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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lambton - Lamennais
fen Mastai (Pius IX.) im ersten Ekrutinium die
meisten Stimmen (45 gegen 13). Durch das neue
System der päpstl. Politik unter Pius IX. war L.s
polit. Laufbahn abgeschlossen, jedoch wurde er durch
Verleihung hoher Staatsämter und Ernennung
zum Mitglied der neuerrichteten Staatskonsulta
geehrt. 1848 mußte er mit dem Papste nach Gaeta
flüchten und kehrte 1850 mit ihm nach Rom zurück,
wo er 12. Mai 1854 starb. Seine theol. Schriften
erschienen gesammelt als "Opei-k 8piriwa1i" (3Bde.,
Rom 1836).
Lambton (spr. lämmt'n), s. Durham, Graf.
Lamech, nach 1 Mose 4 und 5 einer der Väter der
vorsintflutlichen Menschheit. In der jahwistischen
Überlieferung (Kainitentafel, 1 Mof. 4) steht er am
Ende der Urvätcrreihe und ist Vater von Iabal,
Iubal und Tubalkain. Iabal ist der Stamm-
vater der Nomaden, Iubal der Musiker, Tubalkain
der Erfinder der Schmiedekunst, die L. nach gewöhn-
licher Annahme in einem Trutzlied besingt. Doch ist
dieses Lied von jeder Beziehung auf die Schmiede-
kunst frei. Nach der Überlieferung des Priestercodex
(Sethitentafel, 1 Mof. 5) ist er Vater Noahs. - Vgl.
K. Budde, Die biblische Urgeschichte Meß. 1883).
Lamego (spr. -gu), Stadt im portug. Distrikt
Vizeu (Provinz Beira alta), 5 km vom linken User
des Douro, Sitz eines Bischofs, hat eine got. Dom-
kirche, maur. Kastell und (1878) 8124 E. L. war
bis 1038 Residenz eines maur. Königs. Hier wurde
1143 der Reichstag abgehalten, der die Erbfolge
im Königreich und die Einsetzung von Feudalcortes
bestimmte. Daher hießen die 1828 nach diesen
Grundsätzen berufenen Cortes die Cortes von L.
Lameia, der 248. Planetoid.
Lamelle (lat. lam^W), dünnes Vlättchen, Plätt-
chen, insbesondere dünnes Goldblech: in der Bota-
nik verschiedene flächenartig ausgebildete Gewebe-
platten. Bei den Vlä'tterpilzen aus der Gruppe der
Hymenomyceten (s. d.) heißen L. die auf der Unter-
seite des Hutes sitzenden, strahlig verlaufenden Blätt-
chen, die das Hymenium mit den Sporen tragen.
Lamellenbremse, auch Kompreffe genannt,
eine namentlich bei ältern Schissslafetten ange-
wandte Rücklaufbremse; bei derselben sind an der
Oberlafette eine Anzahl von kurzen parallelen Schleif-
blechen, Lamellen, angebracht; an dem Rahmen,
auf dem die Oberlafette gleitet, befinden sich ähnliche,
jedoch längere Schleiffchienen, fodaß jedes der Bleche
der Oberlafette genau zwifchen zwei Schienen des
Rahmens faßt. Preßt man nun mit Schrauben oder
Excenter die Lamellen der Oberlafette zufammen, fo
werden dieselben dadurch mit den Lamellen des Rah-
mens so fest verbunden, daß die Oberlafette an jedem
beliebigen Punkte des Rahmens festgebremst werden
kann. Die L. wurden in den sechziger Jahren in
England durch Armstrong erfunden, später durch
Scott verbessert. In der deutschen Marine wurden
sie von 1868 bis 1875 vielfach angewendet.
Lamellenmagnet oder Vlättermagnet, ein
von Iamin erfundenes magnetisches Magazin, d. i.
ein zusammengesetzter Magnet, der nicht wie gewöhn-
lich aus einzelnen ziemlich dicken Stahlstäben, son-
dern aus sehr dünnen Stahllamellen oder <^tahl-
blättern besteht. Dadurch wird es möglich, die ein-
zelnen Lamellen bis zur Sättigung magnetisch
zu machen, mithin den aus jenen Lamellen zu-
sammengesetzten Magnet auf das kräftigste herzu-
stellen, sodaß dieselben das Sechzehnfache des
eigenen Gewichts tragen. Der L. wurde (1873)
behufs der bessern Leistung der Grammeschen Dy-
namomaschinen konstruiert.
Lamellenrad, s. Friktionsrad.
Lamellibranchier, s. Muscheln.
I.2.IUS11100I-H12., s. Vlatthornkäfer.
I.2.lnv11ir03trs8, f. Siebschnäbler.
Lamennais (spr. lam'näh), Hugues Felicite
Robert de, franz. ultramontaner Schriftsteller, geb.
19. Juni 1782 zu St. Malo in der Bretagne,' er-
warb sich eine umfassende wissenschaftliche Bildung
und empfing 1816 zu Rennes die Priesterweihe.
Nachdem er sich schon in den "N6Ü6xion3 8ur I'etat
äk 1'6AÜ86 6N I>HN06 penäant 16 XVII^ 8iöcl6 6t,
8U1-8H 8ituation 3,cw6ii6v (Par. 1808; 3. Aufl. 1819)
als eifriger Papalist gezeigt hatte, wurde er durch
seinen "^88lli 8ur 1'inckin"6r6nc6 6n in^tiöi^ ä616li-
Fion" (4 Bde., ebd. 1817-23), eine glänzende Ver-
teidigung derpäpstl. Hierarchie, eine schriftstellerische
Größe. In Rom, wohin er sich 1824 begab, wurde er
vom Papste Leo XII. hoch geehrt; den ihm angebote-
nen Kardinalshut schlug er zu Gunsten seines spätern
Gegners Lambruschini aus. Nach Frankreich zurück-
gekehrt, führte er seine hierarchischen Ideen, im Ge-
gensatz zum Gallikanismus, besonders in dem Werke:
"1)6 19. l6iiZion c0Q8iä6l66 (1a,I13 868 l3.pp0lt3
3.V60 i'oräi-6- P0iitiyii6 6t civil)) (Par. 1825-26),
weiter aus und zog sich in dem Streite eine Ver-
urteilung wegen Prehvergehens zu. In der Folge,
besonders nach der Iulirevolution, begann er für
die Verbindung des Ultramontanismus mit dem
polit. Radikalismus zu wirken. 1830 gründete er
mit Montalembert und Lacordaire die Zeitschrift
"I^v6nii-", die unter dem Wahlspruche "Gott
und die Freiheit, der Papst und das Volk" die
Trennung der Kirche vom Staate sowie völlige
Religions-, Unterrichts- und Preßfreiheit forderte.
In Rom verklagt, reiste er mit Lacordaire und
Montalembert zu seiner Verteidigung dorthin, je-
doch ohne Erfolg; bei seiner Rückkehr erfuhr er, daß
der neue Papst Gregor XVI. inzwischen seine An-
sichten in einer Cncytlika (1832) verdammt habe.
Der "I^v^ir" hörte zu erscheinen auf, aber um
so größeres Auffehen erregten seine in wenigen
Jahren über hundertmal aufgelegten, in alle europ.
Sprachen überfetzten "I^i-ol^ ä'nn cro^nt" (Par.
1834; deutsch vonLudw.Börne,Hamb. 1834), worin
er die Revolution und Volkssouveränität im Namen
der Religion forderte. Auf die Verurteilung des
Buches durch die päpstl. Encyklika vom 15. Juli
1834 antwortete er mit den "^ssaii-68 ä6 H0M6"
(Par. 1836), die die schwersten Anklagen gegen die
Römische Kurie erhoben. Seitdem strebte L., die demo-
kratische Bewegung zu fördern und sittlich zu heben,
sowohl in seinen Schriften, wie "1^61ivr6 äu p6upi6"
(Par. 1837), "N8liui886 ä'nn6 pki1o8oz)Iii6" (4 Bde.,
ebd. 1841-46), "Vi8eii88i0ii8 ciiti^u68" (ebd. 1841),
"1)6 1a r6liFion" (ebd. 1841), "1^8 ^v3.QFil68"
(Übersetzung mit Anmerkungen, 2. Aufl., ebd. 1846),
"V6ig.30ci6t6 Pi'0ini6r6 6t li6 8631013" (ebd. 1848),
wie auch als Mitglied der Nationalversammlung nach
der Februarrevolution von 1848, bis er sich nacb
dem Staatsstreiche gänzlich zurückzog. Er starb
27. Febr. 1854 zu Paris. Seine "dXivr68 C0iupi6t63"
erschienen in 10 Bänden (Par. 1844-47), "(lllivr68
1)03tIiuin68" wurden von Forgues (5 Bde., ebd. 1855
-58) und "(Nnvr68 in6äit68" von Vlaize (2 Bde.,
ebd. 1866) herausgegeben. L.' Briefwechsel ver-
öffentlichten Forgues, "lÜ0rr68p0!iä3.iic6 ä6 1^."
(2 Bde., Par. 1858; 2. Aufl. 1864), und Bois de la