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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lanka - Lansdowne
1848 wurde er in die Constituante, nachher in die
Legislative gewählt. In dem Kabinett vom 2. Juni
1849 übernahm er das Portefeuille des Ackerbaues
und des Handels, dann interimistisch das Ministe-
rium des öffentlichen Unterrichts, legte 31. Ott.
seine Amter nieder und schloß sich in der Gesetz-
gebenden Versammlung der republikanisch gesinnten
Minorität an. 1863 wurde er in den Gesetzgebenden
Körper gewählt, wo er anfangs zur Opposition ge-
hörte, aber 1864 mit Oüivier und Darimon eine
imperialistische Linke bildete. Er starb 2. Jan. 1869
in Paris. Seine nationalökonomischen Schriften
gab Hubbard 1852 heraus.
Lanka, der altind. Name für Ceylon (s. d.).
Lankveld, s. Macropedius.
Lanner, Joseph, Tanzkomponist, geb. 11. April
1801 zu Wien, vereinigte sich als Jüngling mit
einigen Altersgenossen zu einem Streichquintett,
aus dem mit der Zeit ein vollständiges Orchester
bervorging, das er vortrefflick zu schulen wußte und
mit dem er den Wienern seine Tanzweisen vorführte.
Er starb 14. April 1843 zu Oberdöbling bei Wien.
In der Gefchichte der Tanzkomposition machte L.
Epoche, indem er den Walzer aus den engen Grenzen
einiger bloß achttaktiger Reprisen heraustreten ließ
und zu einer erweiterten Kunstform erhob. Außer
Walzern bat L. noch Galopps, Quadrillen, Märsche,
Potpourris, eine Ouvertüre zu dem Zaubermärchen
"Der Preis einer Lebensstunde>> und die Musik zu
einer Pantomime geschrieben. Die Zahl seiner ge-
druckten Kompositionen übersteigt 200.
Lannes (spr. lann), Jean, Herzog von Monte-
bello, franz. Marschall, geb. 11. April 1769 zu
Lectoure (Depart. Gers), wurde Färberlehrling,
trat 1792 in die Armee und schwang sich bis 1795
zum Oberst und Brigadecommandeur empor, erhielt
aber in demselben Jahre seinen Abschied. 1796 ging
L. als Freiwilliger zur Armee nach Italien, lenkte
durch seine Tapferkeit die Aufmerkfamkeit Vona-
partes auf sich und that sich bei Millesimo hervor,
worauf er wieder Oberst wurde. Auch bei Lodi,
Bassano, dem Sturm auf Pavia, bei Mantua und
Arcole zeichnete er sich aus und ging, zum Brigade-
general ernannt, mit Bonaparte nach Ägypten.
Am 18. Brumaire (9. Nov. 1799) unterstützte er
ihn beim Staatsstreich auf das kräftigste, 1800 be-
gleitete L. Napoleon nach Italien, that sich bei
Montebello und Marengo hervor und wurde 1801
Gesandter in Lissabon. 1804 bei Gründung des
Kaiserreichs zum Marschall und Herzog von Monte-
bello erhoben, nahm L. an den Feldzügen 1805 gegen
Osterreich und 1806/7 gegen Preußen und Ruhland
teil und folgte 1808 Napoleon nach Spanien, wo er
Castanos bei Tudela schlug und seit 22. Jan. 1809
Saragossa belagerte. Im Kriege gegen Österreich
befehligte L. unter Davout zwei Divisionen und tbat
sich bei Regensburg und bei Aspern hervor; hier
wurden ihm durch eine Kanonenkugel beide Beine
zerschmettert, woran er 31. Mai 1809 zu Wien starb.
In Lectoure wurde ihm ein Standbild errichtet. -
Vgl. Perin, Vie mi1itair6 ä61.. (2. Aufl., Par. 1810);
Thoumas, 1.6 mareciiHl I.. (ebd. 1891).
Lannion (spr. -öng). 1) Arrondissement des
franz. Depart. Cötes - du - Nord, hat 906,4? hkm,
(1891) 103 655 E., 65 Gemeinden und zerfällt in
die 7 Kantone L. (107,20 ykm, 16 533 E.), Lezar-
drieux (92,38 hkm, 12 671 E.), Perros - Guircc
(102,22 ykiu, 13510 E.), Plestin-les-Gröves (145,54
tikm, 14200 E.), Plouaret (249,75 yicm, 20017 E.),
La Rocke-Derrien (94,65 <ikm, 10 763 E.), Trsguier
ll 14,73 l^iu, 15971 E.). - 2) Hauptstadt des
Arrondissements L., am Guer, welcher hier schon
Seeschiffe trägt, 6 km von der Küste des Kanals,
an der Linie L.-Plouaret (17 km) der Westdahn,
bat (1891) 5218, als Gemeinde 6002 E., Gerichts-
bof, Kommunal-Collöge, Bibliothek, eisenhaltige
Mineralquellen, Fabriken für Segeltuch und Handel
mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Lanolm, ein von Liebreich in den Heilschatz ein-
geführtes, aber nicht ofsizinelles Präparat, welches
aus Wollfett durch Centrifugieren und Waschen mit
Wasser und Alkalien als gelbliche salbenartige Masse
gewonnen wird. Es besteht aus den Estern ver-
schiedener Fettsäuren mit einem eigentümlichen Al-
kohol, dem Cholesterin (s. d.). L. unterscheidet sich
von den gewöhnlichen Fetten, den Glycerioen, da-
durch, daß es nicht wie diese leicht verseifbar ist, daß
es wenig Neigung besitzt, ranzig zu werden, daß es
eine große Menge Wasser (bis zu 110 Proz. seines
Gewichts) aufzunehmen vermag, ohne seine Ge-
schmeidigkeit und Salbenform zu verlieren, und daß
es sich ebenso leicht mit Fetten, Ölen, Balsamen und
den verschiedensten Arzneisudstanzen vereinigen läßt.
Deshalb hat sich das L. als eine vorzügliche Salben-
grundlage erwiesen und wird in Verbindung mit
geeigneten medikamentösen Zusätzen bei der Be-
handlung der verschiedensten Hautkrankheiten mit
großem Vorteil benutzt. Es besitzt ferner die eigen-
tümliche Eigenschaft, von allen Keratingeweben
(Haut, Haaren) mit Leichtigkeit aufgenommen zu
werden, und Lanolinsalben sind in allen jenen
Fällen besonders wirksam, wo eine Heilwirkung
auf tiefer gelegene Hautschichten erzielt werden soll,
wie bei Psoriasis, schwieligen und verdickten Haut-
partien, scherender Flechte, chronischem Ekzem u. a.
Auch in der Kosmetik findet das L. eine ausgedehnte
Anwendung; man fabriziert aus ihm Pomaden,
Cremes und Seifen, die sich vortrefflich zur Konser-
vierung der Haut und des Haares eignen. In der
Technik wird es als Schmiermittel verwendet. Das
L. kommt in zwei Formen, als wasserfreies L.
(I^nolinum Hnk^liricum; Preis 5,5 M. für das
Kilogramm) und als wasserhaltiges L. (I^uo-
linum; Preis 4,75 M. für das Kilogramm), in den
Handel; das letztere enthält 27-29 Proz. Wasser.
Lanquart, s. Landquart.
Lansdowne (spr. lännsdaun), Marquiswürde
in der irisch - normänn. Familie der Fitzmaurice.
Der zweite Sohn des ersten Grafen von Kerry aus
dem Hause Fitzmaurice, John, erbte die reichen Güter
seines mütterlichen Oheims, Henry Petty, Grafen
von Shelburne und nahm 1751 den Familien-
zunamen Petty an; 1753 wurde er zum Grafen
von Shelburne erhoben. 1761 folgte ihm sein
! ältester Sohn, William Petty-Fitzmaurice,
> zweiter Graf von Shelburne, geb. 2.Mai 1732.
Er spielte früh eine polit. Rolle, verwaltete 1763 unter
Grenville vorübergebend das Handelsamt, trat 1766
als Staatssekretär in das Ministerium Chathams
und Graftons ein, zerfiel aber mit letzterm und
schied 1768 mit Chatham aus. Er bekämpfte wie
dieser die von Georg III. durch North eingeleitete
Politik gegen die amerik. Kolonien (s. Großbritan-
nien und Irland, Bd. 8, S. 435 d) und übernahm
nach Norths Rücktritt (März 1782) neben Fox unter
Rockingbam das Staatssekretariat des Auswärtigen
und nach Roctinghams Tode (1. Juli 1782) als
erster Schatzlord auch den Vorsitz. Er besaß die