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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lauenburg (Herzogtum)
geb. 2. Febr. 1717 zu Tootzen in Livland, trat 1732
als Kadett in russ. Dienste, wohnte dem Polnischen
Thronfolge- sowie dem Türkenkriege unter der Kai-
serin Anna bei und nahm unter Münnich an der Be-
lagerung von Danzig 1734 und an der Eroberung
von Asow, Oczakow und Chotin teil. Nach dem
Frieden 1739 als Oberlieutenant verabschiedet, bot
er Friedrich II. seine Dienste an, wurde aber zurück-
gewiesen. L. ging nun nach Wien, wo er Dez. 1744
Hauptmann in dem Pandurenkorps des Partei-
gängers Trenck wurde. Mit diesem machte er den
Feldzuß in Bayern und am Rhein mit. Er focht
dann m dem zweiten Schlesischen Kriege gegen
Friedrich II., schied aber bald wegen der von Trenck
verübten Greuel aus dem Dienste und lebte nun
in Wien, bis seine Freunde ihm 1746 eine Ma-
jorsstelle im Liccaner Grenzregiment verschafften.
In der zum Karlstädter Generalat gehörigen Ort-
schaft Vuni<5 verlebte er 10 Jahre, bis beim Aus-
bruch des Siebenjährigen Krieges eine neue Thätig-
keit für ihn begann. Für den Überfall von .Hirschberg
wurde er 20. Febr. 1757 Oberst, wenige Monate
darauf Generalmajor. In der Prager Schlacht
1757 und besonders bei Verfolgung der Preußen
nach der Schlacht bei Kolin bewies er große Ge-
schicklichkeit. Hierauf unter den Prinzen von Hild-
burghausen gestellt, der die Reichsarmee befehligte,
muhte er den Überfall in Gotha und die Niederlage
bei Rohbach mit erleben. Am 30. Juni 1758 er-
beutete er bei Domstadtl einen großen preuß. Wagen-
park, wofür er zum Feldmarschalllieutenant beför-
dert wurde; nach dem Überfall bei Hochkirch (14. Okt.)
that er sich bei der Verfolgung hervor. Auch ent-
schied er allein 1759 durch sein Eingreifen im recht-
zeitigen Moment den Sieg bei Kunersdorf und er-
hielt nunmehr, zum Feldzeugmeister ernannt, ein
eigenes Korps von 30000 Mann. Mit diesem ge-
wann er gegen Fouque' 23. Juni 1760 die Schlacht
bei Landeshut in Schlesien; auch erstürmte er Glatz
und berannte, jedoch vergeblich, Breslau. In der
Schlacht bei öiegnitz 15. Aug. wurde er von
Friedrich II. geschlagen. Dagegen nahm er 1. Okt.
1761 Schweidnitz durch einen kühnen Handstreich.
Die Friedensjahre waren für L., da seine Gegner
Daun und nach ihm Lascy an der Spitze des Hof-
kriegsrats standen, so wenig erfreulich, daß er mit
Sachsen Unterhandlungen anknüpfte, um in dessen
Dienste überzutreten. Beim Ausbruch des Bayri-
schen Erbfolgekrieges erhielt er, zum Feldmarschall
erhoben, den Oberbefehl über eine Armee an der
sächs. Grenze gegen Prinz Heinrich von Preußen,
dessen Eindringen in Böhmen er nicht zu hindern
wußte. Nach dem Frieden zu Teschen (1779) lebte
er wissenschaftlichen Beschäftigungen, bis Joseph II.
ihm im Türkenkriege Juli 1789 den Oberbefehl
übertrug. Er eroberte Belgrad 8. Okt., mußte aber
wegen der vorgerückten Jahreszeit den Feldzug ab-
brechen. Als 1790 gegen Preußen ein österr. Heer
in Mähren aufgestellt wurde, trat er an dessen Spitze.
Der Tod überraschte ihn 14. Juli 1790 im Haupt-
quartier zu Neutitschein in Mähren. Seinen Namen
erhielt 1888 das österr. Infanterieregiment Nr. 29.
- Vgl. W. von Ianko, Das Leben des k. k. Feld-
marschalls Gideon Ernst Freiherrn von L. (Wien
1869); Vuchberger, Briefe L.s an den Hofkriegsrat
von Hochstätter 1757-69 (Bd. 48 des "Archivs für
osterr. Geschichte", ebd. 1872).
Lauenburg. 1)HerzogtumL., Kreis im preuß.
Reg.-Vez. Schleswig, hat 1182,56 ykui und (1890)
48874 (24734 männl., 24140 weibl.) E., 3 Städte,
135 Landgemeinden und 41 Gutsbezirke. Sitz des
Landratsamtes ist St. Georgsberg bei Ratzeburg. L.
war ein früher mit Holstein als deutsches Bundes-
land zu Dänemark gehöriges, seit 1865 aber in
Personalunion mit Preußen vereinigtes Herzogtum,
ist seit dem 1. Juli 1876 als Kreis Herzogtum
L. der preuß. Provinz Schleswig-Holstein einver-
leibt. Das Land ist fruchtbar und waldreich und
besitzt zahlreiche Landseen. Unter den Waldungen
ist besonders der Sachsenwald (s. d.), unter den
Landseen der Ratzeburger- und der Schallsee her-
vorzuheben. Die bedeutendsten Gewässer sind die
Delvenau, welche bei L. in die Elbe, und die Steck-
nitz, die unweit Lübeck in die Trave mündet. Beide
wurden schon 1392 durch den Stecknitzkanal (s. d.)
verbunden. Ackerbau und Viehzucht sind die Haupt-
erwerbszweige. L. hat 22 adlige Güter, worunter
die dem Fürsten Bismarck gehörige Fideikonnniß-
herrschaft Schwarzenbek mit dem Herrenhaus Fried-
richsruh (s. d.). Als Wappen führt L. einen silbernen
Pferdekopf im roten Felde in schwarz-weißer Ein-
fassung. Vier lübeckische und zwei mecklenb. - stre-
litzische Enklaven liegen innerhalb des Kreises.
Geschichte. L., der alte Wohnsitz der Polaben
(s. d.), ist die letzte slaw^ Eroberung Karls d. Gr.
(804). Nach und nach mit Sachsen, Flämingern u. a.
besiedelt, teilte das Land anfangs die Geschichte des
Polabenlandes, bis ein Teil, die Grasschaft Ratze-
burg, 1143 als sächs. Afterlehn an Heinrich von
Badewide gegeben ward. Das übrige blieb bei dem
Herzogtum Sachsen; Herzog Heinrich der Löwe stif-
tete 1154 das Bistum Natzeburg. Nach der Demü-
tigung Heinricks kam das Herzogtum Sachsen an
Bernhard von Anhalt, der 1181 die Feste L. an der
Elbe erbaute. Nach dem Aussterben des Badewider
Geschlechts unterwarf König Waldemar II. von
Dänemark das ganze Polabenland. Erst nach der
Schlacht bei Bornhöved (1227) gelangte Bernhards
Sohn, Albert I., wieder in den Besitz der L. und
zog die Grafschaft Ratzeburg als erledigtes Lehn ein.
Nach Alberts Tode (1260) erhielt dessen älterer
Sohn Johann diese und einige andere niedersächs.
Gebiete, insbesondere das Land Hadeln jenseit der
Elbe. Seine Nachkommen regierten in Sachsen-
Lauenburg bis 1689, während die obersächs. Gebiete
(Sachsen-Wittenberg) der jüngern Linie zufielen und
das Bistum Ratzeburg zur Reichsunmittelbarkeit
gelangte. Unter den Teilungen, die im 14. Jahrh,
erfolgten, ging in dem Kurstreite der ältern Linie die
Kurstimme verloren; trotz Wiedervereinigung durch
Erich IV. (1401) kam das Amt Vergedorf an die
Hansestädte (1420). Nachdem 1585 eine luth. Kirchen-
ordnung durchgeführt war, erfolgte zu gleicher Zeit
die Herstellung der Landesverfassung durch Abschluß
der Union der Ritterschaft. Mit Julius Franz er-
losch 1689 das askanische Haus, und Herzog Georg
Wilhelm von Vraunschweig-Lüneburg wußte sich in
den Besitz des Landes zu setzen und nach und nach
durch Entschädigung die Anerkennung seiner Mit-
bewerber zu erlangen. Während des Erbfolgestreites
sicherten die Stände ihre Rechte durch den Landes-
receß vom 15. Sept. 1702. Nach Georg Wilhelms
Tode, 1705, fiel L. an dessen Neffen Georg I., Kur-
fürsten von Hannover und fpäter König von Eng-
land. Seitdem teilte das Land die Schicksale Han-
novers, wurde 1806 von den Franzosen besetzt und
1810 dem Departement der Elbmündungen einver-
leibt. Nach der Schlacht bei Leipzig 1813 kam L.