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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lang-Lütjen-Sand - Langobarden
welches langsam an dem Ständer in wagerechter
Richtung bewegt wird. So erfolgt gleichzeitig
Drehung des Werkzeugs und Vorschub in der Rich-
tung der auszuarbeitenden Nut. Sämtliche Be-
wegungen werden selbstthätig durch die Maschine
ausgeführt, welche den Antrieb vermittelst der
Stufenscheibe ä von einer Transmissionswelle aus
aufnimmt und mit Hilfe der in der Abbildung
sichtbaren verschiedenen Getriebe und Stufenscheiben
nach den bewegten Teilen hin fortpflanzt. Als
Bohrer dient meist ein Kronbohrer (s. o.).
Lang-Lütjen-Sand, Sandinsel der Mündung
der Weser (s. d.).
Langnau. 1) L. im Emmenthal, Pfarrdorf
und Hauptort des Bezirks Signau (seit 1803) im
schweiz. Kanton Bern und des Emmenthals, in
684 m Höhe, an der Ilfis und an den Linien
Vern-Luzern der Jura-Simplon- und Solothurn-
Burgdorf-L. (43 km) der Emmenthalbahn, hat
(1888) 7644 E., darunter 41 Katholiken, Post,
Telegraph, eine große Kirche (1672) mit Glas-
gemälden, eine 1519 errichtete Marktlaube: Ger-
bereien, Bleichen, Tuch- und Tabakfabriten, Leinen-
industrie und ist der wichtigste Stapelplatz für den
Käse-, Holz- und Leinwandhandel des Emmen- !
thals. - 2) L. am Albis, Pfarrdorf im Bezirk
Horgen des schweiz. Kantons Zürich, in 544 m Höhe,
auf dem linken Ufer der Sihl, an der Albisstrahe
und der Linie Zürich-Sihlwald der Sihlthalbahn,
hat (1888) 1672 E., darunter 301 Katholiken, Post,
Telegraph; Baumwollspinnerei, Weberei, Getreide-,
Öl- und Sägemühlen, Viehzucht, Getreide- und
Weinbau. - 3) L. bei Reiden, Dorf im Bezirk
Willisau des schweiz. Kantons Luzern, im Thal der
Wigger, in 467 m Höhe, hat (1888) 878 E., darunter
66 Evangelische.
Langnutzholz, s. Holzaufbereitung.
Langö, Insel an der norweg. Fjordküste unter
69° nördl. Br., zur Gruppe Vesteraalen gehörig,
mit wild zerrissenen Küsten, ist fast durchweg bergig.
Hauptort ist Alfsvaag.
Langobarden (Langobarden), westgerman.
Völkerschaft, die um Christi Geburt an der Nieder-
elbe, im heutigen Lauenburg und im Lüneburgi-
schen, wohnte, wo noch später der Vardengau und
die Stadt Bardowiek ihren Namen bewahrte. In
ihren alten Sitzen wurden sie durch Tiberius auf
dessen Zuge im I. 5 n. Chr. heimgesucht. Sie ge-
hörten zu dem großen Volksstamm der Sueven
und waren die nächsten Stammverwandten der
Bayern und Alamannen; das ergiebt sich sowohl
aus der Sprache der L., die die althochdeutsche
Lautverschiebung auf oberdeutscher Stufe zeigt, als
auch aus den ältesten polit. Beziehungen. Sie ge-
hörten zu dem Reiche des Marbod. Im Kampfe
zwischen diesem und Armin 17 n. Chr. gingen sie zu
Armin über und setzten bald darauf den vertrie-
benen Italicus wieder als König bei den Cherus-
kern ein. Danach schweigt die Geschichte auf lange
Zeit von ihnen. Etwa im Laufe des 4. Jahrh,
mag ihre Auswanderung begonnen haben, die sie
nach langen Fahrten und vielfachen Kämpfen ins
Donauland führte, wo sie mit dem Oströmischen
Reiche in nähere Berührung traten, das arianische
Christentum annahmen und sich endlich durch Zer-
trümmerung des Reichs der Heruler um 512, dem
sie zuvor zinspflichtig gewesen waren, und des
Reichs der Gepiden um 566 zu Herren Pannoniens
und zum mächtigsten Volke jener Gegend erhoben.
Ihr Köni^Alboin (s. d.) zog 568 nach Italien,
und seine scharen überfluteten rasch den nördlichen,
seitdem die Lombardei genannten Teil, bis in die
Nähe von Rom: aber die Eroberung blieb unvoll-
ständig. Die Küstenstriche wie die festen Städte
Padua, Cremona, Mantua, Ravenna, Rom, Genua,
Venetia u. s. w. widerstanden noch, teils viele Jahre,
teils überhaupt. Alboin wurde 573 ermordet, ihm
folgte durch Wahl Kleph, der aber 575 ebenfalls er-
mordet wurde: dann standen die L. 10 Jahre lang
unter 35 Herzögen, bis dringende Gefahr sie nötigte,
wieder einen König zu erheben. Sie wählten Klephs
Sohn Authari, der 584-590 die Feinde schlug und
die Ordnung wiederherstellte. Vielleicht setzte er
auch zuerst nur Gastalden (s. d.) ein, die dann eine
in manchen Punkten mit den Herzögen konkurrierende
Gewalt gewannen und den Königen gegen dieselben
als Stütze dienten. Den Mittelpunkt für den Wider-
stand der noch römisch gebliebenen Landesteile bil-
deten das byzant. Ravenna (s. Exarchat) und das
röm. Papsttum, das eben dadurch unter Gregor
d. Gr. die Grundlage seiner Machtstellung erhielt.
Dieser staatskluge Papst gewann eine eifrige
Bundesgenossin an Theudelinde, der Tochter Herzog
Garibalds von Bayern und Gemahlin Autharis und
seines Nachfolgers Agilulf (gest. 616). Den letztern
bewog sie, der kath. Geistlichkeit einen Teil ihres
Vermögens und Ansebens zurückzugeben und seinen
eigenen Sohn Adelbald katholisch taufen zu lassen.
Obwohl Adelbald 625 von seinem arianischen
Schwager Ariowald gestürzt wurde und diesem 636
wieder ein Arianer Rothari folgte (bis 652), machte
die Katholisierung der L. rasche Fortschritte, da die
höhere Bildung der Römer ihnen in theol. Streitig-
keiten das Übergewicht geben mußte. Mit Aribert,
einem Bruderssohne der Theudelinde, begann 663
die Reihe der kath. Herrscher. Agilulf und Rothari
hatten noch mehrere Städte und Landstriche (Padua,
Cremona u.s.w.) unterworfen, und noch mehr stärkte
Rothari (636-652) das Reich dadurch, daß er das
Langobardische Recht (s. d.) aufzeichnen ließ, und
zwar in lat. Sprache. Die Kenntnis der langobard.
Sprache kann daher auch nur aus vereinzelten deut-
schen Wörtern und Namen geschöpft werden, die in
Gesetzen, Urkunden und Chroniken erscheinen.
Nach einer zehnjährigen Zerrüttung erhielten die
L. wieder einen kräftigen König in Liutprand (712
-744), der das Reich auf den Gipfel seiner Macht
erhob, die Empörungen im Innern niederdrückte und
auf die Eroberung des gesamten Italien hinarbeitete;
doch erreichte er sein Ziel nicht, weil er die Päpste
nicht mit hinreichendem Nachdruck an der Gründung
eines selbständigen Staates zu hindern wagte. Gre-
gor II. (715-731) verband sich mit den rebellischen
Herzögen von Spoleto und Venevent gegen Liut-
prand, der sie jedoch überwältigte, sodaß der Papst
des Königs Gnade erbitten mußte. Gregor III.
(731-741) wiederholte 740 dasselbe Verfahren und
wandte sich dann an den frank. Hausmeier Karl
Martell, indem er diesem die Schutzherrschaft über
Rom antrug. Karl beschränkte sich jedoch auf fried-
liche Fürsprache, und Papst Zacharias (741-752)
erlangte durch Unterhandlungen einen vorteilhaften
Frieden. Lmtprands Nachfolger, König Ratchis (744
-749), brach den wieder begonnenen Eroberungs-
krieg ebenfalls ab; aber dessen Bruder und Nach-
folger Aistulf (s. d., 749-756) schien ihn kräftig zu
Ende führen zu wollen. Da ging Papst Stephan II.
(752-757) zu dem frank. König Pippin und flehte