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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leipzig (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipzig (Stadt)'

Anmerkung: Fortsetzung von [Behörden.]

direktion für die Kreishauptmannschaften L. und Zwickau sowie das Herzogtum Sachsen-Altenburg, eine Reichsbankhauptstelle, die königl. Kreishauptmannschaft und Amtshauptmannschaft L., ein Landgericht (Oberlandesgericht Dresden) mit zwei Kammern für Handelssachen und 14 Amtsgerichten (Borna, Frohburg, Geithain, Grimma, Colditz, L., Leisnig, Markranstädt, Mügeln, Oschatz, Pegau, Taucha, Würzen, Zwenkau), ein Amtsgericht, die Königl. Sächsische Landeslotteriedirektion mit Darlehnskasse, ein Landbauamt, eine Straßen- und Wasserbauinspektion, Gewerbeinspektion, die Landesbrandversicherungsanstalt, zwei Betriebsoberinspektionen der Sächsischen Staatsbahnen, ein HauptZoll-, Kreissteuer- und Aichamt, zwei Superintendenturen, eine Schulinspektion, die Königl. Sächsische Landesuntersuchung, eine Handelskammer, Gewerbekammer, 7 Generalkonsulate und 21 Konsulate, sowie die Kommandos der 24. Division, 47. und 48. Infanterie- und der 24. Kavalleriebrigade.

Unterrichtswesen.. Die Universität verdankt ihre Gründung der Auswanderung von 2000 deutschen Studenten aus Prag (l409) uach L. unter den Professoren Otto von Münsterberg und Johann Hoffmann. Die Landgrafen von Thüringen und Markgrafen von Meißen, Friedrich der Streitbare und dessen Bruder Wilhelm, errichteten auf Grund einer Bulle des Papstes Alexander V. vom 9. Sept. 1409 ein neues Studium generale. Otto von Münsterberg war der erste Rektor. Die Lehrer und Studierenden wurden in vier Nationen geschieden: die sächsische, meißnische, fränkische (später bayrische) und polnische (1830 aufgehoben). Ausgestattet mit dem großen und kleinen Fürstenkollegium (Petrinum), zu denen später das Frauenkollegium kam, und der Besoldung von 20 Magistri, erhielt die Universität 1413 durch Papst Johann XXIII. sechs Kanonikate. Die mediz. Fakultät wurde 1415 gestiftet, 1438 mit zwei Professoren besetzt, die juristische 1504. Der Reformation widersetzte sich die Universität sehr hartnäckig. Kurfürst Moritz von Sachsen schenkte ihr 1545 die Besitzungen des Paulinerklosters und reiche Einkünfte. Für unbemittelte Studierende wurde das Konviktorium gegründet, in dem etwa 280 Studierende Mittag- und Abendessen erhalten. Der Blütezeit bis 1559 folgte ein Stillstand. Pufendorfs Schriften wurden verboten, Chr. Thomasius und A. H. Francke entfernt; erst Gottsched verschaffte einer freiern Richtung Eingang, indem er die deutsche Dichtung als Lehrgegenstand einführte. 1829 wurde ein Rentamt zur Verwaltung eingesetzt und 1830 und 1850 die Verfassung umgestaltet. Die Einnahmen aus dem Universitätsvermögen betragen jährlich etwa 350 000 M., der Staatszuschuß 1,450 Mill. M. Die Zahl der Studierenden sank in der Mitte des 19. Jahrh, auf 800, jetzt ist die Universität L. nächst Berlin und München die am stärksten besuchte im Deutschen Reiche. Sie hatte (Winter 1895/96) 198 Professoren und Docenten, 3019 immatrikulierte studierende und 138 Hörer, (Sommer 1896) 203 Docenten, 170 Hörer, 2876 immatrikulierte Studierende, darunter 335 Theologen, 920 Juristen und 622 Mediziner. Zahnheilkunde studierten 36. Zur Universität gehören das Predigerkollegium zu St. Pauli zur Vorbildung von Kandidaten der Theologie, 1862 gestiftet, die Bibliothek (s. unten), die akademische Lesehalle, zahlreiche Seminare, Institute und Kliniken. - Andere Unterrichtsanstalten sind die Thomasschule, ein städtisches Gymnasium ↔ mit Alumnat (60 Alumnen), 1221 gegründet, deren Kantoren seit langer Zeit berühmte Meister waren, wie Calvisius, Schein, Kuhnau, Bach, Doles, Hiller, Schicht, Weinlig, Hauptmann, Nichter, Rust; die Nikolaischule, ein städtisches Gymasium, 1511 gegründet, das königl. Gymnasium, das Realgymnasium, die königl. Kunstakademie und Kunstgewerbeschule, königl. Baugewerkenschule, städtische Gewerbeschule, 3 städtische und 3 private Realschulen, je 1 höhere Schule für Mädchen, 4 höhere Bürgerschulen, 13 Bürger- und 28 Bezirksschulen, 4 städtische Fortbildungsschulen für Knaben und eine für Mädchen, städtische Haushaltungs -, Schwachsinnigenschule, Erziehungsanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder, Taubstummenanstalt, 1778 von Eppendorf nach L. verlegt, und die städtische Blindenanstalt. Von Korporationen und Vereinen unterhaltene Schulen sind die Öffentliche Handelslehranstalt, Öffentliche Buchhändlerlehranstalt, Bildungsanstalt für Kindergärtnerinnen, das Lyceum für Damen, 2 Haushaltungsschulen, Deutsche Fachschule für Drechsler und Bildschnitzer (s. Holzindustrieschulen), Fachschulen für Kaufleute, Buchdrucker, Heizer u. a., endlich zahlreiche Privatschulen.

Die Frequenz der Bürger- und Bezirksschulen betrug 15. Mai 1896:
SchulenKnabenMädchenZusammen
Höhere Bürgerschulen1 5551 9293 484
Mittlere Bürgerschulen7 3426 96714 309
Bezirksschulen19 75921 10140 860
Insgesamt28 65629 99758 653

Sammlungen. . Die Universitätsbibliothek «Albertina» (Oberbibliothekar: Prof. Dr. von Gebhard) ist entstanden aus der Bibliothek des 1543 aufgehobenen Pauliner-(Dominikaner-)klosters und enthält 438 000 Bände, 545 Inkunabeln vor 1481 und 4138 Handschriften; die Stadtbibliothek (Oberbibliothckar: Dr. Wustmann, 110 000 Bände, 1500 Bände Handschriften) befindet sich im Alten Gewandhaus; im Buchhändlerhause die Königl. Sächsische Bibliographische Sammlung, die Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und das Buchgewerbemuseum (s. Centralverein für das gesamte Buchgewerbe). Ferner bestehen eine Bibliothek der Handelskammer (18 000 Bände, 93 Bände Handschriften), des Reichsgerichts (88 000 Bände) u. a.

Den bildenden Künsten. dient das Städtische Museum der bildenden Künste, eine Schöpfung des 1836 begründeten Leipziger Kunstvereins, welches eine reichhaltige Sammlung besonders moderner Kunstwerke (1896 über 730 Ölgemälde, 270 Skulpturen und 99 Kartons und Aquarellen) birgt. Große Schenkungen und Vermächtnisse haben das Institut vorzugsweise gefördert, so das Vermächtnis des 1853 verstorbenen Heinrich Schletter, die Claußsche, Schumannsche und Thiemesche Stiftung von Gemälden, die Dörriensche, ehemals Gehlersche Sammlung von Zeichnungen älterer, die Demianische und Mayersche Sammlung von Zeichnungen und Aquarellen moderner Meister u. s. w sowie die von Karl Lampe gestiftete Sammlung von Stichen, Photographien u. s. w. zur Geschichte der Malerei. Wertvoll ist das Vermächtnis (500 000 M.) des 1888 verstorbenen Hermann Theobald Petschke geworden, aus dessen Erträgnissen Gemälde und Skulpturen angekauft werden. In dem Erdgeschoß hat auch der

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 61.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 61.