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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ledeberg - Lederfabrikation

Ledeberg, südöstl. Vorort von Gent in der belg. Provinz Ostflandern, an der Genter Verbindungsbahn, mit 12 362 E. !

Ledebour (spr. -buhr), Karl Friedr. von, Botaniker, geb. 8. Juli 1785 zu Stralsund, studierte in Greifswald, wurde 1805 Direktor des Botanischen Gartens daselbst, 1811 Professor der Naturgeschichte in Dorpat und unternahm 1826 eine Reise nach dem Altai. Seit 1836 in den Ruhestand versetzt, lebte er in Odessa, Heidelberg und München, wo er 4. Juli 1851 starb. Er veröffentlichte: "Reise durch das Altaigebirge" (2 Tle., Berl. 1820-30), "Flora altaica" (mit Meyer und Bunge, 4 Tle., ebd. 1829-34), "Icones plantarum novarum floram Rossicam illustrantes" (5 Tle., Riga 1829-34), "Flora Rossica" (4 Bde., Stuttg. 1842-53).

Ledebur, Leop., Freiherr von, Geschichtsforscher, geb. 2. Juli 1799 zu Berlin, diente im 2. Garderegiment zu Fuß und nahm 1829 als Hauptmann seine Entlassung. Bei Errichtung des Neuen Museums in Berlin ward er Direktor der königl. Kunstkammer, des Museums der vaterländischen Altertümer und der ethnogr. Sammlungen. L. schied 1875 aus dieser Stellung, verblieb jedoch in dem Heroldsamte und siedelte nach Potsdam über, wo er 17. Nov. 1877 starb. Er schrieb: "Das Land und Volk der Brukterer" (Berl. 1827), "Blicke auf die Litteratur des letzten Jahrzehnts zur Kenntnis Germaniens zwischen Rhein und Weser" (ebd. 1837), "Die fünf Münsterschen Gaue und die sieben Seelande Frieslands" (ebd. 1836), "Der Maiengau oder das Mayenfeld" (ebd. 1842), "Nordthüringen und die Hermundurer oder Thüringer" (ebd. 1842 u. 1852). Auf dem Gebiete der Genealogie und Heraldik veröffentlichte er: "Streifzüge durch die Felder des königlich preuß. Wappens" (Berl. 1842), "Dynastische Forschungen" (ebd. 1853-56), "Adelslexikon der preuß. Monarchie" (unvollendet, ebd. 1854-57) und "Archiv für deutsche Adelsgeschichte, Genealogie, Heraldik und Sphragistik" (2 Tle., ebd. 1863-65). Auch gründete er das "Allgemeine Archiv für die Geschichtskunde des preuß. Staates" (21 Bde., Berl. 1830-36).

Leder, die Bezeichnung für die zubereitete oder gegerbte Tierhaut. Über die einzelnen Ledersorten s. die Specialartikel; über den Herstellungsprozeß s. Lederfabrikation. - Über Englisches Leder s. d.

Lederausstoßmaschine, s. Lederfabrikation (S. 14 b).

Lederbereitung, s. Lederfabrikation.

Lederbindigkeit, s. Harthäutigkeit.

Lederbraun, s. Bismarckbraun.

Lederdam, niederländ. Stadt, s. Leerdam.

Lederer, Christoph, Formschneider, s. Coriolano.

Lederfabrikation oder Gerberei, die Gesamtheit derjenigen Prozesse, durch welche die tierische Haut in der Art verändert wird, daß sie mit Beibehaltung ihrer wesentlichsten Eigenschaften im trocknen Zustande nicht mehr eine kornartige, brüchige Masse, sondern ein zähes faseriges, mehr oder weniger geschmeidiges Gewebe bildet und daß sie im feuchten Zustande der Fäulnis Widerstand leistet. Als Rohmaterial für die L. dienen die Häute der Rinder, Büffel, Pferde, Ziegen und Schafe, seltener die von Hunden, Katzen, Schweinen, Gemsen, Hirschen, Eseln, Maultieren, Seewinden, Nilpferden, Krokodilen u. s. w. Im Handel werden nur die Häute der großen Tiere als Haut, die der kleinern dagegen als Fell bezeichnet. Jede zur L. benutzte Haut besteht aus drei Hauptschichten, der äußern Oberhaut (Epidermis), der innern Unterhaut und der zwischen beiden liegenden sog. Lederhaut oder Blöße (Corium).

Über das Wesen des Leders war man lange im Unklaren, doch herrschte früher größtenteils die Ansicht, daß dasselbe auf einer chem. Verbindung des Leims der Haut mit dem Gerbstoff beruhe. Erst in neuerer Zeit hat Professor F. L. Knapp diese Anschauung widerlegt dadurch, daß er nachwies, daß die auf der Haut festgehaltenen Gerbstoffe ihre ursprünglichen Eigenschaften behalten, daß die Quantität der mit der Haut sich vereinigenden Gerbstoffe keine bestimmte den stöchiometrischen Gesetzen entsprechende ist und daß endlich die Gerbstoffe dem Leder entzogen werden können. Nach Knapp schlagen sich durch Flächenanziehung die Gerbstoffe auf der Hautfaser nieder und umhüllen und schützen sie vor dem Aneinanderkleben und vor Fäulnis.

Die L. zerfällt in drei Hauptabteilungen: die vorbereitenden Operationen, das eigentliche Gerben und die Zurichtung.

A. Die vorbereitenden Operationen. Vor dem Reinmachen werden die frischen Häute, wie sie vom Schlächter kommen, zur Aufstapelung mit Kochsalz, Carbolsäure u. a. konserviert. Zum Reinmachen von Schmutz, Blut und Salz sowie zum Aufweichen werden die Häute 2-6 Tage lang in kaltes Wasser gebracht. Das Aufweichen wird durch mechan. Bearbeiten der Häute in einer Walktrommel oder einer Hammerwalke wesentlich unterstützt. In dem aufgeweichten Zustand werden die Häute auf der Innenseite (Aasseite) von dem Fleisch- und Fettgewebe der Unterhaut befreit. Dies geschieht auf dem sog. Schabebaum, auf welchem die Haut ausgebreitet und mit einem gebogenen, mit zwei Handgriffen versehenen stumpfen Messer, Streich-, Bestoß- oder Schabemesser (s. Tafel: Lederfabrikation, Fig. 1), bearbeitet wird. Hierbei wird zugleich das überschüssige Wasser entfernt. In neuerer Zeit wird diese Arbeit von Maschinen besorgt, bei denen die Haut durch Druckwalzen an eine große rotierende Trommel angepreßt wird und ihre Bearbeitung durch Walzen erfolgt, deren Oberfläche mit Schabemessern besetzt ist. Um die Lederhaut von der Oberhaut zu trennen, muß die Haut besonders präpariert werden, und zwar entweder, indem man ätzende oder beizende Mittel anwendet, oder indem man eine geringe Fäulnis hervorruft. Je nachdem man Sohl- oder Oberleder herstellen will, ist die bezügliche Procedur (das Depilieren, Abhaaren) eine andere. Bei den zu Sohlleder oder Pfundleder bestimmten Häuten wendet man die sog. faulige Gärung an, während man die zu Oberleder bestimmten Häute in Kalkgruben oder Äschern durch Einwirkung von Kalkhydrat geschmeidiger macht. Die faulige Gärung wird durch Abschwitzen erzielt, wozu man die Häute mit der Haarseite nach außen übereinander in Gruben oder einen gut verschlossenen Raum legt, in welchem sie so lange bleiben, bis das Eiweiß in der Haut gelöst und die Haare gelockert sind. Die durch Kalken vorgenommene Behandlung unterscheidet sich in ihrer Wirkung von der Gärung dadurch, daß sie nicht nur die Haarwurzeln, sondern auch die Zellwandungen im Innern der Haut teilweise voneinander löst und so die letztere im ganzen mehr geschmeidig gemacht wird. Die zu Handschuhleder zu verarbeitenden Ziegen- und Lammfelle werden durch Schwefelnatrium, Schwefelcalcium