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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leber (in der Chemie) – Leberechinococcus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leber'

und dem Gallengangsystem. Dazwischen findet sich vielfältig Bindegewebe. Die Gallengänge bilden in der Leberpforte einen einzigen Stamm, den Lebergallengang (ductus hepaticus, s. Taf. II, 7), welcher seitlich eine blasenförmige Ausstülpung trägt, die am Leberrand etwas vorstehende Gallenblase (vesica fellea, s. Taf. I, 8 und II, 5), die durch einen kurzen Kanal, den Gallenblasengang (ductus cysticus, s. Taf. II, 6), mit ihm in offener Verbindung steht. Die Gallenblase dient als Reservoir der Galle (s. d.). Durch die Vereinigung des Lebergallen- und des Gallenblasengangs entsteht der federkieldicke gemeinschaftliche Gallengang (ductus choledochus, s. Taf. I, 9), der in den Zwölffingerdarm ausmündet und während der Verdauung die angesammelte Galle in diesen ergießt.

Die Bedeutung der L. für den tierischen Haushalt ist sehr groß, was schon daraus hervorgeht, daß sie sich bei den Embryonen der Wirbeltiere sehr früh bildet und bei denen der Säugetiere das Blut des Mutterkuchens, bei den Eijungen der Vögel und Reptilien das des Dottersacks aufnimmt. Geht die L. durch Krankheit zu Grunde, so ist das Leben vernichtet. Im einzelnen ist ihre Thätigkeit noch nicht völlig aufgeklärt, doch scheint so viel festzustehen, daß die Gallenbereitung mit einer Neubilduug von Blut, überhaupt mit einer Verarbeitung der verdauten und aufgesogenen Eiweißstoffe einhergeht. Ein Produkt dieses Prozesses ist eine der L. eigentümliche Substanz, das Glykogen (s. d.), die einzige derartige, welche man bis jetzt im Tierkörper anfgefunden hat. Bei einer Eiweiß- oder Fettkost ist der Glykogengehalt der L. sehr gering, nach mehrtägigem Hungern gleich Null, wogegen eine stärkemehl- oder zuckerreiche Nahrung eine beträchtliche Aufspeicherung von Glykogen in der L. hervorruft. Unter normalen Verbältnissen wird während des Lebens das Glykogen in der L. nur in sehr geringen Mengen in Traubenzucker verwandelt; in größerm Maßstabe geschieht dies erst bei erheblichen Cirkulationsstörungen in der L. sowie nach der Verletzung einer ganz bestimmten Stelle am Boden der vierten Hirnhöhle (Zuckerstich oder Piqüre), nach welcher es zu einer so reichlichen Zuckerbildung in der L. kommt, daß der Zucker in das Blut übertritt und durch die Nieren ausgeschieden wird. (S. Diabetes.) Auch scheint in der L. ein massenhafter Untergang unbrauchbar gewordener roter Blutkörperchen stattzufinden, da sich Reste ihrer Bestandteile im Gallenfarbstoff nacbweisen lassen. Über die Bedeutung des Lebersekrets, der Galle, für die Verdauung s. Galle und Verdauung. Über die Krankheiten der L. s. Leberkrankheiten.

Leber, in der Chemie, s. Hepar.

Leberabsceß, s. Leberentzündung 3.

Leberaloë, Drogue, s. Aloe.

Leberanschoppung, Blutüberfüllung oder Hyperämie der Leber, die übermäßige Anhäufung von Blut in den Blutgefäßen der Leber und die hierdurch bedingte Anschwellung und Vergrößerung der letztern, kommt entweder durch verstärkten Zufluß (Kongestion, Wallung) oder durch gehinderten Abfluß (Stauung) des Blutes zustande, und wird am häufigsten bei unmäßiger und sitzender Lebensweise, bei übermäßigem Genuß alkoholischer Getränke, bei Infektion des Blutes mit Malaria sowie im Verlauf mancher Herz- und Lungenkrankheiten beobachtet, bei welchen der Abfluß des Blutes aus der untern Hohlader und den Lebervenen erschwert ist. Geringere Grade der L. pflegen svmptomlos zu verlaufen; erheblichere Grade der Krankheit geben sich durch ein unangenehmes Gefühl von Druck und Spannung im rechten Hypochondrium, durch Verdauungsbeschwerden, unregelmäßigen Stuhlgang, Hämorrhoiden u. dgl. sowie durch eine mehr oder minder beträchtliche, objektiv nachweisbare Vergrößerung der Leber zu erkennen. Bei chronischer Stauungshyperämie der Leber kommt es bisweilen unter allmählichem Untergang der Leberzellen zu einer auffallenden Massenzunahme des Bindegewebes, wodurch die Leber ein eigentümliches marmoriertes Aussehen (sog. Muskatnußleber) annimmt. Die Behandlung der L. besteht in einer zweckmäßigen Änderung der Lebensweise, milder, reizloser Diät, regelmäßiger Körperbewegung, milden Abführungsmitteln und zeitweiligen örtlichen Blutentziehungen; gegen chronische Leberhyperämie erweisen sich Brunnenkuren in Karlsbad, Marienbad, Kissingen und Homburg sowie zeitweilige Molken- und Traubenkuren nützlich. Liegen der L. chronische Lungen- oder Herzkrankheiten zu Grunde, so müssen diese natürlich entsprechend behandelt werden.

Leberarterie, s. Leber (S. 1b).

Leberatrophie, akute gelbe, eigentümliche Form der Leberentzündung (s. d. 5); rote oder braune L., eine Folge allgemeiner Abmagerung (s. Leberkrankheiten).

Leberau, franz. Lièpvre, Stadt im Kanton Markirch, Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, in den Vogesen, an der Leber und der Nebenlinie Schlettstadt-Markirch der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen, hat (1890) 2460 E., darunter 72 Evangelische, Post, Telegraph, ein ehemaliges Benediktinerkloster und Weberei.

Leberblende, soviel wie Schalenblende, s. Blende.

Leberblümchen, s. Hepatica.

Lebercarcinom, soviel wie Leberkrebs (s. d.).

Lebercirrhose, chronische Leberkrankhett, s. Leberentzündnng 2.

Leberechinococcus, Echinokokkenkrankheit oder Hydatidengeschwulst der Leber (Echinococcus hapatis), eigentümliche Leberkrankheit verschiedener Haustiere, besonders Wiederkäuer, und des Menschen, die sich durch das Vorhandensein von oft sehr zahlreichen erbsen- bis kinderkopfgroßen dickwandigen Blasen (Hydatiden oder Echinokokken) mit wässerigem Inhalt in der Lebersubstanz zu erkennen giebt. Die Blasen sind die Finnen der Tacnia echonococcus von Sieb. des Hundes (s. Bandwürmer, Bd. 2, S. 364a) und sind zum Teil auf ihrer Innenwand mit Brutkapseln versehen, die die Ammen des spätern Bandwurms enthalten. Sie finden sich außer der Leber auch in den Lungen, im Herz, Milz, Nieren, in seltenen Fällen auch in den Knochen und im Fleische. Der Hund steckt sich durch Verzehren solcher ammentragenden Echinokokken an und durch Übertragen der Bandwurmeier durch den Hund (z. B. durch Belecken) kann wieder der Mensch die Finne empfangen. Der L. ist immer gefährlich, da er nicht nur Entzündung und teilweise Zerstörung des Lebergewebes, Bauchfellentzündung und chronisches Siechtum, sondern auch durch plötzliche Ruptur den Tod zur Folge haben kann. Alle innern Mittel haben sich gegen die Krankheit nutzlos erwiesen, dagegen gelingt es häufig auf operativem Wege (Ätzung, Punktion, Incision) die Echinokokkenblasen zu entleeren und damit zur Verödung zu bringen. Nicht selten sterben sie auch von selbst ab

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.