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Leber (in der Chemie) – Leberechinococcus
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leber'
und dem Gallengangsystem. Dazwischen findet sich vielfältig Bindegewebe. Die Gallengänge
bilden in der Leberpforte einen einzigen Stamm, den
Lebergallengang
(ductus hepaticus, s. Taf. II, 7), welcher seitlich
eine blasenförmige Ausstülpung trägt, die am Leberrand etwas vorstehende
Gallenblase
(vesica fellea, s. Taf. I, 8 und II, 5), die durch einen
kurzen Kanal, den Gallenblasengang
(ductus cysticus, s. Taf. II, 6), mit ihm in offener
Verbindung steht. Die Gallenblase dient als Reservoir der
Galle (s. d.).
Durch die Vereinigung des Lebergallen- und des Gallenblasengangs entsteht der federkieldicke
gemeinschaftliche Gallengang
(ductus choledochus, s. Taf. I, 9), der in den
Zwölffingerdarm ausmündet und während der Verdauung die angesammelte Galle in diesen ergießt.
Die Bedeutung der L. für den tierischen Haushalt ist sehr
groß, was schon daraus hervorgeht, daß sie sich bei den Embryonen der Wirbeltiere sehr früh
bildet und bei denen der Säugetiere das Blut des Mutterkuchens, bei den Eijungen der Vögel
und Reptilien das des Dottersacks aufnimmt. Geht die L. durch Krankheit zu Grunde, so ist das
Leben vernichtet. Im einzelnen ist ihre Thätigkeit noch nicht völlig aufgeklärt, doch scheint
so viel festzustehen, daß die Gallenbereitung mit einer Neubilduug von Blut, überhaupt mit
einer Verarbeitung der verdauten und aufgesogenen Eiweißstoffe einhergeht. Ein Produkt dieses
Prozesses ist eine der L. eigentümliche Substanz, das Glykogen (s. d.),
die einzige derartige, welche man bis jetzt im Tierkörper anfgefunden hat. Bei einer
Eiweiß- oder Fettkost ist der Glykogengehalt der L. sehr gering, nach mehrtägigem Hungern
gleich Null, wogegen eine stärkemehl- oder zuckerreiche Nahrung eine beträchtliche
Aufspeicherung von Glykogen in der L. hervorruft. Unter normalen Verbältnissen wird während
des Lebens das Glykogen in der L. nur in sehr geringen Mengen in Traubenzucker verwandelt;
in größerm Maßstabe geschieht dies erst bei erheblichen Cirkulationsstörungen in der L.
sowie nach der Verletzung einer ganz bestimmten Stelle am Boden der vierten Hirnhöhle
(Zuckerstich oder
Piqüre), nach welcher es zu einer so reichlichen
Zuckerbildung in der L. kommt, daß der Zucker in das Blut übertritt und durch die Nieren
ausgeschieden wird. (S. Diabetes.) Auch scheint in der L. ein massenhafter
Untergang unbrauchbar gewordener roter Blutkörperchen stattzufinden, da sich Reste ihrer
Bestandteile im Gallenfarbstoff nacbweisen lassen. Über die Bedeutung des Lebersekrets,
der Galle, für die Verdauung s. Galle und Verdauung.
Über die Krankheiten der L. s. Leberkrankheiten.
Leber, in der Chemie, s. Hepar.
Leberaloë, Drogue, s. Aloe.
Leberanschoppung, Blutüberfüllung
oder Hyperämie der Leber, die übermäßige Anhäufung
von Blut in den Blutgefäßen der Leber und die hierdurch bedingte Anschwellung und Vergrößerung
der letztern, kommt entweder durch verstärkten Zufluß (Kongestion, Wallung) oder durch
gehinderten Abfluß (Stauung) des Blutes zustande, und wird am häufigsten bei unmäßiger und
sitzender Lebensweise, bei übermäßigem Genuß alkoholischer Getränke, bei Infektion des Blutes
mit Malaria sowie im Verlauf mancher Herz- und Lungenkrankheiten beobachtet, bei welchen der
Abfluß des Blutes aus der untern Hohlader und den Lebervenen erschwert ist. Geringere Grade
der L. pflegen svmptomlos zu verlaufen; erheblichere Grade der Krankheit geben sich durch ein
unangenehmes Gefühl von Druck und Spannung im rechten Hypochondrium, durch
Verdauungsbeschwerden, unregelmäßigen Stuhlgang, Hämorrhoiden u. dgl. sowie durch eine mehr
oder minder beträchtliche, objektiv nachweisbare Vergrößerung der Leber zu erkennen.
Bei chronischer Stauungshyperämie der Leber kommt es bisweilen unter allmählichem Untergang
der Leberzellen zu einer auffallenden Massenzunahme des Bindegewebes, wodurch die Leber
ein eigentümliches marmoriertes Aussehen (sog.
Muskatnußleber) annimmt. Die Behandlung der L. besteht
in einer zweckmäßigen Änderung der Lebensweise, milder, reizloser Diät, regelmäßiger
Körperbewegung, milden Abführungsmitteln und zeitweiligen örtlichen Blutentziehungen;
gegen chronische Leberhyperämie erweisen sich Brunnenkuren in Karlsbad, Marienbad,
Kissingen und Homburg sowie zeitweilige Molken- und Traubenkuren nützlich. Liegen der L.
chronische Lungen- oder Herzkrankheiten zu Grunde, so müssen diese natürlich entsprechend
behandelt werden.
Leberarterie, s. Leber (S. 1b).
Leberatrophie, akute gelbe,
eigentümliche Form der Leberentzündung (s. d. 5);
rote oder braune L.,
eine Folge allgemeiner Abmagerung (s. Leberkrankheiten).
Leberau, franz. Lièpvre,
Stadt im Kanton Markirch, Kreis Rappoltsweiler des Bezirks Oberelsaß, in den Vogesen,
an der Leber und der Nebenlinie Schlettstadt-Markirch der Elsaß-Lothr. Eisenbahnen,
hat (1890) 2460 E., darunter 72 Evangelische, Post, Telegraph, ein ehemaliges
Benediktinerkloster und Weberei.
Leberblende, soviel wie Schalenblende, s. Blende.
Leberechinococcus,
Echinokokkenkrankheit oder
Hydatidengeschwulst der Leber
(Echinococcus hapatis), eigentümliche Leberkrankheit
verschiedener Haustiere, besonders Wiederkäuer, und des Menschen, die sich durch das
Vorhandensein von oft sehr zahlreichen erbsen- bis kinderkopfgroßen dickwandigen Blasen
(Hydatiden oder Echinokokken) mit wässerigem Inhalt in der Lebersubstanz zu erkennen giebt.
Die Blasen sind die Finnen der
Tacnia echonococcus
von Sieb. des Hundes
(s. Bandwürmer, Bd. 2, S. 364a) und sind zum Teil auf ihrer Innenwand
mit Brutkapseln versehen, die die Ammen des spätern Bandwurms enthalten. Sie finden sich außer
der Leber auch in den Lungen, im Herz, Milz, Nieren, in seltenen Fällen auch in den Knochen
und im Fleische. Der Hund steckt sich durch Verzehren solcher ammentragenden Echinokokken an
und durch Übertragen der Bandwurmeier durch den Hund (z. B. durch Belecken) kann wieder der
Mensch die Finne empfangen. Der L. ist immer gefährlich, da er nicht nur Entzündung und
teilweise Zerstörung des Lebergewebes, Bauchfellentzündung und chronisches Siechtum,
sondern auch durch plötzliche Ruptur den Tod zur Folge haben kann. Alle innern Mittel haben
sich gegen die Krankheit nutzlos erwiesen, dagegen gelingt es häufig auf operativem Wege
(Ätzung, Punktion, Incision) die Echinokokkenblasen zu entleeren und damit zur Verödung
zu bringen. Nicht selten sterben sie auch von selbst ab
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 3.