Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

14

Lederfabrikation

Andere mineralische zum Gerben verwendete Stoffe sind Eisenoxydsalze, mit denen das Eisenleder, und Chromsalze, mit denen das Chromleder erzeugt wird.

Außer den vorstehend genannten, hauptsächlich gebräuchlichen Methoden giebt es noch eine ganze Reihe von Verfahrungsarten der Weißgerberei, von welchen die Pelz- oder Rauchwarengerberei, die Seifengerberei, die animalische Gerberei und die Fettledergerberei hervorzuheben sind. Bei der Pelzgerberei muß natürlich die Oberhaut, die Trägerin des Pelzes, erhalten bleiben. Nachdem die sorgfältig gereinigte Fleischseite mit Mehl und Kleie bestreut ist, rollt man die Felle zusammen und läßt sie einige Zeit in einer gesättigten Kochsalzlösung liegen. Nach dem Auswaschen, Trocknen und Strecken sind sie als fertige Ware zu betrachten. Die animalische Gerberei besteht darin, daß ein durch Fällung einer alkalischen Lösung von Horn, Haaren, Blut und andern albuminösen Körpern mittels Alaunsalzen erzeugter Niederschlag einem alaungaren Leder eingewalkt wird.

3) Für die Sämischgerberei werden hauptsächlich Hirsch-, Reh-, Gemsen-, Ziegen- und Schaffelle verwendet. Das sämischgare Leder zeichnet sich durch seine lockere Weichheit und vor allem dadurch aus, daß es ohne Verlust seiner Vorzüge gewaschen werden kann, weshalb man es auch Waschleder nennt. Da die Narbe der Haut keiner besondern Dehnbarkeit fähig ist, pflegt man dieselbe bei diesem Leder abzustoßen, wodurch beide Seiten desselben das gleiche Aussehen erhalten. Die Sämischgerberei wird hauptsächlich durch Behandlung der Häute mit Fett erzielt, weshalb diese Methode vielfach auch Fettgerberei genannt wird. Nachdem die Häute enthaart und gebeizt sind, werden eine Anzahl derselben in einem Pack übereinander, mit der Narbenseite nach oben, auf einem Tisch ausgebreitet, mit gutem Thran eingerieben und zu einem Knäuel zusammengewickelt. Viele derartige Knäuel bringt man in eine Walke, in welcher die Häute durch wiederholtes Walken vollkommen mit Thran imprägniert werden. Nach dem Walken schichtet man dieselben in der sog. Brutkammer in Haufen auf. Durch die unter Wärmeentwicklung sich vollziehende Oxydation des in den Fellen enthaltenen Fettes wird dasselbe von der geschwellten Blöße so fest gehalten, daß es selbst durch Waschen mit Seife und Soda nicht wieder abgegeben wird. Das unangegriffene Fett läßt sich mit Sodalösung auswaschen; es giebt hiermit eine Emulsion, die als Dégras zum Fetten des lohgaren Leders Verwendung findet.

Außer den vorstehend beschriebenen existieren noch zahlreiche andere Methoden der L., von welchen namentlich die Methode der Gerbung mittels reinen Gerbsäureextrakts Erwähnung verdient. In Amerika wird namentlich die Hemlockrinde (s. d.) dazu benutzt. Steigende Bedeutung für Deutschland hat das Quebrachoholz (s. d.) gewonnen. 1882 wurden nur 1200 t, 1893 dagegen 39 000 t importiert. Im April 1895 beschloß der Reichstag, einen Einfuhrzoll darauf zu legen. Außerdem kommen folgende Gerbsäureextrakte in den Handel: Eichenholzextrakt aus Slawonien, Kastanienholzextrakt aus Frankreich, Canaigreextrakt.

Andererseits finden bei den verschiedenen Gerbprozessen, der Mannigfaltigkeit der Ledersorten entsprechend, im einzelnen mancherlei Abweichungen statt. So spannt man zur Herstellung des Chagrinleders (s. Chagrin) die durch den Reinigungsprozeß vorbereiteten Blößen in Rahmen und drückt die schwarzen, harten Samen der wilden Melde (Chenopodium album) auf der vollständig abgeschabten Narbenseite ein, um dem Leder das eigentümliche körnige Aussehen zu geben. Die getrockneten Häute, welche mit Vertiefungen bedeckt erscheinen, werden mit Schabmessern völlig geebnet, dann geschwellt, mit Lohe oder Alaun gegerbt und meist mit Kupfersalzen grün gefärbt. Beim Schwellen erheben sich die durch den Samen niedergedrückten Teile, wodurch die Knötchen entstehen. Zuletzt wird das Leder mit geschmolzenem Hammelfett getränkt.

Beim Gerben des Saffians verwendet man als Gerbmittel hauptsächlich Sumach, zuweilen Galläpfel, teilweise auch Eichen-, Weiden- und Fichtenrinde. Der auf ähnliche Weise bereitete Maroquin wird nach dem Gerben gefettet. Vom Saffian unterscheidet sich der Korduan durch die größere Stärke der Felle und hauptsächlich dadurch, daß er seine natürliche Farbe behält, während jenem eine künstliche Narbe gegeben wird. Das Juchtenleder (s. Juchten) wird nach den Vorschriften der Lohgerberei mit Anwendung von Weidenrinde hergestellt; in Ermangelung derselben wird auch Eichen-, Pappel- und Fichtenrinde benutzt. Der eigentlich charakteristische Teil der Juchtengerberei ist das Einreiben mit Birkenteeröl, welches dem Leder nicht nur den ihm eigentümlichen Geruch, sondern auch seine außerordentliche Haltbarkeit verleiht. Nachher werden die Häute mit dem Streicheisen so lange behandelt, bis sie geschmeidig geworden sind, und auf der Narbenseite mit einer Alaunlösung bestrichen. Sobald diese Lösung getrocknet ist, giebt man dem Leder eine Narbe, indem man es durch geriefte Walzen gehen läßt.

C. Die Zurichtung bezweckt, den fertig gegerbten Häuten diejenigen Eigenschaften zu geben, welche für die einzelnen Verwendungsarten erforderlich sind. Die Oberleder und die bessern der nicht als Sohlleder benutzten Sorten werden gewöhnlich auf der Spaltmaschine (Fig. 3) gespalten. Bei dieser Maschine, die vom Amerikaner Fox konstruiert ist, wird die zu spaltende Haut von Walzen einem über zwei Scheiben umlaufenden Bandmesser zugeführt, das durch einen unten am Gestell angebrachten Schleifapparat beständig scharf gehalten wird. Das Spalten der Häute kann auch nach dem Kalken geschehen. Sohlleder wird gewalzt, damit es die nötige Festigkeit und Dichte bekommt. Beim Walzen mit Handbetrieb wird die sog. rheinische Karrenwalze (eine mit einem etwa 150 kg schweren Steinkasten belastete Walze) über das auf einer glatten Unterlage ausgebreitete Leder hin und her gefahren, während bei der in Fig. 6 abgebildeten Walzmaschine das Leder zwischen zwei Walzen hindurchgezogen wird, von denen die obere mit einem Druck von etwa 6000 kg gegen die untere gepreßt wird. Früher wurde das Sohlleder erst bei der Verarbeitung mit Handhämmern gedichtet, was gegenwärtig in den Zurichtereien mit dem durch Maschinenkraft betriebenen Lederhammer (Fig. 12) geschieht. Treibriemen, Geschirrleder u. s. w. wird durch Ausstoßen geschmeidig gemacht, indem es mit an den Kanten abgerundeten Schiefersteinen auf der Fleischseite unter kräftigem Druck bearbeitet wird. Diese mühsame Arbeit wird durch die Ausstoßmaschine (Fig. 5) in bedeutend kürzerer Zeit verrichtet. Bei