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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Latrie - Lätus
Latrie (grch.), Gottesdienst, Anbetung.
Latrmen (lat.), soviel wie Aborte ff. d.). Beson-
ders gebraucht man die Bezeichnung L. sür die den
Aborten entsprechenden Einrichtungen in militär.
Lagern. Diese L. bestehen aus einem mindestens 1 in
tiefen Graben mit steilen Rändern, über denen in
Entfernungen von 2 bis 3 Schritten Stangen kreuz-
weise eingeschlagen werden. Die Kreuzungspunkte
dienen der Sitzstange als Lager, etwas höher ist eine
Stange als Rückenlehne angebracht. Die Latrine
muh einige hundert Schritt hinter den Lagerplätzen
der Truppe angelegt werden. Der Unrat im Graben
wird mit Asche, Sand oder Erde bedeckt; bei längerm
Gebrauch wird der Graben zugeworfen und an einer
andern Stelle neu angelegt.
Latros, Gebirge in Karien, s. Latmos.
Latschn, See im Kreis Kargopol des russ. Gou-
vernements Olonez, an der Grenze des Gouverne-
ments Nowgorod, hat 365 ci^m. Ihm entströmt
nördlich die Onega (s. d.). Im S. mündet der
Swid, der dem See Wosch oder Tscharonda ent-
strömt. Letzterer steht mit der zur Wolga gehenden
Scheksna in Verbindung.
Latsche, die Verstärkung einer Mauer am Fuße
derselben. Sie kommt namentlich als Bankett im
Grundbau ff. d.) vor.
Latsche, namentlich in den Alpengegenden ge-
bräuchlicher Ausdruck für die Krummholzkiefer.
(S. Kieser, S. 323a.) Hier und da wird die Alpen-
erle (s. Erle) Laub latsche genannt. Auch der
Stechsalat heißt L. (s. Gartensalat).
Latsch enkiefernextrakt, s. Fichtennadelertrakt.
Latschenöl, ätherisches Öl, das in den bayr. Al-
pen und Tirol durch Destillation der jungen Zweige
von Krummholzkiefern (?inu8 montana HM.) mit
Wasser gewonnen und seines angenehmen Geruches
wegen als Duftmittel verwendet wird. Es besteht
im wesentlichen aus den Terpenen des Terpentinöls.
Latte, ein schwaches Bauholz von rechteckigem
Querschnitt. >M. 6, S.662a).
Latteibrett, soviel wie Fensterbrett ff. Fenster,
Lattenarrest, eine im preuß. Heere bis 1832
für gemeine Soldaten zulässige schwere Arreststrafe,
welche seit 1. Nov. 1832 nur gegen Festungssträflinge
verhängt werden durfte und seit 1. Okt. 1872 auch
für diese aufgehoben worden ist. Das Arrestlokal
war mit scharfkantigen Latten aus hartem Holz be-
naaelt und hatte keine Lagerstätte.
Lattenbrücke, eine hölzerne Gitterbrücke, bei
der die einzelnen Gitterglieder durch Latten ge-
bildet werden.
Lattenüberschlag, beim topogr. Aufnehmen
mit Meßtisch und Kippregel diejenige Art des
Stationierens, bei der der Aufstellungspunkt des
Meßtisches auf der Meßtischplatte dadurch bestimmt
wird, daß man den Tisch nach der Bussole orien-
tiert, die Meßlatte (s. d.) auf einem bereits vorher
bestimmten, aus der Platte aufgetragenen und
höchstens 600 m entfernten Punkt aufstellt und auf
dem Meßtisch über den Bildpunkt des Aufstellungs-
ortes der Meßlatte nach dieser hin eine Visierlinie
nach rückwärts auszieht. Trägt man nun das Maß
der an der Meßlatte abgelesenen Entfernung von
jenem Vildpunkte aus auf der Visierlinie ab, so
ist der hierdurch gewonnene Punkt der gesuchte
Stationspunkt. Dieses Verfahren findet vielfach
Anwendung in unübersichtlichem Gelände (Wald,
tiefen Einschnitten u. s. w.), wo eine Orientierung
nach mehrern Festpunkten nicht möglich ist. Die er-
langten Ergebnisse müssen jedoch, namentlich wenn
mehrere L. aneinander gereiht werden, bei jeder sich
bietenden Gelegenheit geprüft und berichtigt werden,
um größere Fehler zu vermeiden. In Österreich nennt
man das Verfahren "Vorgehen nach Springständen".
I"2.tter-v2.^-32.int" (engl., spr. lätter deh
ßehnts, d. i. Heilige des Jüngsten Tages), soviel wie
Mormonen ff. d.).
Lattich, Pflanzengattung, s. I^cwca.
Latticheule, Schmetterling, s. Eulen.
Lattichftiege, s. Gartensalat.
Lattierbaum, die in Ketten oder Nuten beweg-
liche, meist in Holz gebildete Trennung zwischen
zwei Ständen des Pfcrdcstalles. Die Höhe muh
mehr als die halbe Höhe des Pferdes, also bei mittel-
großen Pferden 0,94 m betragen.
Lattmann, Julius, Pädagog, geb. 4. März
1818 in Goslar, studierte 1837-41 in Göttingen
Tbeologie, dann, nachdem er zwei Jahre als Haus-
lehrer gewirkt hatte, Philologie. Seit 1846 war
er Lehrer am Gymnasium zu Göttingen, seit 1870
Direktor des Gymnasiums zu Clausthal; 1890 trat
er in den Ruhestand; er lebt in Göttingen. L.
schrieb: "Über die Frage der Konzentration" (Gott.
1860); im Verein mit H. D. Müller: "Griech.
Grammatik für Gymnasien auf Grundlage der ver-
gleichenden Sprachforschung". Tl.1: "Formenlehre"
(ebd. 1863; 5. verkürzte Aufl., ebd. 1893); ferner
"Lat. Schulgrammatik" (ebd. 1864; 3. vollständigere
Aufl., ebd. 1872; 7. Aufl. u. d. T. "Kurzgefaßte
lat. Grammatik", ebd. 1892). An die Grammatiken
schließen sich zahlreiche Lehrbücher, die einerseits den
altgeschichtlichen Unterricht ersetzen, andererseits als
Unterlage für den induktiven Grammatitunterricht
dienen sollen. Die dabei zu befolgende Methode
wird begründet in den Schriften "Die Kombina-
tion der methodischen Principien in dem lat. Unter-
richt" (Claustd. 1882; 2. Aufl., Gott. 1888) und
"Über die Einfügung der induktiven Unterrichts-
methode in den lat. Elementarunterricht" (Gott.
1886) und in Aufsätzen in pädagogischen Zeitschrif-
ten. Auch an den Streitigkeiten über Schulreform
beteiligte er sich in mehrcrn Schriften.
Lattun (La tun, span. laton), soviel wie Mes-
sing ff. d.).
Latuami, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 525 d).
Latude (spr. -tühd), Claire Josephe Hippolyte
Legris de, franz. Schauspielerin, s. Clairon.
Latun, s. Lattun.
Latus (lat.), Seite; in fortlaufenden Rechnungen
die Summe einer Seite, welche dann auf die andere
Seite übertragen (transportiert) wird. Die Ermitte-
lung der Summe und das Übertragen derselben be-
zeichnet man daher auch als Latericren. I^w8
per 86, der Betrag einer einzelnen Seite; I^tu8
rscwni, s. Parameter.
Lätus, Julius Pomponius oder ital. Giulio Pom-
ponio Leto, ital. Humanist, geb. 1425 zu Salcrno
als Bastard des Fürsten, erhielt 1457 nach dem Tode
seines Lehrers L. Valla dessen Lehrstuhl zu Rom, den
er mit kurzer Unterbrechung bis zu seinem Tode,
9< Juni 1498, mit großem Ruhme behauptete. L.
war von schwärmerischer Begeisterung für das ro'm.
Altertum erfüllt, dessen Erforschung in epigraphischer
und antiquarischer Hinsicht er als Oberhaupt einer
freien Akademie mit einer der priestcrlichen Rang-
ordnung nachgeahmten Gliederung seine Thätigkeit
weihte. Litterarisch trat er wenig hervor; ungleich
bedeutender war er als Lehrer.