den eigentümlichen Bräuchen des
Kultus untersagt. In der Kaiserzeit aber kam
ein neues Fest hinzu, welches mit dem wilden
Orgiasmus der asiat. Kybelefeiern begangen wurde,
und auch die Beteiligung daran ward jetzt immer
allgemeiner, insbesondere auch an den Sühngebräu-
chen der Taurobolien und Kriobolien (Weihungen
durch eine Art Taufe mit Stier- und Widderblüt),
durch welche das sinkende Heidentum gewissermaßen
dem Christentums Konkurrenz zu machen suchte. -
Die antike Kunst stellte die K. dar als reichbeklei-
dete Matrone mit einer Turmkrone auf dem Haupte,
in der einen Hand das Tympanon, die Handpauke,
in der andern bisweilen Kornähren oder auch ein
Scepter, sitzend auf einem von Löwen umgebenen
Throne oder auf einem mit Löwen bespannten
Wagen, bisweilen auch auf einem Löwen reitend.
(^3. vorstehende Figur.) - Vgl. Göhler, vs Nariiä
Nll.Fna6 apuä NomanoZ cultu (Meißen 1886).
Kyburg (Giburg), in Wolframs "Willehalm"
die Gattin des Helden. Die Schilderung ihres Ver-
hältnisses zu Willehalm steht in der mittelhochdeut-
schen Poesie einzig da als ergreifendes Bild ehelicher
Liebe im Gegensatz zu dem modischen Frauendienst.
Kyburg oder Kiburg. 1) Pfarrdorf im Bezirk
Pfäfsikon des schweiz. Kantons Zürich, 4^2 km süd-
lich von Winterthur, in 632 in Höhe, auf einer
waldigen Anhöhe am linken Ufer der Töß, hat
(1888) 367 meist evang. E., ein wohlerhaltenes
altes Schloß, einst Sitz der Grafen von K., welche
als Erben der Herzöge von Zähringen im 13. Jahrh,
das mächtigste Dynastenhaus der Schweiz waren,
mit 5 Türmen, Kapelle (9. Jahrh.), Fresken (13. und
14. Jahrh.) und schönen Glasmalereien, sowie Über-
reste der ehemaligen Burg. Nachdem dieses Ge-
schlecht 1264 im Mannsstamme ausgestorben war,
gingen seine Besitzungen westlich der Aare durch
Heirat an die Grafen von Habsburg-Laufenburg
über, die sich bis zu ihrem Erlöschen 1416 ebenfalls
Grafen von K. nannten; die östl. Besitzungen mit
der Stammburg und der Landgrasschaft im Thur-
gau sielen an Rudolf von Habsburg und durch die-
sen an das Haus Dsterreich, das jetzt noch Titel und
Wappen von K. führt. Österreich trat die Grafschaft,
nachdem es dieselbe mehrmals verpfändet hatte,
^ 1452 endgültig an die Stadt Zürich ab, welche die K.
zum Amtssitz der gleichnamigen Landvogtei machte.
1832 ging das Schloß, welches eine reiche Silber-
und Rüstkammer und einen Rittersaal mit Alter-
tümern enthält, in Privatbesitz über. - Vgl. Pupi-
kofer, Geschichte der Burgfeste K. (in den "Mittei-
lungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich",
XV'i); Pfau, Die Kiburg (Winterthur 1866). -
2) K. oder Kyburg-Buch egg, richtiger Kibberg,
Dorf und Bad im Bezirk Bucheggberg-Kriegstetten
des schweiz. Kantons Solothurn, 7^ km nördlich
von Solothurn, in 475 m Höhe, am Fuße des Burg-
lmgels von Buchegg, mit (1888) 176 evang. E.
K. hat eine eisenhaltige Quelle ("Kiperger Bäsli").
Kydippe, Tochter eines wohlhabenden Athe-
ners, in die sich Akontios verliebte. Nm ihre Hand
zu erhalten, warf er im Tempel der Artemis der
Jungfrau einen Apfel zu mit der Inschrift: ich
schwöre bei der Artemis, dem Akontios meine Hand
zu geben. Da K. diese Worte laut las, so hatte sie
damit einen heiligen Schwur geleistet. Als ihr Vater
sie mit einem andern vermählen wollte, wurde sie
krank. Dies geschah dreimal. Das Orakel zu Delphi
gab als Grund der wiederholten Erkrankung die
Verletzung des dem Akontios geleisteten Eides an.
Hierauf willigte der Vater in die Verbindung der
K. mit Akontios ein.
Kydnos (jetzt Tersüs-Tschai), kleiner Fluß in
Cilicien, der auf dem Taurus entspringt und Tar-
sos durchfließt; bekannt war die Kälte feines Was-
sers, das Alexander d. Gr. bei einem Bade fast
das Leben gekostet hätte.
Kydonia, alte Stadt an der nördl. Küste von
Kreta, nach Gortys und Knossos die wichtigste der
Insel; an der Stelle des heutigen Chaniä (Canea).
Kydomä, Stadt in Kleinasien, s. A'iwalyk.
Kyffhäuser-Eisenbahn, Bezeichnung der
(1894) im Bau befindlichen Preuß. Staatsbahn von
Neinsdorf an der Bahn Sangerhaufen-Erfurt nach
Franken Haufen (14/_'o km).
Kyffhäusergebirge, Kiffhäuser, Bergrücken
in der Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-
RudolstadtimS.derGoldenenAue,erreichtimLenge-
fcld 486 in Höhe und wird durch ein tiefes Längsthal
in zwei Teile geschieden, von denen der nördl. Kamm
bei Kelbra die Ruine Nothcnburg (386 m) und
! auf der höchsten Spitze die umfangreichen, zum Teil
^ mit GebüschüberwachsenenTrümmerderBurgKyff-
^ hausen (455m) trägt, neben welchen einvon deut-
z schen Kriegern gestiftetes Kaiser-Wilhclm-Denkmal
i (Entwurf von Bruno Schmitz), zu dem 10. Mai
! 1892 der Grundstein gelegt wurde, stehen soll. Zur
Zeit der sächs. Kaiser zum Schutze der im Dorfe Til-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.