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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Landklima - Landois (Herm.)
ten und bibliogr. Zeitschriften, wie sie der Buchhandel hat, existieren nicht. Übersichten über Neuerscheinungen werden meist in geogr. Zeitschriften zusammengestellt (s. Landkarten). Der Seekarten-Handel blüht hauptsächlich in den Hafenstädten.
Die wichtigsten Landkartenverleger sind: Dietrich Reimer (Berlin), Justus Perthes (Gotha), Carl Flemming (Glogau), Wagner & Debes, Velhagen & Klasing (Leipzig), Artaria & Co., R. Lechner, Ed. Hölzel (Wien). Landkarten-Sortimentshandlungen gab es 1894 in Deutschland, Österreich und der Schweiz 1076, meist mit Buch- und Kunsthandlungen verbunden; besonders bedeutend sind die Simon Schroppsche Landkartenhandlung in Berlin und L. Friederichsen & Co. in Hamburg.
Landklima, s. Kontinentalklima.
Landkomtur, s. Kommende.
Landkrabben, s. Krabben.
Ländler, auch Länderer und Dreher genannt, ein bei den Bewohnern des sog. Landels (des Landes ob der Enns in Österreich) beliebter Tanz im Dreiachtel- oder Dreivierteltakt, zu dem die Ländler Bauern die Melodien meist selbst erfinden und in mannigfaltigen Veränderungen aus dem Stegreif vortragen, und wozu gewöhnlich eine Klarinette, eine Geige und ein Baß, auch die Zither als Begleitung dienen. Auch in den Städten ist dieser Tanz seit Anfang des 19. Jahrh. eingeführt, und die bedeutendsten Komponisten, selbst Mozart und Beethoven, haben L. komponiert.
Ländliche Sanatorien, s. Kinderheilstätten.
Landlieferungen, s. Kriegsleistungen.
Landliga, Deutsche. Die Abschaffung des privaten Grundbesitzes, die Bodenverstaatlichung, ist eine Hauptforderung aller socialistisch-kommunistischer Schulen. In England bildeten sich zu Anfang der siebziger Jahre mehrere Vereine zur Erstrebung dieses Ziels oder wenigstens zur Anbahnung einer Reform der Grundbesitzverhältnisse, unter andern die von Mill begünstigte Land Tenure Reform Association. Einen neuen Anstoß erhielt diese Bewegung durch den Amerikaner Henry George (s. d.). Dieser wirkte auch in England persönlich für die Verbreitung seiner Lehre, was die Gründung einer English Land Restoration League zur Folge hatte. In Deutschland hatte schon 1854 Gossen in einer sehr wenig bekannt gewordenen Schrift ("Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs", Braunschw. 1854) ein ähnliches Programm wie George vertreten. Zugleich stellte er einen vollständig berechneten Plan auf, nach welchem die expropriierten Grundbesitzer aus der künftigen Zunahme der Grundrente volle Entschädigung erhalten sollten. Mit mehr socialistischer Tendenz trat 1870 Stamm in seiner Schrift "Die Erlösung der darbenden Menschheit" (4. Aufl., Berl. 1893) für die Verstaatlichung des Grundeigentums ein. Größeres Aufsehen erregte jedoch erst M. Flürscheim (s. d.), mit dem übrigens wesentlich auf George und Stamm gestützten Werke "Auf friedlichem Wege" (Baden-Baden 1884). Flürscheim geht insofern über George hinaus, als er als Folge der Verstaatlichung des Grundbesitzes auch ein fast gänzliches Verschwinden des Kapitalzinses und überhaupt die Emancipation der Arbeiter von den Kapitalisten erwartet. Merkwürdigerweise fand Flürscheims Projekt auch bei manchen Großgrundbesitzern günstige Aufnahme. Unter den aristokratischen Vertretern der Verstaatlichung des Bodens ist namentlich C. von Helldorff-Baumersrode zu nennen ("Verstaatlichung des Grund und Bodens oder Schutzzölle?", Berl. 1885; "Das Recht der Arbeit und die Landfrage", ebd. 1886). Zur Belehrung der öffentlichen Meinung und zur Beförderung der als heilsam erkannten Maßregeln wurde aus sehr verschiedenartigen Elementen 4. Juli 1886 in Berlin die Deutsche L. gegründet, die sich 4. Juli 1888 als Allwohlsbund konstituierte. Im gleichen Jahre wurde von Flürscheim der Deutsche Bund für Bodenbesitzreform gegründet. Sitz des Bundes ist Berlin, Organ die Wochenschrift "Frei Land" (Düsseldorf, seit 1890), Vorsitzender Fabrikant Freese zu Berlin. Eine andere Zeitschrift "Freiland" ist das Organ der von Hertzka (s. d.) ins Leben gerufenen Freilandvereine, die zur Verwirklichung ihrer Bodenreformbestrebungen eine Ansiedelung in Ostafrika beabsichtigen. (S. auch Grundeigentum 4.)
Landliga, Irische, eine 1879 durch den Fenier Michael Davitt gegründete polit. Verbindung in Irland, welche die Abschaffung des Grundherrentums und die Rückgabe des irischen Landes an das irische Volk erstrebte und seit 1880 von Parnell gegeleitet^[korrekt: geleitet] wurde. Als die L. trotz der Landbill Gladstones ihre Agitation fortsetzte und ihre Gegner durch Boycotten (s. d.) terrorisierte, wurde sie Okt. 1881 als "eine gesetzwidrige und verbrecherische Verbindung" aufgelöst. An ihre Stelle trat 1882 die Nationalliga (s. d.).
Landlord (engl., spr. land-), Gutsbesitzer, Gastwirt.
Landlosung, Territorialretrakt, gegen Erwerbung eines Grundstücks durch fremde Unterthanen sich richtender Retrakt (s. d.).
Landmarken, Zeichen auf dem Festlande, die dem Seemann schon auf weitere Entfernungen einen Anhalt für den augenblicklichen Ort seines Schiffs geben. Man benutzt als L. Kirchtürme, Windmühlen, Gebäude, Bäume, oder errichtet sie künstlich in Gestalt von Baken (s. d.).
Landmarschall, in Mecklenburg Bezeichnung eines erblichen ständischen Amtes, dessen Träger die Sprecher der Stände gegenüber den Landesherren sind. Sie sind Mitglieder des Landtagsdirektoriums und leiten auf Landtagen die vorkommenden Wahlhandlungen. Das Amt ist in drei Familien erblich (von Lützow aus Eickhof, von Maltzan, Freiherren zu Wartenberg und Penzlin auf Penzlin, und Grafen von Hahn auf Pleetz).
Landmeister, ein hervorragender Beamter im Deutschen Orden. Zum ersten L. von Preußen wurde Hermann Balko (s. d.) vom Hochmeister Hermann von Salza ernannt. Auch der Orden der Schwertbrüder hatte einen L.
Landmesser, in Preußen der Titel eines akademisch gebildeten, staatlich geprüften und vereideten Vermessungstechnikers.
Landmeßkunst, soviel wie Feldmeßkunst (s. d.).
Landmollusken, s. Landschnecken.
Landmünzen, Stadtmünzen, in Deutschland früher Münzsorten geringsten Wertes, die nicht nach dem Reichsfuße, sondern geringhaltiger geschlagen wurden und daher nur in dem Gebiete des betreffenden Münzherrn Gültigkeit hatten.
Land ob der Enns, s. Enns (Fluß).
Landois (langdŏá), Herm., Zoolog, geb. 19. April 1835 zu Münster in Westfalen, studierte Theologie und Naturwissenschaft, war feit 1865 Gymnasiallehrer zu Münster, habilitierte sich 1869 an der dortigen Akademie als Privatdocent und wurde 1873 Pro-^[folgende Seite]