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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lachen (Marktflecken) - Lachmann
Blutes aus dem Hirn nach dem Herzen gehemmt wird, wirkt das L. als ein Schutzmittel gegen die Gefahren einer plötzlichen Druckverminderung des Hirns, welche nach stärkern Hautreizungen wie nach gewissen physischen Vorgängen leicht durch Verengerung der kleinsten Blutgefäße erfolgt. Der lachenerregende Reiz selbst ist psychisch (die Vorstellung von etwas Lachenerregendem) oder körperlich (durch Kitzel [s. d.] der Haut). Unbändiges, ausgelassenes L. kann sich der Herrschaft des Willens wenigstens auf kurze Zeit entziehen, sodaß es krampfhaft wird. Bei dem Lachkrampf, der, wie der Weinkrampf, besonders häufig Hysterische befällt, führt der Körper die Lachbewegungen aus, ohne daß diese durch lachenerregende Vorstellungen veranlaßt sind. (S. Hysterie.) - Vgl. Hecker, Die Physiologie und Psychologie des L. und des Komischen (Berl. 1873); Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen (deutsch von Carus, 4. Aufl., Stuttg. 1884).
Lachen, Marktflecken und Hauptort des Bezirks March im schweiz. Kanton Schwyz, am Eingange ins Wäggithal, am Südufer des Züricher Sees und an der Linie Zürich-Lintthal der Schweiz. Nordostbahn, hat (1888) 1669 E., darunter 97 Evangelische; Post, Telegraph, Hafen, Rathaus; Seidenweberei, Zündholzfabrikation, Destillation, Holzhandel und Anbau des zum Schabzieger verwendeten Krautes (trifolium mellicotum coeruleum).
Lachender Hans (engl. Laughing jackass), in Australien Benennung des zu den Eisvögeln gehörenden Riesenfischers (s. Baumlieste).
Lachenwitz, F. Siegmund, Tiermaler, geb. 1820 in Neuß, studierte 1840-47 auf der Düsseldorfer Akademie und entfaltete früh eine besondere Meisterschaft in Darstellungen von Tierformen und Jagden aus der Wildnis des Nordens wie des Südens. Sein größtes und bedeutendstes Werk dieser Art ist eine Löwenfamilie mit heranschleichendem Tiger. Meistens jedoch wählte er wildbewegte Jagd- und Kampfscenen: Büffel von Panthern überfallen, Wölfe wilde Pferde verfolgend, Bären eine Herde angreifend, Füchse auf der Lauer u. a. Später stellte er mit Vorliebe Hunde und Affen dar, und diese seine zahlreichen Bildchen waren sehr beliebt. L. starb 25. Juni 1868.
Laches, athen. Feldherr in der ersten Hälfte des Peloponnesischen Krieges, war namentlich auf dem sicil. Kriegsschauplatze 427-425 thätig, beteiligte sich mit Nikias an dem Abschluß des Friedens vom J. 421 und fand 418, als er den Argivern Zu Hilfe geschickt wurde, in der Schlacht bei Mantinea den Tod. Plato hat nach ihm einen Dialog benannt.
Lachesis, die zweite der Moiren (s. d.); nach ihr wurde der 120. Planetoid benannt.
Lachesis muta L., Giftschlange, s. Buschmeister
Lâcheté, f. Lâche.
Lachgas, s. Lustgas.
Lachkrampf, s. Lachen und Hysterie.
Lachmann, Karl, Philolog, neben Jak. Grimm der Begründer der altdeutschen Philologie, geb. 4. März 1793 zu Braunschweig, wo er auch seine Gymnasialbildung erhielt, widmete sich seit 1809 zu Leipzig unter Gottfr. Hermann, dann in Göttingen unter Dissen philol., unter Benecke altdeutschen Studien; daneben beschäftigte er sich mit der modernen roman. und der engl. Litteratur. 1815 habilitierte er sich in Göttingen. Als freiwilliger Jäger in preuß. Diensten machte er den Feldzug von 1815 mit. Ostern 1816 wurde er Kollaborator an dem Friedrich-Werderschen Gymnasium in Berlin und habilitierte sich an der Universität. Ein Jahr später erfolgte seine Ernennung zum Oberlehrer am Collegium Fridericianum zu Königsberg, 1818 zum außerord. Professor an der dortigen Universität. Im Sommer 1824 ließ sich L. wieder nach Berlin versetzen, wo er Ostern 1825 eine außerordentliche, 1827 eine ordentliche Professur erhielt und 1830 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Er starb 13. März 1851 zu Berlin.
L.s eigentümliche Größe liegt in der unerbittlichen Schärfe seiner kritischen Methode, die, das Resultat gewissenhaftester Arbeit und sittlicher Ener-
gie, gepaart war mit dem feinsten und sichersten Stilgefühl. Demgemäß bilden den Kern seiner wissenschaftlichen Arbeit seine Ausgaben, die ebenso dem Gebiete der antiken wie der deutschen Philologie angehören. Die Sacherklärung lag ihm ferner als die sog. Wortkritik: nach jener Seite hin ergänzte ihn für die altdeutsche Philologie Jak. Grimm aufs glücklichste. In dieser hat L. die Kritik zuerst konsequent angewandt; er hat die Grundzüge der altdeutschen Litteraturgeschichte, Poetik und Stilistik, vor allem aber der Metrik geschaffen.
Durch Wolfs Homer-Kritik angeregt, glaubte L. im Nibelungenliede 20 alte Volkslieder herausschälen zu können; er ist darin über das Maß des Erreichbaren hinausgegangen, auch nicht frei geblieben von Vorurteilen und Irrtümern, hat aber doch in dieser epochemachenden Untersuchung von einem richtigen und fruchtbaren Grundgedanken aus mit Scharfblick die verschiedenen Bestandteile erwiesen, aus denen das Epos zusammenwuchs. Die gleiche Art wandte er in den «Betrachtungen über die Ilias» (Berl. 1847; 3. Aufl. 1874) scharfsinnig auf das Homerische Epos an. Neben seinen Ausgaben des Properz (Lpz. 1816), Catull (Berl. 1829; 3. Aufl. 1874) und Tibull (ebd. 1829), die einen verlorenen Archetypus konstruieren wollten, und des Babrius (ebd. 1845) ragt sein meisterhafter Kommentar zu Lucretius bedeutend hervor (ebd. 1850; 4. Aufl. 1882). Die äußerst pietätvolle und vorsichtige Ausgabe des Neuen Testaments (Berl. 1831 u. ö.; dann mit der Vulgata, ebd. 1842-50), die nur den in der orient. Kirche des 4. Jahrh. gültigen Text herstellen wollte, trug ihm den theologischen, die des Gaius (Bonn 1841) den jurist. Doktorhut ein. Mit Blume, Rudorff und Mommsen bearbeitete L. die röm. Feldmesser (2 Bde., 1848-52).
Im Mittelpunkt seiner germanistischen Forschung stehen die Arbeiten über das Nibelungenlied: die Abhandlung «Über die ursprüngliche Gestalt des Gedichts von der Nibelunge Not» (Berl. 1816), die Ausgabe des Liedes (ebd. 1826; mit der «Klage», 5. Ausg. 1878), die «Kritik der Sage von den Nibelungen» (im 3. Jahrg. des «Rheinischen Museums», 1829) und «Zu den Nibelungen und zur Klage. Anmerkungen» (Berl. 1836). Schnell folgten die klassischen Ausgaben Walthers von der Vogelweide (Berl. 1827; 6. Ausg. 1891), des Iwein Hartmanns von Aue (mit Benecke, ebd. 1827), Wolframs von Eschenbach (ebd. 1833; 4. Ausg. 1877), des Gregorius von Hartmann (ebd. 1838), Ulrichs von Liechtenstein (ebd. 1841). Seine Akademieabhandlung «über althochdeutsche Betonung und Verskunst» (in den «Kleinen Schriften», Bd. 1) legte den Grund zur wissenschaftlichen Erkenntnis der altdeutschen Metrik; die «über das Hildebrandslied»