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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lassan - Lassen
und antistaatssocialistisch. Bereits 1875 hatte Marx
in einern Briefe an Bracke L.s Taktik und ökonomische
Principien einer scharfen Kritik unterzogen und auch
das eherne Lohngesetz (s. Arbeitslohn) für wissen-
schaftlich überwunden erklärt. Werden somit die
L.schen Lehren vom modernen wissenschaftlichen
Socialismus nicht mehr anerkannt, so ist doch die
Stellung L.s in der Geschichte des Socialismus eine
sehr bedeutende. L. hat zuerst in Deutschland eine
eigentliche Arbeiterbewegung hervorgerufen und hat,
mit ungewöhnlicher Arbeitstraft und Energie begabt,
das Interesse und Verständnis für sociale Fragen in
alle Schichten des Volks zu tragen verstanden. Ferner
aber hat er durch seine scharfe Kritik der liberalen
Ökonomie die Irrtümer der Manchesterlehre bloß-
gelegt und zum Umschwung der öffentlichen Mei-
nung in Bezug auf die Bedeutung des Staates für
die wirtfchaftlichen Aufgaben beigetragen.
Litteratur. Außer den Originalausgaben der
L.schen Schriften sind folgende Ausgaben erschienen:
F. L., sämtliche Reden und Schriften, hg. von G.
votschick (Neuyory, F. L.s ausgewählte Reden und
Schriften (3 Bde., Lpz. 1891-92), F. L.s Reden
und Schriften (neue Gesamtausgabe, 3 Bde.,
Verl. 1892-93), mit einer biogr. Einleitung von
E. Bernstein (diese von der socialdemokratischen
Partei veranstaltete kritische Ausgabe ist die beste der
bisher erschienenen Ausgaben); Briefe L.s an Hans
von Vülow, 1862-64'(Dresd. 1885; 3. Tausend
1893); Briefe von F. L. an Karl Rodbertus (Berl.
1878); Tagebuch, hg. von P. Lindau (Vresl. 1891).
- Vgl. B. Becker, Enthüllungen über das tragische
Lebensende F. L.s (Schleiz 1868); ders., Die Arbeiter-
agitation F. L.s (Braunschw. 1875); Brandes, F. L.
(Berl. 1877; 2. Aufl., Lpz. 1888); Aaberg, F. L.
(Lpz. 1883); von Plener, F. L. (ebd. 1884; Sonder-
abdruck aus der "Allgemeinen Deutschen Bio-
graphie"); Kohut, F. L. (ebd. 1889); ders., L.s
Testament (Großenhain 1889); Handwörterbuch der
Staatswissmschaften, Bd. 4 (Jena 1892), S.965 fg.
Lassan, Stadt im Kreis Greisswald des preuß.
Reg.-Bez. Stralsund, an der Peene, hat (1890)
2340 meist evang. E., Post, Telegraph, Dampfer-
verbindung mit Stettin, Usedom und Wolgast,
Vorschußverein; Möbeltischlerei, Ackerbau und
Schiffahrt. L. wurde Ende des 13. Jahrh. Stadt.
Latzberg, Ios., Freiherr von, Germanist, geb.
10. April 1770 in Donaueschingen, studierte in
Straßburg und Freiburg i. Vr., stand seit 1789 als
Forstbeamter in Diensten des Fürsten von Fürsten-
berg und wurde 1804 Landesoberforstmeister, 1806
Geheimrat der ihm sehr wohl gesonnenen Fürstin-
Regentin, eine Stellung, die er 1817 anfgab, um
sich ganz den Studien zu widmen. Zunächst lebte
er auf seinem Landsitze Eppishausen im Thurgau,
dann (seit 1838) ans dem alten Schlosse Meersburg
am Vodensee. Er starb 15. März 1855. Seine große
Bibliothek kam nach seinem Tode in die fürstl. Biblio-
thek M Donaueschingen. Sein "Liedersaal" (4 Bde.,
St. Gallen 1846) ist eine noch heute wertvolle Samm-
lung von Erzählungen und Spruchgedichten des 13.
und 14. Jahrh, und enthält im 4. Band einen Ab-
druck der in L.s Besitz befindlichen Nibelungenhand-
schrift 0. L. liebte es, sich als Schriftsteller gelegent-
lich hinter dem Scherznamen Meister Sepp von
Eppishusen zu verstecken.
Lassen, Laien, im Sachsenspiegel unfreie
Bauern; später versteht man darunter Bauern mit
nicht vererblichem Rechte an ihrem Gute. Das
lassitische Recht des Preuß. Allg. Landr. I, 21,
§§. 626 fg. ist durch die nach dem Ablösungs-
gesetz vom 2. März 1850 eingetretene Regulierung
jetzt in Eigentum verwandelt.
Lassen, Christian, der Begründer der ind. Alter-
tumswissenschaft in Deutschland, geb. 22. Okt.
1800 zu Bergen in Norwegen, studierte in Kristia-
nia, Heidelberg und Bonn, beschäftigte sich hierauf
drei Jahre lang zu London und Paris mit dem
Abschreiben und Vergleichen altind. Handschriften
und gab in Paris mit Burnouf den "^Lsai 8ur Io
rg.Ii" (Par. 1826) heraus. Bald darauf kehrte L.
nach Bonn zurück, wo er sich dem Arabischen zu-
wandte und mit der "(^0uiiii6uta.ti0 FeoZlL^liicH
athU6 liiZtorica. äs ^entapotainiI. Inäica" (Bonn
1827) promovierte. Nachdem er einige Jahre da-
selbst als Privatdocent gelehrt hatte, erhielt er 1830
eine außerordentliche, 1840 die ordentliche Professur
der altind. Sprache und Litteratur. In seinen letzten
Lebensjahren säst gänzlich erblindet, starb er 8. Mai
1876 in Bonn.
Außer der Fabelsammlung "HitoMä^a.", die er
mit A. W. von Schlegel bearbeitete (2 Tle., Bonn
1829-31), lieferte er den "(^mnoLsipliiäta, 8ivs
Inäicas püiIo8opIiiÄ6 äocunisnta" (Bd. 1, Heft 1,
ebd. 1832), eine Ausgabe von Dschajadevas "Kitk-
Aoviuäa." (ebd. 1837) und eine "^.ntlioloZia. LlM3>
critica" mit Glossar (ebd. 1838; neu bearbeitet
von Gildemeister, 1865 u. 1868). Seine "In8titu-
tion63 1inZua6 ^racriticas " (Bonn 1837) bildeten
lange die Hauptquelle für die Kunde der ältern ind.
Volksdialekte. Seine bedeutendste Arbeit ist die
"Ind. Altertumskunde" (4 Bde., Bonn 1844-62;
Vd.1,2. Aufl., Lpz. 1867; Bd. 2,2. Aufl. 1873). Die
Grundlage zu seinen Beiträgen "Zur Geschichte
der griech. und indoskythischen Könige in Baktrien,
Kabul und Indien" (Bonn 1838) bilden namentlich
neuere Münzfunde. L. führte auch zuerst die eigent-
liche Entzifferung der Keilinschriften in dem Werke
"Die altperf. Keilinschriften von Persepolis" (Bonn
1836) aus. Eine vollständige Zusammenstellung
aller bis 1845 bekannt gemachten altpers. Keilin-
schriften gab er im sechsten Bande der "Zeitschrist
für Kunde des Morgenlandes" (Bonn 1845), welche
mit den Untersuchungen Westergaards über die Keil-
inschriften zweiter Gattung auch besonders (ebd.
1845) abgedruckt erschien. Über die übrigen ältern
und neuern iran. Mundarten wie auch über das
pers. Altertum überhaupt veröffentlichte er Aufsätze
in Zeitschriften und Sammelwerken (wie z. B. in Ersch
und Grubers "Encyklopädie"), sowie den Versuch
einer kritischen Textausgabe der fünf ersten Far-
gards des "Vsnäiäaä" (Bonn 1852). In den "Bei-
trägen zur Deutung der Eugubinischen Tafeln"
(Bonn 1833) machte er die ersten glücklichen An-
fänge in der Aufhellung der alten umbrischen Sprach-
denkmäler, Für die in den vier letzten Bänden von
ihm redigierte "Zeitschrift für Kunde des Morgen-
landes" bearbeitete er unter anderm Grammatiken
von den Sprachen der Beludschen (Bd. 4) und der
Brahui (Bd. 5).
Lassen, Eduard, Komponist, geb. 13. April 1830
zu Kopenhagen, bildete sich seit 1842 auf dem Kon-
servatorium zu Brüssel unter Wtis aus. Nachdem
er sich auf Grund eines Schulpreises in Italien auf-
gehalten hatte, brachte er 1857 in Weimar seins
erste Oper "König Edgar" zur Ausführung und
wurde hier bald darauf als Musikdirektor, 1869 als
Hofkapellmeister angestellt. L. ist als Komponist