Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

902
Laktometer - Lalenbuch
Stahlscheibe, bringt diese an Stelle des Milch-
separators in das Separatorgcstcll und setzt die
Scheibe 5 Minuten lang, wie den Separator, in
Betrieb. Je cin Teilstrich ausgeschiedenen Fettes
entspricht dem Gehalt von ^y Proz. in der Milch.
Die mit dem L. erhaltenen Resultate weichen um
höchstens ^/io Proz. von dem durch Gewichtsanalyse
gefundenen ab. ^(s. d.).
Laktometer (lat.-grch.), soviel wie Galaktometer
Laktone, sog. innere Anhydride von Oxysäuren.
Die letztcrn sind Säuren, die außer der Carboxyl-
gruppe ^00Ü noch eine Hydroxylgruppe 011 ent-
halten. In den Fällen, in denen eine solche Hydroxyl-
gruppe in der 7- oder 3-Stellung, d. h. am dritten
oder vierten Kohlenstoffatom, von der Carboxyl-
gruppe aus gerechnet, sich befindet, tritt aus dem
Molekül der Säure sehr leicht Wasser aus unter
Bildung eines Laltons (7- oder 3-Lakton). Wird
z. B. die ^-Oxyvaleriansäure, die aus Lävulinsäure
durch Reduktion gewonnen werden kann, aus ihren
Salzen durch Mineralsäuren in Freiheit gesetzt, so
geht sie von selbst unter Verlust von Wasser in
Valerolakton über:
ON^ cn OH2 LÜI- 0002-ONg- <ÜN (Ny- lü^' 60 -j- ^0
^
7-Oxyvaleriansäure Balerolakton.
Die L. sind, soweit sie nicht aromatische Radikale
enthalten, flüssig, in Wasser, Alkohol und Äther sehr
leicht löslich, von neutraler Reaktion, schwachem
Geruch und unzersetzt destillierbar. Valerolakton
z. B. siedet bei 206-207°. Wenn eine wässerige
Lösung von Lakton mit Kaliumcarbonat übersättigt
wird, so werden die L. unlöslich und scheiden sich
ölsörmig ab. Bemerkenswert ist die Bildnngsweise
der -/'Laktone aus gewissen ungesättigten säuren,
die sich beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure
in dic ihnen isomeren L. verwandeln. Weit weniger
beständig sind die 3-Laktone und die seltenen ß- und
"'LaktDne, die schon bei Berührung mit Wasser all-
mählich Wasser aufnehmen und in die entsprechen-
den Oxysäuren übergehen.
Laktoprotem, ein von Millon und Commaille
aus dem Milchserum dargestellter Eiweißkörper, nach
Hammarsten wahrscheinlich ein Gemenge von wenig
Case'in mit verändertem Serumalbumin und durch die
chem. Operationen entstandener Albumose. Man er-
hält es als Produkt dcrPepsinverdauung des Casems.
Laktose, s. Milchzucker.
Laktoskop (lat.-grch.), soviel wie Butyrometer
(s. d.) und Galaktometer (s. d.).
Laktofürie (lat.-grch.), das Vorkommen von
Milchzucker im Harn, eine Abart der Zuckerkrankheit.
Laktucerm, Laktucm, Laktukasäure, s.
Laktüke, s. Gartensalat. ^ ^actuc^iiuni.
Laktukön, Laktukopikrm, s. I^Hew^rium.
Lattylfäure, s. Milchsäure.
Lakustrische Forschungen (vom lat. 1acu8,
See), Forschungen, die das Tier- und Pflanzenlcben
der Binnenseen zum Gegenstande haben. Neben dem
wissenschaftlichen Interesse sind die Resultate nicht
ohne Einfluß auf die Praxis des Fischereiwesens,
zumal sich gezeigt hat, daß die mikroskopischen und
halbmikrostopischen Wasserorganismen die fast aus-
schließliche Nahrung der jungen Fische bilden. Somit
ist ibr Gedeihen von dem Vorhandensein jener kleinen
Krebse, Rädertiere und Infusorien abhängig, welche
in zahlreichen Gattungen und Arten durch die ganze
Wassermasse unserer Seebecken verbreitet sind. Die
Ermittelungen haben ergeben, daß in einem See
von 2 bis 3 ykm Fläche (bei einer durchschnittlichen
Tiefe von 10 m) mehrere hundert Centner von Mikro-
organismen tierischer und pflanzlicher Natur ent-
halten sind. Freilich sind nicht alle Seen oder Teiche
gleich nahrungsreich; es giebt Wasserbecken, die das
doppelte und dreifache Quantum von natürlicher
Fischnahrung beherbergen. Auch ist die Menge im
Winter und Sommer verschieden. Der wissen-
schaftliche Zweck ist außer der Bestimmung aller
im Süßwasser vorkommenden Tier- und Pflanzen-
arten auch die Ergründung ihrer Entwicklungsge-
schichte sowie die Darlegung der Beziehungen zwi-
schen den einzelnen Lebewesen. Obgleich die skandi-
nav. Zoologen G. O. Sars und W. Lilljeborg so-
wie die schweiz. Forscher Forel, Asper, Imhof und
Heuscher bereits gezeigt hatten, daß in den Binnen-
seen zahlreiche Entdeckungen zu machen seien, er-
richtete erst 1891 mit Staatshilfe Otto Zacharias
ein nur den L. F. gewidmetes Institut, über die
wissenschaftlichen Ergebnisse geben die aMhckch er-
scheinenden "Forschungsberichte" (Berlin) Kunde.
Lala (pers.), Prinzenlehrer; auch Erzieher vor-
nehmer Kinder in pers. und türk. Familien.
Lalande(spr.-längd), Joseph Ieröme Lefrancais
de, franz. Astronom, geb. 11. Juli 1732 zu Vo'urg
im Depart. Ain, studierte zu Paris die Rechte, zu-
gleich aber Astronomie und wurde von der Akademie
175 l zur Bestimmung der Parallaxe des Mondes
nach Berlin geschickt. 1752 kehrte er nach Frank-
reich zurück und war einige Zeit Advokat in Vourg.
Dann ging er nach Paris, wo er 1753 Mitglied
der Akademie der Wissenschaften und königl. Astro-
nom, 1761 Lemonniers Nachfolger in der Professur
am (^oiisFs äs Francs wurde. Als Direktor der
Pariser Sternwarte starb er 4. April 1807.
Außer dem Reisewerk "Vo^a^s sn ItaUs" (9 Bde.,
Par. 1786, mit Atlas) lieferte L. eine Ausgabe der
Halleyschen Planeten- und Kometentafcln sowie
die Geschichte des Kometen von 1759; seit 1760
gab er die "Oonnai^inics 668 tsmpL" heraus. Eins
seiner Hauptwerke ist "^tronomis" (2 Bde., Par.
1764; 3. Aufl., 3 Bde., 1792). Ferner sind, abge-
sehen von zahlreichen astron. Abhandlungen, zu nen-
nen : die sehr vollständige "VidlioFi-apIns astrono
mi(iu6" (Par. 1803), der dritte und vierte Band von
Montuclas "lliätmls äs8 MNt1i6MHtiHii68 " (ebd.
1799-1802), "D68 canaux äs navi^ation st 8ps-
ciaisment äu. cangi äs i^nFusänc" (ebd. 1778)
und "^.di-6F6 äs Navigation tn3wli(i!i6) tiisori^us
st pi-atihus" (ebd. 1793), besonders wegen der
Litteratur wertvoll. Für Damen schrieb er eine
"^8ti-0N0iuis äs8 äaui68" (Par. 1785 u. ö.) und für
Dilettanten den "^drsgs ä'^tronomis" (2. Aufl.,
ebd. 1795). Auch hat er "vi^oui^", "A0Z63" und
mit Sylvestre MareHal ein "Dictionnairs äs3
atkss8 3>ncisii8 st. indäsi-ns^) (P,ar. 1800) geschrie-
ben. Auf der Sternwarte der Lcols militairs be-
obachtete er nahe an 50000 Sterne, deren Posi-
tionen den Inhalt der "Histoii-s esi68ts li-au^^s",
Bd. 1 (Par. 1801), bilden, die als Katalog, redu-
ziert auf das I. 1800, von der Britischen Associa-
tion in London 1845 neu herausgegeben ist.
Lalenbuch, deutsches Schwankbuch des aus-
gehenden 16. Jahrh., trug die Neckereien, mit denen
man einzelne Städte Deutschlands (Buxtehude,
Schöppenstedt, Teterow, Polkwitz, Schilda u. a.)
aufzuziehen pflegte, zusammen und verlegte sie
an einen erdichteten Ort Lallburg oder Lalenburg.
Die erste Ausgabe erschien 1597.