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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lavalette - Lavater (Joh. Kasp.)
Quarantanehasen, breite, lavagepflasterte Straßen
und an den Quais schöne Prachtgebäude. Wichtige
Bauwerke sind: der ehemalige Palast des Groß-
meisters, jetzt Residenz des brit. Gouverneurs, der
Palast der sieben Zungen (Provinzen des ehemali-
gen Ordens), die Hauptkirche zu St. Johann und
das SeeZeughaus. Ferner bestehen: die Universität,
Sternwarte, Bibliothek (100 000 Bände), das Flo-
riana- und das Militärhospital, Theater und dotan.
Garten. L. ist Hauptquartier der brit. Mittelmeer-
flotte und Sitz eines deutschen Konsuls.
Lavalette (spr. -walM), Marie Chamans, Graf,
Oeneralpostdirektor unter Napoleon I., geb. 1769
zu Paris, widmete sich erst dem geistlichen Stande,
dann dem Rechtsstudium. Er beteiligte sich an der
Revolution, trat als Freiwilliger in die Armee,
wurde nach der Schlacht von Arcolc Adjutant Bona-
partes und vermählte sich mit Emilie Louise Veau-
harnais, der Nichte Iosephinens. L. begleitete Bona-
parte nach Ägypten und wurde von ihm 1800 an die
Spitze des PostWesens gestellt und nach Gründung
des Kaiserreichs zum Generalpostdirektor und Gra-
fen erhoben. Mit der Restauration von 1814 mußte
er sein Amt abgeben. Als Ludwig XVIII. 20. März
1815 Paris verlassen mußte, übernahm L. im Namen
Napoleons die Postverwaltung wieder. Nach der
Rückkehr der Vourbons wurde L. 1815 wegen
Hochverrats zum Tode verurteilt. Seine Gemahlin
wirkte sich die Erlaubnis aus, ihn am Vorabend
vor seiner Hinrichtung (23. Dez.) zu besuchen, wech-
selte mit L. die Kleider und blieb zurück, während L.
entkam. Drei Engländer (s. Hutchinson, John Hely-)
beförderten ihn über die Grenze nach Mons, von
wo er nach München ging. Seine Freunde wurden
in einen langen Prozeß verwickelt; die Gemahlin
L.s muhte längere Zeit im Gefängnis bleiben, ver-
fiel in Geisteszerrüttung und starb 18. Juni 1855.
1822 begnadigte Ludwig XVIII. den Flüchtling und
gab ihm die Erlaubnis zur Rückkehr nach Frank-
reich. L. starb 15. Febr. 1830 in Paris. Seine
"Nönioir68 ot 80uv6iiir8" (2 Bde., Par. 1831)
wurden von seiner Familie herausgegeben.
Lavalette (spr. -waNt), Nichaült de, franz.
Schriftstellerin, s. Gay, Sophie.
Lavalliere (spr. -walliähr), Louise Francoise de
Labaume Leblanc, Herzogin de, Geliebte Lud-
wigs XIV., geb. 7. Aug. 1644 zu Tours, wurde
Ehrendame der Herzogin Henriette Anna von Or-
leans. Ungeachtet sie keine große Schönheit war,
ja ein wenig hinkte, bezauberte sie doch durch An-
mut und liebenswürdiges Wesen und wurde 1661
die Geliebte des Königs. Sie gebar ihm vier
Kinder, von denen eine Tochter, Marie Anne von
Bourbon, Mademoiselle de Blois, geb. 1666, und
der Gras von Vermandois, geb. 1667, am Leben
dlieben. Ludwig XIV. erhob 1667 zu ihren Gun-
sten das Landgut Vaujour und die Baronie St.
Christopble zum Herzogtum und zur Pairie. Als
Ludwig XIV. der Montespan seine Gunst zuwandte,
entfernte sich die L. 1674 vom Hofe und trat in
das Kloster der Karmeliterinnen zu Paris, nahm
als Louise de la Misericorde 1675 den Schleier und
starb 6. Juni 1710. Sie gilt als Verfasserin der
"1^6Ü"xi0H8 8U1' 1a mi86i-ioorä6 ä6 D16U" (Par.
1680 u. ö.; neue Aufl., ebd. 1860). - Vgl. N6-
moii'68 ä6 NaäHM6 1a äucli6836 äe 1^. (2 Bde.,
Par. 1829); Lair, I^ouigs äs 1^. 6t Ia^6uu6886 äs
I.0ui8 XIV (ebd. 1881; 2. Aufl. 1882): Duclos,
Nkäeinoiäeiie äe 1^. 6t Nari^Iköl^t; ä'^utii^lio
(2 Bde., 4. Aufl. 1890). Ihr Leben beschrieben
außerdem Ouatremöre de Roifsy (Par. 1823), Ca-
pcfigue (1859), Houffaye (1860) und Duclos (1869).
Lavals Separator, Buttermaschine, s. Butter
(Bd. 3, S. 798 d).
I.2.VÄ.NHÜI2. ^., Lavendel, Pstanzengattung
aus der Familie der Labiaten (s. d.) mit gegen
20 sämtlich den Mittelmeerländern angehörenden
Arten. Es sind meist Halbsträucher, deren Vlüten-
quirle in Ähren vereinigt sind. Alle besitzen einen
starken, durchdringenden, aber angenehm-aroma-
tischen Geruch, der von reichem Gehalt an ätheri-
schem Ol herrührt. Mehrere Arten sind deshalb
offizinellgeworden. So der gemeine oder schmal-
blätterigeLavendel oder dieSpike^.Zpica^.,
ailj^tilolia. A/i,Vz. oder vera ^)d), auch deutsche
Narde genannt, auf steinigen Bergen und Hügeln
in Südeuropa einheimisch, der bei uns allgemein
kultiviert wird. Von dieser angenehm gewürzhaft rie-
chenden und gewürzhaft-bitter schmeckenden Pflanze
sind die länglich-linealen oder schmal-lanzettförmi-
gen Blätter und noch mehr die Blütenähren als
^1or68 I^vHQäuia.6 offizinell. Die Blüten dienen
ferner als Räucherungsmittel, als Mittel gegen
Motten und zur Bereitung von Lavendelöl (s. d.)
und Lavendelspiritus (s. d.). Aus dem^brcitblä'tte-
rigen Lavendel (1^. latilolia A/i?Vi., Südcuropa)
gewinnt man eine geringere Sorte Lavendelöl.
Ferner ist zu erwähnen der griech. oder arab. Laven-
del (1^. 8t06cd5l8 ^., Südeuropa und Nordafrika),
der einen stärkern Geruch als die beiden vorigen
hat, aber sonst ähnlich verwendet wird.
Lavant, linker Nebenfluß der Dräu; sie ent-
springt am Zirbitzkogel (2397 m) aus dem Lavant-
see, tritt oberhalb Rcichenfels nach Kärnten über und
mündet bei Lavamünd. Das Lav ant th a l (60km),
zwischen Sau-Alpe (2081 m) und Kor-Alpe (2136 ui),
eins der schönsten des Alpengebietes, gilt wegen
seiner Fruchtbarkeit und großen Industrie und Berg-
werke als der reichste Teil des Landes. Hauptorte
sind Wolfsbcrg (4255 E.), St. Paul (970 E.) und
St. Leonhard (3696 E.) sowie der Badeort Preblau.
Lavantthaler Alpen, s. Ostalpen.
I"a.v2.rot (spr. -wareh), franz. Benennung des
Blaufelchen (s. d.).
Lavater, Joh. Kasp., Schriftsteller, geb. 15. Nov.
1741 zu Zürich, wo sein Vater Arzt war, erhielt seine
Vorbildung auf dem Akademischen Gymnasium
seiner Vaterstadt und studierte 1759 - 62 daselbst
Theologie. Mit Heinrich Füßli klagte er den Land-
vogt Grebel, dessen Bedrückungen und Ungerechtig-
keiten zu rügen niemand gewagt hatte, 1762 bei der
Negierung an; trotzdem sie durchdrangen, verlieh L.
doch, um nun den möglichen Folgen des Aufsehen
erregenden Schrittes zu entgehen, für einige Zeit
die Heimat und reiste mit Füßli 1763 über Üeipzig
nach Berlin und dann zu dem Propst Spalding nach
Barth in Schwedisch-Pommern. Nach seiner Rück-
kehr in die Vaterstadt 1764 machte er sich zuerst durch
feine trefflichen "Schweizerlieder" (Bern 1764; neue
Aufl. 1789) bekannt, denen die schwärmerisch-ascc-
tischcn "Aussichten in die Ewigkeit" (3 Bde., Zür.
1768-73; 3. Aufl., 4 Bde., 1777-78) folgten. Er
wurde 1769 Diakonus, 1775 Pfarrer an der Waisen-
hauskirche zu Zürich, 1778 Diakonus an der dortigen
Peterskirche und, nachdem er einen Ruf nach Bremen
abgelehnt hatte, 1786 Pfarrer an derselben Kirche.
Wegen seines freimütigen Auftretens gegen die
franz/Usurpation wurde er im Mai nach Basel